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Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885.

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käufers unverändert; nur seine Daseinsform hat sich verändert. Werden
die Waaren nicht zu ihren Werthen verkauft, so bleibt die Summe der
umgesetzten Werthe unverändert; was auf der einen Seite plus, ist auf
der andern minus.

Die Metamorphosen W -- G und G -- W sind aber Händel, die
zwischen Käufer und Verkäufer vorgehn; sie brauchen Zeit um Handels
einig zu werden, um so mehr, als hier ein Kampf vorgeht, worin jede
Seite die andre zu übervortheilen sucht, und sich Geschäftsleute gegen-
überstehn, so: "when Greek meets Greek then comes the tug of war."
Die Zustandsänderung kostet Zeit und Arbeitskraft, aber nicht um Werth
zu schaffen, sondern um die Umsetzung des Werths aus einer Form in
die andre hervorzubringen, wobei der wechselseitige Versuch, bei dieser
Gelegenheit ein überschüssiges Quantum Werth sich anzueignen, nichts
ändert. Diese Arbeit, vergrössert durch die beiderseitigen böswilligen Ab-
sichten, schafft so wenig Werth, wie die Arbeit, die bei einem gericht-
lichen Process stattfindet, die Werthgrösse des streitigen Objekts vermehrt.
Es verhält sich mit dieser Arbeit -- die ein nothwendiges Moment des
kapitalistischen Produktionsprocesses in seiner Totalität, wo er auch die
Cirkulation einschliesst, oder von ihr eingeschlossen wird -- wie etwa mit
der Verbrennungsarbeit eines Stoffs, der zur Erzeugung von Wärme ver-
wandt wird. Diese Verbrennungsarbeit erzeugt keine Wärme, obgleich
sie ein nothwendiges Moment des Verbrennungsprocesses ist. Um z. B.
Kohle als Heizmaterial zu verbrauchen, muss ich sie mit Sauerstoff ver-
binden, und dazu sie aus dem festen in den gasförmigen Zustand über-
führen (denn im Kohlensäuregas, dem Resultat der Verbrennung, ist die
Kohle im Gaszustand), also eine physikalische Daseinsform- oder Zustands-
veränderung bewirken. Die Lostrennung der Kohlenstoffmoleküle, die zu
einem festen Ganzen verbunden sind, und die Zersprengung des Kohlen-
stoffmoleküls selbst in seine einzelnen Atome, muss der Neuverbindung
vorhergehn, und dies kostet einen gewissen Kraftaufwand, der sich also
nicht in Wärme verwandelt, sondern von dieser abgeht. Sind die Waaren-
besitzer daher keine Kapitalisten, sondern selbständige unmittelbare Pro-
ducenten, so ist die zu Kauf und Verkauf verwendete Zeit ein Abzug von
ihrer Arbeitszeit, und suchten sie daher stets (im Alterthum wie im
Mittelalter) solche Operationen auf Festtage zu verlegen.

Die Dimensionen, die der Waarenumsatz in den Händen der Ka-

käufers unverändert; nur seine Daseinsform hat sich verändert. Werden
die Waaren nicht zu ihren Werthen verkauft, so bleibt die Summe der
umgesetzten Werthe unverändert; was auf der einen Seite plus, ist auf
der andern minus.

Die Metamorphosen W — G und G — W sind aber Händel, die
zwischen Käufer und Verkäufer vorgehn; sie brauchen Zeit um Handels
einig zu werden, um so mehr, als hier ein Kampf vorgeht, worin jede
Seite die andre zu übervortheilen sucht, und sich Geschäftsleute gegen-
überstehn, so: „when Greek meets Greek then comes the tug of war.“
Die Zustandsänderung kostet Zeit und Arbeitskraft, aber nicht um Werth
zu schaffen, sondern um die Umsetzung des Werths aus einer Form in
die andre hervorzubringen, wobei der wechselseitige Versuch, bei dieser
Gelegenheit ein überschüssiges Quantum Werth sich anzueignen, nichts
ändert. Diese Arbeit, vergrössert durch die beiderseitigen böswilligen Ab-
sichten, schafft so wenig Werth, wie die Arbeit, die bei einem gericht-
lichen Process stattfindet, die Werthgrösse des streitigen Objekts vermehrt.
Es verhält sich mit dieser Arbeit — die ein nothwendiges Moment des
kapitalistischen Produktionsprocesses in seiner Totalität, wo er auch die
Cirkulation einschliesst, oder von ihr eingeschlossen wird — wie etwa mit
der Verbrennungsarbeit eines Stoffs, der zur Erzeugung von Wärme ver-
wandt wird. Diese Verbrennungsarbeit erzeugt keine Wärme, obgleich
sie ein nothwendiges Moment des Verbrennungsprocesses ist. Um z. B.
Kohle als Heizmaterial zu verbrauchen, muss ich sie mit Sauerstoff ver-
binden, und dazu sie aus dem festen in den gasförmigen Zustand über-
führen (denn im Kohlensäuregas, dem Resultat der Verbrennung, ist die
Kohle im Gaszustand), also eine physikalische Daseinsform- oder Zustands-
veränderung bewirken. Die Lostrennung der Kohlenstoffmoleküle, die zu
einem festen Ganzen verbunden sind, und die Zersprengung des Kohlen-
stoffmoleküls selbst in seine einzelnen Atome, muss der Neuverbindung
vorhergehn, und dies kostet einen gewissen Kraftaufwand, der sich also
nicht in Wärme verwandelt, sondern von dieser abgeht. Sind die Waaren-
besitzer daher keine Kapitalisten, sondern selbständige unmittelbare Pro-
ducenten, so ist die zu Kauf und Verkauf verwendete Zeit ein Abzug von
ihrer Arbeitszeit, und suchten sie daher stets (im Alterthum wie im
Mittelalter) solche Operationen auf Festtage zu verlegen.

Die Dimensionen, die der Waarenumsatz in den Händen der Ka-

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[106/0140] käufers unverändert; nur seine Daseinsform hat sich verändert. Werden die Waaren nicht zu ihren Werthen verkauft, so bleibt die Summe der umgesetzten Werthe unverändert; was auf der einen Seite plus, ist auf der andern minus. Die Metamorphosen W — G und G — W sind aber Händel, die zwischen Käufer und Verkäufer vorgehn; sie brauchen Zeit um Handels einig zu werden, um so mehr, als hier ein Kampf vorgeht, worin jede Seite die andre zu übervortheilen sucht, und sich Geschäftsleute gegen- überstehn, so: „when Greek meets Greek then comes the tug of war.“ Die Zustandsänderung kostet Zeit und Arbeitskraft, aber nicht um Werth zu schaffen, sondern um die Umsetzung des Werths aus einer Form in die andre hervorzubringen, wobei der wechselseitige Versuch, bei dieser Gelegenheit ein überschüssiges Quantum Werth sich anzueignen, nichts ändert. Diese Arbeit, vergrössert durch die beiderseitigen böswilligen Ab- sichten, schafft so wenig Werth, wie die Arbeit, die bei einem gericht- lichen Process stattfindet, die Werthgrösse des streitigen Objekts vermehrt. Es verhält sich mit dieser Arbeit — die ein nothwendiges Moment des kapitalistischen Produktionsprocesses in seiner Totalität, wo er auch die Cirkulation einschliesst, oder von ihr eingeschlossen wird — wie etwa mit der Verbrennungsarbeit eines Stoffs, der zur Erzeugung von Wärme ver- wandt wird. Diese Verbrennungsarbeit erzeugt keine Wärme, obgleich sie ein nothwendiges Moment des Verbrennungsprocesses ist. Um z. B. Kohle als Heizmaterial zu verbrauchen, muss ich sie mit Sauerstoff ver- binden, und dazu sie aus dem festen in den gasförmigen Zustand über- führen (denn im Kohlensäuregas, dem Resultat der Verbrennung, ist die Kohle im Gaszustand), also eine physikalische Daseinsform- oder Zustands- veränderung bewirken. Die Lostrennung der Kohlenstoffmoleküle, die zu einem festen Ganzen verbunden sind, und die Zersprengung des Kohlen- stoffmoleküls selbst in seine einzelnen Atome, muss der Neuverbindung vorhergehn, und dies kostet einen gewissen Kraftaufwand, der sich also nicht in Wärme verwandelt, sondern von dieser abgeht. Sind die Waaren- besitzer daher keine Kapitalisten, sondern selbständige unmittelbare Pro- ducenten, so ist die zu Kauf und Verkauf verwendete Zeit ein Abzug von ihrer Arbeitszeit, und suchten sie daher stets (im Alterthum wie im Mittelalter) solche Operationen auf Festtage zu verlegen. Die Dimensionen, die der Waarenumsatz in den Händen der Ka-

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/140>, abgerufen am 24.04.2024.