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Lewald, Fanny: Für und wider die Frauen. Berlin, 1870.

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übrigens kein Bedenken gehabt haben würde. In diesem Verhältniß blieb Auguste sieben, acht Jahre, und die "Gesellschaft" gewöhnte sich endlich doch daran, ihren ungewöhnlichen Schritt stillschweigend "zu toleriren". Auguste hatte während dessen einen Einblick in die kaufmännischen Verhältnisse gethan, hatte ein Mädchen kennen gelernt, das in dem Geschäfte des Hoflieferanten lange Jahre thätig gewesen war, und da beide Mädchen etwas erspart hatten, beide sich sagen mußten, daß sie in ihren jetzigen Verhältnissen lebenslang abhängig bleiben müßten, was zuletzt doch sein Drückendes habe, beschlossen sie, sich zusammenzuthun und das Wäschgeschäft zu gründen, das noch jetzt in Berlin an der Schloßfreiheit unter der Firma Pauli und Scharrenweber besteht. Sie gingen beide mit Energie an die Arbeit, das Geschäft kam rasch in Aufschwung, ihre alten Bekannten bildeten ihnen eine gute Kundschaft; aber -- mit Augusten's gesellschaftlichen Beziehungen war es mit einem Male vorbei -- oder doch nahezu vorbei; denn es waren allerdings einige Familien verständig genug, den Entschluß des Mädchens als sehr achtungswerth und von der Nothwendigkeit als geboten zu erkennen, und sie wie früher bei sich aufzunehmen, die Mehrzahl ihrer Bekannten zog sich jedoch von ihr zurück. Die Eine war gerade in den Laden gekommen, als Auguste einem Manne, den sie beide kannten, Nachthemden zum Besehen vorgelegt und angemessen hatte, die Andere hatte dabei gestanden, wie sie Pantalons und Kinderzeug verkauft!

übrigens kein Bedenken gehabt haben würde. In diesem Verhältniß blieb Auguste sieben, acht Jahre, und die »Gesellschaft« gewöhnte sich endlich doch daran, ihren ungewöhnlichen Schritt stillschweigend »zu toleriren«. Auguste hatte während dessen einen Einblick in die kaufmännischen Verhältnisse gethan, hatte ein Mädchen kennen gelernt, das in dem Geschäfte des Hoflieferanten lange Jahre thätig gewesen war, und da beide Mädchen etwas erspart hatten, beide sich sagen mußten, daß sie in ihren jetzigen Verhältnissen lebenslang abhängig bleiben müßten, was zuletzt doch sein Drückendes habe, beschlossen sie, sich zusammenzuthun und das Wäschgeschäft zu gründen, das noch jetzt in Berlin an der Schloßfreiheit unter der Firma Pauli und Scharrenweber besteht. Sie gingen beide mit Energie an die Arbeit, das Geschäft kam rasch in Aufschwung, ihre alten Bekannten bildeten ihnen eine gute Kundschaft; aber — mit Augusten's gesellschaftlichen Beziehungen war es mit einem Male vorbei — oder doch nahezu vorbei; denn es waren allerdings einige Familien verständig genug, den Entschluß des Mädchens als sehr achtungswerth und von der Nothwendigkeit als geboten zu erkennen, und sie wie früher bei sich aufzunehmen, die Mehrzahl ihrer Bekannten zog sich jedoch von ihr zurück. Die Eine war gerade in den Laden gekommen, als Auguste einem Manne, den sie beide kannten, Nachthemden zum Besehen vorgelegt und angemessen hatte, die Andere hatte dabei gestanden, wie sie Pantalons und Kinderzeug verkauft!

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übrigens kein Bedenken gehabt haben würde. In diesem Verhältniß blieb Auguste sieben, acht Jahre, und die »Gesellschaft« gewöhnte sich endlich doch daran, ihren ungewöhnlichen Schritt stillschweigend »zu toleriren«. Auguste hatte während dessen einen Einblick in die kaufmännischen Verhältnisse gethan, hatte ein Mädchen kennen gelernt, das in dem Geschäfte des Hoflieferanten lange Jahre thätig gewesen war, und da beide Mädchen etwas erspart hatten, beide sich sagen mußten, daß sie in ihren jetzigen Verhältnissen lebenslang abhängig bleiben müßten, was zuletzt doch sein Drückendes habe, beschlossen sie, sich zusammenzuthun und das Wäschgeschäft zu gründen, das noch jetzt in Berlin an der Schloßfreiheit unter der Firma Pauli und Scharrenweber besteht. Sie gingen beide mit Energie an die Arbeit, das Geschäft kam rasch in Aufschwung, ihre alten Bekannten bildeten ihnen eine gute Kundschaft; aber &#x2014; mit Augusten's gesellschaftlichen Beziehungen war es mit einem Male vorbei &#x2014; oder doch nahezu vorbei; denn es waren allerdings einige Familien verständig genug, den Entschluß des Mädchens als sehr achtungswerth und von der Nothwendigkeit als geboten zu erkennen, und sie wie früher bei sich aufzunehmen, die Mehrzahl ihrer Bekannten zog sich jedoch von ihr zurück. Die Eine war gerade in den Laden gekommen, als Auguste einem Manne, den sie beide kannten, Nachthemden zum Besehen vorgelegt und angemessen hatte, die Andere hatte dabei gestanden, wie sie Pantalons und Kinderzeug verkauft!
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[51/0061] übrigens kein Bedenken gehabt haben würde. In diesem Verhältniß blieb Auguste sieben, acht Jahre, und die »Gesellschaft« gewöhnte sich endlich doch daran, ihren ungewöhnlichen Schritt stillschweigend »zu toleriren«. Auguste hatte während dessen einen Einblick in die kaufmännischen Verhältnisse gethan, hatte ein Mädchen kennen gelernt, das in dem Geschäfte des Hoflieferanten lange Jahre thätig gewesen war, und da beide Mädchen etwas erspart hatten, beide sich sagen mußten, daß sie in ihren jetzigen Verhältnissen lebenslang abhängig bleiben müßten, was zuletzt doch sein Drückendes habe, beschlossen sie, sich zusammenzuthun und das Wäschgeschäft zu gründen, das noch jetzt in Berlin an der Schloßfreiheit unter der Firma Pauli und Scharrenweber besteht. Sie gingen beide mit Energie an die Arbeit, das Geschäft kam rasch in Aufschwung, ihre alten Bekannten bildeten ihnen eine gute Kundschaft; aber — mit Augusten's gesellschaftlichen Beziehungen war es mit einem Male vorbei — oder doch nahezu vorbei; denn es waren allerdings einige Familien verständig genug, den Entschluß des Mädchens als sehr achtungswerth und von der Nothwendigkeit als geboten zu erkennen, und sie wie früher bei sich aufzunehmen, die Mehrzahl ihrer Bekannten zog sich jedoch von ihr zurück. Die Eine war gerade in den Laden gekommen, als Auguste einem Manne, den sie beide kannten, Nachthemden zum Besehen vorgelegt und angemessen hatte, die Andere hatte dabei gestanden, wie sie Pantalons und Kinderzeug verkauft!

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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Für und wider die Frauen. Berlin, 1870, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_frauen_1870/61>, abgerufen am 24.04.2024.