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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.

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Mars.
neben einander gesetzt, würden auf der Erde ein solches Licht ver-
breiten, welches unserem hellen Mittagslichte gleicht.

§. 83. (Wichtige Dienste, die Mars der Astronomie geleistet
hat.) Satelliten hat man, wie gesagt, an diesem Planeten noch
keine bemerkt; demungeachtet könnten sie doch wohl existiren. Da
Mars selbst nur so matt beleuchtet ist, so wäre es möglich, daß
diese Satelliten ihr von der Sonne erhaltenes Licht in noch
schwächerem Grade zurückwerfen, und daß sie sich überdieß vielleicht
mehrere Grade von ihrem Hauptplaneten entfernen, wodurch das
Auffinden dieser Monde sehr erschwert werden müßte. Es wäre
deßhalb vielleicht zweckmäßig, diesen Planeten und seine Umgebungen
besonders zu der Zeit seiner Opposition, wo er der Erde am nächsten
steht, mit lichtstarken Fernröhren aufmerksam und wiederholt zu
untersuchen.

Uebrigens hat uns dieser Planet, in Beziehung auf unsere
Kenntniß des ganzen Sonnensystems, schon zweimal sehr wichtige
Dienste geleistet. Wir haben im vorhergehenden Kapitel gesehen,
daß Mars es war, der uns die erste genaue Bestimmung der
Sonnenparallaxe, und damit die Kenntniß der wahren Größe
unseres Weltsystems gegeben hat. Eben so haben wir auch schon
oben (I. Kap. IX.) erwähnt, daß die große Excentricität der
Marsbahn es war, die Kepler auf die Entdeckung der elliptischen
Bewegung der Planeten geführt hat. Hätte sich zufällig zu der
Zeit, als Kepler sich mit Tycho zur Förderung der Wissenschaft
verband, dieser mit einem andern Planeten beschäftigt, so würde
jener seine große Entdeckung, durch welche die Astronomie eine
ganz andere Gestalt erhielt, höchst wahrscheinlich nicht gemacht
haben, da er bei den so unvollkommenen Beobachtungen seiner
Zeit schon Mühe genug hatte, auch nur die an sich so große Ellip-
ticität der Marsbahn zu erkennen.




Littrow's Himmel u. s. Wunder. II. 8

Mars.
neben einander geſetzt, würden auf der Erde ein ſolches Licht ver-
breiten, welches unſerem hellen Mittagslichte gleicht.

§. 83. (Wichtige Dienſte, die Mars der Aſtronomie geleiſtet
hat.) Satelliten hat man, wie geſagt, an dieſem Planeten noch
keine bemerkt; demungeachtet könnten ſie doch wohl exiſtiren. Da
Mars ſelbſt nur ſo matt beleuchtet iſt, ſo wäre es möglich, daß
dieſe Satelliten ihr von der Sonne erhaltenes Licht in noch
ſchwächerem Grade zurückwerfen, und daß ſie ſich überdieß vielleicht
mehrere Grade von ihrem Hauptplaneten entfernen, wodurch das
Auffinden dieſer Monde ſehr erſchwert werden müßte. Es wäre
deßhalb vielleicht zweckmäßig, dieſen Planeten und ſeine Umgebungen
beſonders zu der Zeit ſeiner Oppoſition, wo er der Erde am nächſten
ſteht, mit lichtſtarken Fernröhren aufmerkſam und wiederholt zu
unterſuchen.

Uebrigens hat uns dieſer Planet, in Beziehung auf unſere
Kenntniß des ganzen Sonnenſyſtems, ſchon zweimal ſehr wichtige
Dienſte geleiſtet. Wir haben im vorhergehenden Kapitel geſehen,
daß Mars es war, der uns die erſte genaue Beſtimmung der
Sonnenparallaxe, und damit die Kenntniß der wahren Größe
unſeres Weltſyſtems gegeben hat. Eben ſo haben wir auch ſchon
oben (I. Kap. IX.) erwähnt, daß die große Excentricität der
Marsbahn es war, die Kepler auf die Entdeckung der elliptiſchen
Bewegung der Planeten geführt hat. Hätte ſich zufällig zu der
Zeit, als Kepler ſich mit Tycho zur Förderung der Wiſſenſchaft
verband, dieſer mit einem andern Planeten beſchäftigt, ſo würde
jener ſeine große Entdeckung, durch welche die Aſtronomie eine
ganz andere Geſtalt erhielt, höchſt wahrſcheinlich nicht gemacht
haben, da er bei den ſo unvollkommenen Beobachtungen ſeiner
Zeit ſchon Mühe genug hatte, auch nur die an ſich ſo große Ellip-
ticität der Marsbahn zu erkennen.




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[113/0123] Mars. neben einander geſetzt, würden auf der Erde ein ſolches Licht ver- breiten, welches unſerem hellen Mittagslichte gleicht. §. 83. (Wichtige Dienſte, die Mars der Aſtronomie geleiſtet hat.) Satelliten hat man, wie geſagt, an dieſem Planeten noch keine bemerkt; demungeachtet könnten ſie doch wohl exiſtiren. Da Mars ſelbſt nur ſo matt beleuchtet iſt, ſo wäre es möglich, daß dieſe Satelliten ihr von der Sonne erhaltenes Licht in noch ſchwächerem Grade zurückwerfen, und daß ſie ſich überdieß vielleicht mehrere Grade von ihrem Hauptplaneten entfernen, wodurch das Auffinden dieſer Monde ſehr erſchwert werden müßte. Es wäre deßhalb vielleicht zweckmäßig, dieſen Planeten und ſeine Umgebungen beſonders zu der Zeit ſeiner Oppoſition, wo er der Erde am nächſten ſteht, mit lichtſtarken Fernröhren aufmerkſam und wiederholt zu unterſuchen. Uebrigens hat uns dieſer Planet, in Beziehung auf unſere Kenntniß des ganzen Sonnenſyſtems, ſchon zweimal ſehr wichtige Dienſte geleiſtet. Wir haben im vorhergehenden Kapitel geſehen, daß Mars es war, der uns die erſte genaue Beſtimmung der Sonnenparallaxe, und damit die Kenntniß der wahren Größe unſeres Weltſyſtems gegeben hat. Eben ſo haben wir auch ſchon oben (I. Kap. IX.) erwähnt, daß die große Excentricität der Marsbahn es war, die Kepler auf die Entdeckung der elliptiſchen Bewegung der Planeten geführt hat. Hätte ſich zufällig zu der Zeit, als Kepler ſich mit Tycho zur Förderung der Wiſſenſchaft verband, dieſer mit einem andern Planeten beſchäftigt, ſo würde jener ſeine große Entdeckung, durch welche die Aſtronomie eine ganz andere Geſtalt erhielt, höchſt wahrſcheinlich nicht gemacht haben, da er bei den ſo unvollkommenen Beobachtungen ſeiner Zeit ſchon Mühe genug hatte, auch nur die an ſich ſo große Ellip- ticität der Marsbahn zu erkennen. Littrow’s Himmel u. ſ. Wunder. II. 8

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/123>, abgerufen am 19.04.2024.