Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lütkemann, Joachim: Von dem seeligen Seelen-Durst : Eine Leich-Sermon/ bey der Leichbegängniß Der ... Anna Wienkamps ... Wolfenbüttel, 1652.

Bild:
<< vorherige Seite

blendet der Fürst dieser Welt seine Sinne / daß er nicht sehe / das herrliche Liecht daß in GOtt ist / und also gehet der Mensch dahin in seiner Blindheit / und hat kein Verlangen nach GOtt. Wir wissen wenn ein Ding weit von uns oder hoch über uns ist / so scheinets klein / obs schon groß ist; Also gehets unser Seelen / je weiter sie von GOtt tritt / je kleiner und geringer jhr der grosse GOtt vorkomt. Nahet euch zu GOtt / jhr Menschen Kinder / nahet euch so werdet jhr empfinden wie groß und herrlich unser GOtt ist. Seyd gleich einem Kauffmann / der eine köstliche Perle findet / und verkaufft was er hat / und gehet hin zu kauffen die köstliche Perle. Die Königinn aus Reich-Arabien hörte von der Herrligkeit Salomonis / und kunte nicht ruhen / bis sie dieselbe sahe. unsere Seele ist wie eine Königinn / die gefält jhr selbst woll in jhrem eigen Reich / wenn sie des Fleisches und der Welt nach jhrem Sinn gebrauchet. Es wird jhr aber gesagt von einem andern Reich / da Salomon König ist / ein Fried Fürst / unter welchen eine jgliche Seele Ruhe findet. Mache dich auff liebe Seele / erhebe deine Begierde zu diesem Könige / du wirst erfaren / daß mehr Herrligkeit bey jhm zu finden / als dir hat können gesagt werden / denn die Herrligkeit seines Reichs ist unaussprechlich. Du wirst ruffen: Seelig seynd die Knechte die alleweg vor dir stehen. Ich begehr nicht umbzukehren; Laß mich dein Knecht / laß mich deine Magd seyn.

Halts für kein gering Vnglück / wenn GOtt mit einer göttlichen Ergetzligkeit in der Weit zu finden ist / du aber ohne GOtt in der Welt lebest. Ein Vnglück ists / wenn in der Welt eine Artzeney wider deine Kranckheit zufinden / du aber vermagst derselben nicht theilhafftig zu werden. Ein Vnglück ists / wenn Brots genung in deinen Hause ist / du aber hast so viel macht nicht / es zu geniessen. Ein viel grösser Vnglück ists / wenn GOtt mit seiner süssen Güte zu jegen / du aber empfindest davon weniger als

blendet der Fürst dieser Welt seine Sinne / daß er nicht sehe / das herrliche Liecht daß in GOtt ist / und also gehet der Mensch dahin in seiner Blindheit / und hat kein Verlangen nach GOtt. Wir wissen wenn ein Ding weit von uns oder hoch über uns ist / so scheinets klein / obs schon groß ist; Also gehets unser Seelen / je weiter sie von GOtt tritt / je kleiner und geringer jhr der grosse GOtt vorkomt. Nahet euch zu GOtt / jhr Menschen Kinder / nahet euch so werdet jhr empfinden wie groß und herrlich unser GOtt ist. Seyd gleich einem Kauffmann / der eine köstliche Perle findet / und verkaufft was er hat / und gehet hin zu kauffen die köstliche Perle. Die Königinn aus Reich-Arabien hörte von der Herrligkeit Salomonis / und kunte nicht ruhen / bis sie dieselbe sahe. unsere Seele ist wie eine Königinn / die gefält jhr selbst woll in jhrem eigen Reich / wenn sie des Fleisches und der Welt nach jhrem Sinn gebrauchet. Es wird jhr aber gesagt von einem andern Reich / da Salomon König ist / ein Fried Fürst / unter welchen eine jgliche Seele Ruhe findet. Mache dich auff liebe Seele / erhebe deine Begierde zu diesem Könige / du wirst erfaren / daß mehr Herrligkeit bey jhm zu finden / als dir hat können gesagt werden / denn die Herrligkeit seines Reichs ist unaussprechlich. Du wirst ruffen: Seelig seynd die Knechte die alleweg vor dir stehen. Ich begehr nicht umbzukehren; Laß mich dein Knecht / laß mich deine Magd seyn.

Halts für kein gering Vnglück / wenn GOtt mit einer göttlichen Ergetzligkeit in der Weit zu finden ist / du aber ohne GOtt in der Welt lebest. Ein Vnglück ists / wenn in der Welt eine Artzeney wider deine Kranckheit zufinden / du aber vermagst derselben nicht theilhafftig zu werden. Ein Vnglück ists / wenn Brots genung in deinẽ Hause ist / du aber hast so viel macht nicht / es zu geniessen. Ein viel grösser Vnglück ists / wenn GOtt mit seiner süssen Güte zu jegen / du aber empfindest davon weniger als

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0023" n="17"/>
blendet der Fürst
                     dieser Welt seine Sinne / daß er nicht sehe / das herrliche Liecht daß in GOtt
                     ist / und also gehet der Mensch dahin in seiner Blindheit / und hat kein
                     Verlangen nach GOtt. Wir wissen wenn ein Ding weit von uns oder hoch über uns
                     ist / so scheinets klein / obs schon groß ist; Also gehets unser Seelen / je
                     weiter sie von GOtt tritt / je kleiner und geringer jhr der grosse GOtt vorkomt.
                     Nahet euch zu GOtt / jhr Menschen Kinder / nahet euch so werdet jhr empfinden
                     wie groß und herrlich unser GOtt ist. Seyd gleich einem Kauffmann / der eine
                     köstliche Perle findet / und verkaufft was er hat / und gehet hin zu kauffen die
                     köstliche Perle. Die Königinn aus Reich-Arabien hörte von der Herrligkeit
                     Salomonis / und kunte nicht ruhen / bis sie dieselbe sahe. unsere Seele ist wie
                     eine Königinn / die gefält jhr selbst woll in jhrem eigen Reich / wenn sie des
                     Fleisches und der Welt nach jhrem Sinn gebrauchet. Es wird jhr aber gesagt von
                     einem andern Reich / da Salomon König ist / ein Fried Fürst / unter welchen eine
                     jgliche Seele Ruhe findet. Mache dich auff liebe Seele / erhebe deine Begierde
                     zu diesem Könige / du wirst erfaren / daß mehr Herrligkeit bey jhm zu finden /
                     als dir hat können gesagt werden / denn die Herrligkeit seines Reichs ist
                     unaussprechlich. Du wirst ruffen: Seelig seynd die Knechte die alleweg vor dir
                     stehen. Ich begehr nicht umbzukehren; Laß mich dein Knecht / laß mich deine Magd
                     seyn.</p>
        <p>Halts für kein gering Vnglück / wenn GOtt mit einer göttlichen Ergetzligkeit in
                     der Weit zu finden ist / du aber ohne GOtt in der Welt lebest. Ein Vnglück ists
                     / wenn in der Welt eine Artzeney wider deine Kranckheit zufinden / du aber
                     vermagst derselben nicht theilhafftig zu werden. Ein Vnglück ists / wenn Brots
                     genung in deine&#x0303; Hause ist / du aber hast so viel macht nicht / es
                     zu geniessen. Ein viel grösser Vnglück ists / wenn GOtt mit seiner süssen Güte
                     zu jegen / du aber empfindest davon weniger als
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[17/0023] blendet der Fürst dieser Welt seine Sinne / daß er nicht sehe / das herrliche Liecht daß in GOtt ist / und also gehet der Mensch dahin in seiner Blindheit / und hat kein Verlangen nach GOtt. Wir wissen wenn ein Ding weit von uns oder hoch über uns ist / so scheinets klein / obs schon groß ist; Also gehets unser Seelen / je weiter sie von GOtt tritt / je kleiner und geringer jhr der grosse GOtt vorkomt. Nahet euch zu GOtt / jhr Menschen Kinder / nahet euch so werdet jhr empfinden wie groß und herrlich unser GOtt ist. Seyd gleich einem Kauffmann / der eine köstliche Perle findet / und verkaufft was er hat / und gehet hin zu kauffen die köstliche Perle. Die Königinn aus Reich-Arabien hörte von der Herrligkeit Salomonis / und kunte nicht ruhen / bis sie dieselbe sahe. unsere Seele ist wie eine Königinn / die gefält jhr selbst woll in jhrem eigen Reich / wenn sie des Fleisches und der Welt nach jhrem Sinn gebrauchet. Es wird jhr aber gesagt von einem andern Reich / da Salomon König ist / ein Fried Fürst / unter welchen eine jgliche Seele Ruhe findet. Mache dich auff liebe Seele / erhebe deine Begierde zu diesem Könige / du wirst erfaren / daß mehr Herrligkeit bey jhm zu finden / als dir hat können gesagt werden / denn die Herrligkeit seines Reichs ist unaussprechlich. Du wirst ruffen: Seelig seynd die Knechte die alleweg vor dir stehen. Ich begehr nicht umbzukehren; Laß mich dein Knecht / laß mich deine Magd seyn. Halts für kein gering Vnglück / wenn GOtt mit einer göttlichen Ergetzligkeit in der Weit zu finden ist / du aber ohne GOtt in der Welt lebest. Ein Vnglück ists / wenn in der Welt eine Artzeney wider deine Kranckheit zufinden / du aber vermagst derselben nicht theilhafftig zu werden. Ein Vnglück ists / wenn Brots genung in deinẽ Hause ist / du aber hast so viel macht nicht / es zu geniessen. Ein viel grösser Vnglück ists / wenn GOtt mit seiner süssen Güte zu jegen / du aber empfindest davon weniger als

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_seelendurst_1652
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_seelendurst_1652/23
Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Von dem seeligen Seelen-Durst : Eine Leich-Sermon/ bey der Leichbegängniß Der ... Anna Wienkamps ... Wolfenbüttel, 1652, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_seelendurst_1652/23>, abgerufen am 24.04.2024.