Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch]

Virginien
schiffbar sind: ob nun wol diese
Flüsse sehr gut sind; so finden sich
gleichwol jährlich im Junius gewisse
Würmer ein, welche sich an die
Schiffe setzen und sie durchfressen.
Außer diesen längst den Ufern der Flüs-
se liegenden Wohnungen und Pflanzun-
gen, giebt es noch daselbst verschie-
dene nach europäischer Art gebauete
(7) Städte, deren Häuser mehren-
theils von Ziegelsteinen gebauet
sind, und die man gleichsam als
die Stapelstädte der europäischen
und virginischen Waaren ansehen
kann, indem die Schiffe daselbst,
diejenigen, die sie aus England
bringen, in großen Niederlagen
ausladen, und dagegen die Landes-
waaren wieder einnehmen. Die
Hauptstadt unter diesen Städten ist
James-Town, oder Williamsburg,
so ziemlich weit landeinwärts an
dem Flusse Cily liegt; nach wel-
cher die Städte Elisabeth, an der
Mündung des itzt gedachten Flus-
ses gelegen, Vicomo, Barmudes
und Dailes Quist, die vornehmsten
sind. Die (8) Luft ist daselbst ge-
sund: der Winter währet nur 3
oder 4 Monate, darunter aber nur
30 oder 40 Tage recht schlimm Wet-
ter ist; die Kälte ist alsdenn scharf,
aber allezeit mit hellem Wetter,
und geht bald vorüber. Jm Som-
mer ist es sehr heiß; es wird aber
die Hitze durch die öftern Regen
bald wieder abgekühlet. Weil Vir-
ginien viele Flüsse hat; so ist es sehr
(9) fruchtbar. Der Boden ist
durchgehends fett, 3 Schuhe tief,
und darunter liegt ein Leimen, wo-
von gute Backsteine gebrannt wer-
den. Doch, nachdem das Lager
feucht oder trocken, ist auch das
Erdreich anders. Das Land wird
abgetheilt in das hohe, niedrige,
und Marsch- oder Sumpfland. Das
Hochland ist meistens sandigt, trägt
aber doch gute Tabacksstengel,
außer, daß man es eher düngen
[Spaltenumbruch]
Virginien
muß, als das niedrige, welches ei-
ne fette schwarze Erde, etwann einen
Schuh tief hat, und ohne Dünger
wohl 7 bis 8 mal tragen kann.
Die Marschländer zeugen Riedgras
und Binsen, eben wie andere Län-
der; daher man sie liegen läßt.
Ueberhaupt ist das Land so gut,
als in England. An den Flüssen
ist es feucht, und trefflich zum Reiß,
Hanf, und indianischem Korne. Es
giebt aber auch kalte, sandigte und
magere Striche. Was die vor-
nehmsten (10) Naturgaben anbe-
trifft, so sind aus dem (a) Pflan-
zenreiche
folgende zu merken: Es
kommen nämlich allerley Gattun-
gen von (a) Getreide und Hülsen-
früchten,
sowol denenjenigen, die
in dem Lande schon vor Ankunft der
Engländer von den Jndianern ge-
bauet worden, als den europäischen,
welche die Engländer dahin ge-
bracht, und daselbst gebauet haben,
vortrefflich fort, und tragen daselbst
so reichliche und fast jederzeit hun-
dertfältige Früchte, daß, wenn
man wollte, Virginien allein alle
englische Colonien damit versehen
könnte. (b) Kürbisse, verschiede-
ne Gattungen von vortrefflichen (c)
Melonen, allerley vortreffliche (d)
Feld- und Gartenwurzeln, unter
welchen die von diesem Lande so
genannte virginische Schlangenwur-
zel, von der wir in dem Artikel
Contrayerva gehandelt haben, hier
vor andern genennet zu werden ver-
dienet, ingleichen allerley (e) Sa-
lat, Küchen-
und Arztneykräuter,
giebt es hier in der besten Vollkom-
menheit. Die (f) Baumfrüchte,
so daselbst wachsen, sind alle groß
und sehr schmackhaft. Man hat da-
selbst verschiedene Gattungen von
Kirschen, Pflaumen, Pfirschen,
Quitten, Birnen, Aepfeln und
andern Baumfrüchten. Mit dem
(g) Weinbaue will alle Mühe und
Fleiß noch nicht recht anschlagen,

weil
P 5

[Spaltenumbruch]

Virginien
ſchiffbar ſind: ob nun wol dieſe
Fluͤſſe ſehr gut ſind; ſo finden ſich
gleichwol jaͤhrlich im Junius gewiſſe
Wuͤrmer ein, welche ſich an die
Schiffe ſetzen und ſie durchfreſſen.
Außer dieſen laͤngſt den Ufern der Fluͤſ-
ſe liegenden Wohnungen und Pflanzun-
gen, giebt es noch daſelbſt verſchie-
dene nach europaͤiſcher Art gebauete
(7) Staͤdte, deren Haͤuſer mehren-
theils von Ziegelſteinen gebauet
ſind, und die man gleichſam als
die Stapelſtaͤdte der europaͤiſchen
und virginiſchen Waaren anſehen
kann, indem die Schiffe daſelbſt,
diejenigen, die ſie aus England
bringen, in großen Niederlagen
ausladen, und dagegen die Landes-
waaren wieder einnehmen. Die
Hauptſtadt unter dieſen Staͤdten iſt
James-Town, oder Williamsburg,
ſo ziemlich weit landeinwaͤrts an
dem Fluſſe Cily liegt; nach wel-
cher die Staͤdte Eliſabeth, an der
Muͤndung des itzt gedachten Fluſ-
ſes gelegen, Vicomo, Barmudes
und Dailes Quiſt, die vornehmſten
ſind. Die (8) Luft iſt daſelbſt ge-
ſund: der Winter waͤhret nur 3
oder 4 Monate, darunter aber nur
30 oder 40 Tage recht ſchlimm Wet-
ter iſt; die Kaͤlte iſt alsdenn ſcharf,
aber allezeit mit hellem Wetter,
und geht bald voruͤber. Jm Som-
mer iſt es ſehr heiß; es wird aber
die Hitze durch die oͤftern Regen
bald wieder abgekuͤhlet. Weil Vir-
ginien viele Fluͤſſe hat; ſo iſt es ſehr
(9) fruchtbar. Der Boden iſt
durchgehends fett, 3 Schuhe tief,
und darunter liegt ein Leimen, wo-
von gute Backſteine gebrannt wer-
den. Doch, nachdem das Lager
feucht oder trocken, iſt auch das
Erdreich anders. Das Land wird
abgetheilt in das hohe, niedrige,
und Marſch- oder Sumpfland. Das
Hochland iſt meiſtens ſandigt, traͤgt
aber doch gute Tabacksſtengel,
außer, daß man es eher duͤngen
[Spaltenumbruch]
Virginien
muß, als das niedrige, welches ei-
ne fette ſchwarze Erde, etwann einen
Schuh tief hat, und ohne Duͤnger
wohl 7 bis 8 mal tragen kann.
Die Marſchlaͤnder zeugen Riedgras
und Binſen, eben wie andere Laͤn-
der; daher man ſie liegen laͤßt.
Ueberhaupt iſt das Land ſo gut,
als in England. An den Fluͤſſen
iſt es feucht, und trefflich zum Reiß,
Hanf, und indianiſchem Korne. Es
giebt aber auch kalte, ſandigte und
magere Striche. Was die vor-
nehmſten (10) Naturgaben anbe-
trifft, ſo ſind aus dem (a) Pflan-
zenreiche
folgende zu merken: Es
kommen naͤmlich allerley Gattun-
gen von (a) Getreide und Huͤlſen-
fruͤchten,
ſowol denenjenigen, die
in dem Lande ſchon vor Ankunft der
Englaͤnder von den Jndianern ge-
bauet worden, als den europaͤiſchen,
welche die Englaͤnder dahin ge-
bracht, und daſelbſt gebauet haben,
vortrefflich fort, und tragen daſelbſt
ſo reichliche und faſt jederzeit hun-
dertfaͤltige Fruͤchte, daß, wenn
man wollte, Virginien allein alle
engliſche Colonien damit verſehen
koͤnnte. (b) Kuͤrbiſſe, verſchiede-
ne Gattungen von vortrefflichen (c)
Melonen, allerley vortreffliche (d)
Feld- und Gartenwurzeln, unter
welchen die von dieſem Lande ſo
genannte virginiſche Schlangenwur-
zel, von der wir in dem Artikel
Contrayerva gehandelt haben, hier
vor andern genennet zu werden ver-
dienet, ingleichen allerley (e) Sa-
lat, Kuͤchen-
und Arztneykraͤuter,
giebt es hier in der beſten Vollkom-
menheit. Die (f) Baumfruͤchte,
ſo daſelbſt wachſen, ſind alle groß
und ſehr ſchmackhaft. Man hat da-
ſelbſt verſchiedene Gattungen von
Kirſchen, Pflaumen, Pfirſchen,
Quitten, Birnen, Aepfeln und
andern Baumfruͤchten. Mit dem
(g) Weinbaue will alle Muͤhe und
Fleiß noch nicht recht anſchlagen,

weil
P 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0239" n="[233]"/><cb n="465"/><fw place="top" type="header">Virginien</fw><lb/>
&#x017F;chiffbar &#x017F;ind: ob nun wol die&#x017F;e<lb/>
Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ehr gut &#x017F;ind; &#x017F;o finden &#x017F;ich<lb/>
gleichwol ja&#x0364;hrlich im Junius gewi&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Wu&#x0364;rmer ein, welche &#x017F;ich an die<lb/>
Schiffe &#x017F;etzen und &#x017F;ie durchfre&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Außer die&#x017F;en la&#x0364;ng&#x017F;t den Ufern der Flu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e liegenden Wohnungen und Pflanzun-<lb/>
gen, giebt es noch da&#x017F;elb&#x017F;t ver&#x017F;chie-<lb/>
dene nach europa&#x0364;i&#x017F;cher Art gebauete<lb/>
(7) <hi rendition="#fr">Sta&#x0364;dte,</hi> deren Ha&#x0364;u&#x017F;er mehren-<lb/>
theils von Ziegel&#x017F;teinen gebauet<lb/>
&#x017F;ind, und die man gleich&#x017F;am als<lb/>
die Stapel&#x017F;ta&#x0364;dte der europa&#x0364;i&#x017F;chen<lb/>
und virgini&#x017F;chen Waaren an&#x017F;ehen<lb/>
kann, indem die Schiffe da&#x017F;elb&#x017F;t,<lb/>
diejenigen, die &#x017F;ie aus England<lb/>
bringen, in großen Niederlagen<lb/>
ausladen, und dagegen die Landes-<lb/>
waaren wieder einnehmen. Die<lb/>
Haupt&#x017F;tadt unter die&#x017F;en Sta&#x0364;dten i&#x017F;t<lb/>
James-Town, oder Williamsburg,<lb/>
&#x017F;o ziemlich weit landeinwa&#x0364;rts an<lb/>
dem Flu&#x017F;&#x017F;e Cily liegt; nach wel-<lb/>
cher die Sta&#x0364;dte Eli&#x017F;abeth, an der<lb/>
Mu&#x0364;ndung des itzt gedachten Flu&#x017F;-<lb/>
&#x017F;es gelegen, Vicomo, Barmudes<lb/>
und Dailes Qui&#x017F;t, die vornehm&#x017F;ten<lb/>
&#x017F;ind. Die (8) <hi rendition="#fr">Luft</hi> i&#x017F;t da&#x017F;elb&#x017F;t ge-<lb/>
&#x017F;und: der Winter wa&#x0364;hret nur 3<lb/>
oder 4 Monate, darunter aber nur<lb/>
30 oder 40 Tage recht &#x017F;chlimm Wet-<lb/>
ter i&#x017F;t; die Ka&#x0364;lte i&#x017F;t alsdenn &#x017F;charf,<lb/>
aber allezeit mit hellem Wetter,<lb/>
und geht bald voru&#x0364;ber. Jm Som-<lb/>
mer i&#x017F;t es &#x017F;ehr heiß; es wird aber<lb/>
die Hitze durch die o&#x0364;ftern Regen<lb/>
bald wieder abgeku&#x0364;hlet. Weil Vir-<lb/>
ginien viele Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e hat; &#x017F;o i&#x017F;t es &#x017F;ehr<lb/>
(9) <hi rendition="#fr">fruchtbar.</hi> Der Boden i&#x017F;t<lb/>
durchgehends fett, 3 Schuhe tief,<lb/>
und darunter liegt ein Leimen, wo-<lb/>
von gute Back&#x017F;teine gebrannt wer-<lb/>
den. Doch, nachdem das Lager<lb/>
feucht oder trocken, i&#x017F;t auch das<lb/>
Erdreich anders. Das Land wird<lb/>
abgetheilt in das hohe, niedrige,<lb/>
und Mar&#x017F;ch- oder Sumpfland. Das<lb/>
Hochland i&#x017F;t mei&#x017F;tens &#x017F;andigt, tra&#x0364;gt<lb/>
aber doch gute Tabacks&#x017F;tengel,<lb/>
außer, daß man es eher du&#x0364;ngen<lb/><cb n="466"/>
<fw place="top" type="header">Virginien</fw><lb/>
muß, als das niedrige, welches ei-<lb/>
ne fette &#x017F;chwarze Erde, etwann einen<lb/>
Schuh tief hat, und ohne Du&#x0364;nger<lb/>
wohl 7 bis 8 mal tragen kann.<lb/>
Die Mar&#x017F;chla&#x0364;nder zeugen Riedgras<lb/>
und Bin&#x017F;en, eben wie andere La&#x0364;n-<lb/>
der; daher man &#x017F;ie liegen la&#x0364;ßt.<lb/>
Ueberhaupt i&#x017F;t das Land &#x017F;o gut,<lb/>
als in England. An den Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/>
i&#x017F;t es feucht, und trefflich zum Reiß,<lb/>
Hanf, und indiani&#x017F;chem Korne. Es<lb/>
giebt aber auch kalte, &#x017F;andigte und<lb/>
magere Striche. Was die vor-<lb/>
nehm&#x017F;ten (10) <hi rendition="#fr">Naturgaben</hi> anbe-<lb/>
trifft, &#x017F;o &#x017F;ind aus dem (<hi rendition="#aq">a</hi>) <hi rendition="#fr">Pflan-<lb/>
zenreiche</hi> folgende zu merken: Es<lb/>
kommen na&#x0364;mlich allerley Gattun-<lb/>
gen von (a) <hi rendition="#fr">Getreide</hi> und <hi rendition="#fr">Hu&#x0364;l&#x017F;en-<lb/>
fru&#x0364;chten,</hi> &#x017F;owol denenjenigen, die<lb/>
in dem Lande &#x017F;chon vor Ankunft der<lb/>
Engla&#x0364;nder von den Jndianern ge-<lb/>
bauet worden, als den europa&#x0364;i&#x017F;chen,<lb/>
welche die Engla&#x0364;nder dahin ge-<lb/>
bracht, und da&#x017F;elb&#x017F;t gebauet haben,<lb/>
vortrefflich fort, und tragen da&#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
&#x017F;o reichliche und fa&#x017F;t jederzeit hun-<lb/>
dertfa&#x0364;ltige Fru&#x0364;chte, daß, wenn<lb/>
man wollte, Virginien allein alle<lb/>
engli&#x017F;che Colonien damit ver&#x017F;ehen<lb/>
ko&#x0364;nnte. (b) <hi rendition="#fr">Ku&#x0364;rbi&#x017F;&#x017F;e,</hi> ver&#x017F;chiede-<lb/>
ne Gattungen von vortrefflichen (c)<lb/><hi rendition="#fr">Melonen,</hi> allerley vortreffliche (d)<lb/><hi rendition="#fr">Feld-</hi> und <hi rendition="#fr">Gartenwurzeln,</hi> unter<lb/>
welchen die von die&#x017F;em Lande &#x017F;o<lb/>
genannte virgini&#x017F;che Schlangenwur-<lb/>
zel, von der wir in dem Artikel<lb/><hi rendition="#fr">Contrayerva</hi> gehandelt haben, hier<lb/>
vor andern genennet zu werden ver-<lb/>
dienet, ingleichen allerley (e) <hi rendition="#fr">Sa-<lb/>
lat, Ku&#x0364;chen-</hi> und <hi rendition="#fr">Arztneykra&#x0364;uter,</hi><lb/>
giebt es hier in der be&#x017F;ten Vollkom-<lb/>
menheit. Die (f) <hi rendition="#fr">Baumfru&#x0364;chte,</hi><lb/>
&#x017F;o da&#x017F;elb&#x017F;t wach&#x017F;en, &#x017F;ind alle groß<lb/>
und &#x017F;ehr &#x017F;chmackhaft. Man hat da-<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t ver&#x017F;chiedene Gattungen von<lb/>
Kir&#x017F;chen, Pflaumen, Pfir&#x017F;chen,<lb/>
Quitten, Birnen, Aepfeln und<lb/>
andern Baumfru&#x0364;chten. Mit dem<lb/>
(g) <hi rendition="#fr">Weinbaue</hi> will alle Mu&#x0364;he und<lb/>
Fleiß noch nicht recht an&#x017F;chlagen,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">P 5</fw><fw place="bottom" type="catch">weil</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[233]/0239] Virginien Virginien ſchiffbar ſind: ob nun wol dieſe Fluͤſſe ſehr gut ſind; ſo finden ſich gleichwol jaͤhrlich im Junius gewiſſe Wuͤrmer ein, welche ſich an die Schiffe ſetzen und ſie durchfreſſen. Außer dieſen laͤngſt den Ufern der Fluͤſ- ſe liegenden Wohnungen und Pflanzun- gen, giebt es noch daſelbſt verſchie- dene nach europaͤiſcher Art gebauete (7) Staͤdte, deren Haͤuſer mehren- theils von Ziegelſteinen gebauet ſind, und die man gleichſam als die Stapelſtaͤdte der europaͤiſchen und virginiſchen Waaren anſehen kann, indem die Schiffe daſelbſt, diejenigen, die ſie aus England bringen, in großen Niederlagen ausladen, und dagegen die Landes- waaren wieder einnehmen. Die Hauptſtadt unter dieſen Staͤdten iſt James-Town, oder Williamsburg, ſo ziemlich weit landeinwaͤrts an dem Fluſſe Cily liegt; nach wel- cher die Staͤdte Eliſabeth, an der Muͤndung des itzt gedachten Fluſ- ſes gelegen, Vicomo, Barmudes und Dailes Quiſt, die vornehmſten ſind. Die (8) Luft iſt daſelbſt ge- ſund: der Winter waͤhret nur 3 oder 4 Monate, darunter aber nur 30 oder 40 Tage recht ſchlimm Wet- ter iſt; die Kaͤlte iſt alsdenn ſcharf, aber allezeit mit hellem Wetter, und geht bald voruͤber. Jm Som- mer iſt es ſehr heiß; es wird aber die Hitze durch die oͤftern Regen bald wieder abgekuͤhlet. Weil Vir- ginien viele Fluͤſſe hat; ſo iſt es ſehr (9) fruchtbar. Der Boden iſt durchgehends fett, 3 Schuhe tief, und darunter liegt ein Leimen, wo- von gute Backſteine gebrannt wer- den. Doch, nachdem das Lager feucht oder trocken, iſt auch das Erdreich anders. Das Land wird abgetheilt in das hohe, niedrige, und Marſch- oder Sumpfland. Das Hochland iſt meiſtens ſandigt, traͤgt aber doch gute Tabacksſtengel, außer, daß man es eher duͤngen muß, als das niedrige, welches ei- ne fette ſchwarze Erde, etwann einen Schuh tief hat, und ohne Duͤnger wohl 7 bis 8 mal tragen kann. Die Marſchlaͤnder zeugen Riedgras und Binſen, eben wie andere Laͤn- der; daher man ſie liegen laͤßt. Ueberhaupt iſt das Land ſo gut, als in England. An den Fluͤſſen iſt es feucht, und trefflich zum Reiß, Hanf, und indianiſchem Korne. Es giebt aber auch kalte, ſandigte und magere Striche. Was die vor- nehmſten (10) Naturgaben anbe- trifft, ſo ſind aus dem (a) Pflan- zenreiche folgende zu merken: Es kommen naͤmlich allerley Gattun- gen von (a) Getreide und Huͤlſen- fruͤchten, ſowol denenjenigen, die in dem Lande ſchon vor Ankunft der Englaͤnder von den Jndianern ge- bauet worden, als den europaͤiſchen, welche die Englaͤnder dahin ge- bracht, und daſelbſt gebauet haben, vortrefflich fort, und tragen daſelbſt ſo reichliche und faſt jederzeit hun- dertfaͤltige Fruͤchte, daß, wenn man wollte, Virginien allein alle engliſche Colonien damit verſehen koͤnnte. (b) Kuͤrbiſſe, verſchiede- ne Gattungen von vortrefflichen (c) Melonen, allerley vortreffliche (d) Feld- und Gartenwurzeln, unter welchen die von dieſem Lande ſo genannte virginiſche Schlangenwur- zel, von der wir in dem Artikel Contrayerva gehandelt haben, hier vor andern genennet zu werden ver- dienet, ingleichen allerley (e) Sa- lat, Kuͤchen- und Arztneykraͤuter, giebt es hier in der beſten Vollkom- menheit. Die (f) Baumfruͤchte, ſo daſelbſt wachſen, ſind alle groß und ſehr ſchmackhaft. Man hat da- ſelbſt verſchiedene Gattungen von Kirſchen, Pflaumen, Pfirſchen, Quitten, Birnen, Aepfeln und andern Baumfruͤchten. Mit dem (g) Weinbaue will alle Muͤhe und Fleiß noch nicht recht anſchlagen, weil P 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/239
Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [233]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/239>, abgerufen am 24.04.2024.