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Lohenstein, Daniel Casper von: Ibrahim Sultan. Leipzig, 1673.

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Nöthige Erklär-
[Spaltenumbruch] Ferhabad geführet/ sonst auch allezeit viel Wein getruncken
habe. Welchem viel Persianer darinnen gefolget/ und sich Mu-
hammed Tahir Beius
erstochen/ weil ihm der König den Wein
verwehret. Wiewohl die Persianer ihn deßwegen verdammet
zu seyn/ glauben. Pietro della Valle lett. 4. da Ferhabad. n.
18. p.
231. 232. Und dahero umb Ardebil kein Wein/ auf Ord-
nung der Seeichavend (welches des Ali Nachkommen sind.)
gepflantzet wird/ weil sie wegen des alldar begrabenen Sciah
Sofi
diesen Orth nach Meka fast für den Heiligsten halten. Val-
le. lett. 5. da Spahan. n. 24. p.
585. Nichts desto weniger wer
wacker hat trincken können/ ist beym Chah Abbas ein stattlicher
Mann gewest. Valle. n. 30. p. 434. c. nell. lett. 5. da Spahan.
n. 1. p. 472. c. nell. lett. 5. da Spahan. n. 19. p.
547. berichtet
er: daß Chah Abbas, der Tarter Chan, Hasan Chan und an-
dere Große so voll vom Weine gewest: daß sie voll des Königs
Mahle haben müssen weggetragen werden/ nach Arth der alten
Persianer beom Xenophonte in Cyropaed. lib. 8. Ob auch
wohl einst Chiah Abbas den Mahometanern den Wein bey
Straffe des Lebens verboch/ also: daß dem/ der ihn verkauffte
oder weggab/ der Bauch auffgeschnitten/ der ihn tranck/ rinnend
Bley in Hals gelassen ward/ P. della Valle lett. 12. da Spahan.
p.
232. 233. so ward doch diß Gesetze kurtz hernach wieder auff-
gehoben; nell. lett. 14. da Spahan. p. 341.

V. 196. Dein Ambra/ der täglich deine Speise.)
Jbrahim hat täglich an Ambra und derogleichen Geilheits-
Würtzen wohl für zehen Scudi in seinen Leib verbraucht. Bisac-
cioni
im Ibrahim p. 506.

V. 228. Hat edenfals durchschnitten ein so verstock-
tes Weib.) Welcher Gestalt nach Eroberung der Stadt Ne-
groponte
Mahumed II. des Venedischen Stadhalters Pauli
Etaci
schöne Tochter/ welche in seinen Willen nicht einwilligen
wollen/ zerhauen/ beschreibet umbständlich P. Pierre de Moyne
la Galerie des femmes fortes. p. 394. seqq.

V. 240. Du wilst ja Zucker heissen.) Der Nahme
Sechierpera, welche des Jbrahims Kuplerin und Werckzeug
seiner Uppigkeiten gewest/ heißt ein Stücke Zucker. Bisaccioni
p.
517. Dergleichen mächtige Liebes Kuplerin Dellala Chizi
hatte auch Chah Abbas. Valle. lett. 8. da Spahan. p. 231. und
beym itzigen Türckischen Käyfer Machmet hatte seine Mut-
ter ein Weib Mulki Kadin dergestalt eingeliebt: daß
in ihren Händen die gantze Herrschafft bestand; und alle Be-
fehle durch die verschnittene Mohren/ die die Auffsicht über das
Frauenzimmer haben/ außgetheilet wurden. Des Sultan
Kriegs-Volck aber nahm dieses weibliche Anschaffen so übel
auf: daß es rasende für den Käyser lieff/ und anfangs die Ver-
schnittenen/ hernach die Mulki mit ihrem Ehmanne Scaban
Kalfa
foderten und tödteten. L'Empire Ottoman. de Ricaut.
livr. 1. chap. 3. p.
33. - 35.

V. 260. Den Tarter Chivas müssen in Rhodis rei-
ben auf.) Jbrahim ließ durch den Mustafa Bassa den Tarter
Cham Chivas/ welcher sich nach Rhodis vorher geflüchtet gehabt/
erwürgen; weil er gesagt: Wenn Amurath oder Jbrahim ohne
Männigliche Erben stürben/ gehörete ihm die Erbschafft des
Türckischen Reiches. Bisaccioni p. 483. Derogleichen Erb-
schaffts-Anspruch hat auch ein ander Tarterscher Chan ihm im
1619. Jahre eingebildet. P. della valle lett. 5. da Spahan. n. 31.
p.
646. Sonsten muß allezeit der Tarter Cham seinen Sohn
dem Türckischen Käyser zur Geisel liefern; wie denn auch der
itzige Cham Mahomet Chirei lange Jahr zum Jamboli in Thra-
cien und zu Rhodis schlecht und harte gehalten worden. Wel-
ches auch verursacht: daß/ als er gleich nach seines Vaters To-
de zur Herrschafft kommen/ dem diß verlangenden Groß-Visier
Kiuperli seinen Sohn/ sonderlich auf Einreden der Pohlen und
der benachbarten Tartern niemahls einliefern wollen; Ob
schon die Türcken die Tartern ihre Brüder heissen/ auch mit ih-
nen sich verbunden haben: daß/ wenn der Oßmannische Manns-
Stamm absterben möchte/ der Tartarische Cham Türckischer
Stuhl-Erbe seyn solte. L'Empir. Ottoman. de Ricaut. livr. 1.
chapitr. 13. p.
196.

V. 266. Daß von fünff Söhnen ist des Oßmanns
Thron gestützt.) Und V. 291. laß ins alte Schloß die
Wüttende verstecken.) Daß dem Sultan Jbrahim fünff
Söhne gebohren worden/ lehret Bisaccioni p. 497. wovon ih-
rer nebst dem Sultan noch drey/ Bajazeth/ Orcan und Soli-
man leben/ auf welchen letztern die Türcken ihre gröste Hoff-
nung setzen. Der erstern zweyen Mutter ist ins alte Schloß o-
der Seraglio eingesperret/ welches gleichsam ein Gefängnüs
derer in Ungenade verfallenen Mütter und Frauenzimmers ist;
darauß sie nicht erlöset werden/ als biß etwann einer ihrer Söh-
ne Käyser wird/ oder stirbet. L'Empire Ottoman. de Ricaut.
livr. 1. chap. 9. p.
123. Maßen denn auch/ wenn ein Sultan
stirbt/ zwar die Mütter mit denen er Töchter gezeuget/ auß dem
[Spaltenumbruch] Frauenzimmer sich wegbegeben/ und nach Belieben wieder ver-
beyrathen mögen; die aber welche ihm Söhne gebohren/ müs-
sen sich ins alte Schloß verriegein lassen. Ricaut. p. 132.

V. 272. 273. 274. Die Riesin habe ja wohl sterben
müssen.) Bisaccioni p. 506. erzehlt: Jbrahim habe einst
dem Groß-Visier befohlen/ ihm ein wohlgebildetes Weib/ so
groß sie möglich zu finden wäre/ zu schaffen. Darauff habe man
ihm eine Armenierin an Gestalt gleichsam eine Riesin/ von gu-
ter Gestalt und Sitten/ auffs köstlichste gekleidet/ zubracht/ in
welche sich Jbrahim so sehr verliebet; daß er sie alsbald zur
Türckin gemacht/ (welches mit Aufreckung eines Fingers und
Außsprechung weniger Worte geschiehet) und keines andern
Frauen-Zimmers geachtet/ ja alles Jhr zur Liebe gewillige.
Darüber denn des Sultans Mutter eyfersüchtig worden/ und
als Sie sie zu ihrer Tassel eingeladen/ erwürgen lassen/ den J-
brahim überredende: daß sie von einem plötzlichen Zufalle ge-
storben sey.

V. 343. Hababen.) Jezio Abuchalid der Saracener
Fürst sol ein Mägdgen Hababa genennt/ so seht geliebet haben:
daß er sie ihm wieder außgraben/ und die Todte/ so lang er den
Gestanck vertragen können/ bey ihm behalten. Elmacin. Hist.
Sarecen. l. 1. c. 14. 15. 16. 17. Periander
König zu Corinth/
hat sein Weib so hefftig geliebet: daß er auch der Todten bey-
geschlaffen.

V. 351. 352. Der Zunder heisser Brunst ist selbst in
mir entglommen.) Bey den Türcken ist eine unreine Liebe
einerley Geschlechts unter dem Nahmen der Platonischen Liebe
und einer Lobwürdigen Tugend eingeschlichen/ da der Mensch
durch Betrachrung des göttlichen Ebenbildes in seinen Ge-
schöpffen zu der Liebe GOttes sich empor schwinget. Aber es
ist eine blosse Larve eines unzüchtigen Feuers. Jnsonderheit
ist sie gemein unter den Jchoglans/ oder des Sultans Edel-
Knaben. Ja die Sultane selbst sind meist dieser Begierde un-
terworffen. Amurath verliebte sich in einen Armenischen
Knaben Musa auffs hefftigste: und in noch einen andern von
Galata: daß er ihn gar zum Silahtat Aga, der allezeit dem
Käyser den Degen träget/ machte. Der itzige Sultan Mach-
met liebte einen Namens Kulogli so sehr: daß er keinmahl nicht
ohne ihm seyn konte/ er ihn/ wie sich selbst/ kleiden/ und an seinet
Seite reiten ließ. Jederman muste ihn als seinen Reichs-Ge-
fährten verehren und beschencken. Dergleichen unnatürliche
Liebe ist auch zwischen dem Frauenzimmer/ so gar/ daß etliche
davon sterben. Jnsonderheit brennen die alten gegen junge
Dirnen/ denen sie vielmahls ihr gantz Vermögen schencken/ und
ihnen in alle Bader nachlauffen. L'Empire Ottoman. de Ri-
caut. livr. 1. chapitr.
7. Daher jedes Frauenzimmer des Sul-
tans in ihren zwey Odas oder Gemächern alleine schlaffen muß/
und zwischen fünffen liegt allezeit eine Kadune oder verlobte
Frau/ welche auff sie genane Auffsicht hat: daß sie nichts unehr-
bares reden oder fürnehmen. Ricaut. l. 1. chap. 9. p. 127.

V. 378. So lechsen tausend Seel'n.) Wie in das
Türckische Frauenzimmer fast auß der gantzen Welt Mägdchen/
welche aber überauß schön und Jungfern seyn müssen/ mit gros-
ser Menge gebracht/ täglich auffs köstlichste gekleidet/ und mit
Edelgesteinen außgeputzt werden; also ist eine Kadan Kahia
oder Hoffmeisterin über sie bestellet/ welche sie in den Hofe-
Sitten unterrichtet. Jhr eigen gantzes Leben bestehet in der
Befleissung durch Geschick- und Annehmligkeit zu verdienen:
daß der Sultan sie seines Bettes würdige. Die Valida oder
Mutter des Sultans ist hierinnen sorgfältig/ und stollt nach
und nach eine nach der andern/ welche sie in diesen Schulen
vor die Vollkommenste hält/ dem Sultan für. Ricaut. livr. 1.
chap. 9. p.
125. - 128.

V. 381. 382. Dessen Eyd ihn verknüpfft auf die Er-
götzlichkeit des Sultans:) Für Zeiten verehrten die Sul-
tane den Mufti als einen heiligen Mann/ entschlossen ohne sein
Einrathen nichts wichtiges in Reichs- und Krieges-Sachen-
Jtzt wird er zwar auch noch zu weilon zu Rathe gezogen/ aber
wenn er nach seinem Gewissen/ und nicht zum Liebkosen des
Sultans räthet/ wird einer nach dem andern seines Ambts ent-
setzet. Ricaut. livr. 2. chap. 4. p. 373. 374.

V. 394. Wenn sich Venedig hätt' ie Friedenbruchs
versehn.) Als Jbrahim auff Candia sich zum Kriege rüste-
te/ gab er zum Scheine für: daß er die Jnsel Malta erobern
wolte; weil selbige Ritter ein reiches Schiff/ so nach Mecha
segelte/ und darauf gar einen vermeynten Sohn des Jbrahims
weggenommen. Wie dieses Bisaccioni p. 497. seqq. weitläuf-
tig beschreibet.

V. 401. Dem Divan liegt die Last des Krieges einig ob.)
Bisaccioni p. 517. erzehlet: daß Jbrahim/ als sich der Krieg
in Candia geschleppt/ selbten der Willkühr des Divans überlas-
sen/ und seinen Wollüsten auffs eußerste nachgehangen.

V. 423

Noͤthige Erklaͤr-
[Spaltenumbruch] Ferhabàd gefuͤhret/ ſonſt auch allezeit viel Wein getruncken
habe. Welchem viel Perſianer darinnen gefolget/ und ſich Mu-
hammed Tahir Beius
erſtochen/ weil ihm der Koͤnig den Wein
verwehret. Wiewohl die Perſianer ihn deßwegen verdammet
zu ſeyn/ glauben. Pietro della Valle lett. 4. da Ferhabàd. n.
18. p.
231. 232. Und dahero umb Ardebil kein Wein/ auf Ord-
nung der Seeichavènd (welches des Ali Nachkommen ſind.)
gepflantzet wird/ weil ſie wegen des alldar begrabenen Sciah
Sofi
dieſen Orth nach Meka faſt fuͤr den Heiligſten halten. Val-
le. lett. 5. da Spahàn. n. 24. p.
585. Nichts deſto weniger wer
wacker hat trincken koͤnnen/ iſt beym Chah Abbas ein ſtattlicher
Mann geweſt. Valle. n. 30. p. 434. c. nell. lett. 5. da Spahàn.
n. 1. p. 472. c. nell. lett. 5. da Spahan. n. 19. p.
547. berichtet
er: daß Chah Abbas, der Tarter Chan, Haſan Chan und an-
dere Große ſo voll vom Weine geweſt: daß ſie voll des Koͤnigs
Mahle haben muͤſſen weggetragen werden/ nach Arth der alten
Perſianer beom Xenophonte in Cyropæd. lib. 8. Ob auch
wohl einſt Chiah Abbas den Mahometanern den Wein bey
Straffe des Lebens verboch/ alſo: daß dem/ der ihn verkauffte
oder weggab/ der Bauch auffgeſchnitten/ der ihn tranck/ rinnend
Bley in Hals gelaſſen ward/ P. della Valle lett. 12. da Spahàn.
p.
232. 233. ſo ward doch diß Geſetze kurtz hernach wieder auff-
gehoben; nell. lett. 14. da Spahàn. p. 341.

V. 196. Dein Ambra/ der taͤglich deine Speiſe.)
Jbrahim hat taͤglich an Ambra und derogleichen Geilheits-
Wuͤrtzen wohl fuͤr zehen Scudi in ſeinen Leib verbraucht. Biſac-
cioni
im Ibrahim p. 506.

V. 228. Hat edenfals durchſchnitten ein ſo verſtock-
tes Weib.) Welcher Geſtalt nach Eroberung der Stadt Ne-
groponte
Mahumed II. des Venediſchen Stadhalters Pauli
Etaci
ſchoͤne Tochter/ welche in ſeinen Willen nicht einwilligen
wollen/ zerhauen/ beſchreibet umbſtaͤndlich P. Pierre de Moyne
la Galerie des femmes fortes. p. 394. ſeqq.

V. 240. Du wilſt ja Zucker heiſſen.) Der Nahme
Sechierpera, welche des Jbrahims Kuplerin und Werckzeug
ſeiner Uppigkeiten geweſt/ heißt ein Stuͤcke Zucker. Biſaccioni
p.
517. Dergleichen maͤchtige Liebes Kuplerin Dellala Chizi
hatte auch Chah Abbàs. Valle. lett. 8. da Spahàn. p. 231. und
beym itzigen Tuͤrckiſchen Kaͤyfer Machmet hatte ſeine Mut-
ter ein Weib Mulki Kadin dergeſtalt eingeliebt: daß
in ihren Haͤnden die gantze Herrſchafft beſtand; und alle Be-
fehle durch die verſchnittene Mohren/ die die Auffſicht uͤber das
Frauenzimmer haben/ außgetheilet wurden. Des Sultan
Kriegs-Volck aber nahm dieſes weibliche Anſchaffen ſo uͤbel
auf: daß es raſende fuͤr den Kaͤyſer lieff/ und anfangs die Ver-
ſchnittenen/ hernach die Mulki mit ihrem Ehmanne Scaban
Kalfa
foderten und toͤdteten. L’Empire Ottoman. de Ricaut.
livr. 1. chap. 3. p.
33. ‒ 35.

V. 260. Den Tarter Chivas muͤſſen in Rhodis rei-
ben auf.) Jbrahim ließ durch den Muſtafa Baſſa den Tarter
Cham Chivas/ welcher ſich nach Rhodis vorher gefluͤchtet gehabt/
erwuͤrgen; weil er geſagt: Wenn Amurath oder Jbrahim ohne
Maͤnnigliche Erben ſtuͤrben/ gehoͤrete ihm die Erbſchafft des
Tuͤrckiſchen Reiches. Biſaccioni p. 483. Derogleichen Erb-
ſchaffts-Anſpruch hat auch ein ander Tarterſcher Chan ihm im
1619. Jahre eingebildet. P. della valle lett. 5. da Spahàn. n. 31.
p.
646. Sonſten muß allezeit der Tarter Cham ſeinen Sohn
dem Tuͤrckiſchen Kaͤyſer zur Geiſel liefern; wie denn auch der
itzige Cham Mahomet Chirei lange Jahr zum Jamboli in Thra-
cien und zu Rhodis ſchlecht und harte gehalten worden. Wel-
ches auch verurſacht: daß/ als er gleich nach ſeines Vaters To-
de zur Herrſchafft kommen/ dem diß verlangenden Groß-Viſier
Kiuperli ſeinen Sohn/ ſonderlich auf Einreden der Pohlen und
der benachbarten Tartern niemahls einliefern wollen; Ob
ſchon die Tuͤrcken die Tartern ihre Bruͤder heiſſen/ auch mit ih-
nen ſich verbunden haben: daß/ wenn der Oßmanniſche Manns-
Stamm abſterben moͤchte/ der Tartariſche Cham Tuͤrckiſcher
Stuhl-Erbe ſeyn ſolte. L’Empir. Ottoman. de Ricaut. livr. 1.
chapitr. 13. p.
196.

V. 266. Daß von fuͤnff Soͤhnen iſt des Oßmanns
Thron geſtuͤtzt.) Und V. 291. laß ins alte Schloß die
Wuͤttende verſtecken.) Daß dem Sultan Jbrahim fuͤnff
Soͤhne gebohren worden/ lehret Biſaccioni p. 497. wovon ih-
rer nebſt dem Sultan noch drey/ Bajazeth/ Orcan und Soli-
man leben/ auf welchen letztern die Tuͤrcken ihre groͤſte Hoff-
nung ſetzen. Der erſtern zweyen Mutter iſt ins alte Schloß o-
der Seraglio eingeſperret/ welches gleichſam ein Gefaͤngnuͤs
derer in Ungenade verfallenen Muͤtter und Frauenzimmers iſt;
darauß ſie nicht erloͤſet werden/ als biß etwann einer ihrer Soͤh-
ne Kaͤyſer wird/ oder ſtirbet. L’Empire Ottoman. de Ricaut.
livr. 1. chap. 9. p.
123. Maßen denn auch/ wenn ein Sultan
ſtirbt/ zwar die Muͤtter mit denen er Toͤchter gezeuget/ auß dem
[Spaltenumbruch] Frauenzimmer ſich wegbegeben/ und nach Belieben wieder ver-
beyrathen moͤgen; die aber welche ihm Soͤhne gebohren/ muͤſ-
ſen ſich ins alte Schloß verriegein laſſen. Ricaut. p. 132.

V. 272. 273. 274. Die Rieſin habe ja wohl ſterben
muͤſſen.) Biſaccioni p. 506. erzehlt: Jbrahim habe einſt
dem Groß-Viſier befohlen/ ihm ein wohlgebildetes Weib/ ſo
groß ſie moͤglich zu finden waͤre/ zu ſchaffen. Darauff habe man
ihm eine Armenierin an Geſtalt gleichſam eine Rieſin/ von gu-
ter Geſtalt und Sitten/ auffs koͤſtlichſte gekleidet/ zubracht/ in
welche ſich Jbrahim ſo ſehr verliebet; daß er ſie alsbald zur
Tuͤrckin gemacht/ (welches mit Aufreckung eines Fingers und
Außſprechung weniger Worte geſchiehet) und keines andern
Frauen-Zimmers geachtet/ ja alles Jhr zur Liebe gewillige.
Daruͤber denn des Sultans Mutter eyferſuͤchtig worden/ und
als Sie ſie zu ihrer Taſſel eingeladen/ erwuͤrgen laſſen/ den J-
brahim uͤberredende: daß ſie von einem ploͤtzlichen Zufalle ge-
ſtorben ſey.

V. 343. Hababen.) Jezio Abuchalid der Saracener
Fuͤrſt ſol ein Maͤgdgen Hababa genennt/ ſo ſeht geliebet haben:
daß er ſie ihm wieder außgraben/ und die Todte/ ſo lang er den
Geſtanck vertragen koͤnnen/ bey ihm behalten. Elmacin. Hiſt.
Sarecen. l. 1. c. 14. 15. 16. 17. Periander
Koͤnig zu Corinth/
hat ſein Weib ſo hefftig geliebet: daß er auch der Todten bey-
geſchlaffen.

V. 351. 352. Der Zunder heiſſer Brunſt iſt ſelbſt in
mir entglommen.) Bey den Tuͤrcken iſt eine unreine Liebe
einerley Geſchlechts unter dem Nahmen der Platoniſchen Liebe
und einer Lobwuͤrdigen Tugend eingeſchlichen/ da der Menſch
durch Betrachrung des goͤttlichen Ebenbildes in ſeinen Ge-
ſchoͤpffen zu der Liebe GOttes ſich empor ſchwinget. Aber es
iſt eine bloſſe Larve eines unzuͤchtigen Feuers. Jnſonderheit
iſt ſie gemein unter den Jchoglans/ oder des Sultans Edel-
Knaben. Ja die Sultane ſelbſt ſind meiſt dieſer Begierde un-
terworffen. Amurath verliebte ſich in einen Armeniſchen
Knaben Muſa auffs hefftigſte: und in noch einen andern von
Galata: daß er ihn gar zum Silahtat Aga, der allezeit dem
Kaͤyſer den Degen traͤget/ machte. Der itzige Sultan Mach-
met liebte einen Namens Kulogli ſo ſehr: daß er keinmahl nicht
ohne ihm ſeyn konte/ er ihn/ wie ſich ſelbſt/ kleiden/ und an ſeinet
Seite reiten ließ. Jederman muſte ihn als ſeinen Reichs-Ge-
faͤhrten verehren und beſchencken. Dergleichen unnatuͤrliche
Liebe iſt auch zwiſchen dem Frauenzimmer/ ſo gar/ daß etliche
davon ſterben. Jnſonderheit brennen die alten gegen junge
Dirnen/ denen ſie vielmahls ihr gantz Vermoͤgen ſchencken/ und
ihnen in alle Bader nachlauffen. L’Empire Ottoman. de Ri-
caut. livr. 1. chapitr.
7. Daher jedes Frauenzimmer des Sul-
tans in ihren zwey Odas oder Gemaͤchern alleine ſchlaffen muß/
und zwiſchen fuͤnffen liegt allezeit eine Kadune oder verlobte
Frau/ welche auff ſie genane Auffſicht hat: daß ſie nichts unehr-
bares reden oder fuͤrnehmen. Ricaut. l. 1. chap. 9. p. 127.

V. 378. So lechſen tauſend Seel’n.) Wie in das
Tuͤrckiſche Frauenzimmer faſt auß der gantzen Welt Maͤgdchen/
welche aber uͤberauß ſchoͤn und Jungfern ſeyn muͤſſen/ mit groſ-
ſer Menge gebracht/ taͤglich auffs koͤſtlichſte gekleidet/ und mit
Edelgeſteinen außgeputzt werden; alſo iſt eine Kadan Kahia
oder Hoffmeiſterin uͤber ſie beſtellet/ welche ſie in den Hofe-
Sitten unterrichtet. Jhr eigen gantzes Leben beſtehet in der
Befleiſſung durch Geſchick- und Annehmligkeit zu verdienen:
daß der Sultan ſie ſeines Bettes wuͤrdige. Die Valida oder
Mutter des Sultans iſt hierinnen ſorgfaͤltig/ und ſtollt nach
und nach eine nach der andern/ welche ſie in dieſen Schulen
vor die Vollkommenſte haͤlt/ dem Sultan fuͤr. Ricaut. livr. 1.
chap. 9. p.
125. ‒ 128.

V. 381. 382. Deſſen Eyd ihn verknuͤpfft auf die Er-
goͤtzlichkeit des Sultans:) Fuͤr Zeiten verehrten die Sul-
tane den Mufti als einen heiligen Mann/ entſchloſſen ohne ſein
Einrathen nichts wichtiges in Reichs- und Krieges-Sachen-
Jtzt wird er zwar auch noch zu weilon zu Rathe gezogen/ aber
wenn er nach ſeinem Gewiſſen/ und nicht zum Liebkoſen des
Sultans raͤthet/ wird einer nach dem andern ſeines Ambts ent-
ſetzet. Ricaut. livr. 2. chap. 4. p. 373. 374.

V. 394. Wenn ſich Venedig haͤtt’ ie Friedenbruchs
verſehn.) Als Jbrahim auff Candia ſich zum Kriege ruͤſte-
te/ gab er zum Scheine fuͤr: daß er die Jnſel Malta erobern
wolte; weil ſelbige Ritter ein reiches Schiff/ ſo nach Mecha
ſegelte/ und darauf gar einen vermeynten Sohn des Jbrahims
weggenommen. Wie dieſes Biſaccioni p. 497. ſeqq. weitlaͤuf-
tig beſchreibet.

V. 401. Dem Divan liegt die Laſt des Krieges einig ob.)
Biſaccioni p. 517. erzehlet: daß Jbrahim/ als ſich der Krieg
in Candia geſchleppt/ ſelbten der Willkuͤhr des Divans uͤberlaſ-
ſen/ und ſeinen Wolluͤſten auffs eußerſte nachgehangen.

V. 423
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[0080] Noͤthige Erklaͤr- Ferhabàd gefuͤhret/ ſonſt auch allezeit viel Wein getruncken habe. Welchem viel Perſianer darinnen gefolget/ und ſich Mu- hammed Tahir Beius erſtochen/ weil ihm der Koͤnig den Wein verwehret. Wiewohl die Perſianer ihn deßwegen verdammet zu ſeyn/ glauben. Pietro della Valle lett. 4. da Ferhabàd. n. 18. p. 231. 232. Und dahero umb Ardebil kein Wein/ auf Ord- nung der Seeichavènd (welches des Ali Nachkommen ſind.) gepflantzet wird/ weil ſie wegen des alldar begrabenen Sciah Sofi dieſen Orth nach Meka faſt fuͤr den Heiligſten halten. Val- le. lett. 5. da Spahàn. n. 24. p. 585. Nichts deſto weniger wer wacker hat trincken koͤnnen/ iſt beym Chah Abbas ein ſtattlicher Mann geweſt. 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Welcher Geſtalt nach Eroberung der Stadt Ne- groponte Mahumed II. des Venediſchen Stadhalters Pauli Etaci ſchoͤne Tochter/ welche in ſeinen Willen nicht einwilligen wollen/ zerhauen/ beſchreibet umbſtaͤndlich P. Pierre de Moyne la Galerie des femmes fortes. p. 394. ſeqq. V. 240. Du wilſt ja Zucker heiſſen.) Der Nahme Sechierpera, welche des Jbrahims Kuplerin und Werckzeug ſeiner Uppigkeiten geweſt/ heißt ein Stuͤcke Zucker. Biſaccioni p. 517. Dergleichen maͤchtige Liebes Kuplerin Dellala Chizi hatte auch Chah Abbàs. Valle. lett. 8. da Spahàn. p. 231. und beym itzigen Tuͤrckiſchen Kaͤyfer Machmet hatte ſeine Mut- ter ein Weib Mulki Kadin dergeſtalt eingeliebt: daß in ihren Haͤnden die gantze Herrſchafft beſtand; und alle Be- fehle durch die verſchnittene Mohren/ die die Auffſicht uͤber das Frauenzimmer haben/ außgetheilet wurden. 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Wel- ches auch verurſacht: daß/ als er gleich nach ſeines Vaters To- de zur Herrſchafft kommen/ dem diß verlangenden Groß-Viſier Kiuperli ſeinen Sohn/ ſonderlich auf Einreden der Pohlen und der benachbarten Tartern niemahls einliefern wollen; Ob ſchon die Tuͤrcken die Tartern ihre Bruͤder heiſſen/ auch mit ih- nen ſich verbunden haben: daß/ wenn der Oßmanniſche Manns- Stamm abſterben moͤchte/ der Tartariſche Cham Tuͤrckiſcher Stuhl-Erbe ſeyn ſolte. L’Empir. Ottoman. de Ricaut. livr. 1. chapitr. 13. p. 196. V. 266. Daß von fuͤnff Soͤhnen iſt des Oßmanns Thron geſtuͤtzt.) Und V. 291. laß ins alte Schloß die Wuͤttende verſtecken.) Daß dem Sultan Jbrahim fuͤnff Soͤhne gebohren worden/ lehret Biſaccioni p. 497. wovon ih- rer nebſt dem Sultan noch drey/ Bajazeth/ Orcan und Soli- man leben/ auf welchen letztern die Tuͤrcken ihre groͤſte Hoff- nung ſetzen. Der erſtern zweyen Mutter iſt ins alte Schloß o- der Seraglio eingeſperret/ welches gleichſam ein Gefaͤngnuͤs derer in Ungenade verfallenen Muͤtter und Frauenzimmers iſt; darauß ſie nicht erloͤſet werden/ als biß etwann einer ihrer Soͤh- ne Kaͤyſer wird/ oder ſtirbet. L’Empire Ottoman. de Ricaut. livr. 1. chap. 9. p. 123. Maßen denn auch/ wenn ein Sultan ſtirbt/ zwar die Muͤtter mit denen er Toͤchter gezeuget/ auß dem Frauenzimmer ſich wegbegeben/ und nach Belieben wieder ver- beyrathen moͤgen; die aber welche ihm Soͤhne gebohren/ muͤſ- ſen ſich ins alte Schloß verriegein laſſen. Ricaut. p. 132. V. 272. 273. 274. Die Rieſin habe ja wohl ſterben muͤſſen.) Biſaccioni p. 506. erzehlt: Jbrahim habe einſt dem Groß-Viſier befohlen/ ihm ein wohlgebildetes Weib/ ſo groß ſie moͤglich zu finden waͤre/ zu ſchaffen. Darauff habe man ihm eine Armenierin an Geſtalt gleichſam eine Rieſin/ von gu- ter Geſtalt und Sitten/ auffs koͤſtlichſte gekleidet/ zubracht/ in welche ſich Jbrahim ſo ſehr verliebet; daß er ſie alsbald zur Tuͤrckin gemacht/ (welches mit Aufreckung eines Fingers und Außſprechung weniger Worte geſchiehet) und keines andern Frauen-Zimmers geachtet/ ja alles Jhr zur Liebe gewillige. Daruͤber denn des Sultans Mutter eyferſuͤchtig worden/ und als Sie ſie zu ihrer Taſſel eingeladen/ erwuͤrgen laſſen/ den J- brahim uͤberredende: daß ſie von einem ploͤtzlichen Zufalle ge- ſtorben ſey. V. 343. Hababen.) Jezio Abuchalid der Saracener Fuͤrſt ſol ein Maͤgdgen Hababa genennt/ ſo ſeht geliebet haben: daß er ſie ihm wieder außgraben/ und die Todte/ ſo lang er den Geſtanck vertragen koͤnnen/ bey ihm behalten. Elmacin. Hiſt. Sarecen. l. 1. c. 14. 15. 16. 17. Periander Koͤnig zu Corinth/ hat ſein Weib ſo hefftig geliebet: daß er auch der Todten bey- geſchlaffen. V. 351. 352. Der Zunder heiſſer Brunſt iſt ſelbſt in mir entglommen.) Bey den Tuͤrcken iſt eine unreine Liebe einerley Geſchlechts unter dem Nahmen der Platoniſchen Liebe und einer Lobwuͤrdigen Tugend eingeſchlichen/ da der Menſch durch Betrachrung des goͤttlichen Ebenbildes in ſeinen Ge- ſchoͤpffen zu der Liebe GOttes ſich empor ſchwinget. Aber es iſt eine bloſſe Larve eines unzuͤchtigen Feuers. Jnſonderheit iſt ſie gemein unter den Jchoglans/ oder des Sultans Edel- Knaben. Ja die Sultane ſelbſt ſind meiſt dieſer Begierde un- terworffen. Amurath verliebte ſich in einen Armeniſchen Knaben Muſa auffs hefftigſte: und in noch einen andern von Galata: daß er ihn gar zum Silahtat Aga, der allezeit dem Kaͤyſer den Degen traͤget/ machte. Der itzige Sultan Mach- met liebte einen Namens Kulogli ſo ſehr: daß er keinmahl nicht ohne ihm ſeyn konte/ er ihn/ wie ſich ſelbſt/ kleiden/ und an ſeinet Seite reiten ließ. Jederman muſte ihn als ſeinen Reichs-Ge- faͤhrten verehren und beſchencken. Dergleichen unnatuͤrliche Liebe iſt auch zwiſchen dem Frauenzimmer/ ſo gar/ daß etliche davon ſterben. Jnſonderheit brennen die alten gegen junge Dirnen/ denen ſie vielmahls ihr gantz Vermoͤgen ſchencken/ und ihnen in alle Bader nachlauffen. L’Empire Ottoman. de Ri- caut. livr. 1. chapitr. 7. Daher jedes Frauenzimmer des Sul- tans in ihren zwey Odas oder Gemaͤchern alleine ſchlaffen muß/ und zwiſchen fuͤnffen liegt allezeit eine Kadune oder verlobte Frau/ welche auff ſie genane Auffſicht hat: daß ſie nichts unehr- bares reden oder fuͤrnehmen. Ricaut. l. 1. chap. 9. p. 127. V. 378. So lechſen tauſend Seel’n.) Wie in das Tuͤrckiſche Frauenzimmer faſt auß der gantzen Welt Maͤgdchen/ welche aber uͤberauß ſchoͤn und Jungfern ſeyn muͤſſen/ mit groſ- ſer Menge gebracht/ taͤglich auffs koͤſtlichſte gekleidet/ und mit Edelgeſteinen außgeputzt werden; alſo iſt eine Kadan Kahia oder Hoffmeiſterin uͤber ſie beſtellet/ welche ſie in den Hofe- Sitten unterrichtet. Jhr eigen gantzes Leben beſtehet in der Befleiſſung durch Geſchick- und Annehmligkeit zu verdienen: daß der Sultan ſie ſeines Bettes wuͤrdige. Die Valida oder Mutter des Sultans iſt hierinnen ſorgfaͤltig/ und ſtollt nach und nach eine nach der andern/ welche ſie in dieſen Schulen vor die Vollkommenſte haͤlt/ dem Sultan fuͤr. Ricaut. livr. 1. chap. 9. p. 125. ‒ 128. V. 381. 382. Deſſen Eyd ihn verknuͤpfft auf die Er- goͤtzlichkeit des Sultans:) Fuͤr Zeiten verehrten die Sul- tane den Mufti als einen heiligen Mann/ entſchloſſen ohne ſein Einrathen nichts wichtiges in Reichs- und Krieges-Sachen- Jtzt wird er zwar auch noch zu weilon zu Rathe gezogen/ aber wenn er nach ſeinem Gewiſſen/ und nicht zum Liebkoſen des Sultans raͤthet/ wird einer nach dem andern ſeines Ambts ent- ſetzet. Ricaut. livr. 2. chap. 4. p. 373. 374. V. 394. Wenn ſich Venedig haͤtt’ ie Friedenbruchs verſehn.) Als Jbrahim auff Candia ſich zum Kriege ruͤſte- te/ gab er zum Scheine fuͤr: daß er die Jnſel Malta erobern wolte; weil ſelbige Ritter ein reiches Schiff/ ſo nach Mecha ſegelte/ und darauf gar einen vermeynten Sohn des Jbrahims weggenommen. Wie dieſes Biſaccioni p. 497. ſeqq. weitlaͤuf- tig beſchreibet. V. 401. Dem Divan liegt die Laſt des Krieges einig ob.) Biſaccioni p. 517. erzehlet: daß Jbrahim/ als ſich der Krieg in Candia geſchleppt/ ſelbten der Willkuͤhr des Divans uͤberlaſ- ſen/ und ſeinen Wolluͤſten auffs eußerſte nachgehangen. V. 423

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Ibrahim Sultan. Leipzig, 1673, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_ibrahim_1673/80>, abgerufen am 29.03.2024.