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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] über die gewöhnliche deutsche Art mit prächti-
gen Kleidern/ schimmernden Waffen/ Gold-
gestückten Pferde-Decken auffs herrlichste aus-
geputzt hatten/ und/ um alle Vorzugs-Strei-
tigkeiten zu vermeiden/ in einer doch nicht un-
anständlichen Unordnung auff ihren hochmü-
thigen Pferden sich herfür gethan/ und die ge-
ringeren Sterne verdüstert hätte. Aber auch
diese wurden von dem schönen und großmüthi-
gen Feldherrn wie von einer Sonne überstrah-
let/ welchen in einem von Golde und Edelge-
steinen leuchtenden Harnische und über den Rü-
cken abhängenden Purpur-Mantel/ nichts
minder mit einem köstlichen und Perlen-reichen
Lorber-Krantze ein Tiger-fleckichter und
mit den Füssen die Erde gleichsam zertretender
Hengst herein trug. Auf einer Seiten ritt
Hertzog Arpus/ auf der andern Flavius; her-
nach Melo/ Catumer/ Adgandester/ und ande-
re deutsche Fürsten. Als nun diese mit ihren
wol aufgeputzten und lange Hacken tragenden
Leibwachten zu Fusse/ und fünffhundert Reu-
tern mit schwerer Rüstung vorbey waren; lies-
sen sich vier sehr breit und lange mit allerhand
Blumwerck und Laube künstlich besteckte und
gleichsam einen Lust-Garten abbildende Wa-
gen sehen/ und darauf ein anmuthiges Gethö-
ne von allerhand Sängern und Seitenspielen
hören. Wie nun diß das Gehöre auf voriges
Rauschen der Gewaffneten durch eine liebliche
Abwechselung vergnügte; also erstarrten aller
Zuschauer Augen über fünffhundert edlen
Jungfrauen/ die auf ihren über und über mit
vielfärbichten Bändern gleichsam bestreuten
Zeltern daher ritten; und alle mit Entblös-
sung der lincken Brüste/ behelmeten Häuptern/
güldenen Köchern/ Bogen und Pfeilen/ als
streitbare Amazonen herein drabten. Nach die-
sen kam ein mit vier weißen Pferden bespannter
Wagen; von welchem vier und zwantzig wie
Liebes-Götter ausgerüstete Edelknaben theils
ihre vergüldete Pfeile in die Lufft schossen/ theils
[Spaltenumbruch] den Weg mit vielfärbichten Blumen bestreu-
ten; theils mit güldenen Rauchfässern durch
glimmenden Weyrauch/ und mit Verspritzung
wolrüchender Wasser die Lufft einbalsamten.
Aller Augen aber erstarrten/ und alle Seelen
wurden beweget von dem Anschauen der nun-
mehr erscheinenden Fürstin Thusnelde. Sie
saß auf einem gantz über güldeten/ wie eine Mu-
schel gestaltetem Wagen; gleich als wenn eine
so unvergleichliche Perle kein ander Behält-
nüs/ als ihre Muschel würdigte. Hinten stand
ein edler Mohren-Knabe/ wie ein geflügelter
Liebes-Gott ausgerüstet/ der über ihr Haupt ei-
nen grünen Sonnen-Schirm hielt; für ihr a-
ber saß ein schneeweißer; der ihr mit einem Pu-
sche roth/ blau/ gelbe und weiße Strauß-Fe-
dern Lufft zufachte. Das ihren Leib deckende
güldene Pantzer-Hemde; die Lantze in der rech-
ten Hand/ der mit einem Adler gekrönte neben
ihr stehende Helm/ der für ihr liegende/ und zu
einem Spiegel dienende Schild/ der Bogen
und mit Pfeilen erfüllte Köcher bildete an ihr
eine erschreckliche Krieges-Göttin; ihre Blitz
und Anmuth sämende Augen; ihre Wangen/
welche alle Rosen mit Purper/ ihre Lippen/ die
alle Nelcken mit Zinober/ ihre Brüste/ welche
alle Lilgen mit Milch zu betheilen einen Uber-
fluß hatten; Schnee und Flammen/ Türckis
und Alabaster mit einander vermählten; und
mit iedem eingezogenen Atheme durch ihre
Bewegung hundert Seelen entseelten/ stellten
an ihr eine Mutter oder Tochter der selbst-stän-
digen Liebe für; hätten also die Zuschauer zweif-
felhafft gemacht/ für welche sie sie verehren sol-
ten; wenn nicht die fürgegangene Schlacht
ihr/ als einer siegenden Pallas/ den auff dem
Haupte mit viel tausend Diamanten strahlen-
den Lorber-Krantz aufgesetzt; Die Uberwin-
dung des in sie verliebten Herrmanns aber ihr/
als einer Schönheits- und Liebes-Göttin/ den
güldenen Apffel zugesprochen/ und also in ei-
nem menschlichen Leibe so viel Vollkommen-

heiten
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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] uͤber die gewoͤhnliche deutſche Art mit praͤchti-
gen Kleidern/ ſchimmernden Waffen/ Gold-
geſtuͤckten Pferde-Decken auffs herꝛlichſte aus-
geputzt hatten/ und/ um alle Vorzugs-Strei-
tigkeiten zu vermeiden/ in einer doch nicht un-
anſtaͤndlichen Unordnung auff ihren hochmuͤ-
thigen Pferden ſich herfuͤr gethan/ und die ge-
ringeren Sterne verduͤſtert haͤtte. Aber auch
dieſe wurden von dem ſchoͤnen und großmuͤthi-
gen Feldherꝛn wie von einer Sonne uͤberſtrah-
let/ welchen in einem von Golde und Edelge-
ſteinen leuchtenden Harniſche und uͤber den Ruͤ-
cken abhaͤngenden Purpur-Mantel/ nichts
minder mit einem koͤſtlichen und Perlen-reichen
Lorber-Krantze ein Tiger-fleckichter und
mit den Fuͤſſen die Erde gleichſam zertretender
Hengſt herein trug. Auf einer Seiten ritt
Hertzog Arpus/ auf der andern Flavius; her-
nach Melo/ Catumer/ Adgandeſter/ und ande-
re deutſche Fuͤrſten. Als nun dieſe mit ihren
wol aufgeputzten und lange Hacken tragenden
Leibwachten zu Fuſſe/ und fuͤnffhundert Reu-
tern mit ſchwerer Ruͤſtung vorbey waren; lieſ-
ſen ſich vier ſehr breit und lange mit allerhand
Blumwerck und Laube kuͤnſtlich beſteckte und
gleichſam einen Luſt-Garten abbildende Wa-
gen ſehen/ und darauf ein anmuthiges Gethoͤ-
ne von allerhand Saͤngern und Seitenſpielen
hoͤren. Wie nun diß das Gehoͤre auf voriges
Rauſchen der Gewaffneten durch eine liebliche
Abwechſelung vergnuͤgte; alſo erſtarrten aller
Zuſchauer Augen uͤber fuͤnffhundert edlen
Jungfrauen/ die auf ihren uͤber und uͤber mit
vielfaͤrbichten Baͤndern gleichſam beſtreuten
Zeltern daher ritten; und alle mit Entbloͤſ-
ſung der lincken Bruͤſte/ behelmeten Haͤuptern/
guͤldenen Koͤchern/ Bogen und Pfeilen/ als
ſtreitbare Amazonen herein drabten. Nach die-
ſen kam ein mit vier weißen Pferden beſpañter
Wagen; von welchem vier und zwantzig wie
Liebes-Goͤtter ausgeruͤſtete Edelknaben theils
ihre verguͤldete Pfeile in die Lufft ſchoſſen/ theils
[Spaltenumbruch] den Weg mit vielfaͤrbichten Blumen beſtreu-
ten; theils mit guͤldenen Rauchfaͤſſern durch
glimmenden Weyrauch/ und mit Verſpritzung
wolruͤchender Waſſer die Lufft einbalſamten.
Aller Augen aber erſtarrten/ und alle Seelen
wurden beweget von dem Anſchauen der nun-
mehr erſcheinenden Fuͤrſtin Thusnelde. Sie
ſaß auf einem gantz uͤber guͤldeten/ wie eine Mu-
ſchel geſtaltetem Wagen; gleich als wenn eine
ſo unvergleichliche Perle kein ander Behaͤlt-
nuͤs/ als ihre Muſchel wuͤrdigte. Hinten ſtand
ein edler Mohren-Knabe/ wie ein gefluͤgelter
Liebes-Gott ausgeruͤſtet/ der uͤber ihr Haupt ei-
nen gruͤnen Sonnen-Schirm hielt; fuͤr ihr a-
ber ſaß ein ſchneeweißer; der ihr mit einem Pu-
ſche roth/ blau/ gelbe und weiße Strauß-Fe-
dern Lufft zufachte. Das ihren Leib deckende
guͤldene Pantzer-Hemde; die Lantze in der rech-
ten Hand/ der mit einem Adler gekroͤnte neben
ihr ſtehende Helm/ der fuͤr ihr liegende/ und zu
einem Spiegel dienende Schild/ der Bogen
und mit Pfeilen erfuͤllte Koͤcher bildete an ihr
eine erſchreckliche Krieges-Goͤttin; ihre Blitz
und Anmuth ſaͤmende Augen; ihre Wangen/
welche alle Roſen mit Purper/ ihre Lippen/ die
alle Nelcken mit Zinober/ ihre Bruͤſte/ welche
alle Lilgen mit Milch zu betheilen einen Uber-
fluß hatten; Schnee und Flammen/ Tuͤrckis
und Alabaſter mit einander vermaͤhlten; und
mit iedem eingezogenen Atheme durch ihre
Bewegung hundert Seelen entſeelten/ ſtellten
an ihr eine Mutter oder Tochter der ſelbſt-ſtaͤn-
digen Liebe fuͤr; haͤtten alſo die Zuſchauer zweif-
felhafft gemacht/ fuͤr welche ſie ſie verehren ſol-
ten; wenn nicht die fuͤrgegangene Schlacht
ihr/ als einer ſiegenden Pallas/ den auff dem
Haupte mit viel tauſend Diamanten ſtrahlen-
den Lorber-Krantz aufgeſetzt; Die Uberwin-
dung des in ſie verliebten Herrmanns aber ihr/
als einer Schoͤnheits- und Liebes-Goͤttin/ den
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nem menſchlichen Leibe ſo viel Vollkommen-

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1163[1165]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1227>, abgerufen am 29.03.2024.