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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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ther/ und also auch des Drusus Bild nicht so/ wie die ihren reinen Gottesdienst benach-
theiligende Altar-Täffel aufzurichten widersprechen/ welche letztere der Feldherr hierauf
zerbrechen/ den Hertzog Jubil/ Arxus/ Siegismund und Melo aber zur Berathschla-
gung wichtig eingelauffener Schreiben in Tempel beruffen läst. Fürst Adgandester
Rhemetalces und Malovend besprachen sich indessen bey Zermalmung dieser herrlichen
Taffel von des Drusus Ruhme/ der Bunds-Genossenschafft und denn auch von den
Gründen der Vernunfft und Gesetzen der Natur. Drusus wird wider die den Römern
verhaste Feinde die Rhetier geschicket. Käyser August zu Lugdun auf dem Wagen der
Sonnen in Gestalt des Apollo durch die ihm aufgerichtete mit eitel von der Sonnen
und den Haupt-Strömen Galliens hergenommenen auf ihn und den Julius zielenden
Sinnbildern ausgezierte Ehrenpforte in den vom Adginnius am Rhodan aufgebaue-
ten Tempel aufs prächtigste eingeholet. Die Gallier werden wider die Römer schwü-
rig/ durch des Drusus Vorsichtigkeit aber bald wiederum zum Gehorsam gebracht;
Jngleichen die Moriner nebst den Batavern von diesem vergeblich bekriegt: welche letz-
tern von den streitbaren Catten entsprossen/ ihren Sitz zwischen dem Rheine und Nord-
Meer erkieset/ dem Schutz der Britannier sich anfänglich unterworffen/ nachgehends
aber dieses harte Joch vermittels ihres tapffern Hertzogs Eganors und seines Sohnes
Eisenhertz sich wiederum zum freyen Volcke gemachet. Dieser ihre grosse Handlung
und Schiffarth hat sie in der gantzen Welt bekandt/ ihre Hertzhafftigkeit sie fast zwischen
allen Völckern zu Schieds-Richtern und Bundsgenossen der mächtigen Römer ge-
macht/ biß sie endlich von den klugen Britanniern/ ja selbst dem Hertzoge Wodan durch
die Süßigkeit der Ruhe und des Gewinns eingeschläfft/ der Waffen vergessen/ vom
Drusus plötzlich überfallen/ und in kurtzer Zeit fast des halben Theils ihrer Herrschafft
entsetzet worden. Enno ein alter Staats-Mann bringet die Fürstliche Herrschafft als
die älteste und heilsamste Herrschens-Art wider das neue Staats Gesetze zum Vor-
theil des Cariovalda und Frohlocken des Pöfels wieder auf den Teppich/ worauf dieser
einen der vornehmsten Räthe und den gemeinen Redner wider Urthel und Recht aus ei-
nem blossen Verdacht erbärmlich abschlachtet. Jnzwischen nehmen die Sicambrer/
Usipeter und Catten aus einer sonderbaren Staats-Klugheit gleichwol wahr: daß sie
sich von den herrschenssüchtigen Römern nicht einzuschläffen/ sondern des Drusus sieg-
hafften Waffen zu widersetzen Ursach hätten/ wordurch des Drusus Heer denn von den
Batavern abgezogen/ von jenen aber wegen des Ober-Gebiets und Mißtr äuligkeit wei-
ter nichts fruchtbares ausgerichtet wird/ als/ daß ein Stillstand der Waffen zu ein und
anderm höchsten Nachtheil erfolget. Drusus unterfänget sich gegen die Friesen und
Catten eines nicht minder glücklich als verzweiffelten Werckes durch Vereinbarung ei-
nes Rhein-Arms mit der Nabal und Aufbauung der Festung Drususburg/ überwin-
det die bey einem sonderbaren Feyer versammleten Friesen nach hartem Gefechte seiner
eigenen Verwundung/ und des gefangenen Fürsten Cheudo großmüthigen Antwort.
Er Drusus ergötzet sich an der ins Nord-Meer sich ausgiessendem Emße/ wie nicht weni-
ger an denen vom Hertzoge Wodan dabey aufgerichteten und auf sich selbst deutenden
Säulen. Die hier aus geschöpffte Selbst-Liebe und Heucheley ver anlasset ihn auch die
Chäutzen zu überfallen/ die ihn aber mit höchstem Verlust und gäntzlicher Niederlage

der

Vierdtes Buch
ther/ und alſo auch des Druſus Bild nicht ſo/ wie die ihren reinen Gottesdienſt benach-
theiligende Altar-Taͤffel aufzurichten widerſprechen/ welche letztere der Feldherr hierauf
zerbrechen/ den Hertzog Jubil/ Arxus/ Siegismund und Melo aber zur Berathſchla-
gung wichtig eingelauffener Schreiben in Tempel beruffen laͤſt. Fuͤrſt Adgandeſter
Rhemetalces und Malovend beſprachen ſich indeſſen bey Zermalmung dieſer herrlichen
Taffel von des Druſus Ruhme/ der Bunds-Genoſſenſchafft und denn auch von den
Gruͤnden der Vernunfft und Geſetzen der Natur. Druſus wird wider die den Roͤmern
verhaſte Feinde die Rhetier geſchicket. Kaͤyſer Auguſt zu Lugdun auf dem Wagen der
Sonnen in Geſtalt des Apollo durch die ihm aufgerichtete mit eitel von der Sonnen
und den Haupt-Stroͤmen Galliens hergenommenen auf ihn und den Julius zielenden
Sinnbildern ausgezierte Ehrenpforte in den vom Adginnius am Rhodan aufgebaue-
ten Tempel aufs praͤchtigſte eingeholet. Die Gallier werden wider die Roͤmer ſchwuͤ-
rig/ durch des Druſus Vorſichtigkeit aber bald wiederum zum Gehorſam gebracht;
Jngleichen die Moriner nebſt den Batavern von dieſem vergeblich bekriegt: welche letz-
tern von den ſtreitbaren Catten entſproſſen/ ihren Sitz zwiſchen dem Rheine und Nord-
Meer erkieſet/ dem Schutz der Britannier ſich anfaͤnglich unterworffen/ nachgehends
aber dieſes harte Joch vermittels ihres tapffern Hertzogs Eganors und ſeines Sohnes
Eiſenhertz ſich wiederum zum freyen Volcke gemachet. Dieſer ihre groſſe Handlung
und Schiffarth hat ſie in der gantzen Welt bekandt/ ihre Hertzhafftigkeit ſie faſt zwiſchen
allen Voͤlckern zu Schieds-Richtern und Bundsgenoſſen der maͤchtigen Roͤmer ge-
macht/ biß ſie endlich von den klugen Britanniern/ ja ſelbſt dem Hertzoge Wodan durch
die Suͤßigkeit der Ruhe und des Gewinns eingeſchlaͤfft/ der Waffen vergeſſen/ vom
Druſus ploͤtzlich uͤberfallen/ und in kurtzer Zeit faſt des halben Theils ihrer Herrſchafft
entſetzet worden. Enno ein alter Staats-Mann bringet die Fuͤrſtliche Herrſchafft als
die aͤlteſte und heilſamſte Herrſchens-Art wider das neue Staats Geſetze zum Vor-
theil des Cariovalda und Frohlocken des Poͤfels wieder auf den Teppich/ worauf dieſer
einen der vornehmſten Raͤthe und den gemeinen Redner wider Urthel und Recht aus ei-
nem bloſſen Verdacht erbaͤrmlich abſchlachtet. Jnzwiſchen nehmen die Sicambrer/
Uſipeter und Catten aus einer ſonderbaren Staats-Klugheit gleichwol wahr: daß ſie
ſich von den herrſchensſuͤchtigen Roͤmern nicht einzuſchlaͤffen/ ſondern des Druſus ſieg-
hafften Waffen zu widerſetzen Urſach haͤtten/ wordurch des Druſus Heer denn von den
Batavern abgezogen/ von jenen aber wegen des Ober-Gebiets und Mißtr aͤuligkeit wei-
ter nichts fruchtbares ausgerichtet wird/ als/ daß ein Stillſtand der Waffen zu ein und
anderm hoͤchſten Nachtheil erfolget. Druſus unterfaͤnget ſich gegen die Frieſen und
Catten eines nicht minder gluͤcklich als verzweiffelten Werckes durch Vereinbarung ei-
nes Rhein-Arms mit der Nabal und Aufbauung der Feſtung Druſusburg/ uͤberwin-
det die bey einem ſonderbaren Feyer verſammleten Frieſen nach hartem Gefechte ſeiner
eigenen Verwundung/ und des gefangenen Fuͤrſten Cheudo großmuͤthigen Antwort.
Er Druſus ergoͤtzet ſich an der ins Nord-Meer ſich ausgieſſendem Emße/ wie nicht weni-
ger an denen vom Hertzoge Wodan dabey aufgerichteten und auf ſich ſelbſt deutenden
Saͤulen. Die hier aus geſchoͤpffte Selbſt-Liebe und Heucheley ver anlaſſet ihn auch die
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[328/0382] Vierdtes Buch ther/ und alſo auch des Druſus Bild nicht ſo/ wie die ihren reinen Gottesdienſt benach- theiligende Altar-Taͤffel aufzurichten widerſprechen/ welche letztere der Feldherr hierauf zerbrechen/ den Hertzog Jubil/ Arxus/ Siegismund und Melo aber zur Berathſchla- gung wichtig eingelauffener Schreiben in Tempel beruffen laͤſt. Fuͤrſt Adgandeſter Rhemetalces und Malovend beſprachen ſich indeſſen bey Zermalmung dieſer herrlichen Taffel von des Druſus Ruhme/ der Bunds-Genoſſenſchafft und denn auch von den Gruͤnden der Vernunfft und Geſetzen der Natur. Druſus wird wider die den Roͤmern verhaſte Feinde die Rhetier geſchicket. Kaͤyſer Auguſt zu Lugdun auf dem Wagen der Sonnen in Geſtalt des Apollo durch die ihm aufgerichtete mit eitel von der Sonnen und den Haupt-Stroͤmen Galliens hergenommenen auf ihn und den Julius zielenden Sinnbildern ausgezierte Ehrenpforte in den vom Adginnius am Rhodan aufgebaue- ten Tempel aufs praͤchtigſte eingeholet. Die Gallier werden wider die Roͤmer ſchwuͤ- rig/ durch des Druſus Vorſichtigkeit aber bald wiederum zum Gehorſam gebracht; Jngleichen die Moriner nebſt den Batavern von dieſem vergeblich bekriegt: welche letz- tern von den ſtreitbaren Catten entſproſſen/ ihren Sitz zwiſchen dem Rheine und Nord- Meer erkieſet/ dem Schutz der Britannier ſich anfaͤnglich unterworffen/ nachgehends aber dieſes harte Joch vermittels ihres tapffern Hertzogs Eganors und ſeines Sohnes Eiſenhertz ſich wiederum zum freyen Volcke gemachet. Dieſer ihre groſſe Handlung und Schiffarth hat ſie in der gantzen Welt bekandt/ ihre Hertzhafftigkeit ſie faſt zwiſchen allen Voͤlckern zu Schieds-Richtern und Bundsgenoſſen der maͤchtigen Roͤmer ge- macht/ biß ſie endlich von den klugen Britanniern/ ja ſelbſt dem Hertzoge Wodan durch die Suͤßigkeit der Ruhe und des Gewinns eingeſchlaͤfft/ der Waffen vergeſſen/ vom Druſus ploͤtzlich uͤberfallen/ und in kurtzer Zeit faſt des halben Theils ihrer Herrſchafft entſetzet worden. Enno ein alter Staats-Mann bringet die Fuͤrſtliche Herrſchafft als die aͤlteſte und heilſamſte Herrſchens-Art wider das neue Staats Geſetze zum Vor- theil des Cariovalda und Frohlocken des Poͤfels wieder auf den Teppich/ worauf dieſer einen der vornehmſten Raͤthe und den gemeinen Redner wider Urthel und Recht aus ei- nem bloſſen Verdacht erbaͤrmlich abſchlachtet. Jnzwiſchen nehmen die Sicambrer/ Uſipeter und Catten aus einer ſonderbaren Staats-Klugheit gleichwol wahr: daß ſie ſich von den herrſchensſuͤchtigen Roͤmern nicht einzuſchlaͤffen/ ſondern des Druſus ſieg- hafften Waffen zu widerſetzen Urſach haͤtten/ wordurch des Druſus Heer denn von den Batavern abgezogen/ von jenen aber wegen des Ober-Gebiets und Mißtr aͤuligkeit wei- ter nichts fruchtbares ausgerichtet wird/ als/ daß ein Stillſtand der Waffen zu ein und anderm hoͤchſten Nachtheil erfolget. Druſus unterfaͤnget ſich gegen die Frieſen und Catten eines nicht minder gluͤcklich als verzweiffelten Werckes durch Vereinbarung ei- nes Rhein-Arms mit der Nabal und Aufbauung der Feſtung Druſusburg/ uͤberwin- det die bey einem ſonderbaren Feyer verſammleten Frieſen nach hartem Gefechte ſeiner eigenen Verwundung/ und des gefangenen Fuͤrſten Cheudo großmuͤthigen Antwort. Er Druſus ergoͤtzet ſich an der ins Nord-Meer ſich ausgieſſendem Emße/ wie nicht weni- ger an denen vom Hertzoge Wodan dabey aufgerichteten und auf ſich ſelbſt deutenden Saͤulen. Die hier aus geſchoͤpffte Selbſt-Liebe und Heucheley ver anlaſſet ihn auch die Chaͤutzen zu uͤberfallen/ die ihn aber mit hoͤchſtem Verluſt und gaͤntzlicher Niederlage der

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/382>, abgerufen am 29.03.2024.