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Mesmer, Franz Anton: Abhandlung über die Entdeckung des thierischen Magnetismus. Carlsruhe, 1781.

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Betrug und Verwirrung der Vernunft hät-
ten sich umsonst bemühet, ganze Völker zu
vereinigen, so augenscheinlich ungereimten und
lächerlichen Lehrgebäuden allgemeinen Beyfall
und Annahme zu verschaffen, wie sie noch
jetzo haben. Wahrheit und allgemeines Jnter-
esse allein waren fähig, dergleichen Meynun-
gen allgemein zu machen.

Es läßt sich daher behaupten, daß sich un-
ter den allgemeinen Meynungen aller Zeiten
(wenn sie anderst ihren Grund nicht in dem
menschlichen Herzen haben) sehr wenige fin-
den, sie mögen auch so lächerlich, ja aus-
schweiffend seyn als sie immer wollen, welche
nicht als Ueberbleibsel einer anfänglich anerkann-
ten Warheit, könnten betrachtet werden. Der-
gleichen Betrachtungen, stellte ich über die
menschliche Känntnisse überhaupt, insonderheit
aber über das Schicksal der Lehre: Vom Ein-
fluß der Himmelskörper auf unsere Erde, an.
Betrachtungen, die mich veranlaßten, unter
den Trümmern, dieser, durch Unwissenheit,
verächtlich gewordenen Wissenschafft, das, in
ihr vielleicht enthaltene Nützliche und Wahre
aufzusuchen.

Meine Gedanken, über diesen Gegenstand,
gab ich 1766 in Wien in einer Abhandlung:

Betrug und Verwirrung der Vernunft haͤt-
ten ſich umſonſt bemuͤhet, ganze Voͤlker zu
vereinigen, ſo augenſcheinlich ungereimten und
laͤcherlichen Lehrgebaͤuden allgemeinen Beyfall
und Annahme zu verſchaffen, wie ſie noch
jetzo haben. Wahrheit und allgemeines Jnter-
eſſe allein waren faͤhig, dergleichen Meynun-
gen allgemein zu machen.

Es laͤßt ſich daher behaupten, daß ſich un-
ter den allgemeinen Meynungen aller Zeiten
(wenn ſie anderſt ihren Grund nicht in dem
menſchlichen Herzen haben) ſehr wenige fin-
den, ſie moͤgen auch ſo laͤcherlich, ja aus-
ſchweiffend ſeyn als ſie immer wollen, welche
nicht als Ueberbleibſel einer anfaͤnglich anerkann-
ten Warheit, koͤnnten betrachtet werden. Der-
gleichen Betrachtungen, ſtellte ich uͤber die
menſchliche Kaͤnntniſſe uͤberhaupt, inſonderheit
aber uͤber das Schickſal der Lehre: Vom Ein-
fluß der Himmelskoͤrper auf unſere Erde, an.
Betrachtungen, die mich veranlaßten, unter
den Truͤmmern, dieſer, durch Unwiſſenheit,
veraͤchtlich gewordenen Wiſſenſchafft, das, in
ihr vielleicht enthaltene Nuͤtzliche und Wahre
aufzuſuchen.

Meine Gedanken, uͤber dieſen Gegenſtand,
gab ich 1766 in Wien in einer Abhandlung:

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[8/0012] Betrug und Verwirrung der Vernunft haͤt- ten ſich umſonſt bemuͤhet, ganze Voͤlker zu vereinigen, ſo augenſcheinlich ungereimten und laͤcherlichen Lehrgebaͤuden allgemeinen Beyfall und Annahme zu verſchaffen, wie ſie noch jetzo haben. Wahrheit und allgemeines Jnter- eſſe allein waren faͤhig, dergleichen Meynun- gen allgemein zu machen. Es laͤßt ſich daher behaupten, daß ſich un- ter den allgemeinen Meynungen aller Zeiten (wenn ſie anderſt ihren Grund nicht in dem menſchlichen Herzen haben) ſehr wenige fin- den, ſie moͤgen auch ſo laͤcherlich, ja aus- ſchweiffend ſeyn als ſie immer wollen, welche nicht als Ueberbleibſel einer anfaͤnglich anerkann- ten Warheit, koͤnnten betrachtet werden. Der- gleichen Betrachtungen, ſtellte ich uͤber die menſchliche Kaͤnntniſſe uͤberhaupt, inſonderheit aber uͤber das Schickſal der Lehre: Vom Ein- fluß der Himmelskoͤrper auf unſere Erde, an. Betrachtungen, die mich veranlaßten, unter den Truͤmmern, dieſer, durch Unwiſſenheit, veraͤchtlich gewordenen Wiſſenſchafft, das, in ihr vielleicht enthaltene Nuͤtzliche und Wahre aufzuſuchen. Meine Gedanken, uͤber dieſen Gegenſtand, gab ich 1766 in Wien in einer Abhandlung:

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Zitationshilfe: Mesmer, Franz Anton: Abhandlung über die Entdeckung des thierischen Magnetismus. Carlsruhe, 1781, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mesmer_magnetismus_1781/12>, abgerufen am 25.04.2024.