Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lütkemann, Joachim: Von dem seeligen Seelen-Durst : Eine Leich-Sermon/ bey der Leichbegängniß Der ... Anna Wienkamps ... Wolfenbüttel, 1652.

Bild:
<< vorherige Seite

wirige Kranckheit / da er sie über viertzig Wochen ins Kranckenbett gehalten. Am gebrauch der köstlichsten Artzeney hat man zwar nichts mangeln lassen / man hat aber keine Wirckung zu Wiederbringung der Gesundheit spüren können. Dadurch ist sie genötiget jhren Willen in GOttes Willen zu ergeben / und sich der Welt gantz zuentschlagen / wie sie denn mit Worten und Geberden gnungsam bewiesen / mit was Begierde und Verlangen sie auf eine seelige Erlösung gewartet. Im Anfang der Schwachheit mach vieleicht die Begierde so heftig nicht gewesen seyn / Gott aber hat gewust das Verlangen dieser Seelen rechtschaffen einzurichten / und dazu hat jhm die langwirige Kranckheit dienen müssen. Was nun Gott gesucht hat / das hat er auch erlanget / nemlich eine dürstige Seele / die mit völliger Begierde nach GOtt gedürstet / in welchem seeligen Durst auch diese unsere seelige Mitschwester / bey gutem Verstande aus diesem Elende zu GOtt gefaren / und für GOttes heiligen Angesicht geführet ist / den 30. Decembris des abgewichenen Jahrs / zwischen sechs und sieben Uhr aufm Morgen / in dem sieben und funfzigsten Jahr jhres Alters. In jhrem Leben habe ich nichts anders spüren können / als daß sie Liebe zur Gottsfurcht gehabt / und hat wol leiden können / daß man mit jhr von GOtt und geistlichen Sachen reden möchte. Nun der leidtragender Witwer / hat ver-

wirige Kranckheit / da er sie über viertzig Wochen ins Kranckenbett gehalten. Am gebrauch der köstlichsten Artzeney hat man zwar nichts mangeln lassen / man hat aber keine Wirckung zu Wiederbringung der Gesundheit spüren köñen. Dadurch ist sie genötiget jhren Willen in GOttes Willen zu ergeben / und sich der Welt gantz zuentschlagen / wie sie denn mit Worten und Geberden gnungsam bewiesen / mit was Begierde und Verlangen sie auf eine seelige Erlösung gewartet. Im Anfang der Schwachheit mach vieleicht die Begierde so heftig nicht gewesen seyn / Gott aber hat gewust das Verlangen dieser Seelen rechtschaffen einzurichten / und dazu hat jhm die langwirige Kranckheit dienen müssen. Was nun Gott gesucht hat / das hat er auch erlanget / nemlich eine dürstige Seele / die mit völliger Begierde nach GOtt gedürstet / in welchem seeligen Durst auch diese unsere seelige Mitschwester / bey gutem Verstande aus diesem Elende zu GOtt gefaren / und für GOttes heiligen Angesicht geführet ist / den 30. Decembris des abgewichenen Jahrs / zwischen sechs und sieben Uhr aufm Morgen / in dem sieben und funfzigsten Jahr jhres Alters. In jhrem Leben habe ich nichts anders spüren können / als daß sie Liebe zur Gottsfurcht gehabt / und hat wol leiden können / daß man mit jhr von GOtt und geistlichen Sachen reden möchte. Nun der leidtragender Witwer / hat ver-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0029" n="23"/>
wirige Kranckheit / da
                     er sie über viertzig Wochen ins Kranckenbett gehalten. Am gebrauch der
                     köstlichsten Artzeney hat man zwar nichts mangeln lassen / man hat aber keine
                     Wirckung zu Wiederbringung der Gesundheit spüren kön&#x0303;en. Dadurch
                     ist sie genötiget jhren Willen in GOttes Willen zu ergeben / und sich der Welt
                     gantz zuentschlagen / wie sie denn mit Worten und Geberden gnungsam bewiesen /
                     mit was Begierde und Verlangen sie auf eine seelige Erlösung gewartet. Im Anfang
                     der Schwachheit mach vieleicht die Begierde so heftig nicht gewesen seyn / Gott
                     aber hat gewust das Verlangen dieser Seelen rechtschaffen einzurichten / und
                     dazu hat jhm die langwirige Kranckheit dienen müssen. Was nun Gott gesucht hat /
                     das hat er auch erlanget / nemlich eine dürstige Seele / die mit völliger
                     Begierde nach GOtt gedürstet / in welchem seeligen Durst auch diese unsere
                     seelige Mitschwester / bey gutem Verstande aus diesem Elende zu GOtt gefaren /
                     und für GOttes heiligen Angesicht geführet ist / den 30. Decembris des
                     abgewichenen Jahrs / zwischen sechs und sieben Uhr aufm Morgen / in dem sieben
                     und funfzigsten Jahr jhres Alters. In jhrem Leben habe ich nichts anders spüren
                     können / als daß sie Liebe zur Gottsfurcht gehabt / und hat wol leiden können /
                     daß man mit jhr von GOtt und geistlichen Sachen reden möchte. Nun der
                     leidtragender Witwer / hat ver-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[23/0029] wirige Kranckheit / da er sie über viertzig Wochen ins Kranckenbett gehalten. Am gebrauch der köstlichsten Artzeney hat man zwar nichts mangeln lassen / man hat aber keine Wirckung zu Wiederbringung der Gesundheit spüren köñen. Dadurch ist sie genötiget jhren Willen in GOttes Willen zu ergeben / und sich der Welt gantz zuentschlagen / wie sie denn mit Worten und Geberden gnungsam bewiesen / mit was Begierde und Verlangen sie auf eine seelige Erlösung gewartet. Im Anfang der Schwachheit mach vieleicht die Begierde so heftig nicht gewesen seyn / Gott aber hat gewust das Verlangen dieser Seelen rechtschaffen einzurichten / und dazu hat jhm die langwirige Kranckheit dienen müssen. Was nun Gott gesucht hat / das hat er auch erlanget / nemlich eine dürstige Seele / die mit völliger Begierde nach GOtt gedürstet / in welchem seeligen Durst auch diese unsere seelige Mitschwester / bey gutem Verstande aus diesem Elende zu GOtt gefaren / und für GOttes heiligen Angesicht geführet ist / den 30. Decembris des abgewichenen Jahrs / zwischen sechs und sieben Uhr aufm Morgen / in dem sieben und funfzigsten Jahr jhres Alters. In jhrem Leben habe ich nichts anders spüren können / als daß sie Liebe zur Gottsfurcht gehabt / und hat wol leiden können / daß man mit jhr von GOtt und geistlichen Sachen reden möchte. Nun der leidtragender Witwer / hat ver-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_seelendurst_1652
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_seelendurst_1652/29
Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Von dem seeligen Seelen-Durst : Eine Leich-Sermon/ bey der Leichbegängniß Der ... Anna Wienkamps ... Wolfenbüttel, 1652, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_seelendurst_1652/29>, abgerufen am 26.04.2024.