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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Vierdte Buch.
Die feigheit zeiget an ein liederlich gemüthe:
Ach! Was hat dieser mann für unerhörte wüte
Des glücks gestanden aus! Was hat er mir für noth
Erzehlt/ was krieg und streit/ was fährligkeit und tod?
Ja wenn ich nicht so steiff mir hätte für gesetzet/
Nach dem der grimme tod mein hertze hat verletzet/
Und mir den ersten mann mit schmertzen raffte hin/
Daß ichs verredet hab mit unbewegtem sinn
Mich wieder in den stand der ehe zu begeben
Und nicht derdrossen wär noch einst verknüpfft zu leben/
So würde mirs vielleicht nicht zu verdencken seyn/
Daß ich die thorheit thet und schritte zweitens ein
In stand des ehebunds. Ich wil dir mein beginnen
O Anna/ bergen nicht und grade zubekennen:
Seit mir mein armer man durch grimme meuchellist
Von meines bruders hand aus geitz ermordet ist
Und unser hauß mit blut erschrecklich war beflecket/
Und nirgend etwas war/ das mich zur lust erwecket/
Hat dieser gast allein gelencket meinen sinn/
Daß mir mein hertze fast zur liebe wancket hin;
Ach freylich fühl ich noch in meinem blöden hertzen
Das alte liebes gifft/ verlangen pein und schmertzen;
Doch wolt ich lieber/ daß die erde mich verschling/
Als das ich meiner ehr zu wieder was begieng.
Ja daß der donnerkeil mich in die hölle schmisse/
Als daß ich dieses band der ehepflicht zerrisse.
Wer erst mit mir sich hat verknüpfft mit liebesband/
Der hub in seinem grab auch meiner treue pfand.
Nach
Das Vierdte Buch.
Die feigheit zeiget an ein liederlich gemuͤthe:
Ach! Was hat dieſer mann fuͤr unerhoͤrte wuͤte
Des gluͤcks geſtanden aus! Was hat er mir fuͤr noth
Erzehlt/ was krieg und ſtreit/ was faͤhrligkeit und tod?
Ja wenn ich nicht ſo ſteiff mir haͤtte fuͤr geſetzet/
Nach dem der grimme tod mein hertze hat verletzet/
Und mir den erſten mann mit ſchmertzen raffte hin/
Daß ichs verredet hab mit unbewegtem ſinn
Mich wieder in den ſtand der ehe zu begeben
Und nicht derdroſſen waͤr noch einſt verknuͤpfft zu leben/
So wuͤrde mirs vielleicht nicht zu verdencken ſeyn/
Daß ich die thorheit thet und ſchritte zweitens ein
In ſtand des ehebunds. Ich wil dir mein beginnen
O Anna/ bergen nicht und grade zubekennen:
Seit mir mein armer man durch grimme meuchelliſt
Von meines bruders hand aus geitz ermordet iſt
Und unſer hauß mit blut erſchrecklich war beflecket/
Und nirgend etwas war/ das mich zur luſt erwecket/
Hat dieſer gaſt allein gelencket meinen ſinn/
Daß mir mein hertze faſt zur liebe wancket hin;
Ach freylich fuͤhl ich noch in meinem bloͤden hertzen
Das alte liebes gifft/ verlangen pein und ſchmertzen;
Doch wolt ich lieber/ daß die erde mich verſchling/
Als das ich meiner ehr zu wieder was begieng.
Ja daß der donnerkeil mich in die hoͤlle ſchmiſſe/
Als daß ich dieſes band der ehepflicht zerriſſe.
Wer erſt mit mir ſich hat verknuͤpfft mit liebesband/
Der hub in ſeinem grab auch meiner treue pfand.
Nach
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[156/0178] Das Vierdte Buch. Die feigheit zeiget an ein liederlich gemuͤthe: Ach! Was hat dieſer mann fuͤr unerhoͤrte wuͤte Des gluͤcks geſtanden aus! Was hat er mir fuͤr noth Erzehlt/ was krieg und ſtreit/ was faͤhrligkeit und tod? Ja wenn ich nicht ſo ſteiff mir haͤtte fuͤr geſetzet/ Nach dem der grimme tod mein hertze hat verletzet/ Und mir den erſten mann mit ſchmertzen raffte hin/ Daß ichs verredet hab mit unbewegtem ſinn Mich wieder in den ſtand der ehe zu begeben Und nicht derdroſſen waͤr noch einſt verknuͤpfft zu leben/ So wuͤrde mirs vielleicht nicht zu verdencken ſeyn/ Daß ich die thorheit thet und ſchritte zweitens ein In ſtand des ehebunds. Ich wil dir mein beginnen O Anna/ bergen nicht und grade zubekennen: Seit mir mein armer man durch grimme meuchelliſt Von meines bruders hand aus geitz ermordet iſt Und unſer hauß mit blut erſchrecklich war beflecket/ Und nirgend etwas war/ das mich zur luſt erwecket/ Hat dieſer gaſt allein gelencket meinen ſinn/ Daß mir mein hertze faſt zur liebe wancket hin; Ach freylich fuͤhl ich noch in meinem bloͤden hertzen Das alte liebes gifft/ verlangen pein und ſchmertzen; Doch wolt ich lieber/ daß die erde mich verſchling/ Als das ich meiner ehr zu wieder was begieng. Ja daß der donnerkeil mich in die hoͤlle ſchmiſſe/ Als daß ich dieſes band der ehepflicht zerriſſe. Wer erſt mit mir ſich hat verknuͤpfft mit liebesband/ Der hub in ſeinem grab auch meiner treue pfand. Nach

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/178>, abgerufen am 28.04.2024.