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Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665.

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etliche nacht von ihr selbsten eröffnet worden/ also/ daß sie hernacher von den wächteren schwerlich widerum können geschlossen werden.

So hat man auch den 29. Maj. nach vollendung diser Osterlichen fejertagen gewaaffnete Kriegsheer an dem Himmel gesehen/ welches sehr weit hin und wider im ganzen Jüdischen Land zu sehen war: und lieff dis Kriegsheer auff die Statt Jerusalem und andere Stätte zu / welches gerad vor der Sonnen auffgang gesehen worden.

In der Pfingstnacht/ alß die Priester bej nächtlicher zeit im Tempel versamlet/ hat sich erstlich im Tempel ein geräüsch erhoben darauff eine urplözliche stimm erhört worden / die da gesagt/ wolauff laßt uns von dannen ziehen: Welches eben die stimm Gottes und seiner Heiligen Englen war/ darmit sie den ort quittiert.

Eben damals hat ein armer Jüdischer Baursman/ mit nammen Jesus/ Ananiae Sohn / offentlich an dem fest der lauberhütten seine wehklag über Jerusalem angefangen/ und auff den Mauren/ wie auch in dem Tempel Jerusalem immer weh geschrjen: Item/ er ruff auch eine stimm von auffgang/ eine stimm von nidergang/ eine stimm von allen 4. winden / eine stimm über Jerusalem und den Tempel/ eine stim über Braut und Bräütigam/ eine stimm über das ganze volk. Solches geschrej trib er tag und nacht/ ließ sich in keinen weg auch nicht durch gewalt darvon abtreiben. Dis hat er angefangen 4. jahr vor der belägerung/ da es noch guter frid und ruh zu Jerusalem war und hat es getriben 73. jahr / 5. monath/ bis der feind ihne auff der maur durch ein Pfeil erlegt.

Diese und dergleichen wunderzeichen sind von vilen ring geachtet wie es noch heütigs tags zu geschehen pflegt. Josephus vermeldet das habe die Juden also blind/ und noch beherzt zu kriegen gemacht/ wegen der weissagung die sie gehabt/ daß zur selben zeit einer kommen werde auß ihren gränzen/ welcher das reich und die herrschafft von ihrem lande über die ganze welt überkommen solte: Welches sie dann so wütend gemacht/ daß sie nicht allein ihnen die frejheit sondern auch ein solch reich traumen liessen. Etliche haben dises auff Vespasianum gedeütet/ wir aber hingegen ziehen es auff Jesum Christum der in ihrem land nach dem fleisch von der H. Jungfrauen Maria gebohren/ sein reich durch die ganze welt auß-

etliche nacht von ihr selbsten eröffnet worden/ also/ daß sie hernacher von den wächteren schwerlich widerum köñen geschlossen werden.

So hat man auch den 29. Maj. nach vollendung diser Osterlichen fejertagen gewaaffnete Kriegsheer an dem Himmel gesehen/ welches sehr weit hin und wider im ganzen Jüdischen Land zu sehen war: und lieff dis Kriegsheer auff die Statt Jerusalem und andere Stätte zu / welches gerad vor der Sonnen auffgang gesehen worden.

In der Pfingstnacht/ alß die Priester bej nächtlicher zeit im Tempel versamlet/ hat sich erstlich im Tempel ein geräüsch erhoben darauff eine urplözliche stimm erhört worden / die da gesagt/ wolauff laßt uns von dannen ziehen: Welches eben die stimm Gottes und seiner Heiligen Englen war/ darmit sie den ort quittiert.

Eben damals hat ein armer Jüdischer Baursman/ mit nammen Jesus/ Ananiae Sohn / offentlich an dem fest der lauberhütten seine wehklag über Jerusalem angefangen/ und auff den Mauren/ wie auch in dem Tempel Jerusalem immer weh geschrjen: Item/ er ruff auch eine stimm von auffgang/ eine stim̃ von nidergang/ eine stimm von allen 4. winden / eine stimm über Jerusalem und den Tempel/ eine stim über Braut und Bräütigam/ eine stimm über das ganze volk. Solches geschrej trib er tag und nacht/ ließ sich in keinen weg auch nicht durch gewalt darvon abtreiben. Dis hat er angefangen 4. jahr vor der belägerung/ da es noch guter frid und ruh zu Jerusalem war und hat es getriben 73. jahr / 5. monath/ bis der feind ihne auff der maur durch ein Pfeil erlegt.

Diese und dergleichen wunderzeichen sind von vilen ring geachtet wie es noch heütigs tags zu geschehen pflegt. Josephus vermeldet das habe die Juden also blind/ und noch beherzt zu kriegen gemacht/ wegen der weissagung die sie gehabt/ daß zur selben zeit einer kommen werde auß ihren gränzen/ welcher das reich und die herrschafft von ihrem lande über die ganze welt überkommen solte: Welches sie dann so wütend gemacht/ daß sie nicht allein ihnen die frejheit sondern auch ein solch reich traumen liessen. Etliche haben dises auff Vespasianum gedeütet/ wir aber hingegen ziehen es auff Jesum Christum der in ihrem land nach dem fleisch von der H. Jungfrauen Maria gebohren/ sein reich durch die ganze welt auß-

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        <p>In der Pfingstnacht/ alß die Priester bej nächtlicher zeit im Tempel versamlet/ hat            sich erstlich im Tempel ein geräüsch erhoben darauff eine urplözliche stimm erhört worden           / die da gesagt/ wolauff laßt uns von dannen ziehen: Welches eben die stimm Gottes und            seiner Heiligen Englen war/ darmit sie den ort quittiert.</p>
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        <p>Diese und dergleichen wunderzeichen sind von vilen ring geachtet wie es noch heütigs tags            zu geschehen pflegt. Josephus vermeldet das habe die Juden also blind/ und noch beherzt            zu kriegen gemacht/ wegen der weissagung die sie gehabt/ daß zur selben zeit einer            kommen werde auß ihren gränzen/ welcher das reich und die herrschafft von ihrem lande            über die ganze welt überkommen solte: Welches sie dann so wütend gemacht/ daß sie nicht            allein ihnen die frejheit sondern auch ein solch reich traumen liessen. Etliche haben            dises auff Vespasianum gedeütet/ wir aber hingegen ziehen es auff Jesum Christum der in            ihrem land nach dem fleisch von der H. Jungfrauen Maria gebohren/ sein reich durch die            ganze welt auß-
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[160/0189] etliche nacht von ihr selbsten eröffnet worden/ also/ daß sie hernacher von den wächteren schwerlich widerum köñen geschlossen werden. So hat man auch den 29. Maj. nach vollendung diser Osterlichen fejertagen gewaaffnete Kriegsheer an dem Himmel gesehen/ welches sehr weit hin und wider im ganzen Jüdischen Land zu sehen war: und lieff dis Kriegsheer auff die Statt Jerusalem und andere Stätte zu / welches gerad vor der Sonnen auffgang gesehen worden. In der Pfingstnacht/ alß die Priester bej nächtlicher zeit im Tempel versamlet/ hat sich erstlich im Tempel ein geräüsch erhoben darauff eine urplözliche stimm erhört worden / die da gesagt/ wolauff laßt uns von dannen ziehen: Welches eben die stimm Gottes und seiner Heiligen Englen war/ darmit sie den ort quittiert. Eben damals hat ein armer Jüdischer Baursman/ mit nammen Jesus/ Ananiae Sohn / offentlich an dem fest der lauberhütten seine wehklag über Jerusalem angefangen/ und auff den Mauren/ wie auch in dem Tempel Jerusalem immer weh geschrjen: Item/ er ruff auch eine stimm von auffgang/ eine stim̃ von nidergang/ eine stimm von allen 4. winden / eine stimm über Jerusalem und den Tempel/ eine stim über Braut und Bräütigam/ eine stimm über das ganze volk. Solches geschrej trib er tag und nacht/ ließ sich in keinen weg auch nicht durch gewalt darvon abtreiben. Dis hat er angefangen 4. jahr vor der belägerung/ da es noch guter frid und ruh zu Jerusalem war und hat es getriben 73. jahr / 5. monath/ bis der feind ihne auff der maur durch ein Pfeil erlegt. Diese und dergleichen wunderzeichen sind von vilen ring geachtet wie es noch heütigs tags zu geschehen pflegt. Josephus vermeldet das habe die Juden also blind/ und noch beherzt zu kriegen gemacht/ wegen der weissagung die sie gehabt/ daß zur selben zeit einer kommen werde auß ihren gränzen/ welcher das reich und die herrschafft von ihrem lande über die ganze welt überkommen solte: Welches sie dann so wütend gemacht/ daß sie nicht allein ihnen die frejheit sondern auch ein solch reich traumen liessen. Etliche haben dises auff Vespasianum gedeütet/ wir aber hingegen ziehen es auff Jesum Christum der in ihrem land nach dem fleisch von der H. Jungfrauen Maria gebohren/ sein reich durch die ganze welt auß-

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Zitationshilfe: Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/189>, abgerufen am 15.05.2024.