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Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885.

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riablen Kapitals zum konstanten mit dem Verhältniss des cirkulirenden
Kapitals zum fixen. Wir werden später sehn, wie dies seine Untersuchung
über die Profitrate verfälscht.

Ricardo setzt ferner die Unterschiede, die im Umschlag aus andren Gründen
entspringen, als aus dem Unterschied von fixem und cirkulirendem Kapital,
mit diesem gleich: "Es ist ferner zu bemerken, dass das cirkulirende Ka-
pital in sehr ungleichen Zeiträumen cirkuliren oder seinem Anwender zurück-
fliessen kann. Der von einem Pächter zur Aussaat gekaufte Weizen ist
ein fixes Kapital verglichen mit dem von einem Bäcker zur Verwandlung
in Brot gekauften Weizen. Der Eine lässt ihn im Boden, und kann erst
nach einem Jahr einen Rückfluss erhalten; der Andre kann ihn zu Mehl
vermahlen lassen und als Brot an seine Kunden verkaufen, sodass er
innerhalb einer Woche sein Kapital wieder frei hat, um dieselbe Operation
von neuem, oder irgend eine andre damit zu beginnen."30)

Hier ist charakteristisch, dass Weizen, obgleich er als Saatkorn nicht
als Lebensmittel, sondern als Rohmaterial dient, erstens cirkulirendes
Kapital ist, weil an sich Lebensmittel, und zweitens fixes Kapital, weil
sein Rückfluss sich über ein Jahr erstreckt. Es ist aber nicht nur der
langsamere oder schnellere Rückfluss, der ein Produktionsmittel zu fixem
Kapital macht, sondern die bestimmte Art und Weise der Werthabgabe an
das Produkt.

Die von A. Smith angerichtete Konfusion hat zu folgenden Resul-
taten geführt:

1) Der Unterschied zwischen fixem und flüssigem Kapital wird ver-
wechselt mit dem Unterschied von produktivem Kapital und Waarenkapital.
So ist z. B. dieselbe Maschine cirkulirendes Kapital, wenn sie sich als
Waare auf dem Markt befindet, und fixes Kapital, wenn sie dem Pro-
duktionsprocess einverleibt ist. Dabei ist absolut nicht abzusehn, warum eine
bestimmte Art Kapital mehr fix oder mehr cirkulirend sein soll als die andre.


30) "It is also to be observed that the circulating capital may circulate,
or be returned to its employer, in very unequal times. The wheat bought by
a farmer to sow is comparatively a fixed capital to the wheat purchased by
a baker to make into loaves. The one leaves it in the ground, and can obtain
no return for a year; the other can get it ground into flour, sell it as bread
to his customers, aud have his capital free, to renew the same, or commence
any other employment in a week." (p. 26, 27.)

riablen Kapitals zum konstanten mit dem Verhältniss des cirkulirenden
Kapitals zum fixen. Wir werden später sehn, wie dies seine Untersuchung
über die Profitrate verfälscht.

Ricardo setzt ferner die Unterschiede, die im Umschlag aus andren Gründen
entspringen, als aus dem Unterschied von fixem und cirkulirendem Kapital,
mit diesem gleich: „Es ist ferner zu bemerken, dass das cirkulirende Ka-
pital in sehr ungleichen Zeiträumen cirkuliren oder seinem Anwender zurück-
fliessen kann. Der von einem Pächter zur Aussaat gekaufte Weizen ist
ein fixes Kapital verglichen mit dem von einem Bäcker zur Verwandlung
in Brot gekauften Weizen. Der Eine lässt ihn im Boden, und kann erst
nach einem Jahr einen Rückfluss erhalten; der Andre kann ihn zu Mehl
vermahlen lassen und als Brot an seine Kunden verkaufen, sodass er
innerhalb einer Woche sein Kapital wieder frei hat, um dieselbe Operation
von neuem, oder irgend eine andre damit zu beginnen.“30)

Hier ist charakteristisch, dass Weizen, obgleich er als Saatkorn nicht
als Lebensmittel, sondern als Rohmaterial dient, erstens cirkulirendes
Kapital ist, weil an sich Lebensmittel, und zweitens fixes Kapital, weil
sein Rückfluss sich über ein Jahr erstreckt. Es ist aber nicht nur der
langsamere oder schnellere Rückfluss, der ein Produktionsmittel zu fixem
Kapital macht, sondern die bestimmte Art und Weise der Werthabgabe an
das Produkt.

Die von A. Smith angerichtete Konfusion hat zu folgenden Resul-
taten geführt:

1) Der Unterschied zwischen fixem und flüssigem Kapital wird ver-
wechselt mit dem Unterschied von produktivem Kapital und Waarenkapital.
So ist z. B. dieselbe Maschine cirkulirendes Kapital, wenn sie sich als
Waare auf dem Markt befindet, und fixes Kapital, wenn sie dem Pro-
duktionsprocess einverleibt ist. Dabei ist absolut nicht abzusehn, warum eine
bestimmte Art Kapital mehr fix oder mehr cirkulirend sein soll als die andre.


30) „It is also to be observed that the circulating capital may circulate,
or be returned to its employer, in very unequal times. The wheat bought by
a farmer to sow is comparatively a fixed capital to the wheat purchased by
a baker to make into loaves. The one leaves it in the ground, and can obtain
no return for a year; the other can get it ground into flour, sell it as bread
to his customers, aud have his capital free, to renew the same, or commence
any other employment in a week.“ (p. 26, 27.)
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[208/0242] riablen Kapitals zum konstanten mit dem Verhältniss des cirkulirenden Kapitals zum fixen. Wir werden später sehn, wie dies seine Untersuchung über die Profitrate verfälscht. Ricardo setzt ferner die Unterschiede, die im Umschlag aus andren Gründen entspringen, als aus dem Unterschied von fixem und cirkulirendem Kapital, mit diesem gleich: „Es ist ferner zu bemerken, dass das cirkulirende Ka- pital in sehr ungleichen Zeiträumen cirkuliren oder seinem Anwender zurück- fliessen kann. Der von einem Pächter zur Aussaat gekaufte Weizen ist ein fixes Kapital verglichen mit dem von einem Bäcker zur Verwandlung in Brot gekauften Weizen. Der Eine lässt ihn im Boden, und kann erst nach einem Jahr einen Rückfluss erhalten; der Andre kann ihn zu Mehl vermahlen lassen und als Brot an seine Kunden verkaufen, sodass er innerhalb einer Woche sein Kapital wieder frei hat, um dieselbe Operation von neuem, oder irgend eine andre damit zu beginnen.“ 30) Hier ist charakteristisch, dass Weizen, obgleich er als Saatkorn nicht als Lebensmittel, sondern als Rohmaterial dient, erstens cirkulirendes Kapital ist, weil an sich Lebensmittel, und zweitens fixes Kapital, weil sein Rückfluss sich über ein Jahr erstreckt. Es ist aber nicht nur der langsamere oder schnellere Rückfluss, der ein Produktionsmittel zu fixem Kapital macht, sondern die bestimmte Art und Weise der Werthabgabe an das Produkt. Die von A. Smith angerichtete Konfusion hat zu folgenden Resul- taten geführt: 1) Der Unterschied zwischen fixem und flüssigem Kapital wird ver- wechselt mit dem Unterschied von produktivem Kapital und Waarenkapital. So ist z. B. dieselbe Maschine cirkulirendes Kapital, wenn sie sich als Waare auf dem Markt befindet, und fixes Kapital, wenn sie dem Pro- duktionsprocess einverleibt ist. Dabei ist absolut nicht abzusehn, warum eine bestimmte Art Kapital mehr fix oder mehr cirkulirend sein soll als die andre. 30) „It is also to be observed that the circulating capital may circulate, or be returned to its employer, in very unequal times. The wheat bought by a farmer to sow is comparatively a fixed capital to the wheat purchased by a baker to make into loaves. The one leaves it in the ground, and can obtain no return for a year; the other can get it ground into flour, sell it as bread to his customers, aud have his capital free, to renew the same, or commence any other employment in a week.“ (p. 26, 27.)

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/242>, abgerufen am 28.03.2024.