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Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.

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tüchtig andere zu vnterweisen / sollen wir nicht sagen; ich kan nichts; wann wir reich seyn / sollen wir nicht sagen: Ich habe nichts; sondern sollen die Gaben / die GOtt verliehen / erkennen / vnd zu Gottes Ehre anwenden. Recht Königlich war es geredet von Alphonso / einem König vber Aragonien / Neapolis vnd Sicilien / da er hörete in einer schönen Oration seine Tugenden erzehlen: So das wahr ist / mein lieber Luca / was du von mir gerühmet hast / so sage ich dem höchsten GOtt Danck; ists aber anders / so wünsch vnd bitte ich / daß auch dieses wahr werde.

Also mögen wir GOttes Gaben erkennen vnnd bekennen / aber stoltz werden müssen wir nicht. Dir mustu im geringsten keinen Ruhm zueygnen / noch Ruhm von jemand begehren; du must deiner Gaben halben vber andere dich nicht erheben / sondern demütig vnnd fre undlich erzeygen gegen jederman / auch andern gerne dienen; nur jmmer herunder / vnnd wie höher du bist / wie mehr Gaben du hast / wie tieffer du dich demütigen sollest. Von allen deinen Gaben gebühret dir nicht der geringste Ruhm. Vnd wann du es recht bedenckest / hast du gantz keine Vrsach dich zu erheben. Dann er stlich / hastu schon etwas / so mangelt dir doch noch viel; hernach / was du hast ist nicht dein / kompt auch nicht von dir / sondern von GOtt; vnnd endlich / wie es GOtt gegeben hat / so kan ers auch wieder nehmen stündlich vnnd augenblicklich / wanns jhm gefällt hinweg nehmen. Vnd wann er es dir entweder hie noch bey deinem Leben / oder durch den Todt genommen hat / wo ist dann dein Hochmuth? Dazu bedencke wol / daß durch Hochmuth / die aller schönsten Gaben befleckt werden. Dann wie Demuth ist eine sonderliche Zier der hohen Gaben; also ist Hochmuth derselben Verderb.

Inquinat egregios adjuncta superbia mores. Claud.

tüchtig andere zu vnterweisen / sollen wir nicht sagen; ich kan nichts; wann wir reich seyn / sollen wir nicht sagen: Ich habe nichts; sondern sollen die Gaben / die GOtt verliehen / erkennen / vnd zu Gottes Ehre anwenden. Recht Königlich war es geredet von Alphonso / einem König vber Aragonien / Neapolis vnd Sicilien / da er hörete in einer schönen Oration seine Tugenden erzehlen: So das wahr ist / mein lieber Luca / was du von mir gerühmet hast / so sage ich dem höchsten GOtt Danck; ists aber anders / so wünsch vnd bitte ich / daß auch dieses wahr werde.

Also mögen wir GOttes Gaben erkennen vnnd bekennen / aber stoltz werden müssen wir nicht. Dir mustu im geringsten keinen Ruhm zueygnen / noch Ruhm von jemand begehren; du must deiner Gaben halben vber andere dich nicht erheben / sondern demütig vnnd fre undlich erzeygen gegen jederman / auch andern gerne dienen; nur jmmer herunder / vnnd wie höher du bist / wie mehr Gaben du hast / wie tieffer du dich demütigen sollest. Von allen deinen Gaben gebühret dir nicht der geringste Ruhm. Vnd wann du es recht bedenckest / hast du gantz keine Vrsach dich zu erheben. Dann er stlich / hastu schon etwas / so mangelt dir doch noch viel; hernach / was du hast ist nicht dein / kompt auch nicht von dir / sondern von GOtt; vnnd endlich / wie es GOtt gegeben hat / so kan ers auch wieder nehmen stündlich vnnd augenblicklich / wanns jhm gefällt hinweg nehmen. Vnd wann er es dir entweder hie noch bey deinem Leben / oder durch den Todt genommen hat / wo ist dann dein Hochmuth? Dazu bedencke wol / daß durch Hochmuth / die aller schönsten Gaben befleckt werden. Dann wie Demuth ist eine sonderliche Zier der hohen Gaben; also ist Hochmuth derselben Verderb.

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[660/0676] tüchtig andere zu vnterweisen / sollen wir nicht sagen; ich kan nichts; wann wir reich seyn / sollen wir nicht sagen: Ich habe nichts; sondern sollen die Gaben / die GOtt verliehen / erkennen / vnd zu Gottes Ehre anwenden. Recht Königlich war es geredet von Alphonso / einem König vber Aragonien / Neapolis vnd Sicilien / da er hörete in einer schönen Oration seine Tugenden erzehlen: So das wahr ist / mein lieber Luca / was du von mir gerühmet hast / so sage ich dem höchsten GOtt Danck; ists aber anders / so wünsch vnd bitte ich / daß auch dieses wahr werde. Also mögen wir GOttes Gaben erkennen vnnd bekennen / aber stoltz werden müssen wir nicht. Dir mustu im geringsten keinen Ruhm zueygnen / noch Ruhm von jemand begehren; du must deiner Gaben halben vber andere dich nicht erheben / sondern demütig vnnd fre undlich erzeygen gegen jederman / auch andern gerne dienen; nur jmmer herunder / vnnd wie höher du bist / wie mehr Gaben du hast / wie tieffer du dich demütigen sollest. Von allen deinen Gaben gebühret dir nicht der geringste Ruhm. Vnd wann du es recht bedenckest / hast du gantz keine Vrsach dich zu erheben. Dann er stlich / hastu schon etwas / so mangelt dir doch noch viel; hernach / was du hast ist nicht dein / kompt auch nicht von dir / sondern von GOtt; vnnd endlich / wie es GOtt gegeben hat / so kan ers auch wieder nehmen stündlich vnnd augenblicklich / wanns jhm gefällt hinweg nehmen. Vnd wann er es dir entweder hie noch bey deinem Leben / oder durch den Todt genommen hat / wo ist dann dein Hochmuth? Dazu bedencke wol / daß durch Hochmuth / die aller schönsten Gaben befleckt werden. Dann wie Demuth ist eine sonderliche Zier der hohen Gaben; also ist Hochmuth derselben Verderb. Inquinat egregios adjuncta superbia mores. Claud.

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 660. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung2_1652/676>, abgerufen am 29.05.2024.