Auf seine Erkundigung nach dem Herrn Pfarrer zeigte sie ruhig mit der freien Hand durch die Wein¬ laube und den dunkeln Flur nach einer Hinterthür des Hauses, wo die goldene Abendhelle eindrang. Von dorther scholl zu Wasers Verwunderung kriegerischer Gesang.
"Kein schönrer Tod ist in der Welt Als wer vorm Feind hinscheidt . . ."
Das Lied des deutschen Landsknechts, das so todes¬ freudig und doch so lebensmuthig klang, konnte, daran war kein Zweifel, nur aus der kräftigen Kehle seines Freundes kommen. In der That, da kniete er im Schatten einer mächtigen Ulme, und womit beschloß der Pfarrer von Berbenn sein Tagewerk? er schliff am Wetzsteine einen gewaltigen Raufdegen.
Vor Ueberraschung blieb Waser einen Augenblick wortlos stehen. Der Knieende gewahrte ihn, stieß das Schwert in den Rasen, sprang auf, breitete die Arme aus und drückte mit dem Rufe "Herzenswaser!" den Freund an seine breite Brust.
Auf ſeine Erkundigung nach dem Herrn Pfarrer zeigte ſie ruhig mit der freien Hand durch die Wein¬ laube und den dunkeln Flur nach einer Hinterthür des Hauſes, wo die goldene Abendhelle eindrang. Von dorther ſcholl zu Waſers Verwunderung kriegeriſcher Geſang.
„Kein ſchönrer Tod iſt in der Welt Als wer vorm Feind hinſcheidt . . .“
Das Lied des deutſchen Landsknechts, das ſo todes¬ freudig und doch ſo lebensmuthig klang, konnte, daran war kein Zweifel, nur aus der kräftigen Kehle ſeines Freundes kommen. In der That, da kniete er im Schatten einer mächtigen Ulme, und womit beſchloß der Pfarrer von Berbenn ſein Tagewerk? er ſchliff am Wetzſteine einen gewaltigen Raufdegen.
Vor Ueberraſchung blieb Waſer einen Augenblick wortlos ſtehen. Der Knieende gewahrte ihn, ſtieß das Schwert in den Raſen, ſprang auf, breitete die Arme aus und drückte mit dem Rufe „Herzenswaſer!“ den Freund an ſeine breite Bruſt.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0057"n="47"/><p>Auf ſeine Erkundigung nach dem Herrn Pfarrer<lb/>
zeigte ſie ruhig mit der freien Hand durch die Wein¬<lb/>
laube und den dunkeln Flur nach einer Hinterthür des<lb/>
Hauſes, wo die goldene Abendhelle eindrang. Von<lb/>
dorther ſcholl zu Waſers Verwunderung kriegeriſcher<lb/>
Geſang.</p><lb/><lgtype="poem"><l>„Kein ſchönrer Tod iſt in der Welt</l><lb/><l>Als wer vorm Feind hinſcheidt . . .“</l><lb/></lg><p>Das Lied des deutſchen Landsknechts, das ſo todes¬<lb/>
freudig und doch ſo lebensmuthig klang, konnte, daran<lb/>
war kein Zweifel, nur aus der kräftigen Kehle ſeines<lb/>
Freundes kommen. In der That, da kniete er im<lb/>
Schatten einer mächtigen Ulme, und womit beſchloß der<lb/>
Pfarrer von Berbenn ſein Tagewerk? er ſchliff am<lb/>
Wetzſteine einen gewaltigen Raufdegen.</p><lb/><p>Vor Ueberraſchung blieb Waſer einen Augenblick<lb/>
wortlos ſtehen. Der Knieende gewahrte ihn, ſtieß das<lb/>
Schwert in den Raſen, ſprang auf, breitete die Arme<lb/>
aus und drückte mit dem Rufe „Herzenswaſer!“ den<lb/>
Freund an ſeine breite Bruſt.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></div></body></text></TEI>
[47/0057]
Auf ſeine Erkundigung nach dem Herrn Pfarrer
zeigte ſie ruhig mit der freien Hand durch die Wein¬
laube und den dunkeln Flur nach einer Hinterthür des
Hauſes, wo die goldene Abendhelle eindrang. Von
dorther ſcholl zu Waſers Verwunderung kriegeriſcher
Geſang.
„Kein ſchönrer Tod iſt in der Welt
Als wer vorm Feind hinſcheidt . . .“
Das Lied des deutſchen Landsknechts, das ſo todes¬
freudig und doch ſo lebensmuthig klang, konnte, daran
war kein Zweifel, nur aus der kräftigen Kehle ſeines
Freundes kommen. In der That, da kniete er im
Schatten einer mächtigen Ulme, und womit beſchloß der
Pfarrer von Berbenn ſein Tagewerk? er ſchliff am
Wetzſteine einen gewaltigen Raufdegen.
Vor Ueberraſchung blieb Waſer einen Augenblick
wortlos ſtehen. Der Knieende gewahrte ihn, ſtieß das
Schwert in den Raſen, ſprang auf, breitete die Arme
aus und drückte mit dem Rufe „Herzenswaſer!“ den
Freund an ſeine breite Bruſt.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_jenatsch_1876/57>, abgerufen am 28.03.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.