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Luz, Johann Friedrich: Unterricht vom Blitz und den Blitz- oder Wetter-Ableitern. Frankfurt und Leipzig, 1784.

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mit electrischer Materie geladene Körper sind; so kan
man sich leicht gedenken, daß ihre Atmosphäre sehr
weit reichen müsse. Herr Hemmer hat an seinem oben
angeführten Wetterableiter gefunden, daß er schon
Feuer zeigte, wenn eine Wetterwolke auch noch gegen
2000. Schritte entfernet war. Daß Herr Hemmer
diese Entfernung mit möglichster geometrischer Genauig-
keit werde angegeben haben, läßt sich nicht zweifeln.
Daß sich die Atmosphäre einer Wetterwolke biß auf
den Erdboden erstrecke, kan auch ohne dieses bewiesen
werden. Es ist nehmlich bekannt genug daß zuweilen
der Staub von der Erde, in Gestalt groser Wolken,
biß an die Wolken gezogen wird. Der gemeine Mann
nennet diese Erscheinung Windsbraut. Dieses ge-
schiehet sowohl wenn ein ganzes groses Wetter heran
ziehet; als auch wenn öfters nur eine einzige Wolke
über der aufsteigenden Staubwolke stehet. Das diese
Erscheinung aber von nichts anders, als von der At-
mosphäre der Wetterwolken herkomme, ist daraus sicht-
bahr; weil diese Erscheinung niemahls, wenigstens
nicht mit genugsamer Stärke entstehet, als wenn Wet-
terwolken am Himmel sind; ferner weil sie öfters schon
bey vollkommener Windstille sich ereignet, und kein
anderer Wind sich gezeiget hat, als nur derjenige der
die Staubwolke in die Höhe hob; und endlich weil
man schon öfters bemerkte, daß wenn diese aufsteigen-
de Staubwolke sehr hoch und nahe an die über ihr ste-
hende Wetterwolke gekommen war, ein Blitz entstan-
den ist.

Dieses alles beweißt nun daß eine Wetterwolke sehr
weit ausströme, oder eine grose Atmospähre habe.
Ich komme jetzt auf die

Ver-

mit electriſcher Materie geladene Koͤrper ſind; ſo kan
man ſich leicht gedenken, daß ihre Atmosphaͤre ſehr
weit reichen muͤſſe. Herr Hemmer hat an ſeinem oben
angefuͤhrten Wetterableiter gefunden, daß er ſchon
Feuer zeigte, wenn eine Wetterwolke auch noch gegen
2000. Schritte entfernet war. Daß Herr Hemmer
dieſe Entfernung mit moͤglichſter geometriſcher Genauig-
keit werde angegeben haben, laͤßt ſich nicht zweifeln.
Daß ſich die Atmosphaͤre einer Wetterwolke biß auf
den Erdboden erſtrecke, kan auch ohne dieſes bewieſen
werden. Es iſt nehmlich bekannt genug daß zuweilen
der Staub von der Erde, in Geſtalt groſer Wolken,
biß an die Wolken gezogen wird. Der gemeine Mann
nennet dieſe Erſcheinung Windsbraut. Dieſes ge-
ſchiehet ſowohl wenn ein ganzes groſes Wetter heran
ziehet; als auch wenn oͤfters nur eine einzige Wolke
uͤber der aufſteigenden Staubwolke ſtehet. Das dieſe
Erſcheinung aber von nichts anders, als von der At-
mosphaͤre der Wetterwolken herkomme, iſt daraus ſicht-
bahr; weil dieſe Erſcheinung niemahls, wenigſtens
nicht mit genugſamer Staͤrke entſtehet, als wenn Wet-
terwolken am Himmel ſind; ferner weil ſie oͤfters ſchon
bey vollkommener Windſtille ſich ereignet, und kein
anderer Wind ſich gezeiget hat, als nur derjenige der
die Staubwolke in die Hoͤhe hob; und endlich weil
man ſchon oͤfters bemerkte, daß wenn dieſe aufſteigen-
de Staubwolke ſehr hoch und nahe an die uͤber ihr ſte-
hende Wetterwolke gekommen war, ein Blitz entſtan-
den iſt.

Dieſes alles beweißt nun daß eine Wetterwolke ſehr
weit ausſtroͤme, oder eine groſe Atmospaͤhre habe.
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[26/0042] mit electriſcher Materie geladene Koͤrper ſind; ſo kan man ſich leicht gedenken, daß ihre Atmosphaͤre ſehr weit reichen muͤſſe. Herr Hemmer hat an ſeinem oben angefuͤhrten Wetterableiter gefunden, daß er ſchon Feuer zeigte, wenn eine Wetterwolke auch noch gegen 2000. Schritte entfernet war. Daß Herr Hemmer dieſe Entfernung mit moͤglichſter geometriſcher Genauig- keit werde angegeben haben, laͤßt ſich nicht zweifeln. Daß ſich die Atmosphaͤre einer Wetterwolke biß auf den Erdboden erſtrecke, kan auch ohne dieſes bewieſen werden. Es iſt nehmlich bekannt genug daß zuweilen der Staub von der Erde, in Geſtalt groſer Wolken, biß an die Wolken gezogen wird. Der gemeine Mann nennet dieſe Erſcheinung Windsbraut. Dieſes ge- ſchiehet ſowohl wenn ein ganzes groſes Wetter heran ziehet; als auch wenn oͤfters nur eine einzige Wolke uͤber der aufſteigenden Staubwolke ſtehet. Das dieſe Erſcheinung aber von nichts anders, als von der At- mosphaͤre der Wetterwolken herkomme, iſt daraus ſicht- bahr; weil dieſe Erſcheinung niemahls, wenigſtens nicht mit genugſamer Staͤrke entſtehet, als wenn Wet- terwolken am Himmel ſind; ferner weil ſie oͤfters ſchon bey vollkommener Windſtille ſich ereignet, und kein anderer Wind ſich gezeiget hat, als nur derjenige der die Staubwolke in die Hoͤhe hob; und endlich weil man ſchon oͤfters bemerkte, daß wenn dieſe aufſteigen- de Staubwolke ſehr hoch und nahe an die uͤber ihr ſte- hende Wetterwolke gekommen war, ein Blitz entſtan- den iſt. Dieſes alles beweißt nun daß eine Wetterwolke ſehr weit ausſtroͤme, oder eine groſe Atmospaͤhre habe. Ich komme jetzt auf die Ver-

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Zitationshilfe: Luz, Johann Friedrich: Unterricht vom Blitz und den Blitz- oder Wetter-Ableitern. Frankfurt und Leipzig, 1784, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luz_blitz_1784/42>, abgerufen am 28.03.2024.