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Loeber, Christoph Heinrich: Eigentliche Beschreibung Des Entsetzlich-grossen Heuschrecken-Heers Welches [...] Bey und unweit Jena [...] erschienen. Jena, [1693].

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gelbe und voll ziemlich grosser Zacken sind/ womit sie denn
grosse Lufftsprünge verrichten können. Auch haben sie
vier Flügel/ wie die Graßhäuer. Und stelle ich dahin/
wie Plinius zuverstehen und wovon er redet/ wenn er schrei-
bet: insectum infirmis pennis alatum, die Heuschrecke sey ein
Thier/ so mit schwachen Federn beflügelt ist. Viel-
leicht eignet er ihnen die Federn nur Gleichnisweise zu/ wie
der Fische ihre Ruder Floßfedern genennet werden. Un-
serer Heuschrecken ihre Flügel sind nur eine subtile Haut/
darinnen starcke Adern Striche machen/ und sie gleichsam
in Felder abtheilen. Auf ieder Seiten stehen zween Flü-
gel/ zu erst ein schmal und langer/ darnach ein breiterer/
welche sie/ wenn sie ruhen/ übereinanderlegen/ wie auch die
Graßhäuer thun; gestallt sie auch nicht viel länger sind/
als dieser ihre Flügel zu seyn pflegen. Und wie die gemei-
nen Heuschrecken oben am Halse einen ziemlichen Dalar
oder Umbschlag fast wie eine Münchs-Kappe haben/
dadurch das Haupt und der Rücken an einander ver-
knüpffet sind; ebener massen ist bey unsern Gästen derglei-
chen zu finden; doch ists auch etwas grösser/ als bey
jenen.

§. 6. Gleichwohl haben sie hinden am Leibe kein
solch Schwerd oder Schwantz/ wie die gemeinen Heu-
schrecken oder Graßhäuer haben; sind am hinder Theil
des Leibes etwas schwächer/ doch ümb die Brust (so unten
villosum und mit Fasen bewachsen) viel stärcker und brei-
ter. Sie sind auch stärcker am Haupte und Gebisse.
Sintemahl/ wie dergleichen Ungeziefer auf ieder Seiten
einen solchen Kinnbacken zu haben pfleget/ so inwendig ge-
kerbet/ und in der That ein einiger Zahn ist: also haben die-
se unsere Gäste auch auf ieder Seite einen solchen Zahn/ so

schwartz

gelbe und voll ziemlich groſſer Zacken ſind/ womit ſie denn
groſſe Lufftſpruͤnge verrichten koͤnnen. Auch haben ſie
vier Fluͤgel/ wie die Graßhaͤuer. Und ſtelle ich dahin/
wie Plinius zuverſtehen und wovon er redet/ wenn er ſchrei-
bet: inſectum infirmis pennis alatum, die Heuſchrecke ſey ein
Thier/ ſo mit ſchwachen Federn befluͤgelt iſt. Viel-
leicht eignet er ihnen die Federn nur Gleichnisweiſe zu/ wie
der Fiſche ihre Ruder Floßfedern genennet werden. Un-
ſerer Heuſchrecken ihre Fluͤgel ſind nur eine ſubtile Haut/
darinnen ſtarcke Adern Striche machen/ und ſie gleichſam
in Felder abtheilen. Auf ieder Seiten ſtehen zween Fluͤ-
gel/ zu erſt ein ſchmal und langer/ darnach ein breiterer/
welche ſie/ wenn ſie ruhen/ uͤbereinanderlegen/ wie auch die
Graßhaͤuer thun; geſtallt ſie auch nicht viel laͤnger ſind/
als dieſer ihre Fluͤgel zu ſeyn pflegen. Und wie die gemei-
nen Heuſchrecken oben am Halſe einen ziemlichen Dalar
oder Umbſchlag faſt wie eine Muͤnchs-Kappe haben/
dadurch das Haupt und der Ruͤcken an einander ver-
knuͤpffet ſind; ebener maſſen iſt bey unſern Gaͤſten derglei-
chen zu finden; doch iſts auch etwas groͤſſer/ als bey
jenen.

§. 6. Gleichwohl haben ſie hinden am Leibe kein
ſolch Schwerd oder Schwantz/ wie die gemeinen Heu-
ſchrecken oder Graßhaͤuer haben; ſind am hinder Theil
des Leibes etwas ſchwaͤcher/ doch uͤmb die Bruſt (ſo unten
villoſum und mit Faſen bewachſen) viel ſtaͤrcker und brei-
ter. Sie ſind auch ſtaͤrcker am Haupte und Gebiſſe.
Sintemahl/ wie dergleichen Ungeziefer auf ieder Seiten
einen ſolchen Kinnbacken zu haben pfleget/ ſo inwendig ge-
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ſe unſere Gaͤſte auch auf ieder Seite einen ſolchen Zahn/ ſo

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[6/0008] gelbe und voll ziemlich groſſer Zacken ſind/ womit ſie denn groſſe Lufftſpruͤnge verrichten koͤnnen. Auch haben ſie vier Fluͤgel/ wie die Graßhaͤuer. Und ſtelle ich dahin/ wie Plinius zuverſtehen und wovon er redet/ wenn er ſchrei- bet: inſectum infirmis pennis alatum, die Heuſchrecke ſey ein Thier/ ſo mit ſchwachen Federn befluͤgelt iſt. Viel- leicht eignet er ihnen die Federn nur Gleichnisweiſe zu/ wie der Fiſche ihre Ruder Floßfedern genennet werden. Un- ſerer Heuſchrecken ihre Fluͤgel ſind nur eine ſubtile Haut/ darinnen ſtarcke Adern Striche machen/ und ſie gleichſam in Felder abtheilen. Auf ieder Seiten ſtehen zween Fluͤ- gel/ zu erſt ein ſchmal und langer/ darnach ein breiterer/ welche ſie/ wenn ſie ruhen/ uͤbereinanderlegen/ wie auch die Graßhaͤuer thun; geſtallt ſie auch nicht viel laͤnger ſind/ als dieſer ihre Fluͤgel zu ſeyn pflegen. Und wie die gemei- nen Heuſchrecken oben am Halſe einen ziemlichen Dalar oder Umbſchlag faſt wie eine Muͤnchs-Kappe haben/ dadurch das Haupt und der Ruͤcken an einander ver- knuͤpffet ſind; ebener maſſen iſt bey unſern Gaͤſten derglei- chen zu finden; doch iſts auch etwas groͤſſer/ als bey jenen. §. 6. Gleichwohl haben ſie hinden am Leibe kein ſolch Schwerd oder Schwantz/ wie die gemeinen Heu- ſchrecken oder Graßhaͤuer haben; ſind am hinder Theil des Leibes etwas ſchwaͤcher/ doch uͤmb die Bruſt (ſo unten villoſum und mit Faſen bewachſen) viel ſtaͤrcker und brei- ter. Sie ſind auch ſtaͤrcker am Haupte und Gebiſſe. Sintemahl/ wie dergleichen Ungeziefer auf ieder Seiten einen ſolchen Kinnbacken zu haben pfleget/ ſo inwendig ge- kerbet/ und in der That ein einiger Zahn iſt: alſo haben die- ſe unſere Gaͤſte auch auf ieder Seite einen ſolchen Zahn/ ſo ſchwartz

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Zitationshilfe: Loeber, Christoph Heinrich: Eigentliche Beschreibung Des Entsetzlich-grossen Heuschrecken-Heers Welches [...] Bey und unweit Jena [...] erschienen. Jena, [1693], S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loeber_heuschrecken_1693/8>, abgerufen am 28.03.2024.