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Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853.

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Der Erbförster.
Möller.
Aber was haben Sie nur vor? Und Ihr Herr Vater
-- wenn ich Sie allein in der Gefahr lasse -- wenn ich
Sie nicht mitbringe. Wie soll er mir glauben, daß ich
Ihnen zugeredet habe?
Robert.
Sie haben ja Zeugen hier bei sich. Ein Wort für
Tausend -- ich bleibe hier.
(Macht heftige Schritte.)
Möller.
Nun so kommt, Leute; ihr habt's gehört. (Im Ab-
gehen.)
Allmächtiger Gott[!] Was wird das noch werden.
(Die Arbeiter haben die Leiche aufgenommen; Möller mit ihnen ab.)

Siebenter Auftritt.
Robert allein, später Andres, zuletzt Lindenschmied.

Robert.
Schändlich! Schändlich! Einer solchen Rache wär'
Andres fähig gewesen? Und ich muß es glauben -- ich
muß! Der Sterbende sagt' es; er hatt' es gedroht --
es war seine Flinte -- und Alles ist wirklich -- hier
starb der Gemordete -- hier ist -- er schrieb's mit seinem
Blut in den Rasen, damit ich nicht zweifeln dürfte.
Und solche Menschen steh'n zwischen mir und meinem
Glück? Steh' fest, Robert, hier gilt's das Aeußerste! Du
hast's mit Menschen zu thun, die keine Unthat scheu'n. --
Der Erbförſter.
Möller.
Aber was haben Sie nur vor? Und Ihr Herr Vater
— wenn ich Sie allein in der Gefahr laſſe — wenn ich
Sie nicht mitbringe. Wie ſoll er mir glauben, daß ich
Ihnen zugeredet habe?
Robert.
Sie haben ja Zeugen hier bei ſich. Ein Wort für
Tauſend — ich bleibe hier.
(Macht heftige Schritte.)
Möller.
Nun ſo kommt, Leute; ihr habt’s gehört. (Im Ab-
gehen.)
Allmächtiger Gott[!] Was wird das noch werden.
(Die Arbeiter haben die Leiche aufgenommen; Möller mit ihnen ab.)

Siebenter Auftritt.
Robert allein, ſpäter Andres, zuletzt Lindenſchmied.

Robert.
Schändlich! Schändlich! Einer ſolchen Rache wär’
Andres fähig geweſen? Und ich muß es glauben — ich
muß! Der Sterbende ſagt’ es; er hatt’ es gedroht —
es war ſeine Flinte — und Alles iſt wirklich — hier
ſtarb der Gemordete — hier iſt — er ſchrieb’s mit ſeinem
Blut in den Raſen, damit ich nicht zweifeln dürfte.
Und ſolche Menſchen ſteh’n zwiſchen mir und meinem
Glück? Steh’ feſt, Robert, hier gilt’s das Aeußerſte! Du
haſt’s mit Menſchen zu thun, die keine Unthat ſcheu’n. —
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[101/0115] Der Erbförſter. Möller. Aber was haben Sie nur vor? Und Ihr Herr Vater — wenn ich Sie allein in der Gefahr laſſe — wenn ich Sie nicht mitbringe. Wie ſoll er mir glauben, daß ich Ihnen zugeredet habe? Robert. Sie haben ja Zeugen hier bei ſich. Ein Wort für Tauſend — ich bleibe hier. (Macht heftige Schritte.) Möller. Nun ſo kommt, Leute; ihr habt’s gehört. (Im Ab- gehen.) Allmächtiger Gott! Was wird das noch werden. (Die Arbeiter haben die Leiche aufgenommen; Möller mit ihnen ab.) Siebenter Auftritt. Robert allein, ſpäter Andres, zuletzt Lindenſchmied. Robert. Schändlich! Schändlich! Einer ſolchen Rache wär’ Andres fähig geweſen? Und ich muß es glauben — ich muß! Der Sterbende ſagt’ es; er hatt’ es gedroht — es war ſeine Flinte — und Alles iſt wirklich — hier ſtarb der Gemordete — hier iſt — er ſchrieb’s mit ſeinem Blut in den Raſen, damit ich nicht zweifeln dürfte. Und ſolche Menſchen ſteh’n zwiſchen mir und meinem Glück? Steh’ feſt, Robert, hier gilt’s das Aeußerſte! Du haſt’s mit Menſchen zu thun, die keine Unthat ſcheu’n. —

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Zitationshilfe: Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_erbfoerster_1853/115>, abgerufen am 20.04.2024.