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Lohenstein, Daniel Casper von: Cleopatra. Breslau, 1661.

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Anmerckungen.

v. 105. Nem't hin des Dolabellen Hand.) Plutarchus
in Vita Antonii p. m.
462. berichtet: daß damals unter
Augusti Freunden ein junger Römer Cornelius Dolabella
gewest/ welcher sich in Cleopatren verlibt/ und daher ihr heim-
lich zu wissen gemacht: daß der Keiser in drey Tagen nach Sy-
rien sich aufmachen/ sie aber mit den Kindern in Jtalien schi-
cken wolle.

v 156. Mit hoher Häupter Blutte.) Dis ist die Politi-
sche Lehr beim Strada de Bell. Belg. dec. 1. lib. 7. p. m
316. Dum plectuntur Capita, blande Corpus haberi &
consopiri debet, ne, si se commoveat, agitatione suifa-
cile ictus a capite declinetur.

v. 182. Das die Verdammten oft eb' als ein Blitz ver-
zehrt.) Es ist fast aller Geschichtschreiber einhellige Meinung:
daß/ als Eleopatra gesehen: daß sie den August durch di Liebe
nicht so/ wie di andern/ fangen könte/ und er sie nach Rom schi-
cken wolte/ habe sie ihr in einem Korbe unter grossen Feigen
eine Schlange/ so von den Lateinern Aspis genennt wird/ zu
tragen/ hernach sich selbte in einen Arm stechen lassen; massen
Augustus auch hernachmals zwei Merckmale der Stiche/ als
auch von der Cleopatra Zimmer gegen der See eine Spure
einer krichenden Schlangen gefunden. Plutarch. d. l. p. 463.
464. wiewol auch unterschiedene der Meinung sind: daß sie
sich mit einer vergifteten Har-Nadel in den Arm gestochen.
Xiphilin. ex Dion. lib. 51. p. m. 63. Sonst berichtet Wolf
Franzius in hist. Anim. l. 4. c.
2. Daß dieser Schlange
Stich nur als ein kaum sichtbarer Nadel-Stich sei/ aber töd-
lich und unheilbar/ also daß ein Mensch geschwind hierauf ster-
be/ massen denn Cleopatra zuvorher mit fleiß an den Verdamm-
ten allerhand Arten des Todes versuchet/ und diese für di leich-
teste und geschwindeste erfunden auch erliset. Ja er meldet;
daß ob zwar diese Schlange sehr giftig und schädlich sei/ sie den-
noch in Egyten also gekirret werde: daß di Kinder darmit in
Gebauern spielen/ und zu den lockenden kommen. Wider dis
fol eine kräftige Artzney Essig sein/ massen Plin. lib. 23. cap. 1.

erzehlet:
J 4
Anmerckungen.

v. 105. Nem’t hin des Dolabellen Hand.) Plutarchus
in Vita Antonii p. m.
462. berichtet: daß damals unter
Auguſti Freunden ein junger Roͤmer Cornelius Dolabella
geweſt/ welcher ſich in Cleopatren verlibt/ und daher ihr heim-
lich zu wiſſen gemacht: daß der Keiſer in drey Tagen nach Sy-
rien ſich aufmachen/ ſie aber mit den Kindern in Jtalien ſchi-
cken wolle.

v 156. Mit hoher Haͤupter Blutte.) Dis iſt die Politi-
ſche Lehr beim Strada de Bell. Belg. dec. 1. lib. 7. p. m
316. Dum plectuntur Capita, blandè Corpus haberi &
conſopiri debet, ne, ſi ſe commoveat, agitatione ſuifa-
cile ictus à capite declinetur.

v. 182. Das die Verdam̃ten oft eb’ als ein Blitz ver-
zehrt.) Es iſt faſt aller Geſchichtſchreiber einhellige Meinung:
daß/ als Eleopatra geſehen: daß ſie den Auguſt durch di Liebe
nicht ſo/ wie di andern/ fangen koͤnte/ und er ſie nach Rom ſchi-
cken wolte/ habe ſie ihr in einem Korbe unter groſſen Feigen
eine Schlange/ ſo von den Lateinern Aſpis genennt wird/ zu
tragen/ hernach ſich ſelbte in einen Arm ſtechen laſſen; maſſen
Auguſtus auch hernachmals zwei Merckmale der Stiche/ als
auch von der Cleopatra Zimmer gegen der See eine Spure
einer krichenden Schlangen gefunden. Plutarch. d. l. p. 463.
464. wiewol auch unterſchiedene der Meinung ſind: daß ſie
ſich mit einer vergifteten Har-Nadel in den Arm geſtochen.
Xiphilin. ex Dion. lib. 51. p. m. 63. Sonſt berichtet Wolf
Franzius in hiſt. Anim. l. 4. c.
2. Daß dieſer Schlange
Stich nur als ein kaum ſichtbarer Nadel-Stich ſei/ aber toͤd-
lich und unheilbar/ alſo daß ein Menſch geſchwind hierauf ſter-
be/ maſſen denn Cleopatra zuvorher mit fleiß an den Verdam̃-
ten allerhand Arten des Todes verſuchet/ und dieſe fuͤr di leich-
teſte und geſchwindeſte erfunden auch erliſet. Ja er meldet;
daß ob zwar dieſe Schlange ſehr giftig und ſchaͤdlich ſei/ ſie den-
noch in Egyten alſo gekirret werde: daß di Kinder darmit in
Gebauern ſpielen/ und zu den lockenden kommen. Wider dis
fol eine kraͤftige Artzney Eſſig ſein/ maſſen Plin. lib. 23. cap. 1.

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[0165] Anmerckungen. v. 105. Nem’t hin des Dolabellen Hand.) Plutarchus in Vita Antonii p. m. 462. berichtet: daß damals unter Auguſti Freunden ein junger Roͤmer Cornelius Dolabella geweſt/ welcher ſich in Cleopatren verlibt/ und daher ihr heim- lich zu wiſſen gemacht: daß der Keiſer in drey Tagen nach Sy- rien ſich aufmachen/ ſie aber mit den Kindern in Jtalien ſchi- cken wolle. v 156. Mit hoher Haͤupter Blutte.) Dis iſt die Politi- ſche Lehr beim Strada de Bell. Belg. dec. 1. lib. 7. p. m 316. Dum plectuntur Capita, blandè Corpus haberi & conſopiri debet, ne, ſi ſe commoveat, agitatione ſuifa- cile ictus à capite declinetur. v. 182. Das die Verdam̃ten oft eb’ als ein Blitz ver- zehrt.) Es iſt faſt aller Geſchichtſchreiber einhellige Meinung: daß/ als Eleopatra geſehen: daß ſie den Auguſt durch di Liebe nicht ſo/ wie di andern/ fangen koͤnte/ und er ſie nach Rom ſchi- cken wolte/ habe ſie ihr in einem Korbe unter groſſen Feigen eine Schlange/ ſo von den Lateinern Aſpis genennt wird/ zu tragen/ hernach ſich ſelbte in einen Arm ſtechen laſſen; maſſen Auguſtus auch hernachmals zwei Merckmale der Stiche/ als auch von der Cleopatra Zimmer gegen der See eine Spure einer krichenden Schlangen gefunden. Plutarch. d. l. p. 463. 464. wiewol auch unterſchiedene der Meinung ſind: daß ſie ſich mit einer vergifteten Har-Nadel in den Arm geſtochen. Xiphilin. ex Dion. lib. 51. p. m. 63. Sonſt berichtet Wolf Franzius in hiſt. Anim. l. 4. c. 2. Daß dieſer Schlange Stich nur als ein kaum ſichtbarer Nadel-Stich ſei/ aber toͤd- lich und unheilbar/ alſo daß ein Menſch geſchwind hierauf ſter- be/ maſſen denn Cleopatra zuvorher mit fleiß an den Verdam̃- ten allerhand Arten des Todes verſuchet/ und dieſe fuͤr di leich- teſte und geſchwindeſte erfunden auch erliſet. Ja er meldet; daß ob zwar dieſe Schlange ſehr giftig und ſchaͤdlich ſei/ ſie den- noch in Egyten alſo gekirret werde: daß di Kinder darmit in Gebauern ſpielen/ und zu den lockenden kommen. Wider dis fol eine kraͤftige Artzney Eſſig ſein/ maſſen Plin. lib. 23. cap. 1. erzehlet: J 4

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Cleopatra. Breslau, 1661, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_cleopatra_1661/165>, abgerufen am 24.04.2024.