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Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885.

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für Führung des Geschäfts. Bankier C leiht ihm eine Summe, die bloss
aus bei ihm deponirtem Mehrwerth der Industriellen D, E, F etc. besteht.
Vom Standpunkt des A handelt es sich noch nicht um akkumulirtes Ka-
pital. In der That aber ist für D, E, F etc. der A nichts als ein Agent,
der den von ihnen angeeigneten Mehrwerth kapitalisirt.

Wir haben Buch I, Kap. XXII gesehn, dass die Akkumulation, die
Verwandlung von Mehrwerth in Kapital, ihrem realen Gehalt nach Repro-
duktionsprocess auf erweiterter Stufenleiter ist, ob diese Erweitrung ex-
tensiv in Gestalt der Zufügung neuer Fabriken zu den alten, oder in der
intensiven Ausdehnung der bisherigen Stufenleiter des Betriebs sich
ausdrücke.

Die Erweitrung der Produktionsleiter kann in kleinern Dosen vor
sich gehn, indem ein Theil des Mehrwerths zu Verbesserungen angewandt
wird, die entweder nur die Produktivkraft der angewandten Arbeit erhöhn,
oder zugleich erlauben, sie intensiver auszubeuten. Oder auch, wo der
Arbeitstag nicht gesetzlich beschränkt ist, genügt eine zuschüssige Aus-
gabe von cirkulirendem Kapital (in Produktionsstoffen und in Arbeitslohn),
um die Produktionsleiter zu erweitern, ohne Ausdehnung des fixen Ka-
pitals, dessen tägliche Gebrauchszeit so nur verlängert, während seine
Umschlagsperiode entsprechend verkürzt wird. Oder der kapitalisirte Mehr-
werth mag bei günstigen Marktkonjunkturen, Spekulationen in Rohstoff er-
lauben, Operationen, wozu das ursprünglich vorgeschossne Kapital nicht
hingereicht hätte u. s. w.

Indess ist es klar, dass dort, wo die grössre Anzahl der Umschlags-
perioden eine häufigere Realisation des Mehrwerths innerhalb des Jahrs
mit sich bringt, Perioden eintreten werden, in denen weder der Arbeits-
tag zu verlängern noch Einzelverbessrungen anzubringen sind; während
andrerseits Ausdehnung des ganzen Geschäfts auf proportioneller Stufenleiter
theils durch die ganze Anlage des Geschäfts, die Baulichkeiten z. B.,
theils durch Ausdehnung des Arbeitsfonds, wie in der Landwirthschaft,
nur innerhalb gewisser weiterer oder engerer Schranken möglich ist, und
zudem einen Umfang von zuschüssigem Kapital erheischt, wie er nur durch
mehrjährige Akkumulation des Mehrwerths geliefert werden kann.

Neben der wirklichen Akkumulation oder Verwandlung des Mehrwerths
in produktives Kapital (und entsprechender Reproduktion auf erweiterter
Stufenleiter) läuft also Geldakkumulation, Zusammenscharren eines Theils

für Führung des Geschäfts. Bankier C leiht ihm eine Summe, die bloss
aus bei ihm deponirtem Mehrwerth der Industriellen D, E, F etc. besteht.
Vom Standpunkt des A handelt es sich noch nicht um akkumulirtes Ka-
pital. In der That aber ist für D, E, F etc. der A nichts als ein Agent,
der den von ihnen angeeigneten Mehrwerth kapitalisirt.

Wir haben Buch I, Kap. XXII gesehn, dass die Akkumulation, die
Verwandlung von Mehrwerth in Kapital, ihrem realen Gehalt nach Repro-
duktionsprocess auf erweiterter Stufenleiter ist, ob diese Erweitrung ex-
tensiv in Gestalt der Zufügung neuer Fabriken zu den alten, oder in der
intensiven Ausdehnung der bisherigen Stufenleiter des Betriebs sich
ausdrücke.

Die Erweitrung der Produktionsleiter kann in kleinern Dosen vor
sich gehn, indem ein Theil des Mehrwerths zu Verbesserungen angewandt
wird, die entweder nur die Produktivkraft der angewandten Arbeit erhöhn,
oder zugleich erlauben, sie intensiver auszubeuten. Oder auch, wo der
Arbeitstag nicht gesetzlich beschränkt ist, genügt eine zuschüssige Aus-
gabe von cirkulirendem Kapital (in Produktionsstoffen und in Arbeitslohn),
um die Produktionsleiter zu erweitern, ohne Ausdehnung des fixen Ka-
pitals, dessen tägliche Gebrauchszeit so nur verlängert, während seine
Umschlagsperiode entsprechend verkürzt wird. Oder der kapitalisirte Mehr-
werth mag bei günstigen Marktkonjunkturen, Spekulationen in Rohstoff er-
lauben, Operationen, wozu das ursprünglich vorgeschossne Kapital nicht
hingereicht hätte u. s. w.

Indess ist es klar, dass dort, wo die grössre Anzahl der Umschlags-
perioden eine häufigere Realisation des Mehrwerths innerhalb des Jahrs
mit sich bringt, Perioden eintreten werden, in denen weder der Arbeits-
tag zu verlängern noch Einzelverbessrungen anzubringen sind; während
andrerseits Ausdehnung des ganzen Geschäfts auf proportioneller Stufenleiter
theils durch die ganze Anlage des Geschäfts, die Baulichkeiten z. B.,
theils durch Ausdehnung des Arbeitsfonds, wie in der Landwirthschaft,
nur innerhalb gewisser weiterer oder engerer Schranken möglich ist, und
zudem einen Umfang von zuschüssigem Kapital erheischt, wie er nur durch
mehrjährige Akkumulation des Mehrwerths geliefert werden kann.

Neben der wirklichen Akkumulation oder Verwandlung des Mehrwerths
in produktives Kapital (und entsprechender Reproduktion auf erweiterter
Stufenleiter) läuft also Geldakkumulation, Zusammenscharren eines Theils

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[308/0342] für Führung des Geschäfts. Bankier C leiht ihm eine Summe, die bloss aus bei ihm deponirtem Mehrwerth der Industriellen D, E, F etc. besteht. Vom Standpunkt des A handelt es sich noch nicht um akkumulirtes Ka- pital. In der That aber ist für D, E, F etc. der A nichts als ein Agent, der den von ihnen angeeigneten Mehrwerth kapitalisirt. Wir haben Buch I, Kap. XXII gesehn, dass die Akkumulation, die Verwandlung von Mehrwerth in Kapital, ihrem realen Gehalt nach Repro- duktionsprocess auf erweiterter Stufenleiter ist, ob diese Erweitrung ex- tensiv in Gestalt der Zufügung neuer Fabriken zu den alten, oder in der intensiven Ausdehnung der bisherigen Stufenleiter des Betriebs sich ausdrücke. Die Erweitrung der Produktionsleiter kann in kleinern Dosen vor sich gehn, indem ein Theil des Mehrwerths zu Verbesserungen angewandt wird, die entweder nur die Produktivkraft der angewandten Arbeit erhöhn, oder zugleich erlauben, sie intensiver auszubeuten. Oder auch, wo der Arbeitstag nicht gesetzlich beschränkt ist, genügt eine zuschüssige Aus- gabe von cirkulirendem Kapital (in Produktionsstoffen und in Arbeitslohn), um die Produktionsleiter zu erweitern, ohne Ausdehnung des fixen Ka- pitals, dessen tägliche Gebrauchszeit so nur verlängert, während seine Umschlagsperiode entsprechend verkürzt wird. Oder der kapitalisirte Mehr- werth mag bei günstigen Marktkonjunkturen, Spekulationen in Rohstoff er- lauben, Operationen, wozu das ursprünglich vorgeschossne Kapital nicht hingereicht hätte u. s. w. Indess ist es klar, dass dort, wo die grössre Anzahl der Umschlags- perioden eine häufigere Realisation des Mehrwerths innerhalb des Jahrs mit sich bringt, Perioden eintreten werden, in denen weder der Arbeits- tag zu verlängern noch Einzelverbessrungen anzubringen sind; während andrerseits Ausdehnung des ganzen Geschäfts auf proportioneller Stufenleiter theils durch die ganze Anlage des Geschäfts, die Baulichkeiten z. B., theils durch Ausdehnung des Arbeitsfonds, wie in der Landwirthschaft, nur innerhalb gewisser weiterer oder engerer Schranken möglich ist, und zudem einen Umfang von zuschüssigem Kapital erheischt, wie er nur durch mehrjährige Akkumulation des Mehrwerths geliefert werden kann. Neben der wirklichen Akkumulation oder Verwandlung des Mehrwerths in produktives Kapital (und entsprechender Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter) läuft also Geldakkumulation, Zusammenscharren eines Theils

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/342>, abgerufen am 25.04.2024.