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Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885.

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Vorschuss zu seinem Rückfluss, bildet seinen Umschlag, und die Dauer
dieses Umschlags eine Umschlagsperiode. Ist diese Periode abgelaufen,
der Kreislauf beendigt, so kann derselbe Kapitalwerth denselben Kreis-
lauf von neuem beginnen, also auch von neuem sich verwerthen, Mehr-
werth erzeugen. Schlägt das variable Kapital, wie sub A, zehnmal im
Jahre um, so wird im Lauf des Jahrs mit demselben Kapitalvorschuss
zehnmal die einer Umschlagsperiode entsprechende Masse von Mehrwerth
erzeugt.

Man muss sich die Natur des Vorschusses vom Standpunkt der ka-
pitalistischen Gesellschaft klar machen.

Kapital A, das zehnmal umschlägt während des Jahrs, ist zehnmal
während des Jahrs vorgeschossen. Es ist für jede neue Umschlagsperiode
neu vorgeschossen. Aber zugleich schiesst A während des Jahrs nie mehr
als denselben Kapitalwerth von 500 £ vor, und verfügt in der That für
den von uns betrachteten Produktionsprocess nie über mehr als 500 £.
Sobald diese 500 £ einen Kreislauf vollendet, lässt A sie denselben Kreis-
lauf von neuem beginnen; wie das Kapital seiner Natur nach den Kapital-
charakter gerade nur dadurch bewahrt, dass es stets in wiederholten Pro-
duktionsprocessen als Kapital fungirt. Es wird auch nie länger vorge-
schossen als für 5 Wochen. Dauert der Umschlag länger, so reicht es
nicht. Verkürzt er sich, so wird ein Theil überschüssig. Es sind nicht
zehn Kapitale von 500 £ vorgeschossen, sondern ein Kapital von 500 £
wird in successiven Zeitabschnitten zehnmal vorgeschossen. Die Jahres-
rate des Mehrwerths wird daher nicht auf ein zehnmal vorgeschossnes
Kapital von 500, oder auf 5000 £ berechnet, sondern auf ein einmal vor-
geschossnes von 500 £; ganz wie wenn 1 Thaler zehnmal cirkulirt, er
immer nur einen einzigen in Cirkulation befindlichen Thaler vorstellt,
obgleich er die Funktion von 10 Thalern verrichtet. Aber in der Hand,
worin er sich bei jedem Händewechsel befindet, bleibt er nach wie vor
derselbe identische Werth von 1 Thaler.

Ebenso zeigt das Kapital A bei seinem jedesmaligen Rückfluss und
auch bei seinem Rückfluss am Ende des Jahrs, dass sein Besitzer immer
nur mit demselben Kapitalwerth von 500 £ operirt. Es fliessen daher
in seine Hand auch jedesmal nur 500 £ zurück. Sein vorgeschossnes
Kapital ist daher nie mehr als 500 £. Das vorgeschossne Kapital von
500 £ bildet daher den Nenner des Bruchs, der die Jahresrate des Mehr-

Vorschuss zu seinem Rückfluss, bildet seinen Umschlag, und die Dauer
dieses Umschlags eine Umschlagsperiode. Ist diese Periode abgelaufen,
der Kreislauf beendigt, so kann derselbe Kapitalwerth denselben Kreis-
lauf von neuem beginnen, also auch von neuem sich verwerthen, Mehr-
werth erzeugen. Schlägt das variable Kapital, wie sub A, zehnmal im
Jahre um, so wird im Lauf des Jahrs mit demselben Kapitalvorschuss
zehnmal die einer Umschlagsperiode entsprechende Masse von Mehrwerth
erzeugt.

Man muss sich die Natur des Vorschusses vom Standpunkt der ka-
pitalistischen Gesellschaft klar machen.

Kapital A, das zehnmal umschlägt während des Jahrs, ist zehnmal
während des Jahrs vorgeschossen. Es ist für jede neue Umschlagsperiode
neu vorgeschossen. Aber zugleich schiesst A während des Jahrs nie mehr
als denselben Kapitalwerth von 500 £ vor, und verfügt in der That für
den von uns betrachteten Produktionsprocess nie über mehr als 500 £.
Sobald diese 500 £ einen Kreislauf vollendet, lässt A sie denselben Kreis-
lauf von neuem beginnen; wie das Kapital seiner Natur nach den Kapital-
charakter gerade nur dadurch bewahrt, dass es stets in wiederholten Pro-
duktionsprocessen als Kapital fungirt. Es wird auch nie länger vorge-
schossen als für 5 Wochen. Dauert der Umschlag länger, so reicht es
nicht. Verkürzt er sich, so wird ein Theil überschüssig. Es sind nicht
zehn Kapitale von 500 £ vorgeschossen, sondern ein Kapital von 500 £
wird in successiven Zeitabschnitten zehnmal vorgeschossen. Die Jahres-
rate des Mehrwerths wird daher nicht auf ein zehnmal vorgeschossnes
Kapital von 500, oder auf 5000 £ berechnet, sondern auf ein einmal vor-
geschossnes von 500 £; ganz wie wenn 1 Thaler zehnmal cirkulirt, er
immer nur einen einzigen in Cirkulation befindlichen Thaler vorstellt,
obgleich er die Funktion von 10 Thalern verrichtet. Aber in der Hand,
worin er sich bei jedem Händewechsel befindet, bleibt er nach wie vor
derselbe identische Werth von 1 Thaler.

Ebenso zeigt das Kapital A bei seinem jedesmaligen Rückfluss und
auch bei seinem Rückfluss am Ende des Jahrs, dass sein Besitzer immer
nur mit demselben Kapitalwerth von 500 £ operirt. Es fliessen daher
in seine Hand auch jedesmal nur 500 £ zurück. Sein vorgeschossnes
Kapital ist daher nie mehr als 500 £. Das vorgeschossne Kapital von
500 £ bildet daher den Nenner des Bruchs, der die Jahresrate des Mehr-

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[294/0328] Vorschuss zu seinem Rückfluss, bildet seinen Umschlag, und die Dauer dieses Umschlags eine Umschlagsperiode. Ist diese Periode abgelaufen, der Kreislauf beendigt, so kann derselbe Kapitalwerth denselben Kreis- lauf von neuem beginnen, also auch von neuem sich verwerthen, Mehr- werth erzeugen. Schlägt das variable Kapital, wie sub A, zehnmal im Jahre um, so wird im Lauf des Jahrs mit demselben Kapitalvorschuss zehnmal die einer Umschlagsperiode entsprechende Masse von Mehrwerth erzeugt. Man muss sich die Natur des Vorschusses vom Standpunkt der ka- pitalistischen Gesellschaft klar machen. Kapital A, das zehnmal umschlägt während des Jahrs, ist zehnmal während des Jahrs vorgeschossen. Es ist für jede neue Umschlagsperiode neu vorgeschossen. Aber zugleich schiesst A während des Jahrs nie mehr als denselben Kapitalwerth von 500 £ vor, und verfügt in der That für den von uns betrachteten Produktionsprocess nie über mehr als 500 £. Sobald diese 500 £ einen Kreislauf vollendet, lässt A sie denselben Kreis- lauf von neuem beginnen; wie das Kapital seiner Natur nach den Kapital- charakter gerade nur dadurch bewahrt, dass es stets in wiederholten Pro- duktionsprocessen als Kapital fungirt. Es wird auch nie länger vorge- schossen als für 5 Wochen. Dauert der Umschlag länger, so reicht es nicht. Verkürzt er sich, so wird ein Theil überschüssig. Es sind nicht zehn Kapitale von 500 £ vorgeschossen, sondern ein Kapital von 500 £ wird in successiven Zeitabschnitten zehnmal vorgeschossen. Die Jahres- rate des Mehrwerths wird daher nicht auf ein zehnmal vorgeschossnes Kapital von 500, oder auf 5000 £ berechnet, sondern auf ein einmal vor- geschossnes von 500 £; ganz wie wenn 1 Thaler zehnmal cirkulirt, er immer nur einen einzigen in Cirkulation befindlichen Thaler vorstellt, obgleich er die Funktion von 10 Thalern verrichtet. Aber in der Hand, worin er sich bei jedem Händewechsel befindet, bleibt er nach wie vor derselbe identische Werth von 1 Thaler. Ebenso zeigt das Kapital A bei seinem jedesmaligen Rückfluss und auch bei seinem Rückfluss am Ende des Jahrs, dass sein Besitzer immer nur mit demselben Kapitalwerth von 500 £ operirt. Es fliessen daher in seine Hand auch jedesmal nur 500 £ zurück. Sein vorgeschossnes Kapital ist daher nie mehr als 500 £. Das vorgeschossne Kapital von 500 £ bildet daher den Nenner des Bruchs, der die Jahresrate des Mehr-

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/328>, abgerufen am 28.03.2024.