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Lucius, Samuel: Das Schweitzerische Von Milch und Honig fliessende Canaan. Bern, 1731.

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Gebett.
herausgelassen und versprochen hast: Du wollest
der Wittwen Ehemann und der Wäysen Vat-
ter seyn; Trucke ihnen diß Dein gegebenes Wort
tieff in ihr Hertz hinein, damit sie durch ihren
Glauben deine Treue und Wahrheit hoch ehren,
und Du dann, O wahrhaffter HErr! nicht umhin
könnest sie erfahren zu lassen, daß Du der seyest,
wofür sie Dich gehalten haben, nemlich ein
GOtt, an welchem nicht zuschanden wird ein
einicher, der auf Jhn harret, also wirst Du ihr
Schildt seyn, und Dein Aug wird Tag und
Nacht über ihnen offen seyn zum Guten.

Denen Reichen gib, O HErr! der du Himmel
und Erden besitzest, daß sie nüchtern, gottsförch-
tig, gutthätig seyen, freundlich und demühtig,
nirgend inn keinen Uberfluß treiben, vielmehr
reich werden an guten Wercken, damit es ihnen
nicht auß Deinem gerechten Urtheil endlich erge-
he wie dem unseligen Reichen, zumalen es sehr
ungewohnt thäte, hier alles in Ubermaß mit Un-
barmhertzigkeit verbrauchen, und hernach ewig
nicht ein Tropffen frisch Wasser bekommen die bren-
nende Zungen zu kühlen. Ach HErr! bewahre
sie vor so kläglichem Außgang: Giesse dagegen dei-
ne heilige Liebe und Demuth in ihr Hertz, damit sie
ihre Haußhaltung auf eine Weise führen, daß sie
im Stand bleiben vielen Dürfftigen Guts zu thun,
und Dir, O GOtt! mit frölichem Hertzen dancken,
nicht nur dafür, daß Du ihnen Haabe und Reich-
thum gegeben, sondern fürnemlich, daß Du ih-
nen auß dem überschwenglichen Reichthum Deiner
Gnaden einen solchen abgeschiedenen Sinn und
liebreich Hertz gegeben ihrem Nächsten Gutes zu
thun, allermeist denen Mit-Erben der Gnad oh-

ne

Gebett.
herausgelaſſen und verſprochen haſt: Du wolleſt
der Wittwen Ehemann und der Waͤyſen Vat-
ter ſeyn; Trucke ihnen diß Dein gegebenes Wort
tieff in ihr Hertz hinein, damit ſie durch ihren
Glauben deine Treue und Wahrheit hoch ehren,
und Du dann, O wahrhaffter HErr! nicht umhin
koͤnneſt ſie erfahren zu laſſen, daß Du der ſeyeſt,
wofuͤr ſie Dich gehalten haben, nemlich ein
GOtt, an welchem nicht zuſchanden wird ein
einicher, der auf Jhn harret, alſo wirſt Du ihr
Schildt ſeyn, und Dein Aug wird Tag und
Nacht uͤber ihnen offen ſeyn zum Guten.

Denen Reichen gib, O HErr! der du Him̃el
und Erden beſitzeſt, daß ſie nuͤchtern, gottsfoͤrch-
tig, gutthaͤtig ſeyen, freundlich und demuͤhtig,
nirgend inn keinen Uberfluß treiben, vielmehr
reich werden an guten Wercken, damit es ihnen
nicht auß Deinem gerechten Urtheil endlich erge-
he wie dem unſeligen Reichen, zumalen es ſehr
ungewohnt thaͤte, hier alles in Ubermaß mit Un-
barmhertzigkeit verbrauchen, und hernach ewig
nicht ein Tropffen friſch Waſſer bekom̃en die bren-
nende Zungen zu kuͤhlen. Ach HErr! bewahre
ſie vor ſo klaͤglichem Außgang: Gieſſe dagegen dei-
ne heilige Liebe und Demuth in ihr Hertz, damit ſie
ihre Haußhaltung auf eine Weiſe fuͤhren, daß ſie
im Stand bleiben vielen Duͤrfftigen Guts zu thun,
und Dir, O GOtt! mit froͤlichem Hertzen dancken,
nicht nur dafuͤr, daß Du ihnen Haabe und Reich-
thum gegeben, ſondern fuͤrnemlich, daß Du ih-
nen auß dem uͤberſchwenglichen Reichthum Deiner
Gnaden einen ſolchen abgeſchiedenen Sinn und
liebreich Hertz gegeben ihrem Naͤchſten Gutes zu
thun, allermeiſt denen Mit-Erben der Gnad oh-

ne
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[236/0304] Gebett. herausgelaſſen und verſprochen haſt: Du wolleſt der Wittwen Ehemann und der Waͤyſen Vat- ter ſeyn; Trucke ihnen diß Dein gegebenes Wort tieff in ihr Hertz hinein, damit ſie durch ihren Glauben deine Treue und Wahrheit hoch ehren, und Du dann, O wahrhaffter HErr! nicht umhin koͤnneſt ſie erfahren zu laſſen, daß Du der ſeyeſt, wofuͤr ſie Dich gehalten haben, nemlich ein GOtt, an welchem nicht zuſchanden wird ein einicher, der auf Jhn harret, alſo wirſt Du ihr Schildt ſeyn, und Dein Aug wird Tag und Nacht uͤber ihnen offen ſeyn zum Guten. Denen Reichen gib, O HErr! der du Him̃el und Erden beſitzeſt, daß ſie nuͤchtern, gottsfoͤrch- tig, gutthaͤtig ſeyen, freundlich und demuͤhtig, nirgend inn keinen Uberfluß treiben, vielmehr reich werden an guten Wercken, damit es ihnen nicht auß Deinem gerechten Urtheil endlich erge- he wie dem unſeligen Reichen, zumalen es ſehr ungewohnt thaͤte, hier alles in Ubermaß mit Un- barmhertzigkeit verbrauchen, und hernach ewig nicht ein Tropffen friſch Waſſer bekom̃en die bren- nende Zungen zu kuͤhlen. Ach HErr! bewahre ſie vor ſo klaͤglichem Außgang: Gieſſe dagegen dei- ne heilige Liebe und Demuth in ihr Hertz, damit ſie ihre Haußhaltung auf eine Weiſe fuͤhren, daß ſie im Stand bleiben vielen Duͤrfftigen Guts zu thun, und Dir, O GOtt! mit froͤlichem Hertzen dancken, nicht nur dafuͤr, daß Du ihnen Haabe und Reich- thum gegeben, ſondern fuͤrnemlich, daß Du ih- nen auß dem uͤberſchwenglichen Reichthum Deiner Gnaden einen ſolchen abgeſchiedenen Sinn und liebreich Hertz gegeben ihrem Naͤchſten Gutes zu thun, allermeiſt denen Mit-Erben der Gnad oh- ne

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Zitationshilfe: Lucius, Samuel: Das Schweitzerische Von Milch und Honig fliessende Canaan. Bern, 1731, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_canaan_1731/304>, abgerufen am 20.04.2024.