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Lütkemann, Joachim: Von der Mühseligen Kürtze des Menschlichen Lebens : Ein Leich-Sermon/ Bey der Adelichen Leichbegängnus Deß ... Herrn Gebhard Moltken ... Rostock, 1645.

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wie mehr wir das Hertz zu jhr wenden / wie mehr es vns einnimpt. Also gefelt es vns wol mit frewden vmbkommen vnd ewig verderben.

1. Cor. 7, 31

In der 1. an die Corinther am 7. finden wir solche Vermahnung / daß die dieser Welt brauchen / derselben nicht mißbrauchen / denn das Wesen / oder / das Schattenwerck dieser Welt zergehet. Dadurch werden wir auff solche Gedancken geführet / als sey die Welt ein Schaw-Platz / darauff Gott eine Comedia spile. Die Zier aller Comedien ist vielfältige seltzame Verenderung. Das nimpt Gott hie auch in acht / braucht mancherley Personen / vnd lest dieselbe in mancherley Fäll gerahten. Vnd wann eine Person außgespielet / wird er von dem Schawplatz weggenommen / vnd erscheint nicht wieder. Da ziehet jhn Gott den Rock auß / hastu denn nichtes mehr / so fehrestu lehr vnd bloß dahin / bleibst lehr vnd bloß in Ewigkeit. Das bilde dir wol ein lieber Christ / es kan viel gutes bey dir wircken. Bistu eine ansehnliche Person / so sprich vnser HErre Gott hat mir auff diese Stunde eine ansehnliche Person zu seyn befohlen / hat mir dazu auch den Schmuck angeleget / was Morgen oder Vbermorgen ich für einen actum halten soll / weiß ich nicht / vieleicht hat mein Spiel ein Ende / so gehe ich davon vnd lasse andere weiter spielen / vnd laß alles Spielwerck dahinden / es sey Hohn oder Krohn. Daß einer sein Leben höher halten vnd ehren wolle / ist lauter Thorheit.

Wer nun wil klug seyn / der fange an sein Leben zu erkennen / daß er weiß was davon zu halten sey oder nicht / denn ich halte dafür / daß der aller erst anfange etwas zu seyn / der da erkennet / wie gar nichts er sey. Hingegen / wann mir solche

wie mehr wir das Hertz zu jhr wenden / wie mehr es vns einnimpt. Also gefelt es vns wol mit frewden vmbkommen vnd ewig verderben.

1. Cor. 7, 31

In der 1. an die Corinther am 7. finden wir solche Vermahnung / daß die dieser Welt brauchen / derselben nicht mißbrauchen / denn das Wesen / oder / das Schattenwerck dieser Welt zergehet. Dadurch werden wir auff solche Gedancken geführet / als sey die Welt ein Schaw-Platz / darauff Gott eine Comedia spile. Die Zier aller Comedien ist vielfältige seltzame Verenderung. Das nimpt Gott hie auch in acht / braucht mancherley Personen / vnd lest dieselbe in mancherley Fäll gerahten. Vnd wann eine Person außgespielet / wird er von dem Schawplatz weggenommen / vnd erscheint nicht wieder. Da ziehet jhn Gott den Rock auß / hastu denn nichtes mehr / so fehrestu lehr vnd bloß dahin / bleibst lehr vnd bloß in Ewigkeit. Das bilde dir wol ein lieber Christ / es kan viel gutes bey dir wircken. Bistu eine ansehnliche Person / so sprich vnser HErre Gott hat mir auff diese Stunde eine ansehnliche Person zu seyn befohlen / hat mir dazu auch den Schmuck angeleget / was Morgen oder Vbermorgen ich für einen actum halten soll / weiß ich nicht / vieleicht hat mein Spiel ein Ende / so gehe ich davon vnd lasse andere weiter spielen / vnd laß alles Spielwerck dahinden / es sey Hohn oder Krohn. Daß einer sein Leben höher halten vnd ehren wolle / ist lauter Thorheit.

Wer nun wil klug seyn / der fange an sein Leben zu erkennen / daß er weiß was davon zu halten sey oder nicht / denn ich halte dafür / daß der aller erst anfange etwas zu seyn / der da erkennet / wie gar nichts er sey. Hingegen / wann mir solche

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                     auch in acht / braucht mancherley Personen / vnd lest dieselbe in mancherley
                     Fäll gerahten. Vnd wann eine Person außgespielet / wird er von dem Schawplatz
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[20/0020] wie mehr wir das Hertz zu jhr wenden / wie mehr es vns einnimpt. Also gefelt es vns wol mit frewden vmbkommen vnd ewig verderben. In der 1. an die Corinther am 7. finden wir solche Vermahnung / daß die dieser Welt brauchen / derselben nicht mißbrauchen / denn das Wesen / oder / das Schattenwerck dieser Welt zergehet. Dadurch werden wir auff solche Gedancken geführet / als sey die Welt ein Schaw-Platz / darauff Gott eine Comedia spile. Die Zier aller Comedien ist vielfältige seltzame Verenderung. Das nimpt Gott hie auch in acht / braucht mancherley Personen / vnd lest dieselbe in mancherley Fäll gerahten. Vnd wann eine Person außgespielet / wird er von dem Schawplatz weggenommen / vnd erscheint nicht wieder. Da ziehet jhn Gott den Rock auß / hastu denn nichtes mehr / so fehrestu lehr vnd bloß dahin / bleibst lehr vnd bloß in Ewigkeit. Das bilde dir wol ein lieber Christ / es kan viel gutes bey dir wircken. Bistu eine ansehnliche Person / so sprich vnser HErre Gott hat mir auff diese Stunde eine ansehnliche Person zu seyn befohlen / hat mir dazu auch den Schmuck angeleget / was Morgen oder Vbermorgen ich für einen actum halten soll / weiß ich nicht / vieleicht hat mein Spiel ein Ende / so gehe ich davon vnd lasse andere weiter spielen / vnd laß alles Spielwerck dahinden / es sey Hohn oder Krohn. Daß einer sein Leben höher halten vnd ehren wolle / ist lauter Thorheit. Wer nun wil klug seyn / der fange an sein Leben zu erkennen / daß er weiß was davon zu halten sey oder nicht / denn ich halte dafür / daß der aller erst anfange etwas zu seyn / der da erkennet / wie gar nichts er sey. Hingegen / wann mir solche

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Von der Mühseligen Kürtze des Menschlichen Lebens : Ein Leich-Sermon/ Bey der Adelichen Leichbegängnus Deß ... Herrn Gebhard Moltken ... Rostock, 1645, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_kuertze_1645/20>, abgerufen am 19.04.2024.