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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.

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(o)
Jüngere, oder Lob-Rede auf den Herrn D. Joh. Ernst
Philippi, Professor der Deutschen Wohlredenheit
auf der Universität Halle, mit entsetzlichen Religi-
ons-Spöttereyen angefüllet, und eine strafbaere
Schrift sey? Bey welcher Gelegenheit zugleich au-
genscheinlich gezeiget wird, daß der Herr Professor
Philippi die Schrift: Gleiche Brüder, gleiche Kap-
pen etc. unmöglich gemacht haben könne. Leipzig,
1733. 10. Bogen, in Octav. Eine gute Satyre
ist das kräftigste Heylungs-Mittel der Jnvaliden des
Parnasses. Sie erwecket unter ihnen eine allge-
meine Demuth und Ehrerbietung. Diese Wir-
ckung hatte auch Briontes der Jüngere, den Herr
Professor Philippi, der ein grosser Kenner dieser
Schriften ist, für eine Satyre hält. Er hat also,
nach deren reiflichen Untersuchung, die Stimme
einer mitleidigen Vorsicht erkannt, die ihn seinen
Feinden nicht ganz überantworten, noch verstatten
will, daß kein Deutscher sich des Lachens enthal-
te, der den Namen Briontes höret. Er ist
überzeuget, die Sicherheit eines Scribentens
sey dem Hochmuth ähnlich, dieser aber allemahl
ein Vorbote des Falles. Er hat sich also nicht un-
geberdig gestellet, nicht gescholten oder getobet, wie
ein kleiner Geist gethan haben würde. Seine Fein-
de kräncket es daher nicht wenig, daß sie ihm
nicht auch eine gewisse Seuche, die in der Schu-
le herrschet, oder den pudorem malum vieler
Bücher-Schreiber vorwerfen können, die nie ge-
stehen wollen, daß sie gefehlet, und oft zehn Wer-
cke schreiben, um die Schwachheiten eines einzi-
gen zu verewigen. Unser Freund, der Herr Pro-

fessor

(o)
Juͤngere, oder Lob-Rede auf den Herrn D. Joh. Ernſt
Philippi, Profeſſor der Deutſchen Wohlredenheit
auf der Univerſitaͤt Halle, mit entſetzlichen Religi-
ons-Spoͤttereyen angefuͤllet, und eine ſtrafbaere
Schrift ſey? Bey welcher Gelegenheit zugleich au-
genſcheinlich gezeiget wird, daß der Herr Profeſſor
Philippi die Schrift: Gleiche Bruͤder, gleiche Kap-
pen ꝛc. unmoͤglich gemacht haben koͤnne. Leipzig,
1733. 10. Bogen, in Octav. Eine gute Satyre
iſt das kraͤftigſte Heylungs-Mittel der Jnvaliden des
Parnaſſes. Sie erwecket unter ihnen eine allge-
meine Demuth und Ehrerbietung. Dieſe Wir-
ckung hatte auch Briontes der Juͤngere, den Herr
Profeſſor Philippi, der ein groſſer Kenner dieſer
Schriften iſt, fuͤr eine Satyre haͤlt. Er hat alſo,
nach deren reiflichen Unterſuchung, die Stimme
einer mitleidigen Vorſicht erkannt, die ihn ſeinen
Feinden nicht ganz uͤberantworten, noch verſtatten
will, daß kein Deutſcher ſich des Lachens enthal-
te, der den Namen Briontes hoͤret. Er iſt
uͤberzeuget, die Sicherheit eines Scribentens
ſey dem Hochmuth aͤhnlich, dieſer aber allemahl
ein Vorbote des Falles. Er hat ſich alſo nicht un-
geberdig geſtellet, nicht geſcholten oder getobet, wie
ein kleiner Geiſt gethan haben wuͤrde. Seine Fein-
de kraͤncket es daher nicht wenig, daß ſie ihm
nicht auch eine gewiſſe Seuche, die in der Schu-
le herrſchet, oder den pudorem malum vieler
Buͤcher-Schreiber vorwerfen koͤnnen, die nie ge-
ſtehen wollen, daß ſie gefehlet, und oft zehn Wer-
cke ſchreiben, um die Schwachheiten eines einzi-
gen zu verewigen. Unſer Freund, der Herr Pro-

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[831/0923] (o) Juͤngere, oder Lob-Rede auf den Herrn D. Joh. Ernſt Philippi, Profeſſor der Deutſchen Wohlredenheit auf der Univerſitaͤt Halle, mit entſetzlichen Religi- ons-Spoͤttereyen angefuͤllet, und eine ſtrafbaere Schrift ſey? Bey welcher Gelegenheit zugleich au- genſcheinlich gezeiget wird, daß der Herr Profeſſor Philippi die Schrift: Gleiche Bruͤder, gleiche Kap- pen ꝛc. unmoͤglich gemacht haben koͤnne. Leipzig, 1733. 10. Bogen, in Octav. Eine gute Satyre iſt das kraͤftigſte Heylungs-Mittel der Jnvaliden des Parnaſſes. Sie erwecket unter ihnen eine allge- meine Demuth und Ehrerbietung. Dieſe Wir- ckung hatte auch Briontes der Juͤngere, den Herr Profeſſor Philippi, der ein groſſer Kenner dieſer Schriften iſt, fuͤr eine Satyre haͤlt. Er hat alſo, nach deren reiflichen Unterſuchung, die Stimme einer mitleidigen Vorſicht erkannt, die ihn ſeinen Feinden nicht ganz uͤberantworten, noch verſtatten will, daß kein Deutſcher ſich des Lachens enthal- te, der den Namen Briontes hoͤret. Er iſt uͤberzeuget, die Sicherheit eines Scribentens ſey dem Hochmuth aͤhnlich, dieſer aber allemahl ein Vorbote des Falles. Er hat ſich alſo nicht un- geberdig geſtellet, nicht geſcholten oder getobet, wie ein kleiner Geiſt gethan haben wuͤrde. Seine Fein- de kraͤncket es daher nicht wenig, daß ſie ihm nicht auch eine gewiſſe Seuche, die in der Schu- le herrſchet, oder den pudorem malum vieler Buͤcher-Schreiber vorwerfen koͤnnen, die nie ge- ſtehen wollen, daß ſie gefehlet, und oft zehn Wer- cke ſchreiben, um die Schwachheiten eines einzi- gen zu verewigen. Unſer Freund, der Herr Pro- feſſor

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Zitationshilfe: [Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 831. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/923>, abgerufen am 28.03.2024.