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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.

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Die Sonne.
wenn man annimmt, daß die einzelnen Elemente eines jeden
Sonnenstrahls vielleicht durch tausende von Meilen von einander
getrennt seyn mögen. Das Sonnenlicht ist über 300,000 mal
stärker, als das des Vollmonds, und nahe 800 Millionenmal so
stark, als das des Sirius. Auch scheidet die mit ihrem Lichte
wenigstens scheinbar sehr verschwenderische Sonne viel mehr Licht
aus, als zur bloßen Beleuchtung und Erwärmung der Planeten
nöthig ist, so daß man versucht wird, zu glauben, daß diese Er-
leuchtung wenigstens nicht der einzige Zweck dieses Lichtes seyn
kann, ebenso wie die Erleuchtung der Erde zur Nachtzeit gewiß
nicht der Zweck des Mondes ist, was wir an einem andern Orte
gezeigt haben. Auf der Peripherie der Erdbahn würden über
70,000 Erden, jede der unseren an Größe gleich, Raum haben,
und alle von der Sonne gleich stark erleuchtet und erwärmt
werden können, während diese Wohlthat jetzt nur dieser einzigen
Erde zu gut kömmt. Allein selbst bei dieser anscheinenden Ver-
schwendung, die ohne Zweifel nur in unserer Unkenntniß des
Gegenstandes gegründet ist, wird es der Natur nicht an Wegen
fehlen, auf welchen sie diesen Verlust des Lichtes, wenn es über-
haupt noch ein Verlust ist, wieder ersetzen kann: das Zurückwerfen
des erhaltenen Sonnenlichts von den Planeten, das eigene Licht
der unzähligen Fixsterne, die Annäherung der Kometen, von denen
viele nur aus Lichtstoff gewebt zu seyn scheinen u. dgl., so daß
unter allen diesen Körpern des Himmels nicht sowohl der Gewinn
und Verlust des Einzelnen, als vielmehr nur der gegenseitige
Austausch des Lichtes in Betrachtung kommen soll. Endlich,
wenn das Licht nicht in der Emanation eines eigentlichen Körpers,
sondern nur in der Vibration eines die Sonne umgebenden Me-
diums bestehen sollte, so fällt ohnedieß jede Abnahme der Sonne
durch Ausscheidung ihrer Lichtmasse von selbst weg.

§. 30. (Beschreibung der Sonnenflecken.) Nach diesen allge-
meinen Betrachtungen wollen wir nun zu einer nähern Beschreibung
der bereits oben erwähnten Sonnenflecken übergehen.

Wenn man die Oberfläche der Sonne durch ein Fernrohr
betrachtet, das zur Schützung des Auges mit einem gefärbten
Planglase versehen ist, so bemerkt man auf ihr häufig größere
oder kleinere, meistens sehr unregelmäßige dunkelschwarze Flecken,

Die Sonne.
wenn man annimmt, daß die einzelnen Elemente eines jeden
Sonnenſtrahls vielleicht durch tauſende von Meilen von einander
getrennt ſeyn mögen. Das Sonnenlicht iſt über 300,000 mal
ſtärker, als das des Vollmonds, und nahe 800 Millionenmal ſo
ſtark, als das des Sirius. Auch ſcheidet die mit ihrem Lichte
wenigſtens ſcheinbar ſehr verſchwenderiſche Sonne viel mehr Licht
aus, als zur bloßen Beleuchtung und Erwärmung der Planeten
nöthig iſt, ſo daß man verſucht wird, zu glauben, daß dieſe Er-
leuchtung wenigſtens nicht der einzige Zweck dieſes Lichtes ſeyn
kann, ebenſo wie die Erleuchtung der Erde zur Nachtzeit gewiß
nicht der Zweck des Mondes iſt, was wir an einem andern Orte
gezeigt haben. Auf der Peripherie der Erdbahn würden über
70,000 Erden, jede der unſeren an Größe gleich, Raum haben,
und alle von der Sonne gleich ſtark erleuchtet und erwärmt
werden können, während dieſe Wohlthat jetzt nur dieſer einzigen
Erde zu gut kömmt. Allein ſelbſt bei dieſer anſcheinenden Ver-
ſchwendung, die ohne Zweifel nur in unſerer Unkenntniß des
Gegenſtandes gegründet iſt, wird es der Natur nicht an Wegen
fehlen, auf welchen ſie dieſen Verluſt des Lichtes, wenn es über-
haupt noch ein Verluſt iſt, wieder erſetzen kann: das Zurückwerfen
des erhaltenen Sonnenlichts von den Planeten, das eigene Licht
der unzähligen Fixſterne, die Annäherung der Kometen, von denen
viele nur aus Lichtſtoff gewebt zu ſeyn ſcheinen u. dgl., ſo daß
unter allen dieſen Körpern des Himmels nicht ſowohl der Gewinn
und Verluſt des Einzelnen, als vielmehr nur der gegenſeitige
Austauſch des Lichtes in Betrachtung kommen ſoll. Endlich,
wenn das Licht nicht in der Emanation eines eigentlichen Körpers,
ſondern nur in der Vibration eines die Sonne umgebenden Me-
diums beſtehen ſollte, ſo fällt ohnedieß jede Abnahme der Sonne
durch Ausſcheidung ihrer Lichtmaſſe von ſelbſt weg.

§. 30. (Beſchreibung der Sonnenflecken.) Nach dieſen allge-
meinen Betrachtungen wollen wir nun zu einer nähern Beſchreibung
der bereits oben erwähnten Sonnenflecken übergehen.

Wenn man die Oberfläche der Sonne durch ein Fernrohr
betrachtet, das zur Schützung des Auges mit einem gefärbten
Planglaſe verſehen iſt, ſo bemerkt man auf ihr häufig größere
oder kleinere, meiſtens ſehr unregelmäßige dunkelſchwarze Flecken,

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[39/0049] Die Sonne. wenn man annimmt, daß die einzelnen Elemente eines jeden Sonnenſtrahls vielleicht durch tauſende von Meilen von einander getrennt ſeyn mögen. Das Sonnenlicht iſt über 300,000 mal ſtärker, als das des Vollmonds, und nahe 800 Millionenmal ſo ſtark, als das des Sirius. Auch ſcheidet die mit ihrem Lichte wenigſtens ſcheinbar ſehr verſchwenderiſche Sonne viel mehr Licht aus, als zur bloßen Beleuchtung und Erwärmung der Planeten nöthig iſt, ſo daß man verſucht wird, zu glauben, daß dieſe Er- leuchtung wenigſtens nicht der einzige Zweck dieſes Lichtes ſeyn kann, ebenſo wie die Erleuchtung der Erde zur Nachtzeit gewiß nicht der Zweck des Mondes iſt, was wir an einem andern Orte gezeigt haben. Auf der Peripherie der Erdbahn würden über 70,000 Erden, jede der unſeren an Größe gleich, Raum haben, und alle von der Sonne gleich ſtark erleuchtet und erwärmt werden können, während dieſe Wohlthat jetzt nur dieſer einzigen Erde zu gut kömmt. Allein ſelbſt bei dieſer anſcheinenden Ver- ſchwendung, die ohne Zweifel nur in unſerer Unkenntniß des Gegenſtandes gegründet iſt, wird es der Natur nicht an Wegen fehlen, auf welchen ſie dieſen Verluſt des Lichtes, wenn es über- haupt noch ein Verluſt iſt, wieder erſetzen kann: das Zurückwerfen des erhaltenen Sonnenlichts von den Planeten, das eigene Licht der unzähligen Fixſterne, die Annäherung der Kometen, von denen viele nur aus Lichtſtoff gewebt zu ſeyn ſcheinen u. dgl., ſo daß unter allen dieſen Körpern des Himmels nicht ſowohl der Gewinn und Verluſt des Einzelnen, als vielmehr nur der gegenſeitige Austauſch des Lichtes in Betrachtung kommen ſoll. Endlich, wenn das Licht nicht in der Emanation eines eigentlichen Körpers, ſondern nur in der Vibration eines die Sonne umgebenden Me- diums beſtehen ſollte, ſo fällt ohnedieß jede Abnahme der Sonne durch Ausſcheidung ihrer Lichtmaſſe von ſelbſt weg. §. 30. (Beſchreibung der Sonnenflecken.) Nach dieſen allge- meinen Betrachtungen wollen wir nun zu einer nähern Beſchreibung der bereits oben erwähnten Sonnenflecken übergehen. Wenn man die Oberfläche der Sonne durch ein Fernrohr betrachtet, das zur Schützung des Auges mit einem gefärbten Planglaſe verſehen iſt, ſo bemerkt man auf ihr häufig größere oder kleinere, meiſtens ſehr unregelmäßige dunkelſchwarze Flecken,

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/49>, abgerufen am 29.03.2024.