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Lütkemann, Joachim: Von der Mühseligen Kürtze des Menschlichen Lebens : Ein Leich-Sermon/ Bey der Adelichen Leichbegängnus Deß ... Herrn Gebhard Moltken ... Rostock, 1645.

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eine Stunde über darin seyn solte / Vnzehliche Jahre dieses gegen wertigen Lebens / wann sie schon voll wehren aller Wollusten vnd Reichthumbs / recht vnd billich dargegen verachten würde. (Aug. tom. 1. l. 3. de lib. arb. c. ult. Tanta est jucunditas lucis aeternae, ut etsi non liceret amplius in ea manere, quam unius drei mora, propter hoc solun innumerabiles anni hujus vitae, pleni delitijs & circumfluentia temporalium bonorum, recte meritoq; contemnerentur.) Daß solches wahr sey / dessen soll ein Zeuge sein der Mann Gottes / der auß dem Geist Gottes vnd aus der Erfahrung spricht im 84. Psalm: Em Tag in deinen Vorhöfen /Ps 84, 11, ist besser denn sonst Tausent. Wann ich Tausent vnd mehr Tage zugebracht hette in der höchsten Ergetzligkeit / welche die Welt mit jhrer Lust erwecken kan / vnnd ein ander hette nur einen Tag vber / sich in Gott erfrewet / wie dann auch Gott hie in diesem Leben durch heylige andächtige Betrachtungen die gläubige Seele ergetzet / so solte ich mich billich gegen solchen Menschen sehr vnglückseelig achten: Wann dann die leibliche Ergetzligkeit dieser Zeit nicht auff das tausente Theil so viel werth ist / als die Geistliche Ergetzligkeit / die eine fromme Seele hier an Gott hat / was solte sie dann gelten gegen der vnendlichen vnabmeßlichen Seeligkeit / die wir künfftig in den Göttlichen Schawen haben werden.

Was thut aber die Welt? Sie helt sich gleich einen bösen Krämer / der vmb einen Löffel voll Bier dahin gibt ein köstlich Kleinod / dafür er mehr den Tausent Thaler hette können einheben. Ihr Weltliebenden Hertzen / jhr suchet wol Schätze vnd Ehr in dieser Welt / jhr bedenckt aber nicht was für einen Schatz jhr dar gegen verliehret. Was ists darauff ewer Hertze steht? Ein Wind / ein Rauch / ein Traum / ein Schat -

eine Stunde über darin seyn solte / Vnzehliche Jahre dieses gegen wertigen Lebens / wann sie schon voll wehren aller Wollusten vnd Reichthumbs / recht vnd billich dargegen verachten würde. (Aug. tom. 1. l. 3. de lib. arb. c. ult. Tanta est jucunditas lucis aeternae, ut etsi non liceret amplius in ea manere, quam unius drei morâ, propter hoc solũ innumerabiles anni hujus vitae, pleni delitijs & circumfluentiâ temporalium bonorum, rectè meritòq; contemnerẽtur.) Daß solches wahr sey / dessen soll ein Zeuge sein der Mann Gottes / der auß dem Geist Gottes vnd aus der Erfahrung spricht im 84. Psalm: Em Tag in deinen Vorhöfen /Ps 84, 11, ist besser denn sonst Tausent. Wann ich Tausent vnd mehr Tage zugebracht hette in der höchsten Ergetzligkeit / welche die Welt mit jhrer Lust erwecken kan / vnnd ein ander hette nur einen Tag vber / sich in Gott erfrewet / wie dann auch Gott hie in diesem Leben durch heylige andächtige Betrachtungen die gläubige Seele ergetzet / so solte ich mich billich gegen solchen Menschen sehr vnglückseelig achten: Wann dañ die leibliche Ergetzligkeit dieser Zeit nicht auff das tausente Theil so viel werth ist / als die Geistliche Ergetzligkeit / die eine fromme Seele hier an Gott hat / was solte sie dann gelten gegen der vnendlichen vnabmeßlichen Seeligkeit / die wir künfftig in den Göttlichen Schawen haben werden.

Was thut aber die Welt? Sie helt sich gleich einen bösen Krämer / der vmb einen Löffel voll Bier dahin gibt ein köstlich Kleinod / dafür er mehr den Tausent Thaler hette können einheben. Ihr Weltliebenden Hertzen / jhr suchet wol Schätze vnd Ehr in dieser Welt / jhr bedenckt aber nicht was für einen Schatz jhr dar gegen verliehret. Was ists darauff ewer Hertze steht? Ein Wind / ein Rauch / ein Traum / ein Schat -

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[25/0025] eine Stunde über darin seyn solte / Vnzehliche Jahre dieses gegen wertigen Lebens / wann sie schon voll wehren aller Wollusten vnd Reichthumbs / recht vnd billich dargegen verachten würde. (Aug. tom. 1. l. 3. de lib. arb. c. ult. Tanta est jucunditas lucis aeternae, ut etsi non liceret amplius in ea manere, quam unius drei morâ, propter hoc solũ innumerabiles anni hujus vitae, pleni delitijs & circumfluentiâ temporalium bonorum, rectè meritòq; contemnerẽtur.) Daß solches wahr sey / dessen soll ein Zeuge sein der Mann Gottes / der auß dem Geist Gottes vnd aus der Erfahrung spricht im 84. Psalm: Em Tag in deinen Vorhöfen / ist besser denn sonst Tausent. Wann ich Tausent vnd mehr Tage zugebracht hette in der höchsten Ergetzligkeit / welche die Welt mit jhrer Lust erwecken kan / vnnd ein ander hette nur einen Tag vber / sich in Gott erfrewet / wie dann auch Gott hie in diesem Leben durch heylige andächtige Betrachtungen die gläubige Seele ergetzet / so solte ich mich billich gegen solchen Menschen sehr vnglückseelig achten: Wann dañ die leibliche Ergetzligkeit dieser Zeit nicht auff das tausente Theil so viel werth ist / als die Geistliche Ergetzligkeit / die eine fromme Seele hier an Gott hat / was solte sie dann gelten gegen der vnendlichen vnabmeßlichen Seeligkeit / die wir künfftig in den Göttlichen Schawen haben werden. Ps 84, 11, Was thut aber die Welt? Sie helt sich gleich einen bösen Krämer / der vmb einen Löffel voll Bier dahin gibt ein köstlich Kleinod / dafür er mehr den Tausent Thaler hette können einheben. Ihr Weltliebenden Hertzen / jhr suchet wol Schätze vnd Ehr in dieser Welt / jhr bedenckt aber nicht was für einen Schatz jhr dar gegen verliehret. Was ists darauff ewer Hertze steht? Ein Wind / ein Rauch / ein Traum / ein Schat -

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Von der Mühseligen Kürtze des Menschlichen Lebens : Ein Leich-Sermon/ Bey der Adelichen Leichbegängnus Deß ... Herrn Gebhard Moltken ... Rostock, 1645, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_kuertze_1645/25>, abgerufen am 24.04.2024.