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Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665.

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Da König Alexander herrschete/ lebte der treffliche Mahler Apelles/ welcher einem Schuster/ der gar zu vielmal seine Kunst Apelles. Zeuxis. Parrhasius tadlen wolte/ das bekannte Sprüchwort sagte: Ne Sutor ultra crepidam, der Schuster solle bej seinem leist bleiben/ und nicht über den Schuh urtheilen von andern Händeln. Zween andere meister Zeuxis und Parrhasius streiteten miteinander/ in dem einer Trauben gemahlet/ daß die Vögel auch wolten darvon essen/ der ander einen Vorhang/ welchen Zeuxis wolte wegthun/ vermeinende ein ander Gemähld darunder zufinden / mußte hiermit Parrhasio den Rhum lassen.

Was für Discursen bej Alexandri M. Leich begängnus fürgeloffen. Als Alexander M. mit tod verbliechen/ da ist sein Leichnam geleget worden in einen ganz guldenen Kasten/ und nach Alexandria gebracht/ mit grosser Ehr und Reverentz, und begleitet von gar vielen Königen/ Prinzen/ und andern grossen Herren / welche sein Testament in verwahrung hatten/ und solches in werk zu stellen gedachten: Damit aber/ der lange weg und grosse Reise jhnen nicht verdrießlich oder beschwerlich wurde/ haben sie sich für genommen ein jeglicher etwas merkliches zu sprechen von demselben/ dessentodten Cörper sie beleit hatten.

Der erste hat gesagt: Alexander pflag vormals das Gold und Silber zu besizen/ und zu bewahren: je zund bewahret das Gold (nemblich der gülden Sarg) den Alexandrum.

Der ander sprach: Alerander pflag andere Menschen zu straffen und zu töden: je zund ist er selber gestraffet und getödtet.

Der dritte sprach: Gestern fürchteten Alexandrum die allergrössesten Könige in der welt: jezund achtet oder fürchtet ihn nicht der geringste Bettler.

Der vierte sprach: Gestern war der ganze Erdboden dem Alexandro zu klein un zu enge: je zund ist ihm ein kleiner Kaste groß genug.

Da König Alexander herrschete/ lebte der treffliche Mahler Apelles/ welcher einem Schuster/ der gar zu vielmal seine Kunst Apelles. Zeuxis. Parrhasius tadlen wolte/ das bekañte Sprüchwort sagte: Ne Sutor ultra crepidam, der Schuster solle bej seinem leist bleiben/ und nicht über den Schuh urtheilen von andern Händeln. Zween andere meister Zeuxis und Parrhasius streiteten miteinander/ in dem einer Trauben gemahlet/ daß die Vögel auch wolten darvon essen/ der ander einen Vorhang/ welchen Zeuxis wolte wegthun/ vermeinende ein ander Gemähld darunder zufinden / mußte hiermit Parrhasio den Rhum lassen.

Was für Discursen bej Alexandri M. Leich begängnus fürgeloffen. Als Alexander M. mit tod verbliechen/ da ist sein Leichnam geleget worden in einen ganz guldenen Kasten/ und nach Alexandria gebracht/ mit grosser Ehr und Reverentz, und begleitet von gar vielen Königen/ Prinzen/ und andern grossen Herren / welche sein Testament in verwahrung hatten/ und solches in werk zu stellen gedachten: Damit aber/ der lange weg und grosse Reise jhnen nicht verdrießlich oder beschwerlich wurde/ haben sie sich für genom̃en ein jeglicher etwas merkliches zu sprechen von demselben/ dessentodten Cörper sie beleit hatten.

Der erste hat gesagt: Alexander pflag vormals das Gold und Silber zu besizen/ und zu bewahren: je zund bewahret das Gold (nemblich der gülden Sarg) den Alexandrum.

Der ander sprach: Alerander pflag andere Menschen zu straffen und zu töden: je zund ist er selber gestraffet und getödtet.

Der dritte sprach: Gestern fürchteten Alexandrum die allergrössesten Könige in der welt: jezund achtet oder fürchtet ihn nicht der geringste Bettler.

Der vierte sprach: Gestern war der ganze Erdboden dem Alexandro zu klein un zu enge: je zund ist ihm ein kleiner Kaste groß genug.

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[95/0125] Da König Alexander herrschete/ lebte der treffliche Mahler Apelles/ welcher einem Schuster/ der gar zu vielmal seine Kunst tadlen wolte/ das bekañte Sprüchwort sagte: Ne Sutor ultra crepidam, der Schuster solle bej seinem leist bleiben/ und nicht über den Schuh urtheilen von andern Händeln. Zween andere meister Zeuxis und Parrhasius streiteten miteinander/ in dem einer Trauben gemahlet/ daß die Vögel auch wolten darvon essen/ der ander einen Vorhang/ welchen Zeuxis wolte wegthun/ vermeinende ein ander Gemähld darunder zufinden / mußte hiermit Parrhasio den Rhum lassen. Apelles. Zeuxis. Parrhasius Als Alexander M. mit tod verbliechen/ da ist sein Leichnam geleget worden in einen ganz guldenen Kasten/ und nach Alexandria gebracht/ mit grosser Ehr und Reverentz, und begleitet von gar vielen Königen/ Prinzen/ und andern grossen Herren / welche sein Testament in verwahrung hatten/ und solches in werk zu stellen gedachten: Damit aber/ der lange weg und grosse Reise jhnen nicht verdrießlich oder beschwerlich wurde/ haben sie sich für genom̃en ein jeglicher etwas merkliches zu sprechen von demselben/ dessentodten Cörper sie beleit hatten. Was für Discursen bej Alexandri M. Leich begängnus fürgeloffen. Der erste hat gesagt: Alexander pflag vormals das Gold und Silber zu besizen/ und zu bewahren: je zund bewahret das Gold (nemblich der gülden Sarg) den Alexandrum. Der ander sprach: Alerander pflag andere Menschen zu straffen und zu töden: je zund ist er selber gestraffet und getödtet. Der dritte sprach: Gestern fürchteten Alexandrum die allergrössesten Könige in der welt: jezund achtet oder fürchtet ihn nicht der geringste Bettler. Der vierte sprach: Gestern war der ganze Erdboden dem Alexandro zu klein un zu enge: je zund ist ihm ein kleiner Kaste groß genug.

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Zitationshilfe: Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/125>, abgerufen am 14.05.2024.