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Liliencron, Detlev von: Adjutantenritte und andere Gedichte. Leipzig, [1883].

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Zuletzt verliert sich das Geläut
In Bruch und Moor und Schilfgestäud.
Der Keiler nahm das Wasser an,
Svidger und Burvin sind heran.
Und nun ein köstlich Bild zum Malen:
Voran der Keiler, hinterher
Die Rüdenhunde, dann mit Speer
Und Pfeilen Burvin, Svidiger,
Das Alles kreuzt die stille Flut
Zur Mittagstund in Sonnenglut.
Und voll Entsetzen schwimmt der Keiler,
Ein prächtig schöner Wellenteiler,
Voll Gier und Mordsucht dann die Rüden,
Die Hengste dann, die schon ermüden.
So schaufelt emsig fort die Hetze,
Es jauchzen Svidger und Burvin,
Bis endlich unsichtbare Netze
Die Pferde in die Tiefe ziehn.
Nun schwimmen selbst die Jagdgenossen,
Die gelben Locken seeumflossen.
Doch auch die stärkste Reckenkraft
Erlahmt am Ende und erschlafft,
Und gerade war es Zeit zum Landen,
Eh' Sinn und Armkraft ihnen schwanden.
Nun ruhn sie matt auf weißem Sand
In König Buthus Heidenland,
Wo unbarmherzig jeder Christ
Dem Götzengott verfallen ist.

Der Priester steht am Steinaltar,
Das Tamtam dröhnt, die Menge schreit,
Den beiden Christen fällt das Haar,
Das Opfermesser ist bereit.
Auf scharlachrotem Thron schaut zu
Die schöne Tochter von Buthu.

Zuletzt verliert ſich das Geläut
In Bruch und Moor und Schilfgeſtäud.
Der Keiler nahm das Waſſer an,
Svidger und Burvin ſind heran.
Und nun ein köſtlich Bild zum Malen:
Voran der Keiler, hinterher
Die Rüdenhunde, dann mit Speer
Und Pfeilen Burvin, Svidiger,
Das Alles kreuzt die ſtille Flut
Zur Mittagſtund in Sonnenglut.
Und voll Entſetzen ſchwimmt der Keiler,
Ein prächtig ſchöner Wellenteiler,
Voll Gier und Mordſucht dann die Rüden,
Die Hengſte dann, die ſchon ermüden.
So ſchaufelt emſig fort die Hetze,
Es jauchzen Svidger und Burvin,
Bis endlich unſichtbare Netze
Die Pferde in die Tiefe ziehn.
Nun ſchwimmen ſelbſt die Jagdgenoſſen,
Die gelben Locken ſeeumfloſſen.
Doch auch die ſtärkſte Reckenkraft
Erlahmt am Ende und erſchlafft,
Und gerade war es Zeit zum Landen,
Eh’ Sinn und Armkraft ihnen ſchwanden.
Nun ruhn ſie matt auf weißem Sand
In König Buthus Heidenland,
Wo unbarmherzig jeder Chriſt
Dem Götzengott verfallen iſt.

Der Prieſter ſteht am Steinaltar,
Das Tamtam dröhnt, die Menge ſchreit,
Den beiden Chriſten fällt das Haar,
Das Opfermeſſer iſt bereit.
Auf ſcharlachrotem Thron ſchaut zu
Die ſchöne Tochter von Buthu.
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[87/0095] Zuletzt verliert ſich das Geläut In Bruch und Moor und Schilfgeſtäud. Der Keiler nahm das Waſſer an, Svidger und Burvin ſind heran. Und nun ein köſtlich Bild zum Malen: Voran der Keiler, hinterher Die Rüdenhunde, dann mit Speer Und Pfeilen Burvin, Svidiger, Das Alles kreuzt die ſtille Flut Zur Mittagſtund in Sonnenglut. Und voll Entſetzen ſchwimmt der Keiler, Ein prächtig ſchöner Wellenteiler, Voll Gier und Mordſucht dann die Rüden, Die Hengſte dann, die ſchon ermüden. So ſchaufelt emſig fort die Hetze, Es jauchzen Svidger und Burvin, Bis endlich unſichtbare Netze Die Pferde in die Tiefe ziehn. Nun ſchwimmen ſelbſt die Jagdgenoſſen, Die gelben Locken ſeeumfloſſen. Doch auch die ſtärkſte Reckenkraft Erlahmt am Ende und erſchlafft, Und gerade war es Zeit zum Landen, Eh’ Sinn und Armkraft ihnen ſchwanden. Nun ruhn ſie matt auf weißem Sand In König Buthus Heidenland, Wo unbarmherzig jeder Chriſt Dem Götzengott verfallen iſt. Der Prieſter ſteht am Steinaltar, Das Tamtam dröhnt, die Menge ſchreit, Den beiden Chriſten fällt das Haar, Das Opfermeſſer iſt bereit. Auf ſcharlachrotem Thron ſchaut zu Die ſchöne Tochter von Buthu.

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Zitationshilfe: Liliencron, Detlev von: Adjutantenritte und andere Gedichte. Leipzig, [1883], S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liliencron_adjutantenritte_1883/95>, abgerufen am 25.04.2024.