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Liliencron, Detlev von: Adjutantenritte und andere Gedichte. Leipzig, [1883].

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Das liebe Mädchen hatte geschlafen,
Doch wie sie des Junkers Augen trafen,
Ist sie erwacht.
Erst schreit sie auf und will feldein,
Ich denke wir lassen die beiden allein
In der Sommernacht.


Frühling.


Komm, Mädchen mir nicht auf die Stube.
Du glaubst nicht, wie das gefährlich ist
Und wie mein Herze begehrlich ist --
Komm, Mädchen, mir nicht auf die Stube.
Du klipperst und klapperst mit Teller und Tassen,
Rasch muß ich von Arbeit und Handwerkzeug lassen
Du kleine Kokette,
Und muß dich küssen und stürmisch umfassen.
Komm, Mädchen, mir nicht auf die Stube.
Komm, Mädchen, mir nicht in die Wege.
Wenn im Garten ich einsam spazieren geh
Und im Garten dich einsam hantieren seh --
Komm, Mädchen, mir nicht in die Wege.
Aus Himbeergebüschen schimmert dein Rücken,
Ich höre dein Kichern beim Unkraut pflücken,
Du hast mich gesehen:
Was zögert er noch, in den Arm mich zu drücken.
Komm, Mädchen, mir nicht in die Wege.

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Das liebe Mädchen hatte geſchlafen,
Doch wie ſie des Junkers Augen trafen,
Iſt ſie erwacht.
Erſt ſchreit ſie auf und will feldein,
Ich denke wir laſſen die beiden allein
In der Sommernacht.


Frühling.


Komm, Mädchen mir nicht auf die Stube.
Du glaubſt nicht, wie das gefährlich iſt
Und wie mein Herze begehrlich iſt —
Komm, Mädchen, mir nicht auf die Stube.
Du klipperſt und klapperſt mit Teller und Taſſen,
Raſch muß ich von Arbeit und Handwerkzeug laſſen
Du kleine Kokette,
Und muß dich küſſen und ſtürmiſch umfaſſen.
Komm, Mädchen, mir nicht auf die Stube.
Komm, Mädchen, mir nicht in die Wege.
Wenn im Garten ich einſam ſpazieren geh
Und im Garten dich einſam hantieren ſeh —
Komm, Mädchen, mir nicht in die Wege.
Aus Himbeergebüſchen ſchimmert dein Rücken,
Ich höre dein Kichern beim Unkraut pflücken,
Du haſt mich geſehen:
Was zögert er noch, in den Arm mich zu drücken.
Komm, Mädchen, mir nicht in die Wege.

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[49/0057] Das liebe Mädchen hatte geſchlafen, Doch wie ſie des Junkers Augen trafen, Iſt ſie erwacht. Erſt ſchreit ſie auf und will feldein, Ich denke wir laſſen die beiden allein In der Sommernacht. Frühling. Komm, Mädchen mir nicht auf die Stube. Du glaubſt nicht, wie das gefährlich iſt Und wie mein Herze begehrlich iſt — Komm, Mädchen, mir nicht auf die Stube. Du klipperſt und klapperſt mit Teller und Taſſen, Raſch muß ich von Arbeit und Handwerkzeug laſſen Du kleine Kokette, Und muß dich küſſen und ſtürmiſch umfaſſen. Komm, Mädchen, mir nicht auf die Stube. Komm, Mädchen, mir nicht in die Wege. Wenn im Garten ich einſam ſpazieren geh Und im Garten dich einſam hantieren ſeh — Komm, Mädchen, mir nicht in die Wege. Aus Himbeergebüſchen ſchimmert dein Rücken, Ich höre dein Kichern beim Unkraut pflücken, Du haſt mich geſehen: Was zögert er noch, in den Arm mich zu drücken. Komm, Mädchen, mir nicht in die Wege. 4

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Zitationshilfe: Liliencron, Detlev von: Adjutantenritte und andere Gedichte. Leipzig, [1883], S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liliencron_adjutantenritte_1883/57>, abgerufen am 28.03.2024.