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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894.

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also durch den Ertrag per Acre, sondern durch die Masse der
Acres, die in oberflächlicher Weise bebaut werden kann, da dieser
Boden dem Bebauer nichts, oder, mit ältern Ländern verglichen,
nur verschwindend wenig kostet. Z. B. wo der Metairie-Vertrag
existirt, wie in Theilen von New-York, Michigan, Canada etc.
Eine Familie bebaut oberflächlich, sage 100 Acres, und obgleich
das Produkt per Acre nicht gross, gewährt das von 100 Acres
einen bedeutenden Ueberschuss zum Verkauf. Dazu kommt noch
die fast kostenlose Viehhaltung auf natürlichen Weiden, ohne künst-
liche Graswiesen. Was hier entscheidet, ist nicht die Qualität, sondern
die Quantität des Bodens. Die Möglichkeit dieser oberflächlichen
Bebauung wird natürlich mehr oder minder rasch erschöpft im
umgekehrten Verhältniss zur Fruchtbarkeit des neuen Bodens, und
im direkten Verhältniss zur Ausfuhr seines Produkts. "Und den-
noch wird solch ein Land ausgezeichnete erste Ernten geben, selbst
von Weizen; wer den ersten Rahm vom Boden abschöpft, wird
einen reichlichen Ueberschuss von Weizen zu Markte senden können."
(l. c., p. 224.) In Ländern älterer Kultur machen die Eigenthums-
verhältnisse, der durch den Preis des bebauten Bodens bestimmte
Preis des unbebauten u. s. w., derartige extensive Wirthschaft un-
möglich.

Dass desswegen weder, wie Ricardo sich dies vorstellt, dieser
Boden sehr fruchtbar sein muss, noch nur Bodenarten gleicher
Fruchtbarkeit bebaut werden, ersieht man aus folgendem: Im Staat
Michigan wurden 1848 mit Weizen besät 465900 Acres und pro-
ducirten 4739300 Bushels, oder im Durchschnitt 10 1/5 Bushels
per Acre; dies ergibt nach Abzug des Saatkorns weniger als
9 Bushel per Acre. Von den 29 Counties des Staats producirten
2 durchschnittlich 7 Bush., 3--8, 2--9, 7--10, 6--11, 3--12,
4--13 Bush., und nur eine 16, und eine andre 18 Bush. per Acre.
(l. c., p. 226.)

Für die praktische Kultur fällt höhere Fruchtbarkeit des Bodens
zusammen mit höherer sofortiger Ausnutzbarkeit dieser Fruchtbar-
keit. Die letztre kann bei einem von Natur armen Boden grösser
sein als bei einem von Natur reichen; es ist aber die Sorte Boden,
wozu der Kolonist zunächst greifen wird, und bei Ermanglung
von Kapital greifen muss.

Endlich: Die Ausdehnung der Kultur auf grössre Bodenflächen
-- abgesehn von dem eben betrachteten Fall, wo zu schlechterem
Boden Zuflucht genommen werden muss als dem bisher bebauten
-- auf den verschiednen Bodenarten von A bis D, also z. B. die

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also durch den Ertrag per Acre, sondern durch die Masse der
Acres, die in oberflächlicher Weise bebaut werden kann, da dieser
Boden dem Bebauer nichts, oder, mit ältern Ländern verglichen,
nur verschwindend wenig kostet. Z. B. wo der Metairie-Vertrag
existirt, wie in Theilen von New-York, Michigan, Canada etc.
Eine Familie bebaut oberflächlich, sage 100 Acres, und obgleich
das Produkt per Acre nicht gross, gewährt das von 100 Acres
einen bedeutenden Ueberschuss zum Verkauf. Dazu kommt noch
die fast kostenlose Viehhaltung auf natürlichen Weiden, ohne künst-
liche Graswiesen. Was hier entscheidet, ist nicht die Qualität, sondern
die Quantität des Bodens. Die Möglichkeit dieser oberflächlichen
Bebauung wird natürlich mehr oder minder rasch erschöpft im
umgekehrten Verhältniss zur Fruchtbarkeit des neuen Bodens, und
im direkten Verhältniss zur Ausfuhr seines Produkts. „Und den-
noch wird solch ein Land ausgezeichnete erste Ernten geben, selbst
von Weizen; wer den ersten Rahm vom Boden abschöpft, wird
einen reichlichen Ueberschuss von Weizen zu Markte senden können.“
(l. c., p. 224.) In Ländern älterer Kultur machen die Eigenthums-
verhältnisse, der durch den Preis des bebauten Bodens bestimmte
Preis des unbebauten u. s. w., derartige extensive Wirthschaft un-
möglich.

Dass desswegen weder, wie Ricardo sich dies vorstellt, dieser
Boden sehr fruchtbar sein muss, noch nur Bodenarten gleicher
Fruchtbarkeit bebaut werden, ersieht man aus folgendem: Im Staat
Michigan wurden 1848 mit Weizen besät 465900 Acres und pro-
ducirten 4739300 Bushels, oder im Durchschnitt 10⅕ Bushels
per Acre; dies ergibt nach Abzug des Saatkorns weniger als
9 Bushel per Acre. Von den 29 Counties des Staats producirten
2 durchschnittlich 7 Bush., 3—8, 2—9, 7—10, 6—11, 3—12,
4—13 Bush., und nur eine 16, und eine andre 18 Bush. per Acre.
(l. c., p. 226.)

Für die praktische Kultur fällt höhere Fruchtbarkeit des Bodens
zusammen mit höherer sofortiger Ausnutzbarkeit dieser Fruchtbar-
keit. Die letztre kann bei einem von Natur armen Boden grösser
sein als bei einem von Natur reichen; es ist aber die Sorte Boden,
wozu der Kolonist zunächst greifen wird, und bei Ermanglung
von Kapital greifen muss.

Endlich: Die Ausdehnung der Kultur auf grössre Bodenflächen
— abgesehn von dem eben betrachteten Fall, wo zu schlechterem
Boden Zuflucht genommen werden muss als dem bisher bebauten
— auf den verschiednen Bodenarten von A bis D, also z. B. die

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[211/0220] also durch den Ertrag per Acre, sondern durch die Masse der Acres, die in oberflächlicher Weise bebaut werden kann, da dieser Boden dem Bebauer nichts, oder, mit ältern Ländern verglichen, nur verschwindend wenig kostet. Z. B. wo der Metairie-Vertrag existirt, wie in Theilen von New-York, Michigan, Canada etc. Eine Familie bebaut oberflächlich, sage 100 Acres, und obgleich das Produkt per Acre nicht gross, gewährt das von 100 Acres einen bedeutenden Ueberschuss zum Verkauf. Dazu kommt noch die fast kostenlose Viehhaltung auf natürlichen Weiden, ohne künst- liche Graswiesen. Was hier entscheidet, ist nicht die Qualität, sondern die Quantität des Bodens. Die Möglichkeit dieser oberflächlichen Bebauung wird natürlich mehr oder minder rasch erschöpft im umgekehrten Verhältniss zur Fruchtbarkeit des neuen Bodens, und im direkten Verhältniss zur Ausfuhr seines Produkts. „Und den- noch wird solch ein Land ausgezeichnete erste Ernten geben, selbst von Weizen; wer den ersten Rahm vom Boden abschöpft, wird einen reichlichen Ueberschuss von Weizen zu Markte senden können.“ (l. c., p. 224.) In Ländern älterer Kultur machen die Eigenthums- verhältnisse, der durch den Preis des bebauten Bodens bestimmte Preis des unbebauten u. s. w., derartige extensive Wirthschaft un- möglich. Dass desswegen weder, wie Ricardo sich dies vorstellt, dieser Boden sehr fruchtbar sein muss, noch nur Bodenarten gleicher Fruchtbarkeit bebaut werden, ersieht man aus folgendem: Im Staat Michigan wurden 1848 mit Weizen besät 465900 Acres und pro- ducirten 4739300 Bushels, oder im Durchschnitt 10⅕ Bushels per Acre; dies ergibt nach Abzug des Saatkorns weniger als 9 Bushel per Acre. Von den 29 Counties des Staats producirten 2 durchschnittlich 7 Bush., 3—8, 2—9, 7—10, 6—11, 3—12, 4—13 Bush., und nur eine 16, und eine andre 18 Bush. per Acre. (l. c., p. 226.) Für die praktische Kultur fällt höhere Fruchtbarkeit des Bodens zusammen mit höherer sofortiger Ausnutzbarkeit dieser Fruchtbar- keit. Die letztre kann bei einem von Natur armen Boden grösser sein als bei einem von Natur reichen; es ist aber die Sorte Boden, wozu der Kolonist zunächst greifen wird, und bei Ermanglung von Kapital greifen muss. Endlich: Die Ausdehnung der Kultur auf grössre Bodenflächen — abgesehn von dem eben betrachteten Fall, wo zu schlechterem Boden Zuflucht genommen werden muss als dem bisher bebauten — auf den verschiednen Bodenarten von A bis D, also z. B. die 14*

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0302_1894/220>, abgerufen am 16.04.2024.