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Lütkemann, Joachim: Von dem seeligen Seelen-Durst : Eine Leich-Sermon/ bey der Leichbegängniß Der ... Anna Wienkamps ... Wolfenbüttel, 1652.

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Ps. 143, 7.Meine Seele dürstet nach dir / wie ein dürr Land. Wenn das Land mit Wasser überschwimmet ist / ist jhm der Regen nicht nütz; Wans aber dürr / zihets den Regen begirig in sich: Also ists mit der Seelen; Wenn sie mit den Gütern dieser Welt überschwemmet / hat sie keine Lust die angebotene himlische Erquickung aufzunemen; Wenn sie aber jhre Armut erkennet / und mit den Gütern dieser Welt nicht kan erquickt werden / alsden zihet sie begierlich an sich / was zur Erquickung jhr vom Himmel zugesandt wird.

Mancher möchte allhie auf trawrige Gedancken geraten / und sagen: Wie kompts / daß ich so einen hefftigen Durst nach GOtt nicht empfinde / solte ich etwan GOtt nicht mit rechtschaffenen Glauben meinen? Nun so wisse / der geistliche Durst läst sich nicht allzeit gleich starck fühlen. Er hat seinen Anfang und seinen Wachsthum. Der Anfang geschicht in der Bekehrung zu GOtt / und so lange die Seele im Glauben bleibt / so lange bleibt auch ein geistlicher Durst nach GOtt. Denn sie hat jmmerdar mit den Teuffel und allerley Sünden zu fechten / daher suchet und begehret sie jmmerdar Trost und Stärck in Christo wider den Teuffel und wider die Sünde / auch wider den Todt und allerley Anfechtung. Solch Verlangen wächset täglich in der täglichen übung der Gottes Furcht. Die Hitze der Trübsal kan auch viel dabey thun. Wenn ein Christ die übung der Gottseligkeit bey seit setzet / und aufhöret Fried und Freud in GOtt zu suchen / und wendet sich zur Welt / so verlieret sich der geistliche Durst; Wenn aber die Seele sich entblösset von allen was in der Welt ist / und in jhrer Blösse da stehet / wil und kan sie mit nichts befriedigt werden / als mit GOtt. Denn die Seele kan ohne Lieb und Verlangen nicht seyn / wird jhr die Welt zu widern / wird GOtt jhr Begierd und Verlangen.

Ps. 143, 7.Meine Seele dürstet nach dir / wie ein dürr Land. Wenn das Land mit Wasser überschwimmet ist / ist jhm der Regen nicht nütz; Wans aber dürr / zihets den Regen begirig in sich: Also ists mit der Seelen; Wenn sie mit den Gütern dieser Welt überschwemmet / hat sie keine Lust die angebotene himlische Erquickung aufzunemen; Wenn sie aber jhre Armut erkennet / und mit den Gütern dieser Welt nicht kan erquickt werden / alsden zihet sie begierlich an sich / was zur Erquickung jhr vom Himmel zugesandt wird.

Mancher möchte allhie auf trawrige Gedancken geraten / und sagen: Wie kompts / daß ich so einen hefftigen Durst nach GOtt nicht empfinde / solte ich etwan GOtt nicht mit rechtschaffenen Glauben meinen? Nun so wisse / der geistliche Durst läst sich nicht allzeit gleich starck fühlen. Er hat seinen Anfang und seinen Wachsthum. Der Anfang geschicht in der Bekehrung zu GOtt / und so lange die Seele im Glauben bleibt / so lange bleibt auch ein geistlicher Durst nach GOtt. Denn sie hat jmmerdar mit den Teuffel und allerley Sünden zu fechten / daher suchet und begehret sie jmmerdar Trost und Stärck in Christo wider den Teuffel und wider die Sünde / auch wider den Todt und allerley Anfechtung. Solch Verlangen wächset täglich in der täglichen übung der Gottes Furcht. Die Hitze der Trübsal kan auch viel dabey thun. Wenn ein Christ die übung der Gottseligkeit bey seit setzet / und aufhöret Fried und Freud in GOtt zu suchen / und wendet sich zur Welt / so verlieret sich der geistliche Durst; Wenn aber die Seele sich entblösset von allen was in der Welt ist / und in jhrer Blösse da stehet / wil und kan sie mit nichts befriedigt werden / als mit GOtt. Denn die Seele kan ohne Lieb und Verlangen nicht seyn / wird jhr die Welt zu widern / wird GOtt jhr Begierd und Verlangen.

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                     die angebotene himlische Erquickung aufzunemen; Wenn sie aber jhre Armut
                     erkennet / und mit den Gütern dieser Welt nicht kan erquickt werden / alsden
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                     läst sich nicht allzeit gleich starck fühlen. Er hat seinen Anfang und seinen
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                     Seele im Glauben bleibt / so lange bleibt auch ein geistlicher Durst nach GOtt.
                     Denn sie hat jmmerdar mit den Teuffel und allerley Sünden zu fechten / daher
                     suchet und begehret sie jmmerdar Trost und Stärck in Christo wider den Teuffel
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                     Verlangen wächset täglich in der täglichen übung der Gottes Furcht. Die Hitze
                     der Trübsal kan auch viel dabey thun. Wenn ein Christ die übung der
                     Gottseligkeit bey seit setzet / und aufhöret Fried und Freud in GOtt zu suchen /
                     und wendet sich zur Welt / so verlieret sich der geistliche Durst; Wenn aber die
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[14/0020] Meine Seele dürstet nach dir / wie ein dürr Land. Wenn das Land mit Wasser überschwimmet ist / ist jhm der Regen nicht nütz; Wans aber dürr / zihets den Regen begirig in sich: Also ists mit der Seelen; Wenn sie mit den Gütern dieser Welt überschwemmet / hat sie keine Lust die angebotene himlische Erquickung aufzunemen; Wenn sie aber jhre Armut erkennet / und mit den Gütern dieser Welt nicht kan erquickt werden / alsden zihet sie begierlich an sich / was zur Erquickung jhr vom Himmel zugesandt wird. Ps. 143, 7. Mancher möchte allhie auf trawrige Gedancken geraten / und sagen: Wie kompts / daß ich so einen hefftigen Durst nach GOtt nicht empfinde / solte ich etwan GOtt nicht mit rechtschaffenen Glauben meinen? Nun so wisse / der geistliche Durst läst sich nicht allzeit gleich starck fühlen. Er hat seinen Anfang und seinen Wachsthum. Der Anfang geschicht in der Bekehrung zu GOtt / und so lange die Seele im Glauben bleibt / so lange bleibt auch ein geistlicher Durst nach GOtt. Denn sie hat jmmerdar mit den Teuffel und allerley Sünden zu fechten / daher suchet und begehret sie jmmerdar Trost und Stärck in Christo wider den Teuffel und wider die Sünde / auch wider den Todt und allerley Anfechtung. Solch Verlangen wächset täglich in der täglichen übung der Gottes Furcht. Die Hitze der Trübsal kan auch viel dabey thun. Wenn ein Christ die übung der Gottseligkeit bey seit setzet / und aufhöret Fried und Freud in GOtt zu suchen / und wendet sich zur Welt / so verlieret sich der geistliche Durst; Wenn aber die Seele sich entblösset von allen was in der Welt ist / und in jhrer Blösse da stehet / wil und kan sie mit nichts befriedigt werden / als mit GOtt. Denn die Seele kan ohne Lieb und Verlangen nicht seyn / wird jhr die Welt zu widern / wird GOtt jhr Begierd und Verlangen.

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Von dem seeligen Seelen-Durst : Eine Leich-Sermon/ bey der Leichbegängniß Der ... Anna Wienkamps ... Wolfenbüttel, 1652, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_seelendurst_1652/20>, abgerufen am 28.03.2024.