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Löhe, Wilhelm: Erste Predigt zu Neuendettelsau, gehalten am 11. Sonntag nach Trinitatis 6. August 1837. Nürnberg, 1873.

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2) wenn ihrs höret;
3) wenn ihrs bewahret.

Dann seid ihr selig zu preisen hier schon auf der Erde, und dort braucht ihr das Seligpreisen gar nicht mehr, denn ihr seid dann vollkommen selig.

Lieben Brüder, von den drei Stücken, welche euch zur Seligkeit nothwendig sind, lasset mich heute ein wenig zu euch reden, und der HErr verleihe, daß alle drei euch immer mehr gegeben werden und mir dazu, damit wir von nun an mit einander der ewigen Seligkeit entgegenreifen.

1) Um die ewige Seligkeit erlangen zu können, müßen wir, wie unser Text ausweist, fürs erste Gottes Wort haben, d. i. wir müßen Gelegenheit haben es hören zu können. Dies erste Stück ist das Hauptstück zur Seligkeit - und hängt durchaus nicht von uns ab, sondern allein von Gott, dem HErrn. Viele hundert Gemeinden in der Christenheit können Gottes Wort nicht hören, denn Gott hat es ihnen hinweggenommen; an ihnen geht in Erfüllung, was St. Paul von den Heiden sagt: "Wer den Namen des HErrn wird anrufen, soll selig werden. Wie sollen sie aber anrufen, an den sie nicht glauben? Wie sollen sie aber glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie aber hören ohne Prediger?" Röm. 10, 13, 14. Ohne rechte Prediger, welche Gottes Wort rein und lauter predigen, denn es ist ja nicht wahr, daß alle Prediger Gottes Wort predigen. Warum nun der HErr der einen Gemeinde Prediger gibt, welche Gottes Wort im Munde führen, so vielen andern Gemeinden aber nicht, das ist uns verborgen, wir haben danach nicht zu fragen; Er selbst weist Röm. 10, 15 alle Fragen mit den Worten zurück: "Welchem Ich gnädig bin, dem bin Ich gnädig, und welches Ich mich erbarme, des erbarme Ich mich." Das aber ist außer allem Zweifel, daß euch, meine Lieben, Gnade widerfahren ist von dem HErrn; denn ihr habet seit Jahren Gottes Wort rein, und in dem letzten Jahre rein und mit Beweisung des Geistes und der Kraft hören können, - ihr seid ein Land, über das Gottes Regen schon oft gekommen ist (Ebr. 6, 7), so daß, auch wenn euer neuer Pfarrer nicht mit den vorigen, namentlich mit dem theuern

2) wenn ihrs höret;
3) wenn ihrs bewahret.

Dann seid ihr selig zu preisen hier schon auf der Erde, und dort braucht ihr das Seligpreisen gar nicht mehr, denn ihr seid dann vollkommen selig.

Lieben Brüder, von den drei Stücken, welche euch zur Seligkeit nothwendig sind, lasset mich heute ein wenig zu euch reden, und der HErr verleihe, daß alle drei euch immer mehr gegeben werden und mir dazu, damit wir von nun an mit einander der ewigen Seligkeit entgegenreifen.

1) Um die ewige Seligkeit erlangen zu können, müßen wir, wie unser Text ausweist, fürs erste Gottes Wort haben, d. i. wir müßen Gelegenheit haben es hören zu können. Dies erste Stück ist das Hauptstück zur Seligkeit – und hängt durchaus nicht von uns ab, sondern allein von Gott, dem HErrn. Viele hundert Gemeinden in der Christenheit können Gottes Wort nicht hören, denn Gott hat es ihnen hinweggenommen; an ihnen geht in Erfüllung, was St. Paul von den Heiden sagt: „Wer den Namen des HErrn wird anrufen, soll selig werden. Wie sollen sie aber anrufen, an den sie nicht glauben? Wie sollen sie aber glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie aber hören ohne Prediger?“ Röm. 10, 13, 14. Ohne rechte Prediger, welche Gottes Wort rein und lauter predigen, denn es ist ja nicht wahr, daß alle Prediger Gottes Wort predigen. Warum nun der HErr der einen Gemeinde Prediger gibt, welche Gottes Wort im Munde führen, so vielen andern Gemeinden aber nicht, das ist uns verborgen, wir haben danach nicht zu fragen; Er selbst weist Röm. 10, 15 alle Fragen mit den Worten zurück: „Welchem Ich gnädig bin, dem bin Ich gnädig, und welches Ich mich erbarme, des erbarme Ich mich.“ Das aber ist außer allem Zweifel, daß euch, meine Lieben, Gnade widerfahren ist von dem HErrn; denn ihr habet seit Jahren Gottes Wort rein, und in dem letzten Jahre rein und mit Beweisung des Geistes und der Kraft hören können, – ihr seid ein Land, über das Gottes Regen schon oft gekommen ist (Ebr. 6, 7), so daß, auch wenn euer neuer Pfarrer nicht mit den vorigen, namentlich mit dem theuern

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[6/0006] 2) wenn ihrs höret; 3) wenn ihrs bewahret. Dann seid ihr selig zu preisen hier schon auf der Erde, und dort braucht ihr das Seligpreisen gar nicht mehr, denn ihr seid dann vollkommen selig. Lieben Brüder, von den drei Stücken, welche euch zur Seligkeit nothwendig sind, lasset mich heute ein wenig zu euch reden, und der HErr verleihe, daß alle drei euch immer mehr gegeben werden und mir dazu, damit wir von nun an mit einander der ewigen Seligkeit entgegenreifen. 1) Um die ewige Seligkeit erlangen zu können, müßen wir, wie unser Text ausweist, fürs erste Gottes Wort haben, d. i. wir müßen Gelegenheit haben es hören zu können. Dies erste Stück ist das Hauptstück zur Seligkeit – und hängt durchaus nicht von uns ab, sondern allein von Gott, dem HErrn. Viele hundert Gemeinden in der Christenheit können Gottes Wort nicht hören, denn Gott hat es ihnen hinweggenommen; an ihnen geht in Erfüllung, was St. Paul von den Heiden sagt: „Wer den Namen des HErrn wird anrufen, soll selig werden. Wie sollen sie aber anrufen, an den sie nicht glauben? Wie sollen sie aber glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie aber hören ohne Prediger?“ Röm. 10, 13, 14. Ohne rechte Prediger, welche Gottes Wort rein und lauter predigen, denn es ist ja nicht wahr, daß alle Prediger Gottes Wort predigen. Warum nun der HErr der einen Gemeinde Prediger gibt, welche Gottes Wort im Munde führen, so vielen andern Gemeinden aber nicht, das ist uns verborgen, wir haben danach nicht zu fragen; Er selbst weist Röm. 10, 15 alle Fragen mit den Worten zurück: „Welchem Ich gnädig bin, dem bin Ich gnädig, und welches Ich mich erbarme, des erbarme Ich mich.“ Das aber ist außer allem Zweifel, daß euch, meine Lieben, Gnade widerfahren ist von dem HErrn; denn ihr habet seit Jahren Gottes Wort rein, und in dem letzten Jahre rein und mit Beweisung des Geistes und der Kraft hören können, – ihr seid ein Land, über das Gottes Regen schon oft gekommen ist (Ebr. 6, 7), so daß, auch wenn euer neuer Pfarrer nicht mit den vorigen, namentlich mit dem theuern

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Zitationshilfe: Löhe, Wilhelm: Erste Predigt zu Neuendettelsau, gehalten am 11. Sonntag nach Trinitatis 6. August 1837. Nürnberg, 1873, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loehe_predigt_1873/6>, abgerufen am 25.04.2024.