Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Hofzimmer der Klugen. Übers. v. Georg Martzi. Frankfurt (Main), 1692.

Bild:
<< vorherige Seite

gehalten wird. Er soll sich nicht viel be-
kümmern/ ob man ihm vor das gute/ so er er-
weist/ Danck sage. Es ist dem Könige An-
tigono
sehr schimpflich ausgelegt worden/
daß er das wenige/ so man von ihm so frey-
müthig begehret/ abgeschlagen: Dann als
ihn der berühmte Cynicus gebehten/ er wol-
te ihm einen Talent verehren/ befand er sei-
ne Bitte vor allzu groß/ nahm ein stück Gel-
des/ und wiese es ihm/ sagte aber/ dieses Ge-
schenck wäre nicht groß genug vor einen Kö-
nig. Seneca schreyet sehr darüber/ und ta-
delt den Antigonum hefftig: siehe/ also ge-
het er mit ihm um: O ungeziemende Subtili-
tät! O welch eine Niederlage/ die einem
Königlichen Gemüht nicht wol anstehet;
du hast die Entschuldigung gefunden/ da-
mit du nichts geben dürffest. Du versagest
den Talent dem Cynico, und sagst/ er sey
dessen nicht werth: du giebest ihm auch das
stücke Geldes nicht/ weil es/ wie du sagest/
gar zu wenig ist vor die Macht und Maje-
stät eines Königs. Du hättest den Talent
sollen geben/ als ein König/ und das stücke
Geldes noch darzu wegen der Armuth des
Cynici.

LX.

gehalten wird. Er ſoll ſich nicht viel be-
kuͤmmern/ ob man ihm vor das gute/ ſo er er-
weiſt/ Danck ſage. Es iſt dem Koͤnige An-
tigono
ſehr ſchimpflich ausgelegt worden/
daß er das wenige/ ſo man von ihm ſo frey-
muͤthig begehret/ abgeſchlagen: Dann als
ihn der beruͤhmte Cynicus gebehten/ er wol-
te ihm einen Talent verehren/ befand er ſei-
ne Bitte vor allzu groß/ nahm ein ſtuͤck Gel-
des/ und wieſe es ihm/ ſagte aber/ dieſes Ge-
ſchenck waͤre nicht groß genug vor einen Koͤ-
nig. Seneca ſchreyet ſehr daruͤber/ und ta-
delt den Antigonum hefftig: ſiehe/ alſo ge-
het er mit ihm um: O ungeziemende Subtili-
taͤt! O welch eine Niederlage/ die einem
Koͤniglichen Gemuͤht nicht wol anſtehet;
du haſt die Entſchuldigung gefunden/ da-
mit du nichts geben duͤrffeſt. Du verſageſt
den Talent dem Cynico, und ſagſt/ er ſey
deſſen nicht werth: du giebeſt ihm auch das
ſtuͤcke Geldes nicht/ weil es/ wie du ſageſt/
gar zu wenig iſt vor die Macht und Maje-
ſtaͤt eines Koͤnigs. Du haͤtteſt den Talent
ſollen geben/ als ein Koͤnig/ und das ſtuͤcke
Geldes noch darzu wegen der Armuth des
Cynici.

LX.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0211" n="210[200]"/>
gehalten wird. Er &#x017F;oll &#x017F;ich nicht viel be-<lb/>
ku&#x0364;mmern/ ob man ihm vor das gute/ &#x017F;o er er-<lb/>
wei&#x017F;t/ Danck &#x017F;age. Es i&#x017F;t dem Ko&#x0364;nige <hi rendition="#aq">An-<lb/>
tigono</hi> &#x017F;ehr &#x017F;chimpflich ausgelegt worden/<lb/>
daß er das wenige/ &#x017F;o man von ihm &#x017F;o frey-<lb/>
mu&#x0364;thig begehret/ abge&#x017F;chlagen: Dann als<lb/>
ihn der beru&#x0364;hmte <hi rendition="#aq">Cynicus</hi> gebehten/ er wol-<lb/>
te ihm einen <hi rendition="#aq">Talent</hi> verehren/ befand er &#x017F;ei-<lb/>
ne Bitte vor allzu groß/ nahm ein &#x017F;tu&#x0364;ck Gel-<lb/>
des/ und wie&#x017F;e es ihm/ &#x017F;agte aber/ die&#x017F;es Ge-<lb/>
&#x017F;chenck wa&#x0364;re nicht groß genug vor einen Ko&#x0364;-<lb/>
nig. <hi rendition="#aq">Seneca</hi> &#x017F;chreyet &#x017F;ehr daru&#x0364;ber/ und ta-<lb/>
delt den <hi rendition="#aq">Antigonum</hi> hefftig: &#x017F;iehe/ al&#x017F;o ge-<lb/>
het er mit ihm um: O ungeziemende <hi rendition="#aq">Subtili-</hi><lb/>
ta&#x0364;t! O welch eine Niederlage/ die einem<lb/>
Ko&#x0364;niglichen Gemu&#x0364;ht nicht wol an&#x017F;tehet;<lb/>
du ha&#x017F;t die Ent&#x017F;chuldigung gefunden/ da-<lb/>
mit du nichts geben du&#x0364;rffe&#x017F;t. Du ver&#x017F;age&#x017F;t<lb/>
den <hi rendition="#aq">Talent</hi> dem <hi rendition="#aq">Cynico,</hi> und &#x017F;ag&#x017F;t/ er &#x017F;ey<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en nicht werth: du giebe&#x017F;t ihm auch das<lb/>
&#x017F;tu&#x0364;cke Geldes nicht/ weil es/ wie du &#x017F;age&#x017F;t/<lb/>
gar zu wenig i&#x017F;t vor die Macht und Maje-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;t eines Ko&#x0364;nigs. Du ha&#x0364;tte&#x017F;t den <hi rendition="#aq">Talent</hi><lb/>
&#x017F;ollen geben/ als ein Ko&#x0364;nig/ und das &#x017F;tu&#x0364;cke<lb/>
Geldes noch darzu wegen der Armuth des<lb/><hi rendition="#aq">Cynici.</hi></p>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">LX.</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[210[200]/0211] gehalten wird. Er ſoll ſich nicht viel be- kuͤmmern/ ob man ihm vor das gute/ ſo er er- weiſt/ Danck ſage. Es iſt dem Koͤnige An- tigono ſehr ſchimpflich ausgelegt worden/ daß er das wenige/ ſo man von ihm ſo frey- muͤthig begehret/ abgeſchlagen: Dann als ihn der beruͤhmte Cynicus gebehten/ er wol- te ihm einen Talent verehren/ befand er ſei- ne Bitte vor allzu groß/ nahm ein ſtuͤck Gel- des/ und wieſe es ihm/ ſagte aber/ dieſes Ge- ſchenck waͤre nicht groß genug vor einen Koͤ- nig. Seneca ſchreyet ſehr daruͤber/ und ta- delt den Antigonum hefftig: ſiehe/ alſo ge- het er mit ihm um: O ungeziemende Subtili- taͤt! O welch eine Niederlage/ die einem Koͤniglichen Gemuͤht nicht wol anſtehet; du haſt die Entſchuldigung gefunden/ da- mit du nichts geben duͤrffeſt. Du verſageſt den Talent dem Cynico, und ſagſt/ er ſey deſſen nicht werth: du giebeſt ihm auch das ſtuͤcke Geldes nicht/ weil es/ wie du ſageſt/ gar zu wenig iſt vor die Macht und Maje- ſtaͤt eines Koͤnigs. Du haͤtteſt den Talent ſollen geben/ als ein Koͤnig/ und das ſtuͤcke Geldes noch darzu wegen der Armuth des Cynici. LX.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/martzi_klugen_1692
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/martzi_klugen_1692/211
Zitationshilfe: [N. N.]: Hofzimmer der Klugen. Übers. v. Georg Martzi. Frankfurt (Main), 1692, S. 210[200]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martzi_klugen_1692/211>, abgerufen am 28.04.2024.