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Loeber, Christoph Heinrich: Eigentliche Beschreibung Des Entsetzlich-grossen Heuschrecken-Heers Welches [...] Bey und unweit Jena [...] erschienen. Jena, [1693].

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verdancken/ daß er diß Freß-Heer so ferne ausser unsern
Gräntzen abgehalten/ biß die Erndte bey uns/ sonderlich
am Saalstrome/ meist vorüber/ und das Winter-Getrai-
de und Gerste/ sambt andern Früchten/ mehrentheils ein-
geerndtet gewesen. Denn were es drey oder vier Wo-
chen eher ankommen/ so würde der Schade und das E-
lend, so uns würde betroffen haben/ unbeschreiblich wor-
den seyn.

§. 49. Unterdeß ist doch gleichwohl an den Orten/
so etwas kalt/ und entweder im oder am Walde/ oder
sonst was hoch liegen/ noch ein ziemlicher Vorrath/ son-
derlich an Haber auf dem Felde gewesen/ und vernichtet
worden. Nun machet sich ohne dem das liebe Getraide/
wegen der starcken Abfuhre/ zu dem Kriegs-Heer am
Rhein und Neckar/ so theuer/ daß es scheinet/ es dörffte der
Preiß so hoch steigen/ als er in diesen Landen von A. C.
1640. her nicht gewesen. Welche Theurung denn gar
leicht durch den/ von den Heuschrecken geschehenen Scha-
den/ kan vermehret werden. Sonderlich dörffte das lie-
be Armuth/ wegen des Graßes und andern Futters/ zu
Hinbringung des Viehes/ ein schweres Jahr haben. Und
gebe nur Gott/ daß die Heuschrecken nicht Saamen in dem
Lande lassen/ der zur Frühlings-Zeit lebendig werde.

§. 50. Denn es sagt Aristoteles I. 5. Hist. Animal. c.
28
. von den Heuschrecken: pariunt sua ova in rimis, quae du-
rant hyeme: in terra ineunte aestate proveniunt ex foetu anni
superioris locustae
, das ist/ sie legen ihre Eyer in die
Gluntzen/ so den Winter über dauren/ und wenn
der Sommer angehet/ so kommen die Heuschrecken/
aus der Brut des vorigen Jahres
. Nun sind un-

sere
D 2

verdancken/ daß er diß Freß-Heer ſo ferne auſſer unſern
Graͤntzen abgehalten/ biß die Erndte bey uns/ ſonderlich
am Saalſtrome/ meiſt voruͤber/ und das Winter-Getrai-
de und Gerſte/ ſambt andern Fruͤchten/ mehrentheils ein-
geerndtet geweſen. Denn were es drey oder vier Wo-
chen eher ankommen/ ſo wuͤrde der Schade und das E-
lend, ſo uns wuͤrde betroffen haben/ unbeſchreiblich wor-
den ſeyn.

§. 49. Unterdeß iſt doch gleichwohl an den Orten/
ſo etwas kalt/ und entweder im oder am Walde/ oder
ſonſt was hoch liegen/ noch ein ziemlicher Vorrath/ ſon-
derlich an Haber auf dem Felde geweſen/ und vernichtet
worden. Nun machet ſich ohne dem das liebe Getraide/
wegen der ſtarcken Abfuhre/ zu dem Kriegs-Heer am
Rhein und Neckar/ ſo theuer/ daß es ſcheinet/ es doͤrffte der
Preiß ſo hoch ſteigen/ als er in dieſen Landen von A. C.
1640. her nicht geweſen. Welche Theurung denn gar
leicht durch den/ von den Heuſchrecken geſchehenen Scha-
den/ kan vermehret werden. Sonderlich doͤrffte das lie-
be Armuth/ wegen des Graßes und andern Futters/ zu
Hinbringung des Viehes/ ein ſchweres Jahr haben. Und
gebe nur Gott/ daß die Heuſchrecken nicht Saamen in dem
Lande laſſen/ der zur Fruͤhlings-Zeit lebendig werde.

§. 50. Denn es ſagt Ariſtoteles I. 5. Hiſt. Animal. c.
28
. von den Heuſchrecken: pariunt ſua ova in rimis, quæ du-
rant hyeme: in terrâ ineunte æſtate proveniunt ex fœtu anni
ſuperioris locuſtæ
, das iſt/ ſie legen ihre Eyer in die
Gluntzen/ ſo den Winter uͤber dauren/ und wenn
der Sommer angehet/ ſo kommen die Heuſchrecken/
aus der Brut des vorigen Jahres
. Nun ſind un-

ſere
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[27/0029] verdancken/ daß er diß Freß-Heer ſo ferne auſſer unſern Graͤntzen abgehalten/ biß die Erndte bey uns/ ſonderlich am Saalſtrome/ meiſt voruͤber/ und das Winter-Getrai- de und Gerſte/ ſambt andern Fruͤchten/ mehrentheils ein- geerndtet geweſen. Denn were es drey oder vier Wo- chen eher ankommen/ ſo wuͤrde der Schade und das E- lend, ſo uns wuͤrde betroffen haben/ unbeſchreiblich wor- den ſeyn. §. 49. Unterdeß iſt doch gleichwohl an den Orten/ ſo etwas kalt/ und entweder im oder am Walde/ oder ſonſt was hoch liegen/ noch ein ziemlicher Vorrath/ ſon- derlich an Haber auf dem Felde geweſen/ und vernichtet worden. Nun machet ſich ohne dem das liebe Getraide/ wegen der ſtarcken Abfuhre/ zu dem Kriegs-Heer am Rhein und Neckar/ ſo theuer/ daß es ſcheinet/ es doͤrffte der Preiß ſo hoch ſteigen/ als er in dieſen Landen von A. C. 1640. her nicht geweſen. Welche Theurung denn gar leicht durch den/ von den Heuſchrecken geſchehenen Scha- den/ kan vermehret werden. Sonderlich doͤrffte das lie- be Armuth/ wegen des Graßes und andern Futters/ zu Hinbringung des Viehes/ ein ſchweres Jahr haben. Und gebe nur Gott/ daß die Heuſchrecken nicht Saamen in dem Lande laſſen/ der zur Fruͤhlings-Zeit lebendig werde. §. 50. Denn es ſagt Ariſtoteles I. 5. Hiſt. Animal. c. 28. von den Heuſchrecken: pariunt ſua ova in rimis, quæ du- rant hyeme: in terrâ ineunte æſtate proveniunt ex fœtu anni ſuperioris locuſtæ, das iſt/ ſie legen ihre Eyer in die Gluntzen/ ſo den Winter uͤber dauren/ und wenn der Sommer angehet/ ſo kommen die Heuſchrecken/ aus der Brut des vorigen Jahres. Nun ſind un- ſere D 2

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Zitationshilfe: Loeber, Christoph Heinrich: Eigentliche Beschreibung Des Entsetzlich-grossen Heuschrecken-Heers Welches [...] Bey und unweit Jena [...] erschienen. Jena, [1693], S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loeber_heuschrecken_1693/29>, abgerufen am 28.03.2024.