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Menger, Carl: Die Irrthümer des Historismus in der deutschen Nationalökonomie. Wien, 1884.

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Manne, in dessen Geiste jedes Streben nach Reform der
theoretischen Nationalökonomie, ja jede Pflege dieser
letztern sich als Manchesterthum spiegelt. Discutiren
Sie, ohne in einen heiteren Ton zu verfallen, über die
obigen Fragen mit einem Gelehrten, dessen ganzes
einigermassen originelles Wissen auf dem Gebiete
der theoretischen Nationalökonomie in einem Urschleime
historisch-statistischen Materiales besteht, mit einem
Gelehrten, welcher die einfachsten Begriffe der Wissen-
schaftslehre unablässig mit einander verwechselt! Und
ein solcher Streit sollte mir Genugthuung verschaffen?
Wären Schmoller's Einwendungen gegen die Er-
gebnisse meiner methodologischen Untersuchungen mir
nicht aus Gründen werthvoll, über welche ich mich
in meinem ersten Briefe bereits ausgesprochen habe,
wie gerne verzichtete ich auf die mir nichts weniger
als erwünschte Discussion mit demselben und be-
schränkte mich darauf, die auffälligsten Entstellungen
meiner Ansichten in seinem Jahrbuche, in ähnlicher
Weise richtig zu stellen, wie ich dies gegenüber einem
geistesverwandten Genossen desselben an anderer
Stelle gethan habe.

Auch glauben Sie ja nicht, dass eine Discussion
mit einem Gegner, wie Schmoller, müheloser, als
mit einem in den behandelten Fragen noch so wohl
orientirten Gelehrten sei. Wie leicht ist es einen solchen
zu belehren, oder von ihm sich eines Besseren be-
lehren zu lassen? Wie leicht ist es, -- im Verhältnisse
-- in dem consequenten Gedankengefüge eines sach-
kundigen Forschers einzelne Unrichtigkeiten, ja einzelne
Inconsequenzen und Irrthümer zu entdecken, und durch
Blosslegung und Berichtigung derselben zur Förderung
der Wissenschaft beizutragen? Wie erfreulich überdies,
auf diese Weise einem Autor für die Berichtigung

Manne, in dessen Geiste jedes Streben nach Reform der
theoretischen Nationalökonomie, ja jede Pflege dieser
letztern sich als Manchesterthum spiegelt. Discutiren
Sie, ohne in einen heiteren Ton zu verfallen, über die
obigen Fragen mit einem Gelehrten, dessen ganzes
einigermassen originelles Wissen auf dem Gebiete
der theoretischen Nationalökonomie in einem Urschleime
historisch-statistischen Materiales besteht, mit einem
Gelehrten, welcher die einfachsten Begriffe der Wissen-
schaftslehre unablässig mit einander verwechselt! Und
ein solcher Streit sollte mir Genugthuung verschaffen?
Wären Schmoller’s Einwendungen gegen die Er-
gebnisse meiner methodologischen Untersuchungen mir
nicht aus Gründen werthvoll, über welche ich mich
in meinem ersten Briefe bereits ausgesprochen habe,
wie gerne verzichtete ich auf die mir nichts weniger
als erwünschte Discussion mit demselben und be-
schränkte mich darauf, die auffälligsten Entstellungen
meiner Ansichten in seinem Jahrbuche, in ähnlicher
Weise richtig zu stellen, wie ich dies gegenüber einem
geistesverwandten Genossen desselben an anderer
Stelle gethan habe.

Auch glauben Sie ja nicht, dass eine Discussion
mit einem Gegner, wie Schmoller, müheloser, als
mit einem in den behandelten Fragen noch so wohl
orientirten Gelehrten sei. Wie leicht ist es einen solchen
zu belehren, oder von ihm sich eines Besseren be-
lehren zu lassen? Wie leicht ist es, — im Verhältnisse
— in dem consequenten Gedankengefüge eines sach-
kundigen Forschers einzelne Unrichtigkeiten, ja einzelne
Inconsequenzen und Irrthümer zu entdecken, und durch
Blosslegung und Berichtigung derselben zur Förderung
der Wissenschaft beizutragen? Wie erfreulich überdies,
auf diese Weise einem Autor für die Berichtigung

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[72/0088] Manne, in dessen Geiste jedes Streben nach Reform der theoretischen Nationalökonomie, ja jede Pflege dieser letztern sich als Manchesterthum spiegelt. Discutiren Sie, ohne in einen heiteren Ton zu verfallen, über die obigen Fragen mit einem Gelehrten, dessen ganzes einigermassen originelles Wissen auf dem Gebiete der theoretischen Nationalökonomie in einem Urschleime historisch-statistischen Materiales besteht, mit einem Gelehrten, welcher die einfachsten Begriffe der Wissen- schaftslehre unablässig mit einander verwechselt! Und ein solcher Streit sollte mir Genugthuung verschaffen? Wären Schmoller’s Einwendungen gegen die Er- gebnisse meiner methodologischen Untersuchungen mir nicht aus Gründen werthvoll, über welche ich mich in meinem ersten Briefe bereits ausgesprochen habe, wie gerne verzichtete ich auf die mir nichts weniger als erwünschte Discussion mit demselben und be- schränkte mich darauf, die auffälligsten Entstellungen meiner Ansichten in seinem Jahrbuche, in ähnlicher Weise richtig zu stellen, wie ich dies gegenüber einem geistesverwandten Genossen desselben an anderer Stelle gethan habe. Auch glauben Sie ja nicht, dass eine Discussion mit einem Gegner, wie Schmoller, müheloser, als mit einem in den behandelten Fragen noch so wohl orientirten Gelehrten sei. Wie leicht ist es einen solchen zu belehren, oder von ihm sich eines Besseren be- lehren zu lassen? Wie leicht ist es, — im Verhältnisse — in dem consequenten Gedankengefüge eines sach- kundigen Forschers einzelne Unrichtigkeiten, ja einzelne Inconsequenzen und Irrthümer zu entdecken, und durch Blosslegung und Berichtigung derselben zur Förderung der Wissenschaft beizutragen? Wie erfreulich überdies, auf diese Weise einem Autor für die Berichtigung

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Zitationshilfe: Menger, Carl: Die Irrthümer des Historismus in der deutschen Nationalökonomie. Wien, 1884, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menger_historismus_1884/88>, abgerufen am 24.04.2024.