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Meyer, Franz Heinrich: Der in Erwegung göttlicher Wollthaten sich recht verhaltende Israeliter. Hildesheim, 1716.

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ICh war der Hoffnung zwar das Glücke hier zu haben / Dich hochgeprießnen Mann zu kennen und zu sehn. Ich wolt' an deiner Lehr / wie einer Qvell / mich laben / Wie aber seh ich Dich nun in dem Sarge stehn? Du hast mit allem Ruhm in dieser Stadt gelehret / Und dein gehabtes Ampt mit aller Treu verricht' / Und darum wird dein Nahm von jederman geehret / Der Du geleuchtet hast gleich als das Sonnen-Licht. Gewißlich / wo Gebeht und Seufftzer hätten können Dich retten von dem Tod / Du lebtest noch anitzt / Dir war vor andern ja das Leben wohl zu gönnen / Der Du sehr vielen hast gedienet und genützt. Ich habe nun das Glück zwar also nicht genossen / Dich hochverdienten Mann zu hören und zu sehn. Doch was für Lehren sonst von deiner Treu geflossen / Soll / weil ich leben werd / an meine Seele gehn. Ich will auch bey dem Sarg hin in mein Hertze schreiben Des Glaubens Beyspiel / als den Inhalt treuer Lehr. Es heist ja / lasset doch in dem Gedächtniß bleiben Der Lehrer Zeugniß und versiegelt das Gehör. Ja schaut ihr Ende an / das alle Wercke krönet / Das Ende / das ohn dem man frühe lernen muß. O woll! wer sich darnach in Glaubens-Folge sehnet / Der lebet / leydet / kranckt / und stirbet ohn Verdruß. Indessen wünsch ich / daß solang als Menschen leben / GOtt sein so theures Wort erhalte und bewahr / Damit wir festiglich an solchen gleichsam kleben / Und unter seinem Schutz besiegen die Gefahr. GOtt wolle selbst mit Trost die Traurigen erquicken / Und auff den Trauer-Tag gewähren viele Freud. GOtt laß es seiner Kirch in Gnaden doch gelücken / Und gönne / daß Sie bald verwechßle solches Leyd.

G. A. Steinmann. e Salinis Heroum Hannoveranus.

Gymn. Andr. Hild. Alumnus.

ICh war der Hoffnung zwar das Glücke hier zu haben / Dich hochgeprießnen Mann zu kennen und zu sehn. Ich wolt’ an deiner Lehr / wie einer Qvell / mich laben / Wie aber seh ich Dich nun in dem Sarge stehn? Du hast mit allem Ruhm in dieser Stadt gelehret / Und dein gehabtes Ampt mit aller Treu verricht’ / Und darum wird dein Nahm von jederman geehret / Der Du geleuchtet hast gleich als das Sonnen-Licht. Gewißlich / wo Gebeht und Seufftzer hätten können Dich retten von dem Tod / Du lebtest noch anitzt / Dir war vor andern ja das Leben wohl zu gönnen / Der Du sehr vielen hast gedienet und genützt. Ich habe nun das Glück zwar also nicht genossen / Dich hochverdienten Mann zu hören und zu sehn. Doch was für Lehren sonst von deiner Treu geflossen / Soll / weil ich leben werd / an meine Seele gehn. Ich will auch bey dem Sarg hin in mein Hertze schreiben Des Glaubens Beyspiel / als den Inhalt treuer Lehr. Es heist ja / lasset doch in dem Gedächtniß bleiben Der Lehrer Zeugniß und versiegelt das Gehör. Ja schaut ihr Ende an / das alle Wercke krönet / Das Ende / das ohn dem man frühe lernen muß. O woll! wer sich darnach in Glaubens-Folge sehnet / Der lebet / leydet / kranckt / und stirbet ohn Verdruß. Indessen wünsch ich / daß solang als Menschen leben / GOtt sein so theures Wort erhalte und bewahr / Damit wir festiglich an solchen gleichsam kleben / Und unter seinem Schutz besiegen die Gefahr. GOtt wolle selbst mit Trost die Traurigen erquicken / Und auff den Trauer-Tag gewähren viele Freud. GOtt laß es seiner Kirch in Gnaden doch gelücken / Und gönne / daß Sie bald verwechßle solches Leyd.

G. A. Steinmann. e Salinis Heroum Hannoveranus.

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[87/0091] ICh war der Hoffnung zwar das Glücke hier zu haben / Dich hochgeprießnen Mann zu kennen und zu sehn. Ich wolt’ an deiner Lehr / wie einer Qvell / mich laben / Wie aber seh ich Dich nun in dem Sarge stehn? Du hast mit allem Ruhm in dieser Stadt gelehret / Und dein gehabtes Ampt mit aller Treu verricht’ / Und darum wird dein Nahm von jederman geehret / Der Du geleuchtet hast gleich als das Sonnen-Licht. Gewißlich / wo Gebeht und Seufftzer hätten können Dich retten von dem Tod / Du lebtest noch anitzt / Dir war vor andern ja das Leben wohl zu gönnen / Der Du sehr vielen hast gedienet und genützt. Ich habe nun das Glück zwar also nicht genossen / Dich hochverdienten Mann zu hören und zu sehn. Doch was für Lehren sonst von deiner Treu geflossen / Soll / weil ich leben werd / an meine Seele gehn. Ich will auch bey dem Sarg hin in mein Hertze schreiben Des Glaubens Beyspiel / als den Inhalt treuer Lehr. Es heist ja / lasset doch in dem Gedächtniß bleiben Der Lehrer Zeugniß und versiegelt das Gehör. Ja schaut ihr Ende an / das alle Wercke krönet / Das Ende / das ohn dem man frühe lernen muß. O woll! wer sich darnach in Glaubens-Folge sehnet / Der lebet / leydet / kranckt / und stirbet ohn Verdruß. Indessen wünsch ich / daß solang als Menschen leben / GOtt sein so theures Wort erhalte und bewahr / Damit wir festiglich an solchen gleichsam kleben / Und unter seinem Schutz besiegen die Gefahr. GOtt wolle selbst mit Trost die Traurigen erquicken / Und auff den Trauer-Tag gewähren viele Freud. GOtt laß es seiner Kirch in Gnaden doch gelücken / Und gönne / daß Sie bald verwechßle solches Leyd. G. A. Steinmann. e Salinis Heroum Hannoveranus. Gymn. Andr. Hild. Alumnus.

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Zitationshilfe: Meyer, Franz Heinrich: Der in Erwegung göttlicher Wollthaten sich recht verhaltende Israeliter. Hildesheim, 1716, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_israeliter_1716/91>, abgerufen am 28.03.2024.