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Lohenstein, Daniel Casper von: Ibrahim Sultan. Leipzig, 1673.

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Mein Leben aber sey verspielt/ wo Ambre nicht
350Des Mufti himmlisch Kind jen und auch all' absticht.
Der Zunder heisser Brunst ist selbst in mir entglommen/
Seit dem ich zweymal sie im Bade wahrgenommen.
Jhr Mund bepurperte die Chrystallinnen-fluth/
Die Brüste schneiten Perln/ die Augen blitzten Gluth;
355Wenn sie ihr Haupt erhob auß ihrer Marmel-Wanne/
Schien sie das Ebenbild der Sonn im Wasser-Manne/
Die Kwellen kriegten mehr von ihren Strahlen Brand/
Vom Leibe Silber-Welln/ vom Haare güldnen Sand.
Hier wil ich im Gemäld' Jhm nur den Schatten zeigen.

360
Ibrah. Jst Ambre diß?
Sechierp. Jhr Bild.
Ibrah. Jst sie getroffen?
Sechierp. Eigen.
Wiewohl der Himmel geht gemahlten Sternen für.
Ibrah. Hilf Himmel! kwillt das Oel der Lieb' auch auß Papier?
Steckt auch in Farben Glut? kan auch der Schönheit Schatten
Begierde zünden an? die Bilder/ die wir hatten
365Uns in das Hertz geprägt/ auf einmal leschen auß?
Was neues drücken ein? Ach/ unsre Seel ist graus/
Das Hertze liegt in Asch/ und wir stehn in der Flammen/
Wie brenn' und lodern wir! Raff allen Witz zusammen/
Gebrauche Treu und Fleiß/ mein Engel/ und mein Kind;
370Daß diese Sonne ja den Käyfer lieb-gewinnt.
Ach! aber/ was für Sieg lässt Jbrahim ihm träumen
Von dieser Göttin hold? Für längst Entweyhte räumen
Nichts unserm Lieben ein. Und Sisigambis lacht
Des Käysers/ die so weit/ so fern als Tag und Nacht/
375So weit als Sonn' und Mond/ von Ambren ist entfernet.
Sechierp. Hat diese Närrin gleich Natur und Witz verlernet/
Wenn sie des Sultans Gunst mit Füssen von sich stösst:
So lächsen tausend Seel'n nach Balsam/ welchen flösst
Die Hold des Käysers ein. Die Keusch- und kältsten brennen/
380Wo Fürsten Blicke falln. Man gebe zu erkennen
Des Käysers reine Glut dem Vater; dessen Eyd
Nichts minder ihn verknüpft/ auf die Ergetzligkeit
Des Sultans/ als aufs Heil des Reiches vor zusinnen.
Ibrah. Wohl! wir gehn/ umb alsbald sein Hertze zu gewinnen.
Der Schauplatz verändert sich in den Saal Ho-
sada/ wo die grossen Bedienten sich versamlen/ und der
Stuel des Sultans steht.
Mufti. Mehemet Bassa. Bectas. Janitscharen Aga.
Kiuperli
Bassa. Kul Kiahia der Vnter- Aga der
Janitscharen.

385
Mufti. SO trit Venedig noch uns Candien nicht ab?
Mehem. Die Antwort/ welche mir ietzt erst Soranzo gab/
Jst Hochmuth/ Dreuen/ Trotz.
Bectas. Sol eine Stadt uns pochen?
Jst Oßmanns Witz verfalln/ und Oßmanns Arm zerbrochen?
Kan unser Fürst/ der ja das Haupt der Welt wil seyn/
390Mit allen Kräften nicht zwey Städte nehmen ein?
Canea/ Retimo sind ja in unsern Händen.
Mehem. Sey sicher: daß wir nichts an Candien mehr enden;
Auch würde dort noch ietzt kein Türckisch Segel wehn/
Wenn sich Venedig hätt' ie Friedenbruchs versehn.
395Mit Ungewasneten läßt sichs leicht Streiche wagen.
Jetzt/ nun wir auß der See schon zweymal sind geschlagen/
Durch ihren Morosin/ nimmt unser Sultan wahr:
Es dörffe mehr Verstand/ auch schaff es mehr Gefahr
Mit einer solchen Stadt/ als geilen Weibern kriegen.
400Jetzt/ nun der Krieg sich schleppt/ lässt ihn der Sultan liegen/
Hengt seiner Wollust nach. Dem Divan liegt die Last
Des Krieges einig ob.
Bectas. wo nicht ein Fürst selbst fasst
Das Ruder seines Reichs/ kan keine Fahrt gerathen.
GOtt krönet Knechte nicht so/ wie der Fürsten Thaten.
Als
Mein Leben aber ſey verſpielt/ wo Ambre nicht
350Des Mufti himmliſch Kind jen und auch all’ abſticht.
Der Zunder heiſſer Brunſt iſt ſelbſt in mir entglommen/
Seit dem ich zweymal ſie im Bade wahrgenommen.
Jhr Mund bepurperte die Chryſtallinnen-fluth/
Die Bruͤſte ſchneiten Perln/ die Augen blitzten Gluth;
355Wenn ſie ihr Haupt erhob auß ihrer Marmel-Wanne/
Schien ſie das Ebenbild der Sonn im Waſſer-Manne/
Die Kwellen kriegten mehr von ihren Strahlen Brand/
Vom Leibe Silber-Welln/ vom Haare guͤldnen Sand.
Hier wil ich im Gemaͤld’ Jhm nur den Schatten zeigen.

360
Ibrah. Jſt Ambre diß?
Sechierp. Jhr Bild.
Ibrah. Jſt ſie getroffen?
Sechierp. Eigen.
Wiewohl der Himmel geht gemahlten Sternen fuͤr.
Ibrah. Hilf Himmel! kwillt das Oel der Lieb’ auch auß Papier?
Steckt auch in Farben Glut? kan auch der Schoͤnheit Schatten
Begierde zuͤnden an? die Bilder/ die wir hatten
365Uns in das Hertz gepraͤgt/ auf einmal leſchen auß?
Was neues druͤcken ein? Ach/ unſre Seel iſt graus/
Das Hertze liegt in Aſch/ und wir ſtehn in der Flammen/
Wie brenn’ und lodern wir! Raff allen Witz zuſammen/
Gebrauche Treu und Fleiß/ mein Engel/ und mein Kind;
370Daß dieſe Sonne ja den Kaͤyfer lieb-gewinnt.
Ach! aber/ was fuͤr Sieg laͤſſt Jbrahim ihm traͤumen
Von dieſer Goͤttin hold? Fuͤr laͤngſt Entweyhte raͤumen
Nichts unſerm Lieben ein. Und Siſigambis lacht
Des Kaͤyſers/ die ſo weit/ ſo fern als Tag und Nacht/
375So weit als Sonn’ und Mond/ von Ambren iſt entfernet.
Sechierp. Hat dieſe Naͤrrin gleich Natur und Witz verlernet/
Wenn ſie des Sultans Gunſt mit Fuͤſſen von ſich ſtoͤſſt:
So laͤchſen tauſend Seel’n nach Balſam/ welchen floͤſſt
Die Hold des Kaͤyſers ein. Die Keuſch- und kaͤltſten brennen/
380Wo Fuͤrſten Blicke falln. Man gebe zu erkennen
Des Kaͤyſers reine Glut dem Vater; deſſen Eyd
Nichts minder ihn verknuͤpft/ auf die Ergetzligkeit
Des Sultans/ als aufs Heil des Reiches vor zuſinnen.
Ibrah. Wohl! wir gehn/ umb alsbald ſein Hertze zu gewinnen.
Der Schauplatz veraͤndert ſich in den Saal Ho-
ſada/ wo die groſſen Bedienten ſich verſamlen/ und der
Stuel des Sultans ſteht.
Mufti. Mehemet Baſſa. Bectas. Janitſcharen Aga.
Kiuperli
Baſſa. Kul Kiahia der Vnter- Aga der
Janitſcharen.

385
Mufti. SO trit Venedig noch uns Candien nicht ab?
Mehem. Die Antwort/ welche mir ietzt erſt Soranzo gab/
Jſt Hochmuth/ Dreuen/ Trotz.
Bectas. Sol eine Stadt uns pochen?
Jſt Oßmanns Witz verfalln/ und Oßmanns Arm zerbrochen?
Kan unſer Fuͤrſt/ der ja das Haupt der Welt wil ſeyn/
390Mit allen Kraͤften nicht zwey Staͤdte nehmen ein?
Canea/ Retimo ſind ja in unſern Haͤnden.
Mehem. Sey ſicher: daß wir nichts an Candien mehr enden;
Auch wuͤrde dort noch ietzt kein Tuͤrckiſch Segel wehn/
Wenn ſich Venedig haͤtt’ ie Friedenbruchs verſehn.
395Mit Ungewaſneten laͤßt ſichs leicht Streiche wagen.
Jetzt/ nun wir auß der See ſchon zweymal ſind geſchlagen/
Durch ihren Moroſin/ nim̃t unſer Sultan wahr:
Es doͤrffe mehr Verſtand/ auch ſchaff es mehr Gefahr
Mit einer ſolchen Stadt/ als geilen Weibern kriegen.
400Jetzt/ nun der Krieg ſich ſchleppt/ laͤſſt ihn der Sultan liegen/
Hengt ſeiner Wolluſt nach. Dem Divan liegt die Laſt
Des Krieges einig ob.
Bectas. wo nicht ein Fuͤrſt ſelbſt faſſt
Das Ruder ſeines Reichs/ kan keine Fahrt gerathen.
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[8/0026] Mein Leben aber ſey verſpielt/ wo Ambre nicht Des Mufti himmliſch Kind jen und auch all’ abſticht. Der Zunder heiſſer Brunſt iſt ſelbſt in mir entglommen/ Seit dem ich zweymal ſie im Bade wahrgenommen. Jhr Mund bepurperte die Chryſtallinnen-fluth/ Die Bruͤſte ſchneiten Perln/ die Augen blitzten Gluth; Wenn ſie ihr Haupt erhob auß ihrer Marmel-Wanne/ Schien ſie das Ebenbild der Sonn im Waſſer-Manne/ Die Kwellen kriegten mehr von ihren Strahlen Brand/ Vom Leibe Silber-Welln/ vom Haare guͤldnen Sand. Hier wil ich im Gemaͤld’ Jhm nur den Schatten zeigen. Ibrah. Jſt Ambre diß? Sechierp. Jhr Bild. Ibrah. Jſt ſie getroffen? Sechierp. Eigen. Wiewohl der Himmel geht gemahlten Sternen fuͤr. Ibrah. Hilf Himmel! kwillt das Oel der Lieb’ auch auß Papier? Steckt auch in Farben Glut? kan auch der Schoͤnheit Schatten Begierde zuͤnden an? die Bilder/ die wir hatten Uns in das Hertz gepraͤgt/ auf einmal leſchen auß? Was neues druͤcken ein? Ach/ unſre Seel iſt graus/ Das Hertze liegt in Aſch/ und wir ſtehn in der Flammen/ Wie brenn’ und lodern wir! Raff allen Witz zuſammen/ Gebrauche Treu und Fleiß/ mein Engel/ und mein Kind; Daß dieſe Sonne ja den Kaͤyfer lieb-gewinnt. Ach! aber/ was fuͤr Sieg laͤſſt Jbrahim ihm traͤumen Von dieſer Goͤttin hold? Fuͤr laͤngſt Entweyhte raͤumen Nichts unſerm Lieben ein. Und Siſigambis lacht Des Kaͤyſers/ die ſo weit/ ſo fern als Tag und Nacht/ So weit als Sonn’ und Mond/ von Ambren iſt entfernet. Sechierp. Hat dieſe Naͤrrin gleich Natur und Witz verlernet/ Wenn ſie des Sultans Gunſt mit Fuͤſſen von ſich ſtoͤſſt: So laͤchſen tauſend Seel’n nach Balſam/ welchen floͤſſt Die Hold des Kaͤyſers ein. Die Keuſch- und kaͤltſten brennen/ Wo Fuͤrſten Blicke falln. Man gebe zu erkennen Des Kaͤyſers reine Glut dem Vater; deſſen Eyd Nichts minder ihn verknuͤpft/ auf die Ergetzligkeit Des Sultans/ als aufs Heil des Reiches vor zuſinnen. Ibrah. Wohl! wir gehn/ umb alsbald ſein Hertze zu gewinnen. Der Schauplatz veraͤndert ſich in den Saal Ho- ſada/ wo die groſſen Bedienten ſich verſamlen/ und der Stuel des Sultans ſteht. Mufti. Mehemet Baſſa. Bectas. Janitſcharen Aga. Kiuperli Baſſa. Kul Kiahia der Vnter- Aga der Janitſcharen. Mufti. SO trit Venedig noch uns Candien nicht ab? Mehem. Die Antwort/ welche mir ietzt erſt Soranzo gab/ Jſt Hochmuth/ Dreuen/ Trotz. Bectas. Sol eine Stadt uns pochen? Jſt Oßmanns Witz verfalln/ und Oßmanns Arm zerbrochen? Kan unſer Fuͤrſt/ der ja das Haupt der Welt wil ſeyn/ Mit allen Kraͤften nicht zwey Staͤdte nehmen ein? Canea/ Retimo ſind ja in unſern Haͤnden. Mehem. Sey ſicher: daß wir nichts an Candien mehr enden; Auch wuͤrde dort noch ietzt kein Tuͤrckiſch Segel wehn/ Wenn ſich Venedig haͤtt’ ie Friedenbruchs verſehn. Mit Ungewaſneten laͤßt ſichs leicht Streiche wagen. Jetzt/ nun wir auß der See ſchon zweymal ſind geſchlagen/ Durch ihren Moroſin/ nim̃t unſer Sultan wahr: Es doͤrffe mehr Verſtand/ auch ſchaff es mehr Gefahr Mit einer ſolchen Stadt/ als geilen Weibern kriegen. Jetzt/ nun der Krieg ſich ſchleppt/ laͤſſt ihn der Sultan liegen/ Hengt ſeiner Wolluſt nach. Dem Divan liegt die Laſt Des Krieges einig ob. Bectas. wo nicht ein Fuͤrſt ſelbſt faſſt Das Ruder ſeines Reichs/ kan keine Fahrt gerathen. GOtt kroͤnet Knechte nicht ſo/ wie der Fuͤrſten Thaten. Als

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Ibrahim Sultan. Leipzig, 1673, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_ibrahim_1673/26>, abgerufen am 25.04.2024.