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Melander, Otto: [Joco-seria] Das ander theil dieses Schimpff vnd Ernsts. Bd. 2. Lich, 1605.

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daß er sie darnber schluge. Wann sie frgent
noth wegen jhr Kleydung waschen muste/ ging er
zu ettlichen seiner Gesellen/ bleib zween oder drey
tag bey jhnen/ fraß vnd soff/ nachmals wenn er
wider heim kame/ fing er an zu schelten vnnd zu
schlagen/ da er doch meistentheils nicht die gering-
ste vrsach hierzu hatte. War das essen etwas zu
heiß/ oder etwas zu leiß gesaltzen/ so thet er anders
nit/ als ob er vnsinnig were/ vnnd alles zu vnderst
vnnd zu oberst kehren wolte/ Solches dultet
das fromme Weib alles/ redt jhrem vngestum-
men Mann nichts ein/ sondern vnderstund nur
durch glimpfliche/ Freundliche vnnd sanffte wort
jhn zu mildern vnnd zu versöhnen. Nun begab
sichs auff ein zeit/ daß sie sehr schwach wirdt/ der-
wegen bat sie GOTT tag vnd Nacht/ da jhr man
sich nicht bessern solte/ daß er sie nicht wider zur ge-
sundheit kommen lassen/ sondern in sein ewigen freu-
den saal nemen wolte. Aber Gott will/ dz wir durch
Creutz vnd trübsal in das ewig Leben eingehen sol-
len. Läst also diß Weib in kurtzer zeit wider zu
jhrer vorigen gesundtheit kommen. Da es nun also
besser worden war mit jhr/ da legt sich der Mann/
vnd wird so schwach/ dz kein hoffnung des Lebens
mehr fürhanden war. Die Fraw bitt Gott für vnd
für/ dz er jn entweder durch diß schwachheit bessern/
oder aber von diser Welt abfordern wolte. Vun da-
mit ja die Fraw diser bitt desto mehr möchte geweh-
ret werden/ verheist sie jhrer Magd ein verehrung/
wen sie Gott vmb jtzt gemelt jres manns besserung
oder aber abforderung anruffen wurde. Was ge-
schihet aber? Der man bessert sich durch diß schwach-
heit gar nichts/ sondern lag im Beth/ fluchet/ schalt/
vnd schlug auch vnderweilen/ wie zuvor. Die Fraw
sagt zu d Magd: Dorothe/ du bist mir nit zu willen/
dan du thust entweder gar kein gebet/ od gehet solches

nicht
B iiij

daß er ſie darnber ſchluge. Wann ſie frgent
noth wegen jhr Kleydung waſchen muſte/ ging er
zu ettlichen ſeiner Geſellen/ bleib zween oder drey
tag bey jhnen/ fraß vnd ſoff/ nachmals wenn er
wider heim kame/ fing er an zu ſchelten vnnd zu
ſchlagen/ da er doch meiſtentheils nicht die gering-
ſte vrſach hierzu hatte. War das eſſen etwas zu
heiß/ oder etwas zu leiß geſaltzen/ ſo thet er anders
nit/ als ob er vnſinnig were/ vnnd alles zu vnderſt
vnnd zu oberſt kehren wolte/ Solches dultet
das fromme Weib alles/ redt jhrem vngeſtum-
men Mann nichts ein/ ſondern vnderſtund nur
durch glimpfliche/ Freundliche vnnd ſanffte wort
jhn zu mildern vnnd zu verſoͤhnen. Nun begab
ſichs auff ein zeit/ daß ſie ſehr ſchwach wirdt/ der-
wegen bat ſie GOTT tag vnd Nacht/ da jhr man
ſich nicht beſſern ſolte/ daſz er ſie nicht wider zur ge-
ſundheit kom̃en laſſen/ ſondern in ſein ewigen freu-
den ſaal nemen wolte. Aber Gott will/ dz wir durch
Creutz vnd truͤbſal in das ewig Leben eingehẽ ſol-
len. Laͤſt alſo diß Weib in kurtzer zeit wider zu
jhrer vorigen geſundtheit kommen. Da es nun alſo
beſſer worden war mit jhr/ da legt ſich der Mann/
vnd wird ſo ſchwach/ dz kein hoffnung des Lebens
mehr fuͤrhanden war. Die Fraw bitt Gott fuͤr vnd
fuͤr/ dz er jn entweder durch diß ſchwachheit beſſern/
oder aber von diſer Welt abfordern wolte. Vũ da-
mit ja die Fraw diſer bitt deſto mehr moͤchte geweh-
ret werden/ verheiſt ſie jhrer Magd ein verehrung/
wen ſie Gott vmb jtzt gemelt jres manns beſſerung
oder aber abforderung anruffen wurde. Was ge-
ſchihet aber? Der mã beſſert ſich durch diß ſchwach-
heit gar nichts/ ſondern lag im Beth/ fluchet/ ſchalt/
vnd ſchlug auch vnderweilen/ wie zuvor. Die Fraw
ſagt zu ď Magd: Dorothe/ du biſt mir nit zu willẽ/
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[23/0027] daß er ſie darnber ſchluge. Wann ſie frgent noth wegen jhr Kleydung waſchen muſte/ ging er zu ettlichen ſeiner Geſellen/ bleib zween oder drey tag bey jhnen/ fraß vnd ſoff/ nachmals wenn er wider heim kame/ fing er an zu ſchelten vnnd zu ſchlagen/ da er doch meiſtentheils nicht die gering- ſte vrſach hierzu hatte. War das eſſen etwas zu heiß/ oder etwas zu leiß geſaltzen/ ſo thet er anders nit/ als ob er vnſinnig were/ vnnd alles zu vnderſt vnnd zu oberſt kehren wolte/ Solches dultet das fromme Weib alles/ redt jhrem vngeſtum- men Mann nichts ein/ ſondern vnderſtund nur durch glimpfliche/ Freundliche vnnd ſanffte wort jhn zu mildern vnnd zu verſoͤhnen. Nun begab ſichs auff ein zeit/ daß ſie ſehr ſchwach wirdt/ der- wegen bat ſie GOTT tag vnd Nacht/ da jhr man ſich nicht beſſern ſolte/ daſz er ſie nicht wider zur ge- ſundheit kom̃en laſſen/ ſondern in ſein ewigen freu- den ſaal nemen wolte. Aber Gott will/ dz wir durch Creutz vnd truͤbſal in das ewig Leben eingehẽ ſol- len. Laͤſt alſo diß Weib in kurtzer zeit wider zu jhrer vorigen geſundtheit kommen. Da es nun alſo beſſer worden war mit jhr/ da legt ſich der Mann/ vnd wird ſo ſchwach/ dz kein hoffnung des Lebens mehr fuͤrhanden war. Die Fraw bitt Gott fuͤr vnd fuͤr/ dz er jn entweder durch diß ſchwachheit beſſern/ oder aber von diſer Welt abfordern wolte. Vũ da- mit ja die Fraw diſer bitt deſto mehr moͤchte geweh- ret werden/ verheiſt ſie jhrer Magd ein verehrung/ wen ſie Gott vmb jtzt gemelt jres manns beſſerung oder aber abforderung anruffen wurde. Was ge- ſchihet aber? Der mã beſſert ſich durch diß ſchwach- heit gar nichts/ ſondern lag im Beth/ fluchet/ ſchalt/ vnd ſchlug auch vnderweilen/ wie zuvor. Die Fraw ſagt zu ď Magd: Dorothe/ du biſt mir nit zu willẽ/ dã du thuſt entweder gar kein gebet/ oď gehet ſolches nicht B iiij

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Zitationshilfe: Melander, Otto: [Joco-seria] Das ander theil dieses Schimpff vnd Ernsts. Bd. 2. Lich, 1605, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria02_1605/27>, abgerufen am 25.04.2024.