Löhe, Wilhelm: Erste Predigt zu Neuendettelsau, gehalten am 11. Sonntag nach Trinitatis 6. August 1837. Nürnberg, 1873.J. N. J. Luc. 11, 28. Selig sind die Gottes Wort hören und bewahren! Wenn ein Mensch alle Freude, alle Güter, alle Ehren - in Summa alle Herrlichkeit der Erde eingeerntet und genossen hätte, wie Salomo, der König Israels, was bliebe ihm denn davon übrig für die Zeit, wo Leib und Seele scheiden, der Leib zur Erde wird und der Geist zu Gott heimkehrt, von dem er geschaffen ist? Das Auge wird vom Sehen, das Ohr vom Hören nicht satt, kein Sinn vom Genuß der Sinne: wie sollte das Herz davon satt werden, das zu Gott und für die Ewigkeit und ihre Freuden geschaffen ist? Unser Herz kann keine Ruhe in irdischen Dingen haben, es hat einen Durst, der hier und durch hiesige und sichtbare Dinge nicht gestillt werden kann, wenn wir gleich nicht läugnen können, daß er übertäubt werden könne. Wir hungern und dürsten nach einem Leben, das am Ende dieses Lebens beginnt, - nach der Ewigkeit, nach der ewigen Seligkeit. Auch ihr alle, die ihr um mich her schweiget, dürstet nach Seligkeit, und keiner von euch kann den Gedanken vertragen, daß er verloren gehen sollte. Wohlan alle, die ihr hungrig und durstig seid, hört, was der spricht, der uns zur Seligkeit erschaffen und, weil wir derselben durch Sünde verlustig geworden, wieder zur Seligkeit erkauft hat, - hört, was Er euch als nothwendig zur ewigen Seligkeit nennt: Selig sind die Gottes Wort hören und bewahren! So spricht ER - und was heißt das anders, als: Hört, Menschenkinder, wenn ihr: 1) Gottes Wort habet, - denn wie sollt ihrs hören oder bewahren, wenn ihrs nicht in eurer Mitte habt, wenns euch nicht gepredigt wird, wenn ihr es nicht hören könnet; J. N. J. Luc. 11, 28. Selig sind die Gottes Wort hören und bewahren! Wenn ein Mensch alle Freude, alle Güter, alle Ehren – in Summa alle Herrlichkeit der Erde eingeerntet und genossen hätte, wie Salomo, der König Israels, was bliebe ihm denn davon übrig für die Zeit, wo Leib und Seele scheiden, der Leib zur Erde wird und der Geist zu Gott heimkehrt, von dem er geschaffen ist? Das Auge wird vom Sehen, das Ohr vom Hören nicht satt, kein Sinn vom Genuß der Sinne: wie sollte das Herz davon satt werden, das zu Gott und für die Ewigkeit und ihre Freuden geschaffen ist? Unser Herz kann keine Ruhe in irdischen Dingen haben, es hat einen Durst, der hier und durch hiesige und sichtbare Dinge nicht gestillt werden kann, wenn wir gleich nicht läugnen können, daß er übertäubt werden könne. Wir hungern und dürsten nach einem Leben, das am Ende dieses Lebens beginnt, – nach der Ewigkeit, nach der ewigen Seligkeit. Auch ihr alle, die ihr um mich her schweiget, dürstet nach Seligkeit, und keiner von euch kann den Gedanken vertragen, daß er verloren gehen sollte. Wohlan alle, die ihr hungrig und durstig seid, hört, was der spricht, der uns zur Seligkeit erschaffen und, weil wir derselben durch Sünde verlustig geworden, wieder zur Seligkeit erkauft hat, – hört, was Er euch als nothwendig zur ewigen Seligkeit nennt: Selig sind die Gottes Wort hören und bewahren! So spricht ER – und was heißt das anders, als: Hört, Menschenkinder, wenn ihr: 1) Gottes Wort habet, – denn wie sollt ihrs hören oder bewahren, wenn ihrs nicht in eurer Mitte habt, wenns euch nicht gepredigt wird, wenn ihr es nicht hören könnet; <TEI> <text> <pb facs="#f0005" n="5"/> <body> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b #fr">J. N. 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Wir hungern und dürsten nach einem Leben, das am Ende dieses Lebens beginnt, – nach der Ewigkeit, nach der ewigen Seligkeit. Auch ihr alle, die ihr um mich her schweiget, dürstet nach Seligkeit, und keiner von euch kann den Gedanken vertragen, daß er verloren gehen sollte. 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J. N. J.
Luc. 11, 28.
Selig sind die Gottes Wort hören und bewahren!
Wenn ein Mensch alle Freude, alle Güter, alle Ehren – in Summa alle Herrlichkeit der Erde eingeerntet und genossen hätte, wie Salomo, der König Israels, was bliebe ihm denn davon übrig für die Zeit, wo Leib und Seele scheiden, der Leib zur Erde wird und der Geist zu Gott heimkehrt, von dem er geschaffen ist? Das Auge wird vom Sehen, das Ohr vom Hören nicht satt, kein Sinn vom Genuß der Sinne: wie sollte das Herz davon satt werden, das zu Gott und für die Ewigkeit und ihre Freuden geschaffen ist? Unser Herz kann keine Ruhe in irdischen Dingen haben, es hat einen Durst, der hier und durch hiesige und sichtbare Dinge nicht gestillt werden kann, wenn wir gleich nicht läugnen können, daß er übertäubt werden könne. Wir hungern und dürsten nach einem Leben, das am Ende dieses Lebens beginnt, – nach der Ewigkeit, nach der ewigen Seligkeit. Auch ihr alle, die ihr um mich her schweiget, dürstet nach Seligkeit, und keiner von euch kann den Gedanken vertragen, daß er verloren gehen sollte. Wohlan alle, die ihr hungrig und durstig seid, hört, was der spricht, der uns zur Seligkeit erschaffen und, weil wir derselben durch Sünde verlustig geworden, wieder zur Seligkeit erkauft hat, – hört, was Er euch als nothwendig zur ewigen Seligkeit nennt:
Selig sind die Gottes Wort hören und bewahren!
So spricht ER – und was heißt das anders, als:
Hört, Menschenkinder, wenn ihr:
1) Gottes Wort habet, – denn wie sollt ihrs hören oder bewahren, wenn ihrs nicht in eurer Mitte habt, wenns euch nicht gepredigt wird, wenn ihr es nicht hören könnet;
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Zitationshilfe: | Löhe, Wilhelm: Erste Predigt zu Neuendettelsau, gehalten am 11. Sonntag nach Trinitatis 6. August 1837. Nürnberg, 1873, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loehe_predigt_1873/5>, abgerufen am 08.12.2023. |