Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

Bild:
<< vorherige Seite
Ehren-Getichte.
Seid ihr durch Zauberey in trägen Schlaf gewiget?
Jst das erfrorne Hertz denn noch nicht aufgethaut?
Ach feige! wolt ihr nicht des Nachbarn Hauß erretten/
So wird das Eurige gewiß zu Grunde gehn/
Und der gefaugne Fuß in ungeheuren Ketten/
Und Fesseln/ die Jhr euch selbst angeleget/ stehn.
Wie aber seh' ich nicht den tapfern Arpus eilen?
Ganasch und Jubil sind auf gleichen Schluß bedacht.
Es denckt sich Sesitach nicht länger zu verweilen/
Schaut wie dem Cattumer das Hertz vor Freuden lacht.
Auf Helden! fördert euch! die Bahn ist schon gebrochen/
Der Feldherr geht voran; es muß gefochten seyn;
Das Unrecht wird allein durch Feur und Schwert gerochen/
Brecht derowegen keck in Wäll' und Läger ein.
Man hat euch biß hieher durch wunderliche Künste
Recht umb das Licht geführt/ und Nasen angedräht/
Nun aber zeiget sich ein nichtiges Gespinste/
Das ein geschwinder Ost im Augenblick verweht.
Auf denn! Ermuntert euch! denckt an der Ahnen Thaten/
Denckt an die Siges-Pracht/ die euch zu hoffen steht.
Kämpft standhaft! Kämpft behertzt! als tapfere Soldaten/
Denckt/ daß euch Well' und Flut biß an die Lippen geht.
Die Nachwelt wird von euch mit Ruhm und Ehre sprechen/
Und wenn ein Tacitus nicht redlich schreiben mag/
So wird ein Lohenstein durch Nacht und Wolcken brechen/
Dergleichen kluge Faust bringt alles an den Tag.
Jhr
Ehren-Getichte.
Seid ihr durch Zauberey in traͤgen Schlaf gewiget?
Jſt das erfrorne Hertz denn noch nicht aufgethaut?
Ach feige! wolt ihr nicht des Nachbarn Hauß erretten/
So wird das Eurige gewiß zu Grunde gehn/
Und der gefaugne Fuß in ungeheuren Ketten/
Und Feſſeln/ die Jhr euch ſelbſt angeleget/ ſtehn.
Wie aber ſeh’ ich nicht den tapfern Arpus eilen?
Ganaſch und Jubil ſind auf gleichen Schluß bedacht.
Es denckt ſich Seſitach nicht laͤnger zu verweilen/
Schaut wie dem Cattumer das Hertz vor Freuden lacht.
Auf Helden! foͤrdert euch! die Bahn iſt ſchon gebrochen/
Der Feldherr geht voran; es muß gefochten ſeyn;
Das Unrecht wird allein durch Feur und Schwert gerochen/
Brecht derowegen keck in Waͤll’ und Laͤger ein.
Man hat euch biß hieher durch wunderliche Kuͤnſte
Recht umb das Licht gefuͤhrt/ und Naſen angedraͤht/
Nun aber zeiget ſich ein nichtiges Geſpinſte/
Das ein geſchwinder Oſt im Augenblick verweht.
Auf denn! Ermuntert euch! denckt an der Ahnen Thaten/
Denckt an die Siges-Pracht/ die euch zu hoffen ſteht.
Kaͤmpft ſtandhaft! Kaͤmpft behertzt! als tapfere Soldaten/
Denckt/ daß euch Well’ und Flut biß an die Lippen geht.
Die Nachwelt wird von euch mit Ruhm und Ehre ſprechen/
Und wenn ein Tacitus nicht redlich ſchreiben mag/
So wird ein Lohenſtein durch Nacht und Wolcken brechen/
Dergleichen kluge Fauſt bringt alles an den Tag.
Jhr
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0043"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Ehren-Getichte.</hi> </fw><lb/>
            <l>Seid ihr durch Zauberey in tra&#x0364;gen Schlaf gewiget?</l><lb/>
            <l>J&#x017F;t das erfrorne Hertz denn noch nicht aufgethaut?</l><lb/>
            <l>Ach feige! wolt ihr nicht des Nachbarn Hauß erretten/</l><lb/>
            <l>So wird das Eurige gewiß zu Grunde gehn/</l><lb/>
            <l>Und der gefaugne Fuß in ungeheuren Ketten/</l><lb/>
            <l>Und Fe&#x017F;&#x017F;eln/ die Jhr euch &#x017F;elb&#x017F;t angeleget/ &#x017F;tehn.</l><lb/>
            <l>Wie aber &#x017F;eh&#x2019; ich nicht den tapfern <hi rendition="#fr">Arpus</hi> eilen?</l><lb/>
            <l><hi rendition="#fr">Gana&#x017F;ch</hi> und <hi rendition="#fr">Jubil</hi> &#x017F;ind auf gleichen Schluß bedacht.</l><lb/>
            <l>Es denckt &#x017F;ich <hi rendition="#fr">Se&#x017F;itach</hi> nicht la&#x0364;nger zu verweilen/</l><lb/>
            <l>Schaut wie dem <hi rendition="#fr">Cattumer</hi> das Hertz vor Freuden lacht.</l><lb/>
            <l>Auf Helden! fo&#x0364;rdert euch! die Bahn i&#x017F;t &#x017F;chon gebrochen/</l><lb/>
            <l>Der Feldherr geht voran; es muß gefochten &#x017F;eyn;</l><lb/>
            <l>Das Unrecht wird allein durch Feur und Schwert gerochen/</l><lb/>
            <l>Brecht derowegen keck in Wa&#x0364;ll&#x2019; und La&#x0364;ger ein.</l><lb/>
            <l>Man hat euch biß hieher durch wunderliche Ku&#x0364;n&#x017F;te</l><lb/>
            <l>Recht umb das Licht gefu&#x0364;hrt/ und Na&#x017F;en angedra&#x0364;ht/</l><lb/>
            <l>Nun aber zeiget &#x017F;ich ein nichtiges Ge&#x017F;pin&#x017F;te/</l><lb/>
            <l>Das ein ge&#x017F;chwinder <hi rendition="#fr">O&#x017F;t</hi> im Augenblick verweht.</l><lb/>
            <l>Auf denn! Ermuntert euch! denckt an der Ahnen Thaten/</l><lb/>
            <l>Denckt an die Siges-Pracht/ die euch zu hoffen &#x017F;teht.</l><lb/>
            <l>Ka&#x0364;mpft &#x017F;tandhaft! Ka&#x0364;mpft behertzt! als tapfere Soldaten/</l><lb/>
            <l>Denckt/ daß euch Well&#x2019; und Flut biß an die Lippen geht.</l><lb/>
            <l>Die Nachwelt wird von euch mit Ruhm und Ehre &#x017F;prechen/</l><lb/>
            <l>Und wenn ein <hi rendition="#fr">Tacitus</hi> nicht redlich &#x017F;chreiben mag/</l><lb/>
            <l>So wird ein <hi rendition="#fr">Lohen&#x017F;tein</hi> durch Nacht und Wolcken brechen/</l><lb/>
            <l>Dergleichen kluge Fau&#x017F;t bringt alles an den Tag.</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Jhr</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[0043] Ehren-Getichte. Seid ihr durch Zauberey in traͤgen Schlaf gewiget? Jſt das erfrorne Hertz denn noch nicht aufgethaut? Ach feige! wolt ihr nicht des Nachbarn Hauß erretten/ So wird das Eurige gewiß zu Grunde gehn/ Und der gefaugne Fuß in ungeheuren Ketten/ Und Feſſeln/ die Jhr euch ſelbſt angeleget/ ſtehn. Wie aber ſeh’ ich nicht den tapfern Arpus eilen? Ganaſch und Jubil ſind auf gleichen Schluß bedacht. Es denckt ſich Seſitach nicht laͤnger zu verweilen/ Schaut wie dem Cattumer das Hertz vor Freuden lacht. Auf Helden! foͤrdert euch! die Bahn iſt ſchon gebrochen/ Der Feldherr geht voran; es muß gefochten ſeyn; Das Unrecht wird allein durch Feur und Schwert gerochen/ Brecht derowegen keck in Waͤll’ und Laͤger ein. Man hat euch biß hieher durch wunderliche Kuͤnſte Recht umb das Licht gefuͤhrt/ und Naſen angedraͤht/ Nun aber zeiget ſich ein nichtiges Geſpinſte/ Das ein geſchwinder Oſt im Augenblick verweht. Auf denn! Ermuntert euch! denckt an der Ahnen Thaten/ Denckt an die Siges-Pracht/ die euch zu hoffen ſteht. Kaͤmpft ſtandhaft! Kaͤmpft behertzt! als tapfere Soldaten/ Denckt/ daß euch Well’ und Flut biß an die Lippen geht. Die Nachwelt wird von euch mit Ruhm und Ehre ſprechen/ Und wenn ein Tacitus nicht redlich ſchreiben mag/ So wird ein Lohenſtein durch Nacht und Wolcken brechen/ Dergleichen kluge Fauſt bringt alles an den Tag. Jhr

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/43
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/43>, abgerufen am 18.04.2024.