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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894.

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hat er, gut in der Achtung des Bankiers zu stehn, immer respek-
tabel zu erscheinen! Das Stirnrunzeln des Bankiers hat mehr Ein-
fluss auf ihn, als die Moralpredigten seiner Freunde; zittert er
nicht im Verdacht zu stehn, sich einer Täuschung oder der kleinsten
unrichtigen Aussage schuldig gemacht zu haben, aus Furcht, dies
könne Verdacht erregen, und in Folge dessen könne seine Bank-
akkomodation beschränkt oder gekündigt werden! Der Rath des
Bankiers ist ihm wichtiger als der des Geistlichen." (G. M. Bell,
schottischer Bankdirigent, The Philosophy of Joint Stock Banking.
London 1840, p. 46, 47.)



Vierunddreissigstes Kapitel.
Das Currency Principle und die englische Bankgesetzgebung
von 1844.

[In einer frühern Schrift13) ist die Theorie Ricardo's über den
Werth des Geldes im Verhältniss zu den Preisen der Waaren
untersucht worden; wir können uns daher hier auf das Nöthigste
beschränken. Nach Ricardo wird der Werth des -- metallischen --
Geldes bestimmt durch die in ihm vergegenständlichte Arbeitszeit,
aber nur solange die Quantität des Geldes im richtigen Verhältniss
steht zu Menge und Preis der umzusetzenden Waaren. Steigt die
Quantität des Geldes über dies Verhältniss, so sinkt sein Werth,
die Waarenpreise steigen; fällt sie unter das richtige Verhältniss,
so steigt sein Werth, und die Waarenpreise fallen -- bei sonst
gleichbleibenden Umständen. Im ersten Fall wird das Land, wo
dieser Ueberschuss von Gold besteht, das unter seinen Werth ge-
sunkene Gold ausführen und Waaren einführen; im zweiten wird
Gold hinströmen zu den Ländern, wo es über seinen Werth ge-
schätzt wird, während die unterschätzten Waaren von dort zu
andern Märkten fliessen, wo sie normale Preise erzielen können.
Da unter diesen Voraussetzungen "das Gold selbst, sei es als
Münze, sei es als Barre, Werthzeichen von grösserem oder ge-
ringerem Metallwerth als seinem eignen werden kann, so versteht
es sich, dass etwa cirkulirende konvertible Banknoten dasselbe
Schicksal theilen. Obgleich die Banknoten konvertibel sind, also
ihr Realwerth ihrem Nominalwerth entspricht, kann die Gesammt-
masse des cirkulirenden Geldes, Gold und Noten (the aggregate

13) K. Marx. Zur Kritik der politischen Oekonomie. Berlin 1859, s. 150 ff.

hat er, gut in der Achtung des Bankiers zu stehn, immer respek-
tabel zu erscheinen! Das Stirnrunzeln des Bankiers hat mehr Ein-
fluss auf ihn, als die Moralpredigten seiner Freunde; zittert er
nicht im Verdacht zu stehn, sich einer Täuschung oder der kleinsten
unrichtigen Aussage schuldig gemacht zu haben, aus Furcht, dies
könne Verdacht erregen, und in Folge dessen könne seine Bank-
akkomodation beschränkt oder gekündigt werden! Der Rath des
Bankiers ist ihm wichtiger als der des Geistlichen.“ (G. M. Bell,
schottischer Bankdirigent, The Philosophy of Joint Stock Banking.
London 1840, p. 46, 47.)



Vierunddreissigstes Kapitel.
Das Currency Principle und die englische Bankgesetzgebung
von 1844.

[In einer frühern Schrift13) ist die Theorie Ricardo’s über den
Werth des Geldes im Verhältniss zu den Preisen der Waaren
untersucht worden; wir können uns daher hier auf das Nöthigste
beschränken. Nach Ricardo wird der Werth des — metallischen —
Geldes bestimmt durch die in ihm vergegenständlichte Arbeitszeit,
aber nur solange die Quantität des Geldes im richtigen Verhältniss
steht zu Menge und Preis der umzusetzenden Waaren. Steigt die
Quantität des Geldes über dies Verhältniss, so sinkt sein Werth,
die Waarenpreise steigen; fällt sie unter das richtige Verhältniss,
so steigt sein Werth, und die Waarenpreise fallen — bei sonst
gleichbleibenden Umständen. Im ersten Fall wird das Land, wo
dieser Ueberschuss von Gold besteht, das unter seinen Werth ge-
sunkene Gold ausführen und Waaren einführen; im zweiten wird
Gold hinströmen zu den Ländern, wo es über seinen Werth ge-
schätzt wird, während die unterschätzten Waaren von dort zu
andern Märkten fliessen, wo sie normale Preise erzielen können.
Da unter diesen Voraussetzungen „das Gold selbst, sei es als
Münze, sei es als Barre, Werthzeichen von grösserem oder ge-
ringerem Metallwerth als seinem eignen werden kann, so versteht
es sich, dass etwa cirkulirende konvertible Banknoten dasselbe
Schicksal theilen. Obgleich die Banknoten konvertibel sind, also
ihr Realwerth ihrem Nominalwerth entspricht, kann die Gesammt-
masse des cirkulirenden Geldes, Gold und Noten (the aggregate

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[85/0094] hat er, gut in der Achtung des Bankiers zu stehn, immer respek- tabel zu erscheinen! Das Stirnrunzeln des Bankiers hat mehr Ein- fluss auf ihn, als die Moralpredigten seiner Freunde; zittert er nicht im Verdacht zu stehn, sich einer Täuschung oder der kleinsten unrichtigen Aussage schuldig gemacht zu haben, aus Furcht, dies könne Verdacht erregen, und in Folge dessen könne seine Bank- akkomodation beschränkt oder gekündigt werden! Der Rath des Bankiers ist ihm wichtiger als der des Geistlichen.“ (G. M. Bell, schottischer Bankdirigent, The Philosophy of Joint Stock Banking. London 1840, p. 46, 47.) Vierunddreissigstes Kapitel. Das Currency Principle und die englische Bankgesetzgebung von 1844. [In einer frühern Schrift 13) ist die Theorie Ricardo’s über den Werth des Geldes im Verhältniss zu den Preisen der Waaren untersucht worden; wir können uns daher hier auf das Nöthigste beschränken. Nach Ricardo wird der Werth des — metallischen — Geldes bestimmt durch die in ihm vergegenständlichte Arbeitszeit, aber nur solange die Quantität des Geldes im richtigen Verhältniss steht zu Menge und Preis der umzusetzenden Waaren. Steigt die Quantität des Geldes über dies Verhältniss, so sinkt sein Werth, die Waarenpreise steigen; fällt sie unter das richtige Verhältniss, so steigt sein Werth, und die Waarenpreise fallen — bei sonst gleichbleibenden Umständen. Im ersten Fall wird das Land, wo dieser Ueberschuss von Gold besteht, das unter seinen Werth ge- sunkene Gold ausführen und Waaren einführen; im zweiten wird Gold hinströmen zu den Ländern, wo es über seinen Werth ge- schätzt wird, während die unterschätzten Waaren von dort zu andern Märkten fliessen, wo sie normale Preise erzielen können. Da unter diesen Voraussetzungen „das Gold selbst, sei es als Münze, sei es als Barre, Werthzeichen von grösserem oder ge- ringerem Metallwerth als seinem eignen werden kann, so versteht es sich, dass etwa cirkulirende konvertible Banknoten dasselbe Schicksal theilen. Obgleich die Banknoten konvertibel sind, also ihr Realwerth ihrem Nominalwerth entspricht, kann die Gesammt- masse des cirkulirenden Geldes, Gold und Noten (the aggregate 13) K. Marx. Zur Kritik der politischen Oekonomie. Berlin 1859, s. 150 ff.

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0302_1894/94>, abgerufen am 18.04.2024.