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Liliencron, Detlev von: Adjutantenritte und andere Gedichte. Leipzig, [1883].

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Doch als er hört des Königs End',
Flugs hat er auch die Stirn gewend't,
Und ist zu Haus schon heute.
Der Jüngste aber schreit ihn an,
Was willst du hier, du fremder Mann,
Dich kennen nicht die Leute.
Was, rief der Älteste mit Grimm,
Du Kobold, du, und das wär' schlimm,
Doch höre, was ich sage.
Nis Hinrichsen, wie dir bekannt,
Ist Vicekönig hier im Land,
Der schlichte unsre Klage.
Nis zog die Hakennase kraus
Und wettert zornig: Ei, der Daus.
Vor Ärger wurd' er gelbe.
Denn mach' ich Skjalm die Sache recht,
So mach' ich Gilm die Sache schlecht,
Und umgekehrt dasselbe.
Der Teufel hol' den Kronenzwist,
Ich bitt' mir aus ein Halbjahr Frist,
Es wird vielleicht gelingen.
Stark füttern ließ er seinen Rock,
Und übte über Stein und Stock
Sein milchweiß Pferd im Springen.
In Urnehöved war die Wahl,
Es warten dort in Helm und Stahl,
Skjalm, Gilm, und ihre Ritter.
Nis kam und schrie von Weitem schon:
Gilm blieb im Land, dafür den Thron. --
Kehrt, fort wie Ungewitter.

Doch als er hört des Königs End’,
Flugs hat er auch die Stirn gewend’t,
Und iſt zu Haus ſchon heute.
Der Jüngſte aber ſchreit ihn an,
Was willſt du hier, du fremder Mann,
Dich kennen nicht die Leute.
Was, rief der Älteſte mit Grimm,
Du Kobold, du, und das wär’ ſchlimm,
Doch höre, was ich ſage.
Nis Hinrichſen, wie dir bekannt,
Iſt Vicekönig hier im Land,
Der ſchlichte unſre Klage.
Nis zog die Hakennaſe kraus
Und wettert zornig: Ei, der Daus.
Vor Ärger wurd’ er gelbe.
Denn mach’ ich Skjalm die Sache recht,
So mach’ ich Gilm die Sache ſchlecht,
Und umgekehrt dasſelbe.
Der Teufel hol’ den Kronenzwiſt,
Ich bitt’ mir aus ein Halbjahr Friſt,
Es wird vielleicht gelingen.
Stark füttern ließ er ſeinen Rock,
Und übte über Stein und Stock
Sein milchweiß Pferd im Springen.
In Urnehöved war die Wahl,
Es warten dort in Helm und Stahl,
Skjalm, Gilm, und ihre Ritter.
Nis kam und ſchrie von Weitem ſchon:
Gilm blieb im Land, dafür den Thron. —
Kehrt, fort wie Ungewitter.

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[92/0100] Doch als er hört des Königs End’, Flugs hat er auch die Stirn gewend’t, Und iſt zu Haus ſchon heute. Der Jüngſte aber ſchreit ihn an, Was willſt du hier, du fremder Mann, Dich kennen nicht die Leute. Was, rief der Älteſte mit Grimm, Du Kobold, du, und das wär’ ſchlimm, Doch höre, was ich ſage. Nis Hinrichſen, wie dir bekannt, Iſt Vicekönig hier im Land, Der ſchlichte unſre Klage. Nis zog die Hakennaſe kraus Und wettert zornig: Ei, der Daus. Vor Ärger wurd’ er gelbe. Denn mach’ ich Skjalm die Sache recht, So mach’ ich Gilm die Sache ſchlecht, Und umgekehrt dasſelbe. Der Teufel hol’ den Kronenzwiſt, Ich bitt’ mir aus ein Halbjahr Friſt, Es wird vielleicht gelingen. Stark füttern ließ er ſeinen Rock, Und übte über Stein und Stock Sein milchweiß Pferd im Springen. In Urnehöved war die Wahl, Es warten dort in Helm und Stahl, Skjalm, Gilm, und ihre Ritter. Nis kam und ſchrie von Weitem ſchon: Gilm blieb im Land, dafür den Thron. — Kehrt, fort wie Ungewitter.

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Zitationshilfe: Liliencron, Detlev von: Adjutantenritte und andere Gedichte. Leipzig, [1883], S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liliencron_adjutantenritte_1883/100>, abgerufen am 29.03.2024.