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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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probate Mittel vor, solche Arbeiter, die der öffentlichen Wohlthätigkeit
anheimfallen, in einem Wort, paupers, einzusperren in ein "ideales
Arbeitshaus
" (an ideal Workhouse). "Ein solches Haus muss
zu einem Hause des Schreckens (House of Terror) gemacht
werden127). In diesem "Hause des Schreckens", diesem "Ideal
von einem Workhouse
", soll gearbeitet werden 14 Stunden täglich
mit Einbegriff jedoch der passenden Mahlzeiten, so dass volle 12 Ar-
beitsstunden
übrig bleiben"128).

Zwölf Arbeitsstunden täglich im "Workhaus-Ideal",
im Hause des Schreckens von 1770! Drei und sechzig Jahre
später, 1833, als das englische Parlament in vier Fabrikzweigen den
Arbeitstag für Kinder von 13 bis 18 Jahren auf zwölf volle Arbeits-
stunden herabsetzte
, schien der jüngste Tag der englischen In-
dustrie angebrochen! 1852, als L. Bonaparte bürgerlich Fuss zu fassen
suchte durch Rütteln am gesetzlichen Arbeitstag, schrie das französische
Arbeitervolk aus einem Munde: "Das Gesetz, das den Arbeitstag
auf 12 Stunden verkürzt
, ist das einzige Gut, das uns von der
Gesetzgebung der Republik blieb"129)! In Zürich ist die Arbeit von
Kindern über 10 Jahren auf 12 Stunden beschränkt; im Aargau
wurde 1862 die Arbeit von Kindern zwischen 13 und 16 Jahren von

127) l. c. p. 260: "Such ideal workhouse must be made an "House
of Terror
", and not an asylum for the poor, where they are to be plentifully
fed, warmly and decently clothed, and where they do but little work."
128) "In this ideal workhouse the poor shall work 14 hours in a day, allowing
proper time for meals, in such manner that there shall remain 12 hours of neat
labour." (l. c.) "Die Franzosen", sagt er, "lachen über unsre enthusiastischen
Ideen von Freiheit." (l. c. p. 78.)
129) "They especially objected to work beyond the 12 hours per day, because
the law which fixed those hours is the only good which remains to them of the
legislation of the Republic." (Rep. of Insp. of Fact. 31. Octob. 1856,
p. 80.) Das französische Zwölfstundengesetz vom 5. September 1850, eine ver-
bürgerlichte Ausgabe des Dekrets der provisorischen Regierung vom 2. März 1848,
erstreckt sich auf alle Ateliers ohne Unterschied. Vor diesem Gesetz
war der Arbeitstag in Frankreich unbeschränkt. Er währte in den Fabriken 14,
15 und mehr Stunden. Siehe "Des classes ouvrieres en France, pen-
dant l'annee
1848. Par M. Blanqui." Herr Blanqui, der Oekonom,
nicht der Revolutionär, war von Regierungswegen mit der Enquete über die Ar-
beiterzustände betraut.

probate Mittel vor, solche Arbeiter, die der öffentlichen Wohlthätigkeit
anheimfallen, in einem Wort, paupers, einzusperren in ein „ideales
Arbeitshaus
“ (an ideal Workhouse). „Ein solches Haus muss
zu einem Hause des Schreckens (House of Terror) gemacht
werden127). In diesem „Hause des Schreckens“, diesem „Ideal
von einem Workhouse
“, soll gearbeitet werden 14 Stunden täglich
mit Einbegriff jedoch der passenden Mahlzeiten, so dass volle 12 Ar-
beitsstunden
übrig bleiben“128).

Zwölf Arbeitsstunden täglich im „Workhaus-Ideal“,
im Hause des Schreckens von 1770! Drei und sechzig Jahre
später, 1833, als das englische Parlament in vier Fabrikzweigen den
Arbeitstag für Kinder von 13 bis 18 Jahren auf zwölf volle Arbeits-
stunden herabsetzte
, schien der jüngste Tag der englischen In-
dustrie angebrochen! 1852, als L. Bonaparte bürgerlich Fuss zu fassen
suchte durch Rütteln am gesetzlichen Arbeitstag, schrie das französische
Arbeitervolk aus einem Munde: „Das Gesetz, das den Arbeitstag
auf 12 Stunden verkürzt
, ist das einzige Gut, das uns von der
Gesetzgebung der Republik blieb“129)! In Zürich ist die Arbeit von
Kindern über 10 Jahren auf 12 Stunden beschränkt; im Aargau
wurde 1862 die Arbeit von Kindern zwischen 13 und 16 Jahren von

127) l. c. p. 260: „Such ideal workhouse must be made an „House
of Terror
“, and not an asylum for the poor, where they are to be plentifully
fed, warmly and decently clothed, and where they do but little work.“
128) „In this ideal workhouse the poor shall work 14 hours in a day, allowing
proper time for meals, in such manner that there shall remain 12 hours of neat
labour.“ (l. c.) „Die Franzosen“, sagt er, „lachen über unsre enthusiastischen
Ideen von Freiheit.“ (l. c. p. 78.)
129) „They especially objected to work beyond the 12 hours per day, because
the law which fixed those hours is the only good which remains to them of the
legislation of the Republic.“ (Rep. of Insp. of Fact. 31. Octob. 1856,
p. 80.) Das französische Zwölfstundengesetz vom 5. September 1850, eine ver-
bürgerlichte Ausgabe des Dekrets der provisorischen Regierung vom 2. März 1848,
erstreckt sich auf alle Ateliers ohne Unterschied. Vor diesem Gesetz
war der Arbeitstag in Frankreich unbeschränkt. Er währte in den Fabriken 14,
15 und mehr Stunden. Siehe „Des classes ouvrières en France, pen-
dant l’année
1848. Par M. Blanqui.“ Herr Blanqui, der Oekonom,
nicht der Revolutionär, war von Regierungswegen mit der Enquête über die Ar-
beiterzustände betraut.
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[251/0270] probate Mittel vor, solche Arbeiter, die der öffentlichen Wohlthätigkeit anheimfallen, in einem Wort, paupers, einzusperren in ein „ideales Arbeitshaus“ (an ideal Workhouse). „Ein solches Haus muss zu einem Hause des Schreckens (House of Terror) gemacht werden 127). In diesem „Hause des Schreckens“, diesem „Ideal von einem Workhouse“, soll gearbeitet werden 14 Stunden täglich mit Einbegriff jedoch der passenden Mahlzeiten, so dass volle 12 Ar- beitsstunden übrig bleiben“ 128). Zwölf Arbeitsstunden täglich im „Workhaus-Ideal“, im Hause des Schreckens von 1770! Drei und sechzig Jahre später, 1833, als das englische Parlament in vier Fabrikzweigen den Arbeitstag für Kinder von 13 bis 18 Jahren auf zwölf volle Arbeits- stunden herabsetzte, schien der jüngste Tag der englischen In- dustrie angebrochen! 1852, als L. Bonaparte bürgerlich Fuss zu fassen suchte durch Rütteln am gesetzlichen Arbeitstag, schrie das französische Arbeitervolk aus einem Munde: „Das Gesetz, das den Arbeitstag auf 12 Stunden verkürzt, ist das einzige Gut, das uns von der Gesetzgebung der Republik blieb“ 129)! In Zürich ist die Arbeit von Kindern über 10 Jahren auf 12 Stunden beschränkt; im Aargau wurde 1862 die Arbeit von Kindern zwischen 13 und 16 Jahren von 127) l. c. p. 260: „Such ideal workhouse must be made an „House of Terror“, and not an asylum for the poor, where they are to be plentifully fed, warmly and decently clothed, and where they do but little work.“ 128) „In this ideal workhouse the poor shall work 14 hours in a day, allowing proper time for meals, in such manner that there shall remain 12 hours of neat labour.“ (l. c.) „Die Franzosen“, sagt er, „lachen über unsre enthusiastischen Ideen von Freiheit.“ (l. c. p. 78.) 129) „They especially objected to work beyond the 12 hours per day, because the law which fixed those hours is the only good which remains to them of the legislation of the Republic.“ (Rep. of Insp. of Fact. 31. Octob. 1856, p. 80.) Das französische Zwölfstundengesetz vom 5. September 1850, eine ver- bürgerlichte Ausgabe des Dekrets der provisorischen Regierung vom 2. März 1848, erstreckt sich auf alle Ateliers ohne Unterschied. Vor diesem Gesetz war der Arbeitstag in Frankreich unbeschränkt. Er währte in den Fabriken 14, 15 und mehr Stunden. Siehe „Des classes ouvrières en France, pen- dant l’année 1848. Par M. Blanqui.“ Herr Blanqui, der Oekonom, nicht der Revolutionär, war von Regierungswegen mit der Enquête über die Ar- beiterzustände betraut.

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/270>, abgerufen am 28.03.2024.