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Mangoldt, Hans von: Die Lehre vom Unternehmergewinn. Leipzig, 1855.

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den Entschädigung häufig ein im Voraus nicht zu bestimmendes,
wie denn im wirklichen Leben die Uebernehmer umfangreicher
Leistungen, als Kriegslieferungen, großartiger Bauten u. s. w.,
in der That als bedeutende Unternehmer erscheinen. Andererseits
pflegen die meisten Unternehmungen in Uebernehmungen aus-
zulaufen und zwar sowohl den Inhabern der benutzten Produc-
tionsfactoren gegenüber, für deren Mitwirkung der Unternehmer
eine bestimmte Entschädigung, als gegenüber den einzelnen Kunden,
denen er in gleicher Weise ein bestimmtes Product zu liefern,
einen bestimmten Dienst zu leisten übernimmt. So erklärt es
sich, daß viele Unternehmungen sich aus lauter übernommenen
Geschäften zusammensetzen.

Trotz aller dieser Mischungen von Unternehmung und
Uebernehmung und aller der Uebergänge, welche die Wirklichkeit
von der einen zu der andern darbietet, wird die Wissenschaft
doch an der Unterscheidung beider festhalten müssen, da hiervon
die genauere Erkenntniß vieler wirthschaftlicher Erscheinungen ab-
hängt. Es tritt hier gerade derselbe Fall ein, wie bei dem
stehenden und umlaufenden Capital, welche in der Wirklichkeit
auch durch die allmäligsten Schattirungen in einander übergehen,
was Ricardo veranlaßt hat, ihren Unterschied nur in der kür-
zeren oder längeren Dauerhaftigkeit zu erblicken, die aber den-
noch von der wissenschaftlichen Analyse streng getrennt gehalten
werden müssen.

Je ausschließlicher die Unsicherheit des Erfolgs auf den
Producenten fällt, desto vollkommener ist die Unternehmung;
je weniger dieß der Fall ist, desto unvollkommener ist sie. Und
hier müssen wir sogleich eines wichtigen Unterschiedes Erwähnung
thun. Es giebt nämlich Unternehmungen, die ihre Production
so weit führen, daß sie das fertige Product an den Markt brin-
gen, wodurch natürlich die Gefahr des Ausnutzers auf ein Mini-

den Entſchaͤdigung haͤufig ein im Voraus nicht zu beſtimmendes,
wie denn im wirklichen Leben die Uebernehmer umfangreicher
Leiſtungen, als Kriegslieferungen, großartiger Bauten u. ſ. w.,
in der That als bedeutende Unternehmer erſcheinen. Andererſeits
pflegen die meiſten Unternehmungen in Uebernehmungen aus-
zulaufen und zwar ſowohl den Inhabern der benutzten Produc-
tionsfactoren gegenuͤber, fuͤr deren Mitwirkung der Unternehmer
eine beſtimmte Entſchaͤdigung, als gegenuͤber den einzelnen Kunden,
denen er in gleicher Weiſe ein beſtimmtes Product zu liefern,
einen beſtimmten Dienſt zu leiſten uͤbernimmt. So erklaͤrt es
ſich, daß viele Unternehmungen ſich aus lauter uͤbernommenen
Geſchaͤften zuſammenſetzen.

Trotz aller dieſer Miſchungen von Unternehmung und
Uebernehmung und aller der Uebergaͤnge, welche die Wirklichkeit
von der einen zu der andern darbietet, wird die Wiſſenſchaft
doch an der Unterſcheidung beider feſthalten muͤſſen, da hiervon
die genauere Erkenntniß vieler wirthſchaftlicher Erſcheinungen ab-
haͤngt. Es tritt hier gerade derſelbe Fall ein, wie bei dem
ſtehenden und umlaufenden Capital, welche in der Wirklichkeit
auch durch die allmaͤligſten Schattirungen in einander uͤbergehen,
was Ricardo veranlaßt hat, ihren Unterſchied nur in der kuͤr-
zeren oder laͤngeren Dauerhaftigkeit zu erblicken, die aber den-
noch von der wiſſenſchaftlichen Analyſe ſtreng getrennt gehalten
werden muͤſſen.

Je ausſchließlicher die Unſicherheit des Erfolgs auf den
Producenten faͤllt, deſto vollkommener iſt die Unternehmung;
je weniger dieß der Fall iſt, deſto unvollkommener iſt ſie. Und
hier muͤſſen wir ſogleich eines wichtigen Unterſchiedes Erwaͤhnung
thun. Es giebt naͤmlich Unternehmungen, die ihre Production
ſo weit fuͤhren, daß ſie das fertige Product an den Markt brin-
gen, wodurch natuͤrlich die Gefahr des Ausnutzers auf ein Mini-

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[38/0050] den Entſchaͤdigung haͤufig ein im Voraus nicht zu beſtimmendes, wie denn im wirklichen Leben die Uebernehmer umfangreicher Leiſtungen, als Kriegslieferungen, großartiger Bauten u. ſ. w., in der That als bedeutende Unternehmer erſcheinen. Andererſeits pflegen die meiſten Unternehmungen in Uebernehmungen aus- zulaufen und zwar ſowohl den Inhabern der benutzten Produc- tionsfactoren gegenuͤber, fuͤr deren Mitwirkung der Unternehmer eine beſtimmte Entſchaͤdigung, als gegenuͤber den einzelnen Kunden, denen er in gleicher Weiſe ein beſtimmtes Product zu liefern, einen beſtimmten Dienſt zu leiſten uͤbernimmt. So erklaͤrt es ſich, daß viele Unternehmungen ſich aus lauter uͤbernommenen Geſchaͤften zuſammenſetzen. Trotz aller dieſer Miſchungen von Unternehmung und Uebernehmung und aller der Uebergaͤnge, welche die Wirklichkeit von der einen zu der andern darbietet, wird die Wiſſenſchaft doch an der Unterſcheidung beider feſthalten muͤſſen, da hiervon die genauere Erkenntniß vieler wirthſchaftlicher Erſcheinungen ab- haͤngt. Es tritt hier gerade derſelbe Fall ein, wie bei dem ſtehenden und umlaufenden Capital, welche in der Wirklichkeit auch durch die allmaͤligſten Schattirungen in einander uͤbergehen, was Ricardo veranlaßt hat, ihren Unterſchied nur in der kuͤr- zeren oder laͤngeren Dauerhaftigkeit zu erblicken, die aber den- noch von der wiſſenſchaftlichen Analyſe ſtreng getrennt gehalten werden muͤſſen. Je ausſchließlicher die Unſicherheit des Erfolgs auf den Producenten faͤllt, deſto vollkommener iſt die Unternehmung; je weniger dieß der Fall iſt, deſto unvollkommener iſt ſie. Und hier muͤſſen wir ſogleich eines wichtigen Unterſchiedes Erwaͤhnung thun. Es giebt naͤmlich Unternehmungen, die ihre Production ſo weit fuͤhren, daß ſie das fertige Product an den Markt brin- gen, wodurch natuͤrlich die Gefahr des Ausnutzers auf ein Mini-

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Zitationshilfe: Mangoldt, Hans von: Die Lehre vom Unternehmergewinn. Leipzig, 1855, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mangoldt_unternehmergewinn_1855/50>, abgerufen am 19.04.2024.