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Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.

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Gottes! Wie gar vnbegreifflich seynd deine Gerichte / vnd vnerforschlich deine Wege! Niemand kan jhn tadeln in seinen Gerichten / denn wer hat deß HERRN Sinn erkant? vnd wer kans sagen / warumb GOtt diß oder jenes so oder so geschicket hat? Niemand mag jhn meistern in seinen Wercken / vnd sprechen: Warumb thut er doch also? Denn wer ist sein Rathgeber gewesen? Wer darff sich vnterstehen / dem allerweisesten GOtt etwas zu rathen? Niemand darff sich beklagen / es geschehe jhm vnrecht / denn wer hat jhm etwas zuvor gegeben / das jhm wieder werde vergolten? In Summa / seine Wege seynd gerecht / weiß / herrlich vnd vnaußforschlich / denn auß jhm / durch jhn vnd zu seinen Ehren gehet alle Ding; Ihm sey Ehr in Ewigkeit.

Usus confistit 1. In consideratione viarum Domini. Ubi consideratur 1. Quae sint opera DEI admiranda.

Hie gewinnen wir Vrsach näher zu tretten / vnd absonderlich die vnerforschliche Wege der Weißheit Gottes zu bedencken / beydes an vns vnd vnseren neben Menschen: da werden wir sagen: O eine Tieffe!

Ich will hie nicht viel sagen von dem Werck der Erschaffung. Wir waren nichts / er aber hat vns lassen zusammen rinnen wie Milch / hat vnsere Gebeine zusammen geknüpffet / vnd sie mit Fleisch vnd Haut vmbkleidet / vnd durch seinen Willen haben wir den Odem. Da gibt der gütige GOtt nicht einem jeglichen einerley Sinn vnd Hertz. Dem einen bescheret er eine gute Seele / dem andern eine geringere. Da finden sich in der Natur deß Menschen vnterschiedliche Eigenschafften / vnterschiedliche Zuneigungen. Da solte man bereits viel finden / daß man muß vnerforschet lassen.

Ich will auch nicht viel sagen von dem Werck der Erlösung / über welchem sonsten die Engel sich nicht gnug verwundern können. Wer solte gemeynet haben / daß das der rechte Weg wäre / deß Teuffels Reich zu zerstören / wenn GOTT sich würde vom Teuffel peinigen / vnd vom Todt fressen lassen? Darauff hat kein Engel gedencken können / vnd hat jhnen gelüstet das hohe Geheimnüß anzusehen.

Gottes! Wie gar vnbegreifflich seynd deine Gerichte / vnd vnerforschlich deine Wege! Niemand kan jhn tadeln in seinen Gerichten / denn wer hat deß HERRN Sinn erkant? vnd wer kans sagen / warumb GOtt diß oder jenes so oder so geschicket hat? Niemand mag jhn meistern in seinen Wercken / vnd sprechen: Warumb thut er doch also? Denn wer ist sein Rathgeber gewesen? Wer darff sich vnterstehen / dem allerweisesten GOtt etwas zu rathen? Niemand darff sich beklagen / es geschehe jhm vnrecht / denn wer hat jhm etwas zuvor gegeben / das jhm wieder werde vergolten? In Summa / seine Wege seynd gerecht / weiß / herrlich vnd vnaußforschlich / denn auß jhm / durch jhn vnd zu seinen Ehren gehet alle Ding; Ihm sey Ehr in Ewigkeit.

Usus confistit 1. In consideratione viarum Domini. Ubi consideratur 1. Quae sint opera DEI admiranda.

Hie gewinnen wir Vrsach näher zu tretten / vnd absonderlich die vnerforschliche Wege der Weißheit Gottes zu bedencken / beydes an vns vnd vnseren neben Menschen: da werden wir sagen: O eine Tieffe!

Ich will hie nicht viel sagen von dem Werck der Erschaffung. Wir waren nichts / er aber hat vns lassen zusammen rinnen wie Milch / hat vnsere Gebeine zusammen geknüpffet / vnd sie mit Fleisch vnd Haut vmbkleidet / vnd durch seinen Willen haben wir den Odem. Da gibt der gütige GOtt nicht einem jeglichen einerley Sinn vnd Hertz. Dem einen bescheret er eine gute Seele / dem andern eine geringere. Da finden sich in der Natur deß Menschen vnterschiedliche Eigenschafften / vnterschiedliche Zuneigungen. Da solte man bereits viel finden / daß man muß vnerforschet lassen.

Ich will auch nicht viel sagen von dem Werck der Erlösung / über welchem sonsten die Engel sich nicht gnug verwundern können. Wer solte gemeynet haben / daß das der rechte Weg wäre / deß Teuffels Reich zu zerstören / wenn GOTT sich würde vom Teuffel peinigen / vnd vom Todt fressen lassen? Darauff hat kein Engel gedencken können / vnd hat jhnen gelüstet das hohe Geheimnüß anzusehen.

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        <p>Ich will hie nicht viel sagen von dem Werck der Erschaffung. Wir waren nichts /                      er aber hat vns lassen zusammen rinnen wie Milch / hat vnsere Gebeine zusammen                      geknüpffet / vnd sie mit Fleisch vnd Haut vmbkleidet / vnd durch seinen Willen                      haben wir den Odem. Da gibt der gütige GOtt nicht einem jeglichen einerley Sinn                      vnd Hertz. Dem einen bescheret er eine gute Seele / dem andern eine geringere.                      Da finden sich in der Natur deß Menschen vnterschiedliche Eigenschafften /                      vnterschiedliche Zuneigungen. Da solte man bereits viel finden / daß man muß                      vnerforschet lassen.</p>
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[10/0026] Gottes! Wie gar vnbegreifflich seynd deine Gerichte / vnd vnerforschlich deine Wege! Niemand kan jhn tadeln in seinen Gerichten / denn wer hat deß HERRN Sinn erkant? vnd wer kans sagen / warumb GOtt diß oder jenes so oder so geschicket hat? Niemand mag jhn meistern in seinen Wercken / vnd sprechen: Warumb thut er doch also? Denn wer ist sein Rathgeber gewesen? Wer darff sich vnterstehen / dem allerweisesten GOtt etwas zu rathen? Niemand darff sich beklagen / es geschehe jhm vnrecht / denn wer hat jhm etwas zuvor gegeben / das jhm wieder werde vergolten? In Summa / seine Wege seynd gerecht / weiß / herrlich vnd vnaußforschlich / denn auß jhm / durch jhn vnd zu seinen Ehren gehet alle Ding; Ihm sey Ehr in Ewigkeit. Hie gewinnen wir Vrsach näher zu tretten / vnd absonderlich die vnerforschliche Wege der Weißheit Gottes zu bedencken / beydes an vns vnd vnseren neben Menschen: da werden wir sagen: O eine Tieffe! Ich will hie nicht viel sagen von dem Werck der Erschaffung. Wir waren nichts / er aber hat vns lassen zusammen rinnen wie Milch / hat vnsere Gebeine zusammen geknüpffet / vnd sie mit Fleisch vnd Haut vmbkleidet / vnd durch seinen Willen haben wir den Odem. Da gibt der gütige GOtt nicht einem jeglichen einerley Sinn vnd Hertz. Dem einen bescheret er eine gute Seele / dem andern eine geringere. Da finden sich in der Natur deß Menschen vnterschiedliche Eigenschafften / vnterschiedliche Zuneigungen. Da solte man bereits viel finden / daß man muß vnerforschet lassen. Ich will auch nicht viel sagen von dem Werck der Erlösung / über welchem sonsten die Engel sich nicht gnug verwundern können. Wer solte gemeynet haben / daß das der rechte Weg wäre / deß Teuffels Reich zu zerstören / wenn GOTT sich würde vom Teuffel peinigen / vnd vom Todt fressen lassen? Darauff hat kein Engel gedencken können / vnd hat jhnen gelüstet das hohe Geheimnüß anzusehen.

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung2_1652/26>, abgerufen am 25.04.2024.