Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665.

Bild:
<< vorherige Seite

telem zu seinem Lehrmeister/ lase der Griechischen Poeten Vers eiferig/ hielte sie in grossen ehren: wie er dann deß Homeri Vers in einem guldenen Kästlein mit sich geführet. Darbej/ wie seine Thaten mit sich bringen/ ware er großmütig/ unerschroken/ gab sich etwan nur gar zu weit in gefahr / wurde verwundet/ und darüber von den Seinen dessentwegen gestrafft/ Er ware fertig von Raht und That/ ein guter Soldat/ und wußte (wie jener sagt) wol/ daß in Schlachten mehr gute Ordnung und steiff zusammen geschlagene Glider gewünnen/ als die Waffen. Sanfftmütig / mild und frejgebig erzeigte er sich auch gegen die überwundnen.

Wann es ist wie einer schreibt/ so hat auf einen tag der Diogenes und Alexander. reichste Herr in der Welt Alexander und der allerärmste Philosophus Diogenes Cynicus, in seinem Faß zu Athen den geist aufgeben. Alexander hatte im durchreisen Diogenes Laert. l. 6. underschiedlichs mit disem Diogene wollen handlen/ jhme auch Königliche Verehrungen anerbotten/ welche Diogenes ausgeschlagen/ und nur begehrt/ der König solle vor seinem Faß weggehen/ und der Sonnenschein jhme nich mißgönnen. Die lezteren Reden Diogenis/ auf befragen hin/ wie man ihn begraben solte/ waren/ man solte ihn auf den bauch legen. Widerum gefraget/ warum das? sprach er/ weiln sich alles in der Welt verkehre/ so möchte sein leichnam sich villeicht auch wider umbkehren. Als weiters an ihn gesezt wurde wegen der Begräbnus/ gab er dise antwort: So werffet mich auf das Feld hinaus/ und im gegentheil eingeworffen wurde/ so werden dich die Vögel und wilden Thier fressen/ sagte er: Leget ein steken zu mir/ so wil ich sie verjagen. Hier auff wurde von einem widerredt: Er wurde solches wol bleiben lassen alsdann/ weiln er weder sich regen/ noch irgend eine Empfindtnus mehr haben werde. Wolan/ sprach Diogenes, wann ich nichts mehr empfinden kan/ was vexiert ihr mich dann mit den Vöglen und Thieren/ laßt sie nur immer fressen.

telem zu seinem Lehrmeister/ lase der Griechischen Poeten Vers eiferig/ hielte sie in grossen ehren: wie er dann deß Homeri Vers in einem guldenen Kästlein mit sich geführet. Darbej/ wie seine Thaten mit sich bringen/ ware er großmütig/ unerschroken/ gab sich etwan nur gar zu weit in gefahr / wurde verwundet/ und darüber von den Seinen dessentwegen gestrafft/ Er ware fertig von Raht und That/ ein guter Soldat/ und wußte (wie jener sagt) wol/ daß in Schlachten mehr gute Ordnung und steiff zusammen geschlagene Glider gewünnen/ als die Waffen. Sanfftmütig / mild und frejgebig erzeigte er sich auch gegen die überwundnen.

Wann es ist wie einer schreibt/ so hat auf einen tag der Diogenes und Alexander. reichste Herr in der Welt Alexander und der allerärmste Philosophus Diogenes Cynicus, in seinem Faß zu Athen den geist aufgeben. Alexander hatte im durchreisen Diogenes Laert. l. 6. underschiedlichs mit disem Diogene wollen handlen/ jhme auch Königliche Verehrungen anerbotten/ welche Diogenes ausgeschlagen/ und nur begehrt/ der König solle vor seinem Faß weggehen/ und der Sonnenschein jhme nich mißgönnen. Die lezteren Reden Diogenis/ auf befragen hin/ wie man ihn begraben solte/ waren/ man solte ihn auf den bauch legen. Widerum gefraget/ warum das? sprach er/ weiln sich alles in der Welt verkehre/ so möchte sein leichnam sich villeicht auch wider umbkehren. Als weiters an ihn gesezt wurde wegen der Begräbnus/ gab er dise antwort: So werffet mich auf das Feld hinaus/ und im gegentheil eingeworffen wurde/ so werden dich die Vögel und wilden Thier fressen/ sagte er: Leget ein steken zu mir/ so wil ich sie verjagen. Hier auff wurde von einem widerredt: Er wurde solches wol bleiben lassen alsdann/ weiln er weder sich regen/ noch irgend eine Empfindtnus mehr haben werde. Wolan/ sprach Diogenes, wann ich nichts mehr empfinden kan/ was vexiert ihr mich dann mit den Vöglen und Thieren/ laßt sie nur immer fressen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0124" n="94"/>
telem zu seinem Lehrmeister/ lase            der Griechischen Poeten Vers eiferig/ hielte sie in grossen ehren: wie er dann deß Homeri            Vers in einem guldenen Kästlein mit sich geführet. Darbej/ wie seine Thaten mit sich            bringen/ ware er großmütig/ unerschroken/ gab sich etwan nur gar zu weit in gefahr /            wurde verwundet/ und darüber von den Seinen dessentwegen gestrafft/ Er ware fertig von            Raht und That/ ein guter Soldat/ und wußte (wie jener sagt) wol/ daß in Schlachten mehr            gute Ordnung und steiff zusammen geschlagene Glider gewünnen/ als die Waffen. Sanfftmütig           / mild und frejgebig erzeigte er sich auch gegen die überwundnen.</p>
        <p>Wann es ist wie einer schreibt/ so hat auf einen tag der <note place="left">Diogenes und              Alexander.</note> reichste Herr in der Welt Alexander und der allerärmste Philosophus            Diogenes Cynicus, in seinem Faß zu Athen den geist aufgeben. Alexander hatte im            durchreisen <note place="left">Diogenes Laert. l. 6.</note> underschiedlichs mit disem            Diogene wollen handlen/ jhme auch Königliche Verehrungen anerbotten/ welche Diogenes            ausgeschlagen/ und nur begehrt/ der König solle vor seinem Faß weggehen/ und der            Sonnenschein jhme nich mißgönnen. Die lezteren Reden Diogenis/ auf befragen hin/ wie man            ihn begraben solte/ waren/ man solte ihn auf den bauch legen. Widerum gefraget/ warum            das? sprach er/ weiln sich alles in der Welt verkehre/ so möchte sein leichnam sich            villeicht auch wider umbkehren. Als weiters an ihn gesezt wurde wegen der Begräbnus/ gab            er dise antwort: So werffet mich auf das Feld hinaus/ und im gegentheil eingeworffen            wurde/ so werden dich die Vögel und wilden Thier fressen/ sagte er: Leget ein steken zu            mir/ so wil ich sie verjagen. Hier auff wurde von einem widerredt: Er wurde solches wol            bleiben lassen alsdann/ weiln er weder sich regen/ noch irgend eine Empfindtnus mehr            haben werde. Wolan/ sprach Diogenes, wann ich nichts mehr empfinden kan/ was vexiert ihr            mich dann mit den Vöglen und Thieren/ laßt sie nur immer fressen.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[94/0124] telem zu seinem Lehrmeister/ lase der Griechischen Poeten Vers eiferig/ hielte sie in grossen ehren: wie er dann deß Homeri Vers in einem guldenen Kästlein mit sich geführet. Darbej/ wie seine Thaten mit sich bringen/ ware er großmütig/ unerschroken/ gab sich etwan nur gar zu weit in gefahr / wurde verwundet/ und darüber von den Seinen dessentwegen gestrafft/ Er ware fertig von Raht und That/ ein guter Soldat/ und wußte (wie jener sagt) wol/ daß in Schlachten mehr gute Ordnung und steiff zusammen geschlagene Glider gewünnen/ als die Waffen. Sanfftmütig / mild und frejgebig erzeigte er sich auch gegen die überwundnen. Wann es ist wie einer schreibt/ so hat auf einen tag der reichste Herr in der Welt Alexander und der allerärmste Philosophus Diogenes Cynicus, in seinem Faß zu Athen den geist aufgeben. Alexander hatte im durchreisen underschiedlichs mit disem Diogene wollen handlen/ jhme auch Königliche Verehrungen anerbotten/ welche Diogenes ausgeschlagen/ und nur begehrt/ der König solle vor seinem Faß weggehen/ und der Sonnenschein jhme nich mißgönnen. Die lezteren Reden Diogenis/ auf befragen hin/ wie man ihn begraben solte/ waren/ man solte ihn auf den bauch legen. Widerum gefraget/ warum das? sprach er/ weiln sich alles in der Welt verkehre/ so möchte sein leichnam sich villeicht auch wider umbkehren. Als weiters an ihn gesezt wurde wegen der Begräbnus/ gab er dise antwort: So werffet mich auf das Feld hinaus/ und im gegentheil eingeworffen wurde/ so werden dich die Vögel und wilden Thier fressen/ sagte er: Leget ein steken zu mir/ so wil ich sie verjagen. Hier auff wurde von einem widerredt: Er wurde solches wol bleiben lassen alsdann/ weiln er weder sich regen/ noch irgend eine Empfindtnus mehr haben werde. Wolan/ sprach Diogenes, wann ich nichts mehr empfinden kan/ was vexiert ihr mich dann mit den Vöglen und Thieren/ laßt sie nur immer fressen. Diogenes und Alexander. Diogenes Laert. l. 6.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/124
Zitationshilfe: Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/124>, abgerufen am 14.05.2024.