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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856.

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Hodenwasser, Gelenkschmiere, Schleimbeutel.
die Flüssigkeit entleert, so entsteht sie meist rasch wieder und behält
die Zusammensetzung, die sie ursprünglich besass (Schmidt, J. Vogel).

Vergleichung der Eigenschaften von den Flüssigkeiten der Hirn-, Brust- und
Bauchhöhle. Aus einer grössern Zahl von Beobachtungen des Hirn-, Brust- und
Bauchwassers an verschiedenen Individuen und einer gleichzeitigen an den drei Flüs-
sigkeiten desselben Menschen zieht Schmidt einige allgemeine Schlüsse. -- a. Der
Eiweissgehalt der wässrigen Ergüsse in den genannten Höhlen erreicht niemals den
des Blutserums. -- b. Findet gleichzeitig in einem Individuum eine vermehrte Abson-
derung in den drei Höhlen statt, so ist in dem Hirnwasser am wenigsten und in dem
Brustwasser am meisten Eiweiss. -- c. Der Gehalt der Flüssigkeiten an Salzen ist
derselbe. -- d. Diese Positionen bedürfen noch weiterer Bestätigungen, namentlich
widersprechen der zweiten die Erfahrungen von Lehmann*).

e. Hodenwasser. Die Flüssigkeit der vagina testis propria, die
nur bei krankhafter Vermehrung derselben untersucht wurde, enthält
ausser den wiederholt aufgezählten Bestandtheilen der übrigen serösen
Säfte meist nach Cholestearin in reichlicher Menge. Die Verhältnisse, in
denen die genannten Stoffe gemischt sind, und namentlich die Menge
des Eiweisses und Cholestearins wechselt ohne bekannte Veranlassung so
ausserordentlich, dass die Zahlenwerthe ohne Bedeutung sind.

f. Gelenkschmiere. Ihre Bestandtheile sind diejenigen, welche
den serösen Flüssigkeiten überhaupt zukommen und ausserdem noch
Schleimstoff und unter allen Umständen abgestossene Epithelialzellen.
Die quantitative Zusammensetzung soll nach Frerichs**) mit dem Alter
und dem Bewegungszustande des Gelenkes wechseln; er stützt sich hier-
bei auf die Untersuchung je eines Falles.

Nach Frerichs enthält die Synovia:

[Tabelle]

Die Gelenke des jungen und des ruhenden Thiers enthielten mehr
Flüssigkeit als die des sich bewegenden. -- Die abgestossenen Epithe-
lialschuppen sollen sich nach Frerichs mit Hinterlassung der Zellen-
kerne in der alkalisch reagirenden Gelenkschmiere auflösen und diese
Auflösung soll die Quelle des Schleims sein. Nach Luschka***) dage-
gen soll sich die Höhlung der Zellen mit Fett füllen, worauf diese selbst
allmählig zu Grunde gehen.

Sehnenscheiden und Schleimbeutel. Die Wand dieser

*) Lehrbuch der physiolog. Chemie. II. Bd. 309.
**) Wagner's Handwörterb. III. I. p. 463.
***) Structur der serösen Häute. Tübingen 1851. p. 13.

Hodenwasser, Gelenkschmiere, Schleimbeutel.
die Flüssigkeit entleert, so entsteht sie meist rasch wieder und behält
die Zusammensetzung, die sie ursprünglich besass (Schmidt, J. Vogel).

Vergleichung der Eigenschaften von den Flüssigkeiten der Hirn-, Brust- und
Bauchhöhle. Aus einer grössern Zahl von Beobachtungen des Hirn-, Brust- und
Bauchwassers an verschiedenen Individuen und einer gleichzeitigen an den drei Flüs-
sigkeiten desselben Menschen zieht Schmidt einige allgemeine Schlüsse. — a. Der
Eiweissgehalt der wässrigen Ergüsse in den genannten Höhlen erreicht niemals den
des Blutserums. — b. Findet gleichzeitig in einem Individuum eine vermehrte Abson-
derung in den drei Höhlen statt, so ist in dem Hirnwasser am wenigsten und in dem
Brustwasser am meisten Eiweiss. — c. Der Gehalt der Flüssigkeiten an Salzen ist
derselbe. — d. Diese Positionen bedürfen noch weiterer Bestätigungen, namentlich
widersprechen der zweiten die Erfahrungen von Lehmann*).

e. Hodenwasser. Die Flüssigkeit der vagina testis propria, die
nur bei krankhafter Vermehrung derselben untersucht wurde, enthält
ausser den wiederholt aufgezählten Bestandtheilen der übrigen serösen
Säfte meist nach Cholestearin in reichlicher Menge. Die Verhältnisse, in
denen die genannten Stoffe gemischt sind, und namentlich die Menge
des Eiweisses und Cholestearins wechselt ohne bekannte Veranlassung so
ausserordentlich, dass die Zahlenwerthe ohne Bedeutung sind.

f. Gelenkschmiere. Ihre Bestandtheile sind diejenigen, welche
den serösen Flüssigkeiten überhaupt zukommen und ausserdem noch
Schleimstoff und unter allen Umständen abgestossene Epithelialzellen.
Die quantitative Zusammensetzung soll nach Frerichs**) mit dem Alter
und dem Bewegungszustande des Gelenkes wechseln; er stützt sich hier-
bei auf die Untersuchung je eines Falles.

Nach Frerichs enthält die Synovia:

[Tabelle]

Die Gelenke des jungen und des ruhenden Thiers enthielten mehr
Flüssigkeit als die des sich bewegenden. — Die abgestossenen Epithe-
lialschuppen sollen sich nach Frerichs mit Hinterlassung der Zellen-
kerne in der alkalisch reagirenden Gelenkschmiere auflösen und diese
Auflösung soll die Quelle des Schleims sein. Nach Luschka***) dage-
gen soll sich die Höhlung der Zellen mit Fett füllen, worauf diese selbst
allmählig zu Grunde gehen.

Sehnenscheiden und Schleimbeutel. Die Wand dieser

*) Lehrbuch der physiolog. Chemie. II. Bd. 309.
**) Wagner’s Handwörterb. III. I. p. 463.
***) Structur der serösen Häute. Tübingen 1851. p. 13.
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[184/0200] Hodenwasser, Gelenkschmiere, Schleimbeutel. die Flüssigkeit entleert, so entsteht sie meist rasch wieder und behält die Zusammensetzung, die sie ursprünglich besass (Schmidt, J. Vogel). Vergleichung der Eigenschaften von den Flüssigkeiten der Hirn-, Brust- und Bauchhöhle. Aus einer grössern Zahl von Beobachtungen des Hirn-, Brust- und Bauchwassers an verschiedenen Individuen und einer gleichzeitigen an den drei Flüs- sigkeiten desselben Menschen zieht Schmidt einige allgemeine Schlüsse. — a. Der Eiweissgehalt der wässrigen Ergüsse in den genannten Höhlen erreicht niemals den des Blutserums. — b. Findet gleichzeitig in einem Individuum eine vermehrte Abson- derung in den drei Höhlen statt, so ist in dem Hirnwasser am wenigsten und in dem Brustwasser am meisten Eiweiss. — c. Der Gehalt der Flüssigkeiten an Salzen ist derselbe. — d. Diese Positionen bedürfen noch weiterer Bestätigungen, namentlich widersprechen der zweiten die Erfahrungen von Lehmann *). e. Hodenwasser. Die Flüssigkeit der vagina testis propria, die nur bei krankhafter Vermehrung derselben untersucht wurde, enthält ausser den wiederholt aufgezählten Bestandtheilen der übrigen serösen Säfte meist nach Cholestearin in reichlicher Menge. Die Verhältnisse, in denen die genannten Stoffe gemischt sind, und namentlich die Menge des Eiweisses und Cholestearins wechselt ohne bekannte Veranlassung so ausserordentlich, dass die Zahlenwerthe ohne Bedeutung sind. f. Gelenkschmiere. Ihre Bestandtheile sind diejenigen, welche den serösen Flüssigkeiten überhaupt zukommen und ausserdem noch Schleimstoff und unter allen Umständen abgestossene Epithelialzellen. Die quantitative Zusammensetzung soll nach Frerichs **) mit dem Alter und dem Bewegungszustande des Gelenkes wechseln; er stützt sich hier- bei auf die Untersuchung je eines Falles. Nach Frerichs enthält die Synovia: Die Gelenke des jungen und des ruhenden Thiers enthielten mehr Flüssigkeit als die des sich bewegenden. — Die abgestossenen Epithe- lialschuppen sollen sich nach Frerichs mit Hinterlassung der Zellen- kerne in der alkalisch reagirenden Gelenkschmiere auflösen und diese Auflösung soll die Quelle des Schleims sein. Nach Luschka ***) dage- gen soll sich die Höhlung der Zellen mit Fett füllen, worauf diese selbst allmählig zu Grunde gehen. Sehnenscheiden und Schleimbeutel. Die Wand dieser *) Lehrbuch der physiolog. Chemie. II. Bd. 309. **) Wagner’s Handwörterb. III. I. p. 463. ***) Structur der serösen Häute. Tübingen 1851. p. 13.

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Zitationshilfe: Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/200>, abgerufen am 28.03.2024.