Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665.

Bild:
<< vorherige Seite

es sechs ganzer tag und nacht an einander brante. Eben dasselbige schreibt auch nach der länge Cornelius Tacitus.

Als aber diß Feüer durch den zorn Gottes auffgeblasen/ weiter fortgieng/ als Nero vermeinet/ und die Statt Rom einen unaussprechlichen und nnüberwindlichen Schaden dardurch genommen hatte: Wurd die Burgerschafft zu Rom/ alß welche der brand am meisten betraff/ fehr ungedultig/ und giengen darmit um/ daß sie sich an Nerone widerum rächen möchten.

Nero aber/ das er ihren univillen von sich ablehnen/ und dieser gefahr entgehen möchte / gab für/ and ließ diß geschrej in der statt und in den Provinzen außsprengen: Die Christen hetten solch feüer angelegt. Welches er dann auch desto leichter die Leüthe überreden könte/ dieweil die armen Christen allbereit bej iedermeniglich verhaßt waren / und für Feinde der Römischen Religion und Götter gehalten wurden. Ja das die sach desto besseren schein haben möchte/ ließ er etliche Christen gefänglich einziehen/ und mit unmenschlicher Marter foltern und peinigen/ daß jhrer etliche auß grösse der Schmerzen wider sich selbst und andere Christen reden/ und sich deß augezündeten Feüers schuldig bekennen mußten. Und hie wollen wir sezen die eigene wort Cornelij Taciti, wie dieselben im 15. Buch seiner Historien stehen/ und aus dem Latein verteütschet sind: Als Nero das gerücht gänzlich auffheben wolt/ das Romnicht auff seinen befehl mit feüer angelegt wer worden/ und sich also/ dem wüten deß gemeinen Pöfels zuentziehen gedacht: Hat er etliche deß angelegten Feüers fälschlich beschuldiget und dieselben hefftig gestraffet. Vnd das waren Christen/ welche damals bej jederman verhaßt waren. Es ist aber Christus/ von welchen sie den Namen haben/ zur zeit Tiberij/ vom Landpfleger Pontio Pilato gekreüziget worden:: Und obwoln dieselbe Religion der Christen damals weiter außgebreitet/ nicht allein im Jüdischen Land/ da sie ihren anfang genommen/ sondern auch in der Statt Rom / dahin alles von anderen Orthen zukommen/ und hochgeachtet zu werden pfleget. Da man nun erstlich fienge alle die sich vor Christen bekanten/ und von denselben weiter angezeiget worden: Hat man sie nit so fast deß Brands halben überzeüget als sonsten zum hefftigsten gemartert/ dieweil sie mäniglich verhasst waren. Und eh man sie hingerichtet/ hat man ihnen unzählich viel hohn und spott angethan

es sechs ganzer tag und nacht an einander brante. Eben dasselbige schreibt auch nach der länge Cornelius Tacitus.

Als aber diß Feüer durch den zorn Gottes auffgeblasen/ weiter fortgieng/ als Nero vermeinet/ und die Statt Rom einen unaussprechlichen und nnüberwindlichen Schaden dardurch genommen hatte: Wurd die Burgerschafft zu Rom/ alß welche der brand am meisten betraff/ fehr ungedultig/ und giengen darmit um/ daß sie sich an Nerone widerum rächen möchten.

Nero aber/ das er ihren univillen von sich ablehnen/ und dieser gefahr entgehen möchte / gab für/ and ließ diß geschrej in der statt und in den Provinzen außsprengen: Die Christen hetten solch feüer angelegt. Welches er dann auch desto leichter die Leüthe überreden könte/ dieweil die armen Christen allbereit bej iedermeniglich verhaßt waren / und für Feinde der Römischen Religion und Götter gehalten wurden. Ja das die sach desto besseren schein haben möchte/ ließ er etliche Christen gefänglich einziehen/ und mit unmenschlicher Marter foltern und peinigen/ daß jhrer etliche auß grösse der Schmerzen wider sich selbst und andere Christen reden/ und sich deß augezündeten Feüers schuldig bekennen mußten. Und hie wollen wir sezen die eigene wort Cornelij Taciti, wie dieselben im 15. Buch seiner Historien stehen/ und aus dem Latein verteütschet sind: Als Nero das gerücht gänzlich auffheben wolt/ das Romnicht auff seinen befehl mit feüer angelegt wer worden/ und sich also/ dem wüten deß gemeinen Pöfels zuentziehen gedacht: Hat er etliche deß angelegten Feüers fälschlich beschuldiget und dieselben hefftig gestraffet. Vnd das waren Christen/ welche damals bej jederman verhaßt waren. Es ist aber Christus/ von welchen sie den Namen haben/ zur zeit Tiberij/ vom Landpfleger Pontio Pilato gekreüziget worden:: Und obwoln dieselbe Religion der Christen damals weiter außgebreitet/ nicht allein im Jüdischen Land/ da sie ihren anfang genommen/ sondern auch in der Statt Rom / dahin alles von anderen Orthen zukommen/ und hochgeachtet zu werden pfleget. Da man nun erstlich fienge alle die sich vor Christen bekanten/ und von denselben weiter angezeiget worden: Hat man sie nit so fast deß Brands halben überzeüget als sonsten zum hefftigsten gemartert/ dieweil sie mäniglich verhasst waren. Und eh man sie hingerichtet/ hat man ihnen unzählich viel hohn und spott angethan

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0184" n="155"/>
es sechs ganzer tag und nacht an einander brante. Eben dasselbige schreibt auch nach der            länge Cornelius Tacitus.</p>
        <p>Als aber diß Feüer durch den zorn Gottes auffgeblasen/ weiter fortgieng/ als Nero            vermeinet/ und die Statt Rom einen unaussprechlichen und nnüberwindlichen Schaden            dardurch genommen hatte: Wurd die Burgerschafft zu Rom/ alß welche der brand am meisten            betraff/ fehr ungedultig/ und giengen darmit um/ daß sie sich an Nerone widerum rächen            möchten.</p>
        <p>Nero aber/ das er ihren univillen von sich ablehnen/ und dieser gefahr entgehen möchte           / gab für/ and ließ diß geschrej in der statt und in den Provinzen außsprengen: Die            Christen hetten solch feüer angelegt. Welches er dann auch desto leichter die Leüthe            überreden könte/ dieweil die armen Christen allbereit bej iedermeniglich verhaßt waren /            und für Feinde der Römischen Religion und Götter gehalten wurden. Ja das die sach desto            besseren schein haben möchte/ ließ er etliche Christen gefänglich einziehen/ und mit            unmenschlicher Marter foltern und peinigen/ daß jhrer etliche auß grösse der Schmerzen            wider sich selbst und andere Christen reden/ und sich deß augezündeten Feüers schuldig            bekennen mußten. Und hie wollen wir sezen die eigene wort Cornelij Taciti, wie dieselben            im 15. Buch seiner Historien stehen/ und aus dem Latein verteütschet sind: Als Nero das            gerücht gänzlich auffheben wolt/ das Romnicht auff seinen befehl mit feüer angelegt wer            worden/ und sich also/ dem wüten deß gemeinen Pöfels zuentziehen gedacht: Hat er etliche            deß angelegten Feüers fälschlich beschuldiget und dieselben hefftig gestraffet. Vnd das            waren Christen/ welche damals bej jederman verhaßt waren. Es ist aber Christus/ von            welchen sie den Namen haben/ zur zeit Tiberij/ vom Landpfleger Pontio Pilato gekreüziget            worden:: Und obwoln dieselbe Religion der Christen damals weiter außgebreitet/ nicht            allein im Jüdischen Land/ da sie ihren anfang genommen/ sondern auch in der Statt Rom /            dahin alles von anderen Orthen zukommen/ und hochgeachtet zu werden pfleget. Da man nun            erstlich fienge alle die sich vor Christen bekanten/ und von denselben weiter angezeiget            worden: Hat man sie nit so fast deß Brands halben überzeüget als sonsten zum hefftigsten            gemartert/ dieweil sie mäniglich verhasst waren. Und eh man sie hingerichtet/ hat man            ihnen unzählich viel hohn und spott angethan
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[155/0184] es sechs ganzer tag und nacht an einander brante. Eben dasselbige schreibt auch nach der länge Cornelius Tacitus. Als aber diß Feüer durch den zorn Gottes auffgeblasen/ weiter fortgieng/ als Nero vermeinet/ und die Statt Rom einen unaussprechlichen und nnüberwindlichen Schaden dardurch genommen hatte: Wurd die Burgerschafft zu Rom/ alß welche der brand am meisten betraff/ fehr ungedultig/ und giengen darmit um/ daß sie sich an Nerone widerum rächen möchten. Nero aber/ das er ihren univillen von sich ablehnen/ und dieser gefahr entgehen möchte / gab für/ and ließ diß geschrej in der statt und in den Provinzen außsprengen: Die Christen hetten solch feüer angelegt. Welches er dann auch desto leichter die Leüthe überreden könte/ dieweil die armen Christen allbereit bej iedermeniglich verhaßt waren / und für Feinde der Römischen Religion und Götter gehalten wurden. Ja das die sach desto besseren schein haben möchte/ ließ er etliche Christen gefänglich einziehen/ und mit unmenschlicher Marter foltern und peinigen/ daß jhrer etliche auß grösse der Schmerzen wider sich selbst und andere Christen reden/ und sich deß augezündeten Feüers schuldig bekennen mußten. Und hie wollen wir sezen die eigene wort Cornelij Taciti, wie dieselben im 15. Buch seiner Historien stehen/ und aus dem Latein verteütschet sind: Als Nero das gerücht gänzlich auffheben wolt/ das Romnicht auff seinen befehl mit feüer angelegt wer worden/ und sich also/ dem wüten deß gemeinen Pöfels zuentziehen gedacht: Hat er etliche deß angelegten Feüers fälschlich beschuldiget und dieselben hefftig gestraffet. Vnd das waren Christen/ welche damals bej jederman verhaßt waren. Es ist aber Christus/ von welchen sie den Namen haben/ zur zeit Tiberij/ vom Landpfleger Pontio Pilato gekreüziget worden:: Und obwoln dieselbe Religion der Christen damals weiter außgebreitet/ nicht allein im Jüdischen Land/ da sie ihren anfang genommen/ sondern auch in der Statt Rom / dahin alles von anderen Orthen zukommen/ und hochgeachtet zu werden pfleget. Da man nun erstlich fienge alle die sich vor Christen bekanten/ und von denselben weiter angezeiget worden: Hat man sie nit so fast deß Brands halben überzeüget als sonsten zum hefftigsten gemartert/ dieweil sie mäniglich verhasst waren. Und eh man sie hingerichtet/ hat man ihnen unzählich viel hohn und spott angethan

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/184
Zitationshilfe: Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/184>, abgerufen am 15.05.2024.