Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Hofzimmer der Klugen. Übers. v. Georg Martzi. Frankfurt (Main), 1692.

Bild:
<< vorherige Seite

selbst kan vergnügt seyn/ der bekümmert sich
nicht um alles übrige. Du kanst sehr reich
seyn/ wann du dich deines Willens wohl
und gut gebrauchest.

VII.

Es ist eine grosse Unverschamheit/ ohne
Erwehlung und Unterscheid zu lieben/ man
muß wohl zusehen/ wohin man seine Affe-
ction werffe. Wann man verwirret/ und
ins Grab begehret/ so kan es nicht fehlen/
daß man betrogen wird/ und der böse Fort-
gang/ den unsere Begierden gehabt haben/
verursacht uns eine Traurigkeit und Be-
kummernüß/ davon man schwerlich wieder
zurechte kommen kan. Wann du begeh-
rest/ was in der Gewalt eines andern ist/ so
setzest du dich in Gefahr/ nichts davon zu
ziehen/ als Unlust/ dahergegen/ wann du
nur dasjenige begehrest/ so in deiner Ge-
walt stehet/ als dann setzest du dein Vergnü-
gen nicht in Gefahr. Mache es also/ daß
dein Wille sich nur an diejenige Sachen
binde/ die unter seinem Gebieth sind. Was
ist nun das mehr von demselben dependirt,
als die Begierde ein rechtschaffener Mann
zu seyn/ und sich nur zu löblichen und ehrli-
chen Actionen gebrauchen zu lassen?

VIII.

ſelbſt kan vergnuͤgt ſeyn/ der bekuͤmmert ſich
nicht um alles uͤbrige. Du kanſt ſehr reich
ſeyn/ wann du dich deines Willens wohl
und gut gebraucheſt.

VII.

Es iſt eine groſſe Unverſchamheit/ ohne
Erwehlung und Unterſcheid zu lieben/ man
muß wohl zuſehen/ wohin man ſeine Affe-
ction werffe. Wann man verwirret/ und
ins Grab begehret/ ſo kan es nicht fehlen/
daß man betrogen wird/ und der boͤſe Fort-
gang/ den unſere Begierden gehabt haben/
verurſacht uns eine Traurigkeit und Be-
kummernuͤß/ davon man ſchwerlich wieder
zurechte kommen kan. Wann du begeh-
reſt/ was in der Gewalt eines andern iſt/ ſo
ſetzeſt du dich in Gefahr/ nichts davon zu
ziehen/ als Unluſt/ dahergegen/ wann du
nur dasjenige begehreſt/ ſo in deiner Ge-
walt ſtehet/ als dann ſetzeſt du dein Vergnuͤ-
gen nicht in Gefahr. Mache es alſo/ daß
dein Wille ſich nur an diejenige Sachen
binde/ die unter ſeinem Gebieth ſind. Was
iſt nun das mehr von demſelben dependirt,
als die Begierde ein rechtſchaffener Mann
zu ſeyn/ und ſich nur zu loͤblichen und ehrli-
chen Actionen gebrauchen zu laſſen?

VIII.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0111" n="110[100]"/>
&#x017F;elb&#x017F;t kan vergnu&#x0364;gt &#x017F;eyn/ der beku&#x0364;mmert &#x017F;ich<lb/>
nicht um alles u&#x0364;brige. Du kan&#x017F;t &#x017F;ehr reich<lb/>
&#x017F;eyn/ wann du dich deines Willens wohl<lb/>
und gut gebrauche&#x017F;t.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq">VII.</hi> </head><lb/>
          <p>Es i&#x017F;t eine gro&#x017F;&#x017F;e Unver&#x017F;chamheit/ ohne<lb/>
Erwehlung und Unter&#x017F;cheid zu lieben/ man<lb/>
muß wohl zu&#x017F;ehen/ wohin man &#x017F;eine Affe-<lb/>
ction werffe. Wann man verwirret/ und<lb/>
ins Grab begehret/ &#x017F;o kan es nicht fehlen/<lb/>
daß man betrogen wird/ und der bo&#x0364;&#x017F;e Fort-<lb/>
gang/ den un&#x017F;ere Begierden gehabt haben/<lb/>
verur&#x017F;acht uns eine Traurigkeit und Be-<lb/>
kummernu&#x0364;ß/ davon man &#x017F;chwerlich wieder<lb/>
zurechte kommen kan. Wann du begeh-<lb/>
re&#x017F;t/ was in der Gewalt eines andern i&#x017F;t/ &#x017F;o<lb/>
&#x017F;etze&#x017F;t du dich in Gefahr/ nichts davon zu<lb/>
ziehen/ als Unlu&#x017F;t/ dahergegen/ wann du<lb/>
nur dasjenige begehre&#x017F;t/ &#x017F;o in deiner Ge-<lb/>
walt &#x017F;tehet/ als dann &#x017F;etze&#x017F;t du dein Vergnu&#x0364;-<lb/>
gen nicht in Gefahr. Mache es al&#x017F;o/ daß<lb/>
dein Wille &#x017F;ich nur an diejenige Sachen<lb/>
binde/ die unter &#x017F;einem Gebieth &#x017F;ind. Was<lb/>
i&#x017F;t nun das mehr von dem&#x017F;elben <hi rendition="#aq">dependirt,</hi><lb/>
als die Begierde ein recht&#x017F;chaffener Mann<lb/>
zu &#x017F;eyn/ und &#x017F;ich nur zu lo&#x0364;blichen und ehrli-<lb/>
chen <hi rendition="#aq">Actionen</hi> gebrauchen zu la&#x017F;&#x017F;en?</p>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">VIII.</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[110[100]/0111] ſelbſt kan vergnuͤgt ſeyn/ der bekuͤmmert ſich nicht um alles uͤbrige. Du kanſt ſehr reich ſeyn/ wann du dich deines Willens wohl und gut gebraucheſt. VII. Es iſt eine groſſe Unverſchamheit/ ohne Erwehlung und Unterſcheid zu lieben/ man muß wohl zuſehen/ wohin man ſeine Affe- ction werffe. Wann man verwirret/ und ins Grab begehret/ ſo kan es nicht fehlen/ daß man betrogen wird/ und der boͤſe Fort- gang/ den unſere Begierden gehabt haben/ verurſacht uns eine Traurigkeit und Be- kummernuͤß/ davon man ſchwerlich wieder zurechte kommen kan. Wann du begeh- reſt/ was in der Gewalt eines andern iſt/ ſo ſetzeſt du dich in Gefahr/ nichts davon zu ziehen/ als Unluſt/ dahergegen/ wann du nur dasjenige begehreſt/ ſo in deiner Ge- walt ſtehet/ als dann ſetzeſt du dein Vergnuͤ- gen nicht in Gefahr. Mache es alſo/ daß dein Wille ſich nur an diejenige Sachen binde/ die unter ſeinem Gebieth ſind. Was iſt nun das mehr von demſelben dependirt, als die Begierde ein rechtſchaffener Mann zu ſeyn/ und ſich nur zu loͤblichen und ehrli- chen Actionen gebrauchen zu laſſen? VIII.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/martzi_klugen_1692
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/martzi_klugen_1692/111
Zitationshilfe: [N. N.]: Hofzimmer der Klugen. Übers. v. Georg Martzi. Frankfurt (Main), 1692, S. 110[100]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martzi_klugen_1692/111>, abgerufen am 28.04.2024.