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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894.

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zieht, nicht ohne Weiteres auf ein Steigen der Bodenprodukte ge-
schlossen werden kann.42)



Statt auf die wirklichen naturgemäßen Ursachen der Erschöpfung
des Bodens zurückzugehn, welche übrigens sämmtlichen Oekonomen
die über Differentialrente geschrieben haben, unbekannt waren wegen
des Zustands der Agrikulturchemie zu ihrer Zeit, ist die flache Auf-
fassung zu Hülfe genommen worden, dass man nicht jede beliebige
Masse Kapital in einem räumlich begrenzten Feld anlegen kann;
wie z. B. die Westminster Review dem Richard Jones entgegen-
hielt, dass man nicht ganz England durch Bebauung von Soho
Square füttern kann. Wenn dies als ein besondrer Nachtheil der
Agrikultur angesehn wird, so ist gerade das Umgekehrte wahr.
Es können hier successive Kapitalanlagen fruchtbringend angelegt
werden, weil die Erde selbst als Produktionsinstrument wirkt, was
bei einer Fabrik, wo sie nur als Unterlage, als Platz, als räum-
liche Operationsbasis fungirt, nicht oder nur innerhalb sehr enger
Grenzen der Fall ist. Man kann zwar -- und dies thut die grosse
Industrie -- in einem, verglichen mit dem parcellirten Handwerk,
kleinen Raum eine grosse Produktionsanlage koncentriren. Aber,
die Entwicklungsstufe der Produktivkraft gegeben, ist immer ein
bestimmter Raum erforderlich, und das Bauen in die Höhe hat
auch seine bestimmten praktischen Grenzen. Ueber diese hinaus
erfordert Ausdehnung der Produktion auch Erweiterung des Boden-
raums. Das in Maschinen u. s. w. angelegte fixe Kapital verbessert
sich nicht durch den Gebrauch, sondern verschleisst im Gegentheil.
In Folge neuer Erfindungen können auch hier einzelne Verbesse-
rungen angebracht werden, aber die Entwicklung der Produktiv-
kraft als gegeben vorausgesetzt, kann sich die Maschine nur ver-
schlechtern. Bei rascher Entwicklung der Produktivkraft muss die
ganze alte Maschinerie durch vortheilhaftere ersetzt werden, also
verloren gehn. Die Erde dagegen, richtig behandelt, verbessert
sich fortwährend. Der Vorzug der Erde, dass successive Kapital-
anlagen Vortheil bringen können, ohne dass die frühern verloren
gehn, schliesst zugleich die Möglichkeit der Ertragsdifferenz dieser
successiven Kapitalanlagen ein.



42) Ueber. Fallen der Bodenpreise bei Steigen der Rente als Thatsache
siehe Passy.

zieht, nicht ohne Weiteres auf ein Steigen der Bodenprodukte ge-
schlossen werden kann.42)



Statt auf die wirklichen naturgemäßen Ursachen der Erschöpfung
des Bodens zurückzugehn, welche übrigens sämmtlichen Oekonomen
die über Differentialrente geschrieben haben, unbekannt waren wegen
des Zustands der Agrikulturchemie zu ihrer Zeit, ist die flache Auf-
fassung zu Hülfe genommen worden, dass man nicht jede beliebige
Masse Kapital in einem räumlich begrenzten Feld anlegen kann;
wie z. B. die Westminster Review dem Richard Jones entgegen-
hielt, dass man nicht ganz England durch Bebauung von Soho
Square füttern kann. Wenn dies als ein besondrer Nachtheil der
Agrikultur angesehn wird, so ist gerade das Umgekehrte wahr.
Es können hier successive Kapitalanlagen fruchtbringend angelegt
werden, weil die Erde selbst als Produktionsinstrument wirkt, was
bei einer Fabrik, wo sie nur als Unterlage, als Platz, als räum-
liche Operationsbasis fungirt, nicht oder nur innerhalb sehr enger
Grenzen der Fall ist. Man kann zwar — und dies thut die grosse
Industrie — in einem, verglichen mit dem parcellirten Handwerk,
kleinen Raum eine grosse Produktionsanlage koncentriren. Aber,
die Entwicklungsstufe der Produktivkraft gegeben, ist immer ein
bestimmter Raum erforderlich, und das Bauen in die Höhe hat
auch seine bestimmten praktischen Grenzen. Ueber diese hinaus
erfordert Ausdehnung der Produktion auch Erweiterung des Boden-
raums. Das in Maschinen u. s. w. angelegte fixe Kapital verbessert
sich nicht durch den Gebrauch, sondern verschleisst im Gegentheil.
In Folge neuer Erfindungen können auch hier einzelne Verbesse-
rungen angebracht werden, aber die Entwicklung der Produktiv-
kraft als gegeben vorausgesetzt, kann sich die Maschine nur ver-
schlechtern. Bei rascher Entwicklung der Produktivkraft muss die
ganze alte Maschinerie durch vortheilhaftere ersetzt werden, also
verloren gehn. Die Erde dagegen, richtig behandelt, verbessert
sich fortwährend. Der Vorzug der Erde, dass successive Kapital-
anlagen Vortheil bringen können, ohne dass die frühern verloren
gehn, schliesst zugleich die Möglichkeit der Ertragsdifferenz dieser
successiven Kapitalanlagen ein.



42) Ueber. Fallen der Bodenpreise bei Steigen der Rente als Thatsache
siehe Passy.
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[314/0323] zieht, nicht ohne Weiteres auf ein Steigen der Bodenprodukte ge- schlossen werden kann. 42) Statt auf die wirklichen naturgemäßen Ursachen der Erschöpfung des Bodens zurückzugehn, welche übrigens sämmtlichen Oekonomen die über Differentialrente geschrieben haben, unbekannt waren wegen des Zustands der Agrikulturchemie zu ihrer Zeit, ist die flache Auf- fassung zu Hülfe genommen worden, dass man nicht jede beliebige Masse Kapital in einem räumlich begrenzten Feld anlegen kann; wie z. B. die Westminster Review dem Richard Jones entgegen- hielt, dass man nicht ganz England durch Bebauung von Soho Square füttern kann. Wenn dies als ein besondrer Nachtheil der Agrikultur angesehn wird, so ist gerade das Umgekehrte wahr. Es können hier successive Kapitalanlagen fruchtbringend angelegt werden, weil die Erde selbst als Produktionsinstrument wirkt, was bei einer Fabrik, wo sie nur als Unterlage, als Platz, als räum- liche Operationsbasis fungirt, nicht oder nur innerhalb sehr enger Grenzen der Fall ist. Man kann zwar — und dies thut die grosse Industrie — in einem, verglichen mit dem parcellirten Handwerk, kleinen Raum eine grosse Produktionsanlage koncentriren. Aber, die Entwicklungsstufe der Produktivkraft gegeben, ist immer ein bestimmter Raum erforderlich, und das Bauen in die Höhe hat auch seine bestimmten praktischen Grenzen. Ueber diese hinaus erfordert Ausdehnung der Produktion auch Erweiterung des Boden- raums. Das in Maschinen u. s. w. angelegte fixe Kapital verbessert sich nicht durch den Gebrauch, sondern verschleisst im Gegentheil. In Folge neuer Erfindungen können auch hier einzelne Verbesse- rungen angebracht werden, aber die Entwicklung der Produktiv- kraft als gegeben vorausgesetzt, kann sich die Maschine nur ver- schlechtern. Bei rascher Entwicklung der Produktivkraft muss die ganze alte Maschinerie durch vortheilhaftere ersetzt werden, also verloren gehn. Die Erde dagegen, richtig behandelt, verbessert sich fortwährend. Der Vorzug der Erde, dass successive Kapital- anlagen Vortheil bringen können, ohne dass die frühern verloren gehn, schliesst zugleich die Möglichkeit der Ertragsdifferenz dieser successiven Kapitalanlagen ein. 42) Ueber. Fallen der Bodenpreise bei Steigen der Rente als Thatsache siehe Passy.

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0302_1894/323>, abgerufen am 25.04.2024.